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Johann Jacob Schickler 15 Juni 1711 in Mulhausen Elsass 28 Februar 1775 in Berlin war Grosskaufmann und Unternehmer in Preussen und Begrunder der Schickler Dynastie im Berliner Handelshaus Splitgerber amp Daum Johann Jacob Schickler Gemalde von Joachim Martin Falbe 1762Wappen Familie Schickler Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Neuanfang in Berlin 2 Wechselvolle Jahre 1745 1764 3 Tod Splitgerbers 4 Aktivitaten ausserhalb des Handelshauses 5 Tod Schicklers und Nachfolge 6 Spatere Entwicklung 7 Literatur 8 EinzelnachweiseHerkunft und Neuanfang in Berlin BearbeitenSchickler stammte aus einer Baseler Familie von Kirchenmannern und Lehrern Sein Vater war der Schulmeister Johann Jacob Schickler 1685 1730 der in Mulhausen sesshaft geworden war und Elisabeth Pfaff geheiratet hatte 1745 fand der 34 jahrige Schickler vermutlich auf Grund einer Empfehlung grosszugige Aufnahme bei David Splitgerber der ihm das ungewohnlich hohe Anfangsgehalt von 500 Talern jahrlich zahlte Splitgerbers Partner Gottfried Adolph Daum war zwei Jahre zuvor gestorben und Splitgerber fuhrte das Handelshaus auch im Namen der Daumschen Erbengemeinschaft seitdem allein 1748 stellte der inzwischen selbst bereits 65 Jahre alte Splitgerber als weitere Nachwuchskraft den 19 jahrigen Friedrich Heinrich Berendes ein der sich allerdings mit einem Anfangsgehalt von 50 Talern begnugen musste Nach ersten Jahren der Bewahrung ernannte Splitgerber Schickler 1749 zum Direktor der neu gegrundeten Zuckerraffinerie in Berlin 1 mit vertraglich vereinbarter Gewinnbeteiligung von einem Drittel 1759 erhielt Berendes einen ahnlichen Vertrag der ihn rechtlich und finanziell mit Schickler gleichstellte Mit diesen Regelungen schuf Splitgerber die wirtschaftlichen Grundlagen fur zwei Ehen die er zwischen den beiden Mannern und seinen Tochtern stiftete 2 Damit sicherte er auch den Fortbestand des Handelshauses fur die Familie denn sein einziger Sohn schien bereits in jungen Jahren eine Abneigung gegen die Ernsthaftigkeit des vaterlichen Kaufmannsberufes gezeigt zu haben David Splitgerber jun wurde spater Jagermeister des Prinzen Ferdinand von Preussen dem Bruder des Konigs Wechselvolle Jahre 1745 1764 BearbeitenZur ersten Zuckerfabrik kamen noch zwei weitere in Berlin und eine vierte in Bromberg hinzu Mit dem Kauf der Zuckersiederei in Minden bestand dann ein fast flachendeckendes Monopol fur die preussischen Lande das Friedrich II durch ein Importverbot fur fremden Zucker schutzte Splitgerber und Schickler wurden aber auch vom Konig in die Bemuhungen zur Steigerung des Aussenhandels eingebunden An einem Freihandels Abkommen mit Frankreich 1753 3 und an der Grundung von uberseeischen Handelsgesellschaften waren sie auf nachdrucklichen Wunsch Friedrichs II beteiligt Schickler sicherte dem Handelshaus zwar je etwa 10 des Grundungskapitals der Ostasiatischen Handelskompagnie und der Preussisch Bengalischen Compagnie 4 doch war nach dem Auslaufen der Schiffe kein weiterer Einfluss auf den Gang der Dinge moglich Weder die grossen Gewinne aus dem Handel mit Ostasien China noch die weit grosseren Verluste der bengalischen Unternehmung konnten von Berlin aus beeinflusst werden Das Fehlen einer preussischen Flotte die Begleitschutz hatte bieten konnen 5 und der Boykott durch die etablierte Seehandelsmacht England sorgten fur eine insgesamt negative Bilanz Schliesslich unterbanden die Franzosen den preussischen Uberseehandel als sie den Heimathafen Emden gleich zu Beginn des Siebenjahrigen Krieges besetzten nbsp Schicklersches Haus in Berlin Leipziger Str 57 