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Jochanan Trilse Finkelstein geboren am 10 Oktober 1932 in Breslau gestorben am 23 Marz 2017 in Berlin 1 war ein deutscher Philosoph Literatur und Theaterwissenschaftler Schriftsteller und Publizist Er wurde als Christoph Trilse geboren und trug als Tarnnamen im Exil Krzystof Trilcze bzw Christoph Trilse wie auch spater zeitweise in Publikationen der 1960er und 1970er Jahre Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Elternhaus 1 2 Ausbildung 1 3 Tatigkeiten 1 4 Mitgliedschaften 1 5 Annahme des Namens Finkelstein und gesellschaftliches Engagement 2 Auszeichnungen 3 Werkbibliografie Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenElternhaus Bearbeiten Trilse entstammte einem judischen sozialdemokratischen Elternhaus Sein Vater war Arzt Kieferchirurg und Stomatologe ursprunglich Tropenarzt und stammte aus Polen die Mutter Krankenschwester aus Galizien 1933 ging die Familie aus politischen und rassischen Grunden ins Exil zunachst da die Mutter osterreichische Staatsburgerin war nach Wien 1938 nach dem Anschluss Osterreichs an Grossdeutschland floh sie nach Prag dem Exilsitz des Vorstandes der deutschen Sozialdemokratie 1939 gelangte sie dann uber die Slowakei und Ungarn nach Triest von dort mit einem der letzten Fluchtlingsschiffe nach Shanghai Die Familie lebte dort bis 1941 bevor aus gesundheitlichen Grunden die Mutter vertrug das Shanghaier Klima nicht die Ruckkehr nach Europa erfolgte Trilse lebte mit falschem Pass ohne judische Identitat in der Illegalitat zeitweise in Wien wo der Vater als Arzt arbeiten konnte 1943 kam es zu einer erneuten gemeinsamen Flucht nach Jugoslawien Der Vater schloss sich in Slowenien und Kroatien der Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee als Mediziner im Offiziersrang an 1946 kehrte die Familie nach Osterreich zuruck Alle anderen Verwandten wurden in Auschwitz Theresienstadt und anderen NS Lagern ermordet 2 In Wien arbeitete der Vater bis zu seinem Tod 1951 wieder als Arzt und die Mutter bis zu ihrem Ubergang in die DDR 1952 wieder als Krankenschwester In der DDR wurde sie 1953 fur ein halbes Jahr ohne Haftbefehl und Gerichtsurteil wegen Titofaschismus und Zionismus inhaftiert Nach Stalins Tod im Sommer 1953 entlassen fuhrte sie ein nicht nachweisbares Leben bis 1956 nach dem 20 Parteitag der KPdSU unter Chruschtschow erfolgte die Niederlegung des Verfahrens und 1963 die politische Rehabilitierung keine juristische Seither lebte die Mutter Trilses ohne jede Funktion und als Mindestrentnerin zuruckgezogen und unbehelligt 1981 erhielt sie die ihr zustehende VdN Pension sie starb 1985 und erfuhr 1992 postum eine juristische Rehabilitierung Ausbildung Bearbeiten Trilse besuchte das Theresianum in Wien bis zur Matura 1951 absolvierte 1950 51 ein externes Schauspielstudium am Max Reinhardt Seminar konnte aber trotz guten Examens infolge eines Kehlkopfleidens den Schauspielerberuf nicht aufnehmen Daher lernte er bis Ende 1952 in der Forstwirtschaft beendete die Lehrzeit als Forstgeselle 1951 wurde er Mitglied der KPO nach Burgschaft Ernst Fischers bis 1969 Austritt nach Besetzung der CSSR 1953 1956 studierte er Philosophie sowie Literatur und Theaterwissenschaft an der Universitat Wien 1956 57 dasselbe in Graz 1957 fur ein Semester in Frankfurt Main Philosophie und Sozialwissenschaft bei Theodor W Adorno 1957 58 Fortsetzung des Studiums bei Ernst Bloch Hans Mayer und Walter Markov an der Karl Marx Universitat Leipzig DDR Einen sprach und sprechwissenschaftlichen Kurs bei den Professoren Hauschild und Weithase belegte er als Externer noch bis 1959 in Jena Abschluss mit mehreren Diplomen Theaterwissenschaft in Leipzig bei Armin Gerd Kuckhoff Er blieb in der DDR promovierte 1971 und 1972 an den Universitaten Rostock und Dresden habilitierte sich 1977 in Greifswald 1985 erfolgte die Professur Titular Tatigkeiten Bearbeiten Nach Abschluss der Studien hatte Trilse Ende der funfziger Jahre zunachst ein Jahr als Dramaturg am Theater Gustrow gearbeitet Wegen allzu schlechter Bezahlung und Erkrankung der Mutter zog er zuruck nach Erfurt wo er bis 1960 als Dozent an einer Fachhochschule fur Architektur und Bauwesen tatig war Danach arbeitete er bis 1966 an den Nationalen Forschungs und Gedenkstatten fur klassische Literatur in Weimar zunachst als vorwiegend fremdsprachlicher Museumsfuhrer fur Goethe und Schillerstatten in Weimar und Thuringen spater als Philologe und Historiker an der Heine Sakular Ausgabe die er massgeblich aufbaute und einrichtete spater aber vertrieben wurde 1966 1971 war er am Henschel Verlag Berlin tatig zunachst als Lektor ab 1967 als leitender Lektor fur Darstellende Kunst 1972 73 im Aufbau Verlag Redakteur bei Weimarer Beitrage Seitdem war Trilse freier Autor und als Autor Herausgeber und Publizist und in weitreichender internationaler Reise Tatigkeit engagiert Mitgliedschaften Bearbeiten 1973 wurde er Mitglied im Schriftstellerverband der DDR Vorsitzende Anna Seghers Hermann Kant 1986 im Verband der Autoren Osterreichs Vorsitz Ernst Jandl 1990 Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller der BRD 1995 Mitglied der Academy of Sciences New York Annahme des Namens Finkelstein und gesellschaftliches Engagement Bearbeiten Als 1978 in der Novembernacht des 9 zum 10 zum funften Mal Steine die Fenster der mutterlichen Wohnung trafen nahmen seine Mutter und auch Trilse selbst die antisemitische Tat zum Anlass ihre judischen Namen wieder anzunehmen Esther und Jochanan Finkelstein letzterer war der Geburtsname der Mutter Esther Finkelstein ging in die Judische Gemeinde ohne sich als eigentlich religios zu bezeichnen und wurde 1985 auf eigenen Wunsch auf dem Guten Ort dem Judischen Friedhof Berlin Weissensee beigesetzt Jochanan Trilse Finkelstein ging ohne ausgesprochen religios zu sein ebenfalls zur Judischen Gemeinde besonders zu ihren kulturellen Veranstaltungen Im Fruhsommer 1992 wurde er Mitglied des Judischen Kulturvereins wo er von 1992 bis zu dessen Auflosung 2009 aktives Vorstandsmitglied war Er veroffentlichte regelmassig Artikel in der Vereinszeitschrift unter anderem eine regelmassige Artikelserie Jeder Tag ein Gedenktag hielt viele Vortrage im Kulturverein organisierte Veranstaltungen und betreute Referenten und Gaste Aufgabe und Ziel seiner Tatigkeit sieht er in einem frei und bewusst gelebten sakularen Judentum auf dem Wege von Betrachtung und Verstehen zu aktiver Gestaltung Als Beispiel fur sein engagiertes gesellschaftliches Auftreten kann darauf verwiesen werden dass er zu den judischen Erstunterzeichnern der Berliner Erklarung Schalom 5767 3 4 gehort Auszeichnungen Bearbeiten2012 Ehrengabe des Anna Amalia und Goethe Freundeskreises e V 5 2015 Kurt Tucholsky Preis fur literarische Publizistik 6 7 Werkbibliografie Auswahl Bearbeiten27 veroffentlichte Bucher darunterGeschichte der deutschen Schauspielkunst 2 Bde Berlin 1967 Antike und Theater heute Berlin 1975 Ubers ins Griechische 1978 2 dt Auflage 1979 Theaterlexikon Berlin 1977 2 Aufl 1978 Das Werk des Peter Hacks Berlin 1982 4 Aufl bis 1982 Heinrich Heine Eine Bildbiografie Leipzig 1984 3 Auflagen bis 1988 Lexikon Theater International Berlin 1995 5000 S Manuskript Hauptautor und Herausgeber Taschenbuchausgabe 2001 und 2003 Gelebter Widerspruch Heinrich Heine Berlin 1997 1998 2001 Aufbau Verlag dazu acht Dramen Ausgaben drei Prosa Ausgaben zwei Lyrik Ausgaben zahlreiche Buch Editionen mit Werken Heinrich Heines und zum Vormarz Kommentierte Ausgaben Wir Der Judische Kulturverein in Berlin Herausgabe und Teilbeitrag Mannheim 2009 Goethes erstes Weimarer Jahrzehnt Ilse Nagelschmidt Stefan Weiss Jochanan Trilse Finkelstein Hrsg Tagungsband mit weiteren Forschungsergebnissen 464 Seiten Weimar 2010 ISBN 978 3 936177 15 2 Heinrich Heine und Kurt Tucholsky in Paris Berlin 2010 Edition Bodoni Jeder Tag ein Gedenktag Judische Lebens und Gesellschaftsbilder Berlin 2012 Dichten wider die Unzeit Textkritische Beitrage zu Gertrud Kolmar Mitherausgabe und Beitrage Frankfurt Main 2013 Ich hoff die Menschheit schafft es Peter Hacks Leben und Werk Leipzig 2015 ISBN 978 3 936149 19 7 mit Esther Grunwald So kam ich unter die Deutschen Die Saga Araki Verlag Leipzig 2017 ISBN 978 3 936149 25 8 Mitarbeit anGeschichte der deutschen Literatur in 12 Banden Berlin ab 1960ff Kulturgeschichte der Antike Bd 1 Griechenland Berlin 1977ff Literatur der DDR Einzeldarstellungen Bd 1 3 Berlin 1977ff Osterreichische Literatur Einzeldarstellungen Berlin 1988Zudem Aufsatze Essays Einleitungenin den Sachgebieten Deutsche osterreichische und Weltliteratur zu Theatergeschichte und Theater heute ca 90 Beitrage zu Philosophie 12 Beitrage im Bereich griechische Antike 14 Darstellungen zu Judaica Judische und Judisch deutsche Kulturgeschichte ca 200 Beitrage Reportagen Reise und Stadtebilder etwa 50 Literatur BearbeitenRalf Bachmann und Irene Runge Hrsg WIR Der Judische Kulturverein e V 1989 2009 Wellhofer Mannheim 2009 ISBN 978 3 939540 43 4 Ubersicht uber Exemplare des Monatsblattes Judische Korrespondenz bis April 2006 mit regelmassigen Beitragen von Jochanan Trilse FinkelsteinWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Jochanan Trilse Finkelstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Judischer Kulturverein Berlin JKV Pressemitteilung Wissenschaftler widersprechen Klassik Stiftung Weimar Goethe und Anna Amalia Memento vom 11 Februar 2013 im Webarchiv archive today Weimar 26 April 2010 Anna Amalia und Goethe Akademie zu Weimar Antje Denkena Weimar http www AnnaAmalia Goethe deEinzelnachweise Bearbeiten Zentralrat der Juden in Deutschland K d o R Nachruf Komm ins Offene Freund Judische Allgemeine Abgerufen am 5 April 2017 englisch Zeitzeugen im Offenen Kanal Berlin Verfolgte der Hitlerdiktatur berichten Memento vom 28 Februar 2010 im Internet Archive Zunachst war ich Zeuge und dann war ich hineingezogener Teilnehmer Jochanan Trilse Finkelstein im Zeitzeugen Projekt des Studiengangs Medienberatung Institut fur Sprache und Kommunikation der Technischen Universitat Berlin in Kooperation mit dem Offenen Kanal Berlin Bundesregierung soll endlich eine aktive Rolle zur friedlichen Losung des Nahostkonflikts einnehmen Im Wortlaut Schalom 5767 Berliner Erklarung Judische Erstunterzeichnende der Berliner Erklarung Schalom5767 PDF 13 kB Ehrengabe 2012 Website der Anna Amalia und Goethe Akademie zu Weimar Abgerufen am 21 September 2015 Preistrager 2015 Website Kurt Tucholsky Gesellschaft Abgerufen am 29 Marz 2016 Kurt Tucholsky Preis fur literarische Publizistik 2015 an Jochanan Trilse Finkelstein Pressemitteilung der Kurt Tucholsky Gesellschaft auf openpr de Abgerufen am 21 September 2015 Normdaten Person GND 115721592 lobid OGND AKS LCCN n90719125 VIAF 15504651 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Trilse Finkelstein JochananALTERNATIVNAMEN Trilse Christoph Trilcze KrzystofKURZBESCHREIBUNG deutscher Philosoph Literatur und TheaterwissenschaftlerGEBURTSDATUM 10 Oktober 1932GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 23 Marz 2017STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jochanan Trilse Finkelstein amp 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