www.wikidata.de-de.nina.az
Johann Hermann von L Estocq franzosisch Jean Armand de L Estocq 29 April 1692 in Celle 12 Junijul 23 Juni 1767greg in Sankt Petersburg entstammte dem von Frankreich nach Deutschland ausgewanderten Adelsgeschlecht L Estocq Er bildete sich zum Chirurgen aus erlangte aber grossere Bekanntheit als ehrgeiziger politischer Gunstling der russischen Kaiserin Elisabeth deren Aussenpolitik er in ihren ersten Regierungsjahren wesentlich beeinflusste Spater verlor er seine Machtstellung und musste lange in der Verbannung leben Johann Hermann von L Estocq Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhes Leben 1 2 Unterstutzung von Elisabeths Machtergreifung 1 3 Politische Einflussnahme bis zur Entmachtung 1 4 Exilierung spate Rehabilitierung und Tod 2 LiteraturLeben BearbeitenFruhes Leben Bearbeiten Johann Hermann von L Estocq war ein Sohn des franzosischen Emigranten Jean von L Estocq 1647 1732 der seit 1706 die Stelle eines Hofchirurgen des Herzogs Georg Wilhelm von Braunschweig Luneburg in Celle versah und dessen Gattin der Apothekertochter Judith geb Colin 1655 1732 Er erhielt von seinem Vater Unterweisungen in Chirurgie wollte aber nicht Nachfolger in dessen Arztpraxis in Celle werden sondern trat zunachst als Regimentschirurg ins franzosische Heer ein Als 21 Jahriger ging er sodann 1713 nach Sankt Petersburg wo ihn Peter der Grosse kennenlernte und zum Wundarzt nahm Als Peter der Grosse zusammen mit seiner Gattin Katharina I 1716 17 auf einer ausgedehnten Reise Westeuropa besuchte gehorte L Estocq zu Katharinas Gefolge Peter hielt viel auf den attraktiven und amusanten Arzt und soll ihm das Gelobnis abgenommen haben stets treu zu seiner Tochter Elisabeth zu stehen Doch als sich L Estocq eines relativ unbedeutenden Fehltritts schuldig machte verwies ihn der Kaiser 1719 nach Kasan Katharina I rief ihn nach ihrer Thronbesteigung 1725 zuruck er wurde Leibchirurg ihrer Tochter Elisabeth und gewann auf diese bedeutenden Einfluss Auch nachdem Katharina I 1727 verstorben war behielt die Grossfurstin Elisabeth den ihr sehr ergebenen L Estocq als Leibchirurgen Unterstutzung von Elisabeths Machtergreifung Bearbeiten Schon 1730 suchte L Estocq vergebens Elisabeth nach dem Ableben Peters II die Krone zu verschaffen Durch seine einnehmenden personlichen Eigenschaften wurde er immer mehr ihr Vertrauter und fungierte als geeigneter Vermittler fur ihre Beziehungen mit Frankreich Dabei pflegte er Kontakte zum franzosischen Gesandten Marquis de La Chetardie der ihm grosse Summen zahlte und durch ihn Elisabeth auf die Seite Frankreichs zog Ferner war L Estocq auch Elisabeths Kontaktperson zum schwedischen Gesandten der ebenso wie La Chetardie eine Schwachung der deutschen Partei um die von 1730 40 regierende Kaiserin Anna anstrebte und stattdessen die Elisabeths Thronbesteigung befurwortende national russische Partei gestarkt wissen wollte Bei dem Staatsstreich durch den die Grossfurstin Elisabeth in der Nacht auf den 25 Novemberjul 6 Dezember 1741greg mit Hilfe des Preobraschensker Leib Garderegiments den minderjahrigen Kaiser Iwan VI und seine als Regentin fungierende Mutter Anna Leopoldowna sturzte und daraufhin selbst die Zugel der Macht ergriff spielte L Estocq neben La Chetardie und anderen eine bedeutende Rolle Er blieb daher einer der engsten Vertrauten Elisabeths wurde Wirklicher Geheimrat erster Leibarzt sowie Direktor der medizinischen Kanzlei und bezog nun ein Gehalt von 7000 Rubel wahrend er sich fruher mit einem viel geringeren Einkommen hatte begnugen mussen Ferner war er u a Trager des Schwarzen Adlerordens Politische Einflussnahme bis zur Entmachtung Bearbeiten L Estocq widmete sich weniger seinen Aufgaben als hochster Medizinalbeamter als der Teilnahme an den Machtkampfen bei Hof und der Beeinflussung der russischen Aussenpolitik Er hatte zahlreiche politische Opponenten und fand insbesondere in dem Vizereichskanzler nachmaligen Reichskanzler Graf Alexei Petrowitsch Bestuschew Rjumin einen heftigen Gegner obwohl er