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Johanne Juliane Schubert geborene May 25 November 1776 in Wurgsdorf bei Bolkenhain 7 April 1864 in Wurgsdorf war eine Weberin und heute unbekannte 1 deutsche Volksdichterin aus dem heutigen Niederschlesien Von ihr stammen zahlreiche recht unbekannte Gedichte die haufig mit der christlichen Pilgermotivik durchwoben sind und motivisch stark an John Bunyans Pilgerreise erinnern Johanne Juliane Schubert galt zu Lebzeiten als eine Naturdichterin mit angeborenem Dichtertalent 2 Bildnis der Johanne Juliane Schubert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk und Wirken 2 1 Beispielsgedicht 2 2 Christliche Pilgermotivik 2 3 Johanne Juliane Schubert und Johannes Lammerer zwei Weber und Volksdichter 3 Veroffentlichungen 3 1 Werkausgabe 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohanne Juliane Schubert wurde in Wurgsdorf in eine Weberfamilie hineingeboren und wuchs dort auf Schon als kleines Kind musste sie das Weberhandwerk von ihren Eltern erlernen um diese bei der Arbeit und beim Broterwerb unterstutzen zu konnen Mit acht Jahren ging sie auf die Dorfschule in den Unterricht des damaligen Schullehrers Herrn Knittel Als dieser 1792 im Alter von 32 Jahren starb dichtete Schubert das erste Mal ihrer Aussage nach Verse Diese verliess sie 1789 wieder also mit 12 oder 13 Jahren Ihre Kindheit war von Armut und Krankheit gepragt 1792 starb ihre einzig noch lebende Schwester alle anderen Geschwister waren schon zuvor verstorben Im Zuge der Trauerbewaltigung wendete sich Schubert der Stille der Natur und der Literatur zu und begann die Bunzlauer Monatsschrift und die darin enthaltene Gedichte zu lesen Im Zuge dessen wendete sie sich auch selbst der Dichtung eigener Gedichte zu 1799 heiratete sie sieben Jahre spater den Mann ihrer verstorbenen Schwester den Weber Ehrenfried Schubert Johanne Juliane Schubert schrieb sie sei Mutter zweier Kinder gewesen von denen eins allerdings starb 1796 wurde der Bolkenhainer Pfarrer Ulrich auf ihre Gedichte aufmerksam und machte sie mit der Zeit in der Region bekannt Der Pfarrer Johann Gottfried Dobermann aus Leutmannsdorf veroffentlichte einige dieser Gedichte in seinen Vierteljahrschriften Durch die Freundschaft mit Personen aus belesenen und studierten Kreisen las und rezipierte Schubert neben ihrer eigenen Dichtungstatigkeit u a Gedichte und Schriften von Hagedorn Wieland Tiedges Elegien und dessen Urania Klopstocks Messias Goethe und Schiller 3 Werk und Wirken Bearbeiten nbsp Titelblatt des 1810 erschienenen BuchesSchuberts Buch mit der Gedichtsammlung wurde 1810 in der ersten Auflage in Reichenbach vom koniglich privilegierten Drucker Ernst Muller gedruckt und herausgegeben Ein Jahr spater folgte bereits eine zweite verbesserte Auflage Beispielsgedicht Bearbeiten Der Sommermorgen auf dem Riesengebirge Die Sonne schien der Nebel wich Wie schon o welche prachtig hohe Scene Besinge sie auch so feierlich Zu schwach o Muse bleiben deine Tone Anbeten Kann die Seele nur Anbeten nur und dann voll Ehrfurcht schweigen Wenn feierlich vom Schopfer der Natur Die Werke seiner Huld und Allmacht zeigen Du sahest sie o Freund und schon Wird dich gewiss der Morgen oft umschweben Noch oft der kuhlen Sommerwinde Wehn Dein Herz zu sanftem Hochgefuhl erheben Wirst oft die Aussicht sehn die hier Die schonsten Blumen reiner Luft dir streute Oft sagen Schon o Morgen war st du mir Wo ich mich dein im Gluck der Freundschaft freute So schon wie