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Jenseits von Schuld und Suhne Bewaltigungsversuche eines Uberwaltigten ist eine autobiographische Essaysammlung des osterreichischen Schriftstellers und Auschwitz Uberlebenden Jean Amery Das Werk gehort zu den zentralen Texten der deutschsprachigen Holocaustliteratur und ist gekennzeichnet durch eine radikale Selbstbefragung des Autors welche auf eine Wesensbeschreibung der Opfer Existenz 1 zielt Gleichzeitig reflektiert Amery in seinen Essays die Verdrangungs und Exkulpationsmomente der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft Seine zentrale Forderung lautet dass dem judischen Verfolgten ein gleichberechtigter Raum in der offentlichen Diskussion uber die nationalsozialistische Vergangenheit eingeraumt werden muss Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 2 1 An den Grenzen des Geistes 2 2 Die Tortur 2 3 Wieviel Heimat braucht der Mensch 2 4 Ressentiments 2 5 Uber Zwang und Unmoglichkeit Jude zu sein 3 Rezeption 4 Literatur 4 1 Originalausgabe 4 2 Werkausgabe 4 3 Horbuch 4 4 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenNeben der Veroffentlichung von Primo Levis Auschwitz Bericht Ist das ein Mensch 1961 und der von Amery zeitlebens als Provokation empfundenen These Hannah Arendts von der Banalitat des Bosen in ihrem Bericht uber den Eichmann Prozess war es vor allem der Aufsehen erregende Frankfurter Auschwitz Prozess der Amery dazu bewog seine eigenen Reflexionen uber das Lagerleben und uberleben niederzuschreiben und zu veroffentlichen Anlasslich des ersten Frankfurter Auschwitz Prozesses machte er Karl Schwedhelm dem Leiter der Literaturabteilung des Suddeutschen Rundfunks fur den Amery seit 1960 als temporarer Kulturkorrespondent in Belgien gearbeitet hatte einen Vorschlag fur eine Rundfunksendung Durch diese Anfrage in der Amery ein Auschwitz Tagebuch ankundigte das Reflexionen uber fundamentale existenzielle Probleme des KZ Universums und namentlich der Reaktionen eines Intellektuellen 2 enthalten solle kam der entscheidende Kontakt zu Helmut Heissenbuttel dem Leiter der Abteilung Radio Essay zustande nicht umgekehrt wie von Amery in seinen autobiographischen Werken dargestellt 3 Heissenbuttel lud Amery ein zunachst den Essay An den Grenzen des Geistes zu schreiben dessen Ausstrahlung am 19 Oktober 1964 im Nachtprogramm des Suddeutschen Rundfunks erfolgte und von Amery selbst gelesen wurde Aufgrund der positiven Resonanz Heissenbuttels schlug Amery im Mai 1965 die Fortsetzung der Auschwitz Sendung vor wobei er gleichzeitig von seinem Vorhaben berichtete ein Buch uber den Themenkomplex zu veroffentlichen jedoch gleichzeitig auf finanzielle Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Projekts verwies 4 Amerys Plan stiess bei Heissenbuttel auf grosses Interesse so dass 1965 66 auch die anderen vier Essays von Jenseits von Schuld und Suhne als Radiobeitrage gesendet wurden Helmut Heissenbuttel ebnete damit den Erfolg Amerys im westdeutschen Kulturbetrieb der 1960er Jahre In der Folge blieb er ein standiger Forderer Amerys und wirkte auch an der postumen Veroffentlichung der Werke Amerys mit Die Buchveroffentlichung von Jenseits von Schuld und Suhne war eng an die Rundfunkarbeit geknupft da alle Texte zuvor als Rundfunkreihen gesendet wurden und ihre Realisierung erst durch die gutbezahlte Ausstrahlung gewahrleistet werden konnte Die Essays blieben von den Arbeitsbedingungen beim Rundfunk nicht unberuhrt Sie sind durch einen wiederkehrenden formalen Aufbau gekennzeichnet und umfassen 20 bis 23 Seiten was einer Lesezeit von 50 bis 60 Minuten entspricht Die Veroffentlichung des Buchtextes wich letztlich nur wenig von der Funkform ab ausser dass Horeranreden und Wiederholungen gestrichen wurden und Amery andere Titel wahlte Auch die Wahl der literarischen Form des Essays wurde von den funkspezifischen Moglichkeiten mitbestimmt jedoch erfullte dieses Genre die Anspruche Amerys bestens da es ihm ein offenes von der eigenen Erfahrung ausgehendes Schreiben ermoglichte das den Leser in die Denkbewegung einbeziehen und zur kritischen Reflexion anhalten sollte 5 Im Fruhjahr 1966 erschien die Erstausgabe des Buches mit einer Auflagenhohe von 3 000 Exemplaren im Szczesny Verlag Im Herbst desselben Jahres wurde bereits eine zweite Auflage in Auftrag gegeben die jedoch aufgrund finanzieller Schwierigkeiten des Verlags der in der Folge im Mai 1968 aufgelost wurde nicht mehr zustande kam Amery wurde daraufhin von Heissenbuttel und dem Merkur Herausgeber Hans Paeschke an den liberal konservativen Klett Verlag vermittelt In den Jahren 1977 1980 und 1997 folgten Wiederauflagen des Essaybandes Inhalt Bearbeiten An den Grenzen des Geistes Bearbeiten