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Johann Jacob Martin Philippi 20 November 1761 in Altona 29 Juli 1850 in Elberfeld war ein judischer Gelehrter Publizist und koniglich preussischer Hofrat Johann Jacob Martin Philippi um 1785 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMartin Philippi wurde als Moses Alexander David geboren Er war der Sohn des Philipp Alexander David und Enkel des bekannten Braunschweiger Hoffaktors Alexander David Er absolvierte als erster judischer Schuler mit Erfolg die fortfuhrende Selekta der koniglichen Gelehrtenschule in Altona des Christianeums Seine Mitschuler waren u a Naphtali Hartwig Wessely der Sohn des Lessing Freundes Moses Wessely 1737 1792 Salomon Maimon und Salomon Ludwig Steinheim sein Stammbuch aus dieser Zeit ist im Judischen Museum in Berlin ausgestellt Noch in seinem Abschlussjahr auf dem Christianeum ging er 1784 als Buchhalter und Geschaftsfuhrer in das Fideicommisscomtoir des Bankhauses seines Onkels Meyer Michael David nach Hannover dort blieb er fur 28 Jahre In dieser Zeit anderte er nach judischer Tradition seinen Namen und nannte sich fortan Moses Alexander Philipson Philippsohn Sohn des Philipp nicht zu verwechseln mit Moses Philipsohn aus Dessau In den Meyer schen Schulstiftungen die sein Grossonkel und Schwiegergrossvater Meyer Michael David gegrundet hatte und die nun von seinem Vetter gefuhrt wurde war er in die Verwaltung eingebunden und gehalten selbst dort zu unterrichten Er war der padagogische und der Personal Direktor Laut Meyers Testament und den Statuten von 1794 des Erziehungsinstituts armer Kinder war er zustandig fur die Verfertigung der Vorschriften und dass er die Kinder einige Male in der Woche im Schreiben und Franzosischem examiniert auch mit dem Willen meiner Erben die Lehrer annimmt und abschafft und mit ihnen den Gehalt accordiert Philippi beherrschte mehrere Sprachen Franzosisch Englisch Italienisch und Latein Als judischer Gelehrter war er mit beteiligt am politischen und philosophischen Diskurs der Maskilim ebenso wie an der der nicht judischen Aufklarung Das zeigt seine publizistische Tatigkeit seit 1786 mit einer Biographie Spinozas und einem von der Regierung in Auftrag gegebenen Gutachten Uber die Verbesserung des Judeneids 1794 Den Weg der Emanzipation ging er uber die Konversion zum christlichen Glauben 1801 liess er sich und seine Familie in Stolzenau taufen Aufgrund seiner langjahrigen Erfahrung als Geschaftsfuhrer und Finanzexperte unterstutzt durch seine Veroffentlichungen wurde er preussischer Beamter bei der Finanz und Rechnungskammer Er wirkte zunachst bei der Ober Rechnungs Kammer in Berlin spater dann beim neu geschaffenen Provinzial Steuerdirektorium in Koln stieg dort zum Buro Dirigenten und Hofrat auf In seinen spaten Jahren veroffentlichte er eine fachbezogene Gesetzessammlung 1821 wurde er 60 jahrig in dieser Stellung pensioniert und zog nach Poppelsdorf wo ihn seine Tochter Maria versorgte Mit 89 Jahren starb er in Elberfeld am 29 Juli 1850 wo er bei seinem Sohn Johann Friedrich Hector den Lebensabend verbracht hatte und wurde dort auf dem lutherischen Friedhof begraben Familie BearbeitenMartin Philippi heiratete am 2 Oktober 1793 in Hannover Marianne Amalia Wertheimer Tochter des Samuel Wertheimer 1 und der Bella Bejle Michael David aus Hannover Seine Schwiegermutter ist die Enkelin von Michael David seinem Grossonkel Bruder von Alexander David also eine Cousine 2 Grades Der Ehe entstammten funf Kinder von denen