dieser Morgen war Sei Edler stets dein Pilgerpfad durchs Leben Es musse dich zum grauen Silberhaar Der reinsten Freude Rosenduft umschweben Sei dann noch Lehrer sei noch Freund Den Guten die nach deiner Leitung handeln Jm Gluck und Leiden bruderlich vereint Mit dir den Pfad zu hoh rer Wonne wandeln 4 Christliche Pilgermotivik BearbeitenDer Begriff Pilger taucht 16 mal im Œuvre Schuberts auf die Komposita Pilgerfahrt funfmal Pilgerpfad ebenfalls funfmal und Pilgerbahn viermal Daneben sind zahlreiche weitere semantisch verwandte Begriffe wie Weg Bahn und Ziel dort belegt Die allegorische Ubertragung der Pilgerreise als einen vor allem im Mittelalter vorherrschenden Akt an eine heilige Statte zu pilgern wurde im Zuge der Reformation auf das geistliche Leben im irdischen Diesseits ubertragen Der Wittenberger Reformator Martin Luther schrieb beispielsweise Eyn Christ wenn er rechtschaffen glewbt so hat er alle gutter Gottis und ist Gottis son wie wyr gehort haben Aber die zeyt die er noch lebt ist nur eyn pylgerfart Denn der geyst ist schon ym hymel durch den glawben durch wilchen er uber alle ding eyn herr ist Darumb lesset yhn aber Got noch ym fleysch leben und den leyb auff erden gehen das er ander leutten helffe und sie auch gen hymel bringe 5 Die Pilgerreise oder Pilgerfahrt wird hier auf das irdische Glaubensleben ubertragen und das ist ein zentrales Leitmotiv das sich in Schuberts Gedichten wiederfinden lasst Beispielsweise taucht diese Pilgermotivik in den letzten beiden Strophen des obigen Beispielgedichtes auf Und auch Johannes Lammerer vergleicht sie in den letzten drei Strophen im unten angefuhrten Gedicht mit einem glaubenden Pilger und verwendet die Pilgermetaphorik fur das geistliche Leben des Lammerers im Diesseits Dort wird die allegorische Pilgerreise in lutherischer Deutung verwendet Das Glaubensleben steht allegorisch fur eine diesseitige Pilgerreise in die jenseitigen Welt und ist zugleich mit dem Auftrag verbunden anderen Menschen zu helfen und zu unterweisen um sie ebenfalls zum Glauben zu bewegen Johanne Juliane Schubert und Johannes Lammerer zwei Weber und Volksdichter Bearbeiten nbsp Johanne Juliane Schubert im Cotta schen Morgenblatt 1 nbsp Johanne Juliane Schubert im Cotta schen Morgenblatt 2 nbsp Justinus Kerners Sonett An Johannes Lammerer im Cotta schen Morgenblatt nbsp Das Gedicht Der schnelle Lauf meiner Tage von Johannes Lammerer im Cotta schen Morgenblatt Im Cotta schen Morgenblatt fur gebildete Stande erschien 1820 ein Gedicht Schuberts das an Johannes Lammerer adressiert ist Johannes Lammerer ist ebenfalls ein Weber der allerdings seinerzeit in Deufstetten bei Crailsheim wohnte das seit dem bairisch wurttembergischen Ausgleichsvertrag 1810 zu Wurttemberg gehort Durch das Morgenblatt gelangte Johannes Lammerer nach Niederschlesien uber Pfarrer Scholz aus Buchwald zu Schubert Dieser schrieb in einem Brief welcher im Morgenblatt abgedruckt wurde dass Schubert vor Staunen uber die Parallelitaten zwischen ihr und Lammerer entzuckt war und er sie daraufhin aufforderte diesem ein Gedicht zu widmen Sie lehnte dies aus Bescheidenheit zunachst ab ging aber nach mehrmaliger Aufforderung seitens Pfarrer Scholz darauf ein 6 Daran schliesst sich das verfasste Gedicht von Schubert an Im Folgenden werden das Gedicht von Schubert mit der Sonettwidmung von Justinus Kerner und dem Gedicht Lammerers gegenubergestellt die beide im Morgenblatt fur gebildete Stande erschienen sind Mindestens eins von beiden Gedichten muss in Niederschlesien dem Pfarrer Scholz und der Johanne Juliane Schubert vorgelegen haben Justinus Kerner An Johannes Lammerer Morgenblatt fur gebildete Stande Jahr 1818 Nr 253 Johannes Lammerer Der schnelle Lauf meiner Tage Morgenblatt fur gebildete Stande Jahr 1819 Nr 52 Johanne Juliane Schubert An Lammerer Morgenblatt fur Gebildete Stande Jahrgang 1820 Nr 86 An Johannes Lammerer Der schnelle Lauf meiner Tage An Lammerer Wie einst Hans Sachs in seiner frommen Sitte Manch Lied auf armer Schusterbank gesungen So ist auch Dir manch frommes Lied gelungenAm Weberstuhl in armer stiller Hutte Leicht wie die Weberspule Auf meinem Weberstuhle Fleugt meine Zeit dahin Schon funfzig ganze JahreDem Tode und der BahreJch unaufhaltsam naher bin Jch hab ein frohes Wort vernommen Aus fernem Land von einem frommenUnd armen Greise lieb und werth Dem statt des Reichthums vieler Haabe Der Hochste jene Himmelsgabe Die Gabe des Gesangs beschert Leicht hupfend ist Dein Schifflein da gesprungen In Melodieen durch der Faden Mitte Gleich Harfenlauf hat s oft nach Deinem TritteNoch Mitternachts in dem Geweb erklungen Schnell wie die Wolken eilen Sich nirgends lang verweilen So waren meine Tag Mit Thranen angefangen Mit Lacheln bald vergangen Bald Sonnenschein bald Donnerschlag Manch schones Lied ist ihm gelungen Wenn er mit Emsigkeit geschwungenSein Weberschiffchen leicht und klein So sang auch ich der Welt verborgen Am Weberstuhl oft meine Sorgen Und meines Lebens Kummer ein Zwar aussen arm doch innen reich geborgen Sprichst Du Gott weiss warum er mein GewebeMit Tonen nur und nicht mit Gold durchwoben Die mich als Jungling kannten Mich All unglucklich nanntenBis in die zwanzig Jahr Weil aussen ich erblassetUnd welk hat man gefassetNicht dass noch innen Freude war Ein gleiches Schicksal traf uns Beyde Und Gleiches schafft uns Lust und Freude Uns zu zerstreun des Lebens Harm Drum theurer Greis mit Deinem FriedeJm Herzen nimm von mir im LiedeDen Gruss der Freundschaft froh und warm Bald reisst es ab dann kommt der goldne Morgen Wo ich verklart aus armer Hulle schwebe Im reichsten Schmuck der Sylphe gleich nach oben Durch armer Altern Pflegen Durch Gottes reichen Segen Kam es doch endlich so Dass ich auch konnte wandernVon einem Ort zum andern Oft wie ein Vogel leicht und froh Schon dehnt Dein Pilgerpfad sich weiter Noch steh ich tiefer auf der Leiter Doch auch mein Mittag senkt sich schon Wohl werden wir uns hier nicht schauen Doch heg ich kindlich das Vertrauen Gewiss einst dort vor Gottes Thron Zwar bin ich arm geblieben Doch konnte das nie trubenDen innern Sonnenschein Oft kam s mir aus dem Sinne Wurd s da nur wieder inne Wenn Andre sich erbarmten mein Dann ist des Pilgers Lied verklungen Der Erdenkummer eingesungen Der dennoch manche Ros uns trug Und wo zum Vater der sie sandte Das Herz sich froh und liebend wandte Auf der Begeist rung Strahlenflug Wenn ich jetzt uberlege Wie ich auf meinem WegeDer Fehler viel gemacht So bin ich zu geringeDer Treue die ich singe Und dass mich Gott nahm so in Acht Geh Deinen Weg indess im Frieden Und Dir im Alter sey beschiedenErquickung Ruh und heitrer Sinn Oft werd ich denken froh und gerneDes frommen Sangers in der Ferne So denk auch Du der Sangerinn Und dankbar muss ich sagen Mein Gott hat mich getragenMit vaterlicher Huld Ich fasse seine Hande Herr richt nach meinem EndeMich nicht nach der verdienten Schuld Johannes Lammerer wurde am 22 Juni 1763 auf dem Lammershof bei Gschwend geboren Rechnet man die im mittleren Gedicht genannten 50 Jahre dazu dann kommt man auf das Jahr 1813 Demnach ist hochstwahrscheinlich dieses Gedicht zwischen dem 22 Juni 1813 und dem 21 Juni 1814 entstanden Durch die gemeinsame Strophenform Sechszeiler dasselbe Reimschema aabccb und derselben Kadenz wwmwwm ist naheliegend dass sich das Gedicht Schuberts intertextuell auf das von Lammerer bezieht Es kann aber nicht ausgeschlossen werden dass in Niederschlesien auch Kerners Sonettwidmung gelesen worden ist Veroffentlichungen BearbeitenWerkausgabe Bearbeiten Gedichte der Webers Frau Johanne Juliane Schubert geb May zu Wurgsdorf bei Bolkenhain Nebst dem Bildniss der Dichterin fur welche der Ertrag dieser Sammlung bestimmt ist Reichenbach 1810 gedruckt in der Konigl privil Stadtbuchdruckerei bei Ernst Muller Google BooksLiteratur BearbeitenKarl Goedeke Art Johanne Juliane Schubert In Ders Grundriss zur Geschichte der Deutschen Dichtung aus den Quellen Dresden 1862 S 1143 Google Books Rudolf Grieger Die Schubertin im Spiegel ihrer Gedichte und ihrer Leserschaft Jahrbuch fur Schlesische Kirchengeschichte 74 1995 Sigmaringen 1996 S 119 147 Margarete Arndt Die dichtende schlesische Webersfrau in Schlesien Kunst Wissenschaft Volkskunde Jg 1984 Heft 1 S 25 35 Weblinks BearbeitenMorgenblatt fur Gebildete Stande Jahrgang 1820 Nr 86 Stuttgart Tubingen Cotta 1820 S 345 f Morgenblatt fur Gebildete Stande Jahrgang 1819 Nr 52 Stuttgart Tubingen Cotta 1819 S 205 Morgenblatt fur gebildete Stande Jahr 1818 Nr 253 Stuttgart Tubingen Cotta 1818 S 1009 Johanne Juliane Schubert Kurzbiographie wortblume de Deutsche Biographie Schubert Johanne Juliane deutsche biographie de Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Rudolf Grieger Die Schubertin im Spiegel ihrer Gedichte und ihrer Leserschaft Jahrbuch fur Schlesische Kirchengeschichte 74 1995 Sigmaringen 1996 S 119 Vorerinnerung in Gedichte der Webers Frau Johanne Juliane Schubert geb May zu Wurgsdorf bei Bolkenhain Nebst dem Bildniss der Dichterin fur welche der Ertrag dieser Sammlung bestimmt ist Reichenbach 1810 gedruckt in der Konigl privil Stadtbuchdruckerei bei Ernst Muller Biographie der Dichterin von ihr selbst entworfen und ohne die geringste Veranderung abgedruckt in Gedichte der Webers Frau Johanne Juliane Schubert geb May zu Wurgsdorf bei Bolkenhain Nebst dem Bildniss der Dichterin fur welche der Ertrag dieser Sammlung bestimmt ist Reichenbach 1810 gedruckt in der Konigl privil Stadtbuchdruckerei bei Ernst Muller Gedichte der Webers Frau Johanne Juliane Schubert geb May zu Wurgsdorf bei Bolkenhain Nebst dem Bildniss der Dichterin fur welche der Ertrag dieser Sammlung bestimmt ist Reichenbach 1810 gedruckt in der Konigl privil Stadtbuchdruckerei bei Ernst Muller Nachlese S 49f WA 12 290 20 25 in J K F Knaake et al Hgg D Martin Luthers Werke Kritische Gesamtausgabe Weimar 1883 2009 Morgenblatt fur Gebildete Stande Jahrgang 1820 Nr 86 Stuttgart Tubingen Cotta 1820 S 345 Normdaten Person GND 117109029 lobid OGND AKS LCCN no2002059267 VIAF 22910480 Wikipedia Personensuche Personendaten NAME Schubert Johanne Juliane ALTERNATIVNAMEN May Johanne Juliane Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Weberin und Volksdichterin aus dem heutigen Niederschlesien GEBURTSDATUM 25 November 1776 GEBURTSORT Wurgsdorf bei Bolkenhain STERBEDATUM 7 April 1864 STERBEORT Wurgsdorf bei Bolkenhain Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johanne Juliane Schubert amp oldid 233580852