Im ersten Essay der Sammlung geht es Amery darum die Konfrontation des Intellektuellen mit der Grenzsituation im Konzentrationslager Auschwitz zu beschreiben Der Intellektuelle wird dabei von Amery als ein Mensch definiert der innerhalb eines geistigen d h humanistischen und geisteswissenschaftlichen Referenzrahmens lebt Zuallererst stellt Amery die grundlegende Frage ob das Denken dem Lagerhaftling angesichts der alltaglichen Grauel im Lager in irgendeiner Weise helfen oder seine Situation erleichtern konnte Die Antwort lautet dass der Geist nicht nur nichts half sondern den Intellektuellen allein liess und in letzter Konsequenz sogar zu dessen Selbstzerstorung fuhrte Isoliert von Gleichgesinnten verliert der Geist fur den Lagerinsassen in Auschwitz seine soziale Funktion Das tiefgreifende Kommunikationsproblem zwischen dem geistigen Menschen und seinen nicht intellektuellen Kameraden macht es dem Intellektuellen unmoglich den Glauben an eine geistige Welt aufrechtzuerhalten Der Geist verkommt zu einer Irrealitat einem Sprachspiel Amery illustriert diese These anhand einer Situation in der er sich auf dem Ruckweg vom Arbeitseinsatz an die Strophe eines Holderlin Gedichts erinnert das jedoch keine geistigen Assoziationen mehr in ihm wecken kann Nichts Das Gedicht transzendierte die Wirklichkeit nicht mehr Da stand es und war nur noch sachliche Aussage so und so und der Kapo brullt links und die Suppe war dunn und im Winde klirren die Fahnen S 17 Da der Geist in Auschwitz letztlich seine Grundqualitat die Transzendenz verliert empfindet der Lagerhaftling angesichts asthetischer Vorstellungen wenn nicht gar Hohn oder Schmerz so doch wenigstens vollige Indifferenz Schlimmer noch ist es allerdings um die Fahigkeit des analytisch rationalen Denkens bestellt Statt in der Grenzsituation des Lagers hilfreich zu sein fuhrt diese Amery zufolge direkt in die Selbstzerstorung Im Gegensatz zu seinen ungeistigen Kameraden kann der Intellektuelle vor dem Hintergrund seines humanen Weltbildes die SS Logik der Vernichtung nicht begreifen Sind erste Widerstande jedoch gebrochen beginnt der an das kritische Analysieren und Hinterfragen gewohnte Intellektuelle alle bisherigen Gewissheiten anzuzweifeln Angesichts der totalen Machtdemonstration des SS Staates innerhalb der Lagermauern drangt sich dem Haftling bald die selbstzerstorerische Frage auf ob es sich bei seiner eigenen antizipierten Vernichtung nicht um die vernunftige Durchsetzung des Rechts des Starkeren handelt Amery beendet den Essay mit der zusatzlichen Frage was der geistige Mensch aus der Erfahrung in Auschwitz gelernt habe Amery zufolge sind die Intellektuellen weder weiser noch tiefer geworden wohl aber kluger insofern sie skeptisch gegenuber jeglichen metaphysischen Aussagen geworden sind Letztlich zeichnet Amery den aus dem Lager Zuruckgekehrten als entblosst ausgeplundert entleert desorientiert S 32 kurz als einen Menschen der die Alltagssprache der Freiheit ebd erst wieder muhsam erlernen muss Die Tortur Bearbeiten Amery schildert in diesem Text seine Verhaftung durch die Gestapo im Jahre 1943 und anschliessende Folterung im Lager Fort Breendonk Davon ausgehend entwickelt er gleich zu Anfang des Textes zwei Thesen die diesen wie einen roten Faden durchziehen Die erste These besagt die Tortur sei das furchterlichste Ereignis das ein Mensch in sich bewahren kann S 34 wahrend die zweite lautet dass die Tortur kein blosses Merkmal des Dritten Reiches darstellte sondern dessen Essenz Amery beschreibt den ersten Schlag den er im Fort von seinen Peinigern erfahrt als Verletzung der eigenen physischen Grenze die einer Verletzung des eigenen Ichs gleichkommt Mit der Gewissheit dass alle sozialen Konventionen wie dem Verbot zu Schaden oder der Hilfspflicht in der Situation der Folter nichtig geworden sind geht ein tiefgreifender Verlust des Weltvertrauens einher Die Schmerzen die Amery im weiteren Verlauf seiner Folter durchlebte liegen an der Grenze des sprachlichen Mitteilungsvermogens Da derjenige der bis zur Schmerzgrenze gefoltert wird seinen Korper wie nie zuvor erfahrt bezeichnet Amery die Tortur als vollstandige Verfleischlichung des Menschen Aus diesem Grund bleibt sie unausloschlich eingebrannt Es ist noch immer nicht vorbei Ich baumele noch immer zweiundzwanzig Jahre danach an ausgerenkten Armen uber dem Boden keuche und bezichtige mich Da gibt es kein Verdrangen S 50 Auch mit seinen Peinigern beschaftigt sich Amery ausfuhrlich Da diese die radikale Negation des anderen zum Prinzip erheben gesteht er sich zu sie als Sadisten zu bezeichnen In gleicher Weise stellen nach Amery Sadismus und Tortur die pragenden Elemente des Nationalsozialismus in seiner Gesamtheit dar Wