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Johann Vesque von Puttlingen Pseudonym Johann Hoven 23 Juli 1803 in Opole bei Lublin Galizien 29 Oktober 1883 in Wien war Jurist und Komponist Er gilt als einer der bedeutendsten osterreichischen Liedschopfer zwischen Schubert und Brahms Johann Vesque von Puttlingen Lithographie von Josef Kriehuber 1838 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gesamtwerk 3 Opern 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Vesque von Puttlingen wurde auf dem Schloss des Grafen Alexander Lubomirski in Opole bei Lublin geboren Sein aus franzosisch niederlandischem Adel stammender Vater als k k Beamter von Napoleon aus den habsburgischen Niederlanden vertrieben war dort als Bibliothekar und Hauslehrer tatig und wurde spater Regierungsrat 1 1804 ubersiedelte die Familie in den damaligen politischen Wirren nach Wien Diese Stadt stellte fortan bis zu seinem Tod den Mittelpunkt seines Lebens dar Nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung am Schottengymnasium begann Vesque 1819 sein Studium an der Wiener Universitat zunachst hauptsachlich in den Fachern griechische Philologie und Philosophie Ab dem Wintersemester 1821 1822 wandte er sich dem Studium der Rechts und Kameralwissenschaften zu 2 1827 wurde er mit hochster Auszeichnung zum Dr jur promoviert Anschliessend wurde er in den Staatsdienst aufgenommen wo er von 1827 bis 1872 zuletzt als Sektionschef im Auswartigen Amt tatig war und es uber die Position eines Landrats von Salzburg Staatskanzleirats und Hofrats schliesslich in den Rang eines Geheimen Rats brachte 1866 wurde er in den Freiherrenstand erhoben 1876 avancierte er zum Mitglied des Herrenhauses Er war einer der fuhrenden osterreichischen Juristen der sich auf diesem Gebiet auch schriftstellerisch betatigte so u a mit einem 1864 erschienenen bahnbrechenden Werk uber Das musikalische Autorrecht ferner einer Darstellung des in Osterreich geltenden Auslanderrechts sowie einer Ubersicht der Vertrage Osterreichs mit auswartigen Staaten Vesque war ab 1832 mit Anna Maria Markus zu Eor 1814 1893 verheiratet der Tochter eines reichen ungarischen Juristen Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor Durch die Heirat wurde von Puttlingen vermogend In seinem Haus in Wien veranstaltete er Hauskonzerte die seinen Salon zu einem der kulturellen Mittelpunkte Wiens machten Seine Kontakte zu Robert und Clara Schumann Hector Berlioz Franz Liszt Carl Loewe Giacomo Meyerbeer Felix Mendelssohn Bartholdy Otto Nicolai und andere mehr die durch umfangreich erhaltene Korrespondenz belegt sind zeugen von seiner kunstlerischen Bedeutung und allseitigen Wertschatzung Die Grundlage hierfur bildete nachdem der Schuler Vesque sich neben der Musik auch mit Literatur und Naturwissenschaften intensiv beschaftigt hatte eine fundierte musikalische Ausbildung Vesque erhielt mit 13 Jahren ersten Klavierunterricht bei dem mit Franz Schubert und Ludwig van Beethoven befreundeten Maximilian Josef Leidesdorf dann ab 1816 bei Ignaz Moscheles und schliesslich bei Jan Hugo Worzischek 1821 wurde er Schuler des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien mit den Fachern Klavier und Chorgesang Ab 1828 studierte er Komposition bei Eduard von Lannoy und liess sich 1833 von Simon Sechter im strengen Satz unterweisen 1827 1828 hatte Vesque Kontakt zu Franz Schubert und lernte uber ihn den beruhmten Sanger Johann Nepomuk Vogl kennen Man darf davon ausgehen dass die hierbei gewonnenen musikalischen Eindrucke von pragender