diesen der Kaiserin ursprunglich selbst empfohlen hatte Entschieden trat er gegen Osterreich und Grossbritannien auf wahrend er ebenso entschlossen fur die Interessen Frankreichs und Preussens am russischen Hof wirkte angeblich zahlte ihm Frankreich dafur hohe Pensionen Manchmal gereichte dabei seine diesbezugliche Einflussnahme Russland sogar zum Nachteil etwa als er beim von Schweden erbetenen Frieden gegen Bestuschew Rjumin intrigierte und Elisabeth dazu brachte trotz erfolgreicher russischer Kriegsfuhrung in Finnland Schweden im Frieden von Abo August 1743 territoriale Zugestandnisse zu machen Bei Kaiserin Elisabeth galt L Estocq so viel dass der Konig von Polen ihn in den Grafenstand erhob Weil L Estocq ferner fur die Verheiratung der 14 jahrigen Prinzessin Sophie Friederike Auguste von Anhalt Zerbst nachmaligen Kaiserin Katharina II mit dem russischen Thronfolger Peter Fjodorowitsch eintrat bewog der preussische Konig Friedrich II den romisch deutschen Kaiser Karl VII L Estocq 1744 zum Reichsgrafen zu ernennen In der Folge wurde L Estocq ein Vertrauter der jungen Prinzessin Es gelang ihm jedoch nicht seinen Rivalen Bestuschew Rjumin zu sturzen Letzterer erreichte vielmehr dass der franzosische Gesandte La Chetardie der L Estocq eine grosse Stutze war im Juni 1744 aus Russland ausgewiesen und L Estocq selbst vom Hof verbannt wurde Nachdem L Estocq bereits 1727 Beate Barbara geb Rutenhielm sowie 1733 Alida geb Muller geheiratet hatte vermahlte er sich am 22 November 1747 mit Maria Aurora geb Freiin von Mengden 1720 1808 einer Hofdame der Kaiserin Elisabeth Aus keiner dieser drei Ehen L Estocqs gingen Kinder hervor Exilierung spate Rehabilitierung und Tod Bearbeiten Bestuschew Rjumin sann auf die vollstandige Kaltstellung seines politischen Gegenspielers und suchte daher der misstrauischen Kaiserin einzureden dass L Estocq seit Jahren engstens am Thronfolger Peter Fjodorowitsch hange und diesen an die Macht bringen wolle Er und General Stepan Fjodorowitsch Apraxin verdachtigten ihn so lange des Hochverrats bis Elisabeth L Estocq am 17 November 1748 verhaften und in die Petersburger Festung bringen liess wo er hingerichtet werden sollte Unter der Folter bekannte L Estocq sich der ihm angelasteten Vergehen schuldig Er musste zwar nicht die Todesstrafe erleiden verlor aber alle Amter und Guter wurde 1750 erst nach Uglitsch und von da nach dreijahrigem Aufenthalt nach Weliki Ustjug verbannt wo er noch neun Jahre unter Aufsicht verlebte Seine dritte Gemahlin Maria Aurora teilte das Schicksal ihres Gemahls Als Peter III 1762 den Thron bestieg rief er den bereits 70 jahrigen L Estocq aus seinem Exil zuruck ohne ihm sein inzwischen verloren gegangenes grossen Vermogen zuruckerstatten zu konnen Seinen Rang und den Grafentitel erhielt L Estocq wieder wurde aber von Peter III mit keinem Staatsamt betraut Katharina II verlieh ihm eine jahrliche Pension von 7000 Rubel und Landereien in Livland hielt ihn aber sorgsam von allen Geschaften fern Er starb am 12 Junijul 23 Juni 1767greg in Sankt Petersburg Literatur BearbeitenHeinz Muller Dietz L Estocq Hermann Jean Armand Graf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 355 f Digitalisat Arthur Kleinschmidt L Estocq Johann Hermann Reichsgraf von in Johann Samuel Ersch Johann Gottfried Gruber Hrsg Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste 2 Sektion 43 Teil 1889 S 234f Johann Hermann von L Estocq In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 10 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 726 Normdaten Person GND 136637698 lobid OGND AKS LCCN nr00014593 VIAF 24438316 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME L Estocq Johann Hermann vonALTERNATIVNAMEN L Estocq Jean Armand de Lestocq Johann Hermann Graf vonKURZBESCHREIBUNG Arzt und Gunstling der russischen Kaiserin ElisabethGEBURTSDATUM 29 April 1692GEBURTSORT CelleSTERBEDATUM 23 Juni 1767STERBEORT Sankt Petersburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Hermann von L Estocq amp oldid 235501973