drei das Erwachsenenalter erreichten Franz Eduard Friedrich 21 Februar 1797 in Hannover 21 November 1879 in Frankfurt O noch unter seinem Namen Eduard Isaac judisch geboren Oberregierungsrat dort war verheiratet mit Ella Friedlander Tochter von Benoni Friedlander und Rebecca von Halle Maria 24 April 1798 in Hannover 9 September 1854 in Elberfeld noch unter dem Namen Molly judisch geboren unverheiratet Johann Friedrich Hector 16 Marz 1802 in Hannover 1 Januar 1880 in Poppelsdorf bei Bonn war ein deutscher Jurist und nationalliberales Mitglied des preussischen Abgeordnetenhauses Neffen sind Jacob Martin Philippi und Louis Asher Werke BearbeitenSeine enorme publizistische Tatigkeit der fruhen Jahre zeigt nicht zuletzt auch angesichts seiner grossen Verehrung Mendelssohns und Lessings deutliche Parallelen zu den Aktivitaten seines nur funf Jahre alteren Onkels Simson Alexander David alias Alexander Daveson alias Karl Julius Lange 1755 1813 1786 verfasste er eine kleine Schrift zur Auseinandersetzung zwischen Moses Mendelssohn und Jacobi 2 1788 89 folgten namentlich gekennzeichnete Beitrage in Friedrich Burchard Benekens Jahrbuch fur die Menschheit 3 Jahrbuch fur die Menschheit oder Beytrage zur Beforderung hauslicher Erziehung hauslicher Gluckseligkeit und praktischer Menschenkenntnis 3 1790 die im Verlag der Braunschweigischen Schulbuchhandlung erschienene wohlwollend rezensierte Biographie Benedikts von Spinoza 1791 auf Anregung des Theaterintendanten Gustav Friedrich Grossmann verfasste er den Text einer Kantate auf Lessings Tod 4 Nachdem sich Grossmann wegen einer Kantate zu Ehren Lessings vergeblich nicht nur an Johann Joachim Eschenburg und Jakob Friedrich Heusinger 5 sondern auch an Christian Adolph Overbeck in Lubeck und Johann Jacob Engel in Berlin gewandt hatte gewann er einen hiesigen also Hannoveraner Freund als Verfasser Sein Musikdirektor Bernard Anselm Weber schuf zwar die entsprechende Komposition jedoch nicht den Text Diesen verdankte Grossmann vielmehr nach Berend Kordes Lexikon der jetzt lebenden schleswig holsteinischen und eutinischen Schriftsteller aus dem Jahre 1797 dem als Buchhalter am Fideicommisscomtoir in Hannover tatigen Moses Alexander Philipson der fur Grossmanns Buhne schon Ubersetzungen aus dem Englischen und Italienischen geliefert hat 6 1792 publizierte er seine Bemerkungen uber die Darstellung der Juden auf der Buhne Er verfasste Gedichte schuf Ubersetzungen aus dem Englischen und arbeitete als Rezensent fur die in Leipzig herausgegebene Allgemeine Literatur Zeitung 1797 erschien sein 1792 im Auftrag der koniglichen Justizkanzlei entstandenes Gutachten Ueber die Verbesserung des Judeneids Neustrelitz 1797 1804 22 hatte er eine rege Tatigkeit als Rezensent fur die damals neu erscheinende Jenaische Allgemeine Literaturzeitung entfaltet Hierbei deckte er ausschliesslich das Fachgebiet der Handlungswissenschaft ab und brachte es bis zum Jahr 1822 auf immerhin 43 Besprechungen 1823 Als Lehrbuchautor brachte er mit seinem Werk Briefe uber das kaufmannische Rechnungswesen Hannover 1813 den Lehrbrief als neue Variante fur die fachdidaktische Diskussion uber den Buchhaltungsunterricht ein Es bestehe die Gefahr dass sich die Unterrichtsarbeit zu sehr auf das Kontieren von vorformulierten Geschaftsfallen beschranke Dies sei einem Verstandnis fur die eigentlichen Zusammenhange jedoch eher abtraglich weil es das Imitieren also das Auswendiglernen von Standard Buchungssatzen fordere Dieses Problem wurde bereits Anfang