Wirkung waren und die Grundlage bildeten fur die lebenslange Vorliebe Vesques fur die Gattung Lied 1912 wurde die Puttlingengasse in Wien Hietzing nach ihm benannt Gesamtwerk BearbeitenVesques erste veroffentlichte Kompositionen bewegen sich noch dem Geschmack der Zeit folgend auf dem Gebiet leichter und gefalliger Klaviermusik in Form von Landlern Cotillons Gallopes und Walzern opus 1 5 Schon mit opus 6 setzt dann die Liedproduktion ein und in opus 7 findet sich mit Der Tanzer bereits die erste Vertonung eines Textes von Heinrich Heine wobei dieses Lied mit zu den besten Schopfungen von Puttlingens gerechnet werden darf Vesque genoss auch als Sanger zumal seiner eigenen Lieder unter seinen Zeitgenossen hohes Ansehen Er war mit einer gut ausgebildeten Tenorstimme begabt und trat haufig im Rahmen seiner eigenen Hauskonzerte oder auch in anderen Zirkeln Wiens sowie bei Gelegenheit seiner zumeist beruflich bedingten Reisen in das In und Ausland auf wobei seinen brieflichen Berichten zu entnehmen ist dass hierbei immer wieder der Vortrag speziell seiner Heine Vertonungen von ihm verlangt wurde Diese wusste er offensichtlich meisterhaft darzubieten Der geistreiche leicht pointierende fast franzosisch angehauchte Ton den Vesque in den Vortrag namentlich seiner humoristischen Lieder zu legen wusste war ganz einzig 3 nbsp Grabmal der Familie Puttlingen auf dem Pfarrfriedhof Penzing in WienDas Hauptwerk Johann Vesque von Puttlingens stellt die 1851 erschienene Heimkehr dar der wohl umfangreichste Liederzyklus der Musikgeschichte bei der es sich um eine vollstandige Vertonung der 88 Nummern umfassenden gleichnamigen Gedichtsammlung von Heinrich Heine handelt Hector Berlioz bezeichnete diese Lieder als Meisterstucke von Humor Phantasie und Grazie Das Gesamtwerk von Puttlingens umfasst im Wesentlichen ca 300 Lieder darunter 117 auf Texte von Heinrich Heine daruber hinaus neun Opern die in Wien und zum Teil auch im europaischen Ausland nicht ohne Erfolg aufgefuhrt wurden zwei Messen in D und in Es nebst weiteren kirchenmusikalischen Werken diverse Mannerchorsatze drei verschollene Streichquartette sowie Klavierstucke Dabei stellen sich die Lieder eindeutig als der Schwerpunkt des Œuvres dar wobei die besondere musikgeschichtliche Bedeutung Vesques in seinen Heine Vertonungen gesehen wird Wie kaum ein anderer vor und nach ihm hat Vesque die unterschwellige oder auch offene Ironie der Heine schen Texte musikalisch nachzuzeichnen vermocht 4 Hier zeigt sich das Eigenstandige der musikalischen Sprache von Puttlingens fern von allem Epigonentum Seine Vertonungen sind kongeniale Nachschopfungen oder vielleicht besser Neuschopfungen der literarischen Vorlagen Heinrich Heines Vesques Pseudonym als Komponist Hoven leitet sich von dem Namen eines alten Landgutes der Familie in Lothringen ab 5 Er wurde auf dem Pfarrfriedhof Penzing in Wien beerdigt Opern Bearbeiten1838 Turandot 1840 Johanna d Arc 1845 Liebeszauber 1847 Das Kathchen von Heilbronn 1847 Burg Thaya 1850 Ein Abenteuer Carls des Zweiten 1852 Der lustiger Rath Lips TullianLiteratur BearbeitenConstantin von Wurzbach Vesque von Puttlingen Johann Freiherr Sohn In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 50 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1884 S 196 207 Digitalisat Eusebius Mandyczewski Vesque von Puttlingen Johann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 39 Duncker amp Humblot Leipzig 1895 S 651 Anonym Johann Vesque von Puttlingen Eine Lebensskizze Wien 1887 Eduard Hanslick Vesque von Puttlingen J Hoven In Ders Die moderne Oper Teil 4 Musikalisches Skizzenbuch Neue Kritiken und Schilderungen Allgemeiner Verein fur Deutsche Litteratur Berlin 1888 S 196 203 Helmut Schultz Johann Vesque von Puttlingen Dissertation Leipzig 1928 Reinhold Sietz Vesque von Puttlingen In Die Musik in Geschichte und Gegenwart 1 Auflage Band 13 Spalte 1566 f Ludwig Finscher Vesque von Puttlingen In Die Musik und Geschichte und Gegenwart 2 Auflage Band 16 Spalten 1520 bis 1523 Erich Wolfgang Partsch Johann Vesque von Puttlingen In Penzinger Museumsblatter Heft 50 Wien 1987 Seite 1 ff Renate Federhofer Konigs R Schumanns Wiener Weggefahrte J Vesque von Puttlingen In Neues musikwissenschaftliches Jahrbuch 2000 Seite 111 ff Martin Wiemer Johann Vesque von Puttlingen In Neue Juristische Wochenschrift 2004 Seite 573 ff Martin Wiemer 2 Juristen 88 Gedichte und viel Musik In Neue Juristische Wochenschrift 2018 Seite 746 ff Gunter Metzner Heine in der Musik Tutzing 1989 Band 4 S 424 ff Stichwort Hoven Michael Jahn Die Wiener Hofoper von 1848 bis 1870 Personal Auffuhrungen Spielplan Tutzing 2002 S 12 109 145 701 Sonja Gesse Harm Zwischen Ironie und Sentiment Heinrich Heine im Kunstlied des 19 Jahrhunderts Dusseldorf 2006 Notenausgaben 8 Auswahlbande mit insgesamt 89 Liedern Edition Walhall Magdeburg auf Texte von Heine Goethe Lenau Chamisso u a Missa in D Verlag LMM Magdeburg 6 Lieder fur Mannerchor opus 45 Verlag LMM Magdeburg 6 Lieder fur Mannerchor opus 49 Verlag LMM Magdeburg Der Doktor und der Patient Duett fur 2 Bassstimmen mit Klavierbegleitung Verlag LMM Magdeburg Das Schifflein Text von Ludwig Uhland fur eine Singstimme mit Klavier Flote und Horn Verlag LMM Magdeburg Der Handschuh Text von Friedrich Schiller Ballade fur Bass Bariton und Klavier Verlag Edition Walhall Magdeburg Ritter Toggenburg Text von Friedrich Schiller Ballade fur eine Singstimme mit Klavierbegleitung Verlag LMM Magdeburg Einst und Jetzt Text von Nikolaus Lenau Fur eine Singstimme mit Begleitung des Klaviers sowie Cello oder Horn Verlag LMM Magdeburg Weblinks BearbeitenMedien von und uber Johann Vesque von Puttlingen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johann Vesque von Puttlingen in der Deutschen Digitalen Bibliothek Lied PortalEinzelnachweise Bearbeiten Osterreichischer Beobachter 1811 04 07 Seite 4 Abgerufen am 10 April 2022 Renate Federhofer Konigs R Schumanns Wiener Weggefahrte J Vesque von Puttlingen In Neues musikwissenschaftliches Jahrbuch 2000 Seite 112 Eduard Hanslick Vesque von Puttlingen J Hoven In Ders Die moderne Oper Teil 4 Musikalisches Skizzenbuch Neue Kritiken und Schilderungen Allgemeiner Verein fur Deutsche Litteratur Berlin 1888 S 196 203 Zitat S 199 Siehe z B Die Geisterinsel als Vertonung des Gedichtes Mein Liebchen wir sassen beisammen von Heinrich Heine in Sammlung von Musik Stucken alter und neuere Zeit als Zulage zur neuen Zeitschrift fur Musik 1838 Heft 4 Eduard Hanslick Vesque von Puttlingen J Hoven In Ders Die moderne Oper Teil 4 Musikalisches Skizzenbuch Neue Kritiken und Schilderungen Allgemeiner Verein fur Deutsche Litteratur Berlin 1888 S 196 203 hier S 199 Normdaten Person GND 117395684 lobid OGND AKS LCCN n98108240 VIAF 89401210 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vesque von Puttlingen JohannKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Jurist und LiederkomponistGEBURTSDATUM 23 Juli 1803GEBURTSORT Opole GalizienSTERBEDATUM 29 Oktober 1883STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Vesque von Puttlingen amp oldid 236583721