Donhoffplatz nbsp Schicklersches Haus in der Leipziger Strasse um 1840 das dunklere Haus auf der linken Strassenseite rechts Donhoffplatz Lithografie von Friedrich August Schmidt 1796 1866 nach einer Zeichnung von Friedrich August Calau Original im Stadtmuseum BerlinDie finanzielle Anspannung des Handelshauses hatte sich in dieser Zeit bis zur drohenden Insolvenz verscharft ausgelost durch die europaische Finanzkrise 1755 die als Folge des Erdbebens von Lissabon entstanden war Portugiesische Kaufleute die grosse Umsatze mit Kolonialwaren abwickelten gerieten in Konkurs oder in Zahlungsschwierigkeiten was die Handelspartner in ganz Europa in Mitleidenschaft zog Splitgerber sah sich gezwungen bei Friedrich II 1756 um ein Uberbruckungs Darlehen von 100 000 Talern nachzusuchen Bewilligt wurden 80 000 Taler 6 Ausgleich fur die Verluste im Ubersee und Kolonialwarenhandel brachten den Unternehmern die steigenden Umsatze beim Zucker und die im Zusammenhang mit dem Siebenjahrigen Krieg gestiegenen Waffenverkaufe aus der gepachteten Koniglichen Gewehrfabrik Potsdam Spandau Diese war aber auch wie andere Produktionsstatten Ziel von Plunderungen und Zerstorungen durch feindliche Truppen Der Hochofen in Zehdenick in dem die Kanonenkugeln gegossen wurden war anderthalb Jahre ausser Betrieb Schliesslich musste sich das Handelshaus 1757 und 1760 mit einem Beitrag von insgesamt 200 000 Talern an den Kontributionen von 1 7 Millionen Talern beteiligen die die Berliner Kaufmannschaft an Russen und Osterreicher zu zahlen hatte und die erst Jahre spater vom Konig ruckvergutet wurden 7 Zudem behinderte der Konig ab 1761 das Speditionsgeschaft des Handelshauses indem er alle 19 Flusskahne beschlagnahmen liess um kriegswichtige Transporte durchfuhren zu konnen Die von Splitgerber und seinen Schwiegersohnen eingeleiteten Bemuhungen zur Expansion im zivilen Handelsgeschaft fuhrten zur Erweiterung im selbstbestimmten Aussenhandel und zum Aufbau einer eigenen Hochseeflotte In den Jahren 1745 bis 1764 besass das Handelshaus im Allein und Teileigentum funfzehn Schiffe bei denen allerdings auch Verluste zu beklagen waren Sieben Schiffe gingen durch Kaper und Unglucke verloren Daneben gewannen die Geldgeschafte weiter steigende Bedeutung Die an allen wichtigen europaischen Bankplatzen tatigen Agenten des Handelshauses ermoglichten einen schnellen und reibungslosen Zahlungsverkehr Auch fur den Hof wurden mehrfach Zahlungen quer durch Europa angewiesen Tod Splitgerbers BearbeitenEine Zasur trat mit Splitgerbers Tod 1764 ein Nach dem Testament wurde ein Dreier Direktorium gebildet dem neben den beiden Schwiegersohnen Schickler und Berendes der Neffe Splitgerbers David Friedrich Splitgerber angehorte Ausser der Geschaftsfuhrung oblag ihnen die Verwaltung des im Handelshaus steckenden Vermogens fur die unmundigen Erben Aktivitaten ausserhalb des Handelshauses BearbeitenSchickler hatte bereits 1756 privat das Gebaude der ehemaligen Berliner Niederlassung der Koniglichen Spiegelmanufaktur in Neustadt Dosse mit der Adresse Friedrich Werder am Wasser 8 spaterer Name Unterwasserstrasse gekauft und instand setzen lassen Spater wurde dieses Haus wieder zur Zweigstelle der Spiegelmanufaktur als Schickler und sein Direktoriumskollege Splitgerber die Manufaktur von Samuel Krug von Nidda 9 kauften und unabhangig vom Handelshaus unter der Firma Schickler amp Splitgerber auf eigene Rechnung betrieben 10 Tod Schicklers und Nachfolge BearbeitenZwei Monate vor seinem Tod konnte Schickler noch das Ausscheiden der Daumschen Erben mit Stichtag 31 Dezember 1779 regeln Mit dem Tod Schicklers endete die kollegiale Geschaftsfuhrung da bereits 1771 Berendes gestorben war Der Neffe des alten Splitgerber fuhrte die Geschafte des Handelshauses einige Jahre allein bis die Enkel ihre Volljahrigkeit erreicht hatten Dazu bestatigte ihnen Friedrich II Gnade und Schutz unter der Bedingung dass sie allen Leichtsinn und Narrheiten ihres Onkels des Jagermeisters Splitgerber sorgfaltigst vermeiden mussten 11 Spatere Entwicklung BearbeitenNach weiterer Vermogensaufteilung unter den Erbengemeinschaften Splitgerber und Berendes und nach Ausscheiden von Erben durch Tod oder Abfindung gelangte das Handelshaus schliesslich 1795 vollstandig an die Linie der Schicklers Alleinige Eigentumer waren nun die beiden Sohne Schicklers die Bruder David Schickler und Johann Ernst Schickler die das Unternehmen daraufhin unter dem eigenen Namen Gebruder Schickler fortsetzten wobei David Schickler die Geschaftsfuhrung zufiel Die Bankgeschafte erlangten immer grossere Bedeutung und fuhrten schliesslich zur Aufgabe der anderen Unternehmungen Das Bankhaus ab 1795 Gebr Schickler gehorte zu den fuhrenden Privatbanken und war im Rahmen des Preussenkonsortiums an der Vermittlung fast aller grossen preussischen und reichsdeutschen Staatsanleihen beteiligt Wesentliche wirtschaftliche Impulse gab die Bank durch Eisenbahn und Industriefinanzierungen 1910 erfolgte die Fusion zum Bankhaus Delbruck Schickler amp Co Literatur BearbeitenJohann David Erdmann Preuss Friedrich der Grosse Nauck Berlin 1832 Wilhelm Treue Wirtschafts und Technikgeschichte Preussens Verlag de Gruyter Berlin New York 1984 ISBN 978 3 11 009598 2 Nadja Stulz Herrnstadt Berliner Burgertum im 18 und 19 Jahrhundert Verlag de Gruyter Berlin New York 2002 ISBN 978 3 11 016560 9 Rolf Straubel Kaufleute und Manufakturunternehmer Verlag Franz Steiner 1995 ISBN 978 3 515 06714 0 Friedrich Lenz Otto Unholtz Die Geschichte des Bankhauses Gebruder Schickler Festschrift zum 200 jahrigen Bestehen Berlin 1912 digitalisiert von der Universitat Toronto Wolfgang Schneider Berlin Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig Weimar 1980Einzelnachweise Bearbeiten Johann David Erdmann Preuss Friedrich der Grosse Eine Lebensgeschichte Verlag Nauck Berlin 1832 S 289 Friedrich Lenz Otto Unholtz Die Geschichte des Bankhauses Gebruder Schickler S 55 56 Friedrich Lenz Otto Unholtz Die Geschichte des Bankhauses Gebruder Schickler S 80 Friedrich Lenz Otto Unholtz Die Geschichte des Bankhauses Gebruder Schickler S 75 Meyers Konversations Lexikon Bibliographisches Institut Leipzig und Wien 1895 Bd 8 S 301 Friedrich Lenz Otto Unholtz Die Geschichte des Bankhauses Gebruder Schickler S 49 Friedrich Lenz Otto Unholtz Die Geschichte des Bankhauses Gebruder Schickler S 70 Hausnummern wurden in Berlin erst 1799 eingefuhrt Rolf Straubel Biographisches Handbuch der preussischen Verwaltungs und Justizbeamten 1740 1806 15 In Historische Kommission zu Berlin Hrsg Einzelveroffentlichungen 85 K G Saur Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 598 23229 9 S 535 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Johann Christian Gadicke Lexicon von Berlin und der umliegenden Gegend Verlag Gebr Gadecke Berlin 1806 S 579 Friedrich Lenz Otto Unholtz Die Geschichte des Bankhauses Gebruder Schickler Anhang S 38Normdaten Person GND 139566910 lobid OGND AKS VIAF 101293179 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schickler Johann JacobKURZBESCHREIBUNG Kaufmann Unternehmer und Bankier in PreussenGEBURTSDATUM 15 Juni 1711GEBURTSORT Mulhausen ElsassSTERBEDATUM 28 Februar 1775STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Jacob Schickler amp oldid 208120873