des 19 Jahrhunderts erkannt Philippi sprach 1813 schon davon dass es das Schlimmste sei dass Junglinge welche nach der gewohnlichen Methode also eher imitierend unterrichtet werden diese Wissenschaft bloss als Kunst praktisch zu uben lernen Schaub 1993 1830 36 Sammlung sammtlicher neuer Preussischer Gesetze uber die indirecten Steuern Mit erlauternden Anmerkungen Erklarungen Ruckweisungen und Beylagen herausgegeben von Dr Johann Jacob Martin Philippi Konigl Preuss Hofrath und Bureau Dirigent bey dem Konigl Provinzial Steuer Directorate in Koln a Rh 4 Literatur BearbeitenMatthias Blazek Das Kurfurstentum Hannover und die Jahre der Fremdherrschaft 1803 1813 ibidem Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 89821 777 4 Arno Herzig Hans Otto Horch Robert Jutte Judentum und Aufklarung Judisches Selbstverstandnis in der burgerlichen Offentlichkeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2002 ISBN 3 525 36262 5 Franklin Kopitzsch Die judischen Schuler des Christianeums im Zeitalter der Aufklarung Ein Kapitel aus der Geschichte der Juden in Altona In Christianeum Jg 33 1978 Heft 2 S 19 28 auch in Peter Freimark Franklin Kopitzsch Hrsg Spuren der Vergangenheit sichtbar machen Beitrage zur Geschichte der Juden in Hamburg 3 Aufl Landeszentrale fur Politische Bildung Hamburg 2000 S 93 100 Franklin Kopitzsch Grundzuge einer Sozialgeschichte der Aufklarung in Hamburg und Altona 3 Aufl Hans Christians Hamburg 1992 ISBN 3 7672 0790 7 Beitrage zur Geschichte Hamburgs 21 ISSN 0175 4831 Berend Kordes Lexikon der jetzt lebenden schleswig holsteinischen und eutinischen Schriftsteller Im Verlag bei Johann Gottlob Rohss Schleswig 1797 Wilhelm Kosch Deutsches Literaturlexikon Biographisches bibliographisches Handbuch Fortgefuhrt von Carl Ludwig Lang Hrsg von Hubert Herkommer 3 vollig neu bearbeitete Aufl de Gruyter Berlin 1968 lfd Carl August Malchus Handbuch der Finanzwissenschaft und Finanzverwaltung Zweiter Teil Finanzverwaltung Cotta Stuttgart u a 1830 auch Unveranderter reprographischer Nachdruck Gruber Dillenberg 1998 ISBN 3 89753 087 2 Nachdrucke zur alteren Wirtschaftslehre 24 Holger Wittges Verbindung von Geschaftsprozessmodellierung und Workflowimplementierung Mit einem Geleitwort von Helmut Krcmar DUV Wiesbaden 2005 ISBN 3 8244 8310 6 Gabler Edition Wissenschaft Informationsmanagement und Computer Aided Team zugleich Hohenheim Univ Diss 2004Weblinks BearbeitenBiographie auf Haskala de 5 Einzelnachweise Bearbeiten Stammbaum Wertheimer 1 Lessing Akademie Wolfenbutteler Studien zur Aufklarung Band 3 Jacobi Bremen 1976 S 279 Hrsg von Friedrich Burchard Benecken Hannover 1788 91 Hildesheim 1992 1998 Auf 25 Diazofiches Kirchner Nr 705 4 Jge zu je 12 St Dt Zeitschr 18 19 Jh Serie 2 I 559 424 Grossmann Gustav Friedrich Wilhelm Lessings Denkmal Eine vaterlandische Geschichte Dem deutschen Publikum zur Urkunde vorgelegt Hannover bei Hahn 1791 und 1793 Reprint Hildesheim 1997 Briefwechsel aus den Jahren 1765 bis 1802 von Johann Jacob Engel 2 Lessing Akademie Wolfenbutteler Studien zur Aufklarung Band 3 Jacobi Bremen 1976 S 278 Normdaten Person GND 11617448X lobid OGND AKS LCCN nr2002031683 VIAF 34796661 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Philippi Johann Jacob MartinKURZBESCHREIBUNG deutscher Gelehrter Publizist und koniglich preussischer HofratGEBURTSDATUM 20 November 1761GEBURTSORT AltonaSTERBEDATUM 29 Juli 1850STERBEORT Elberfeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Jacob Martin Philippi amp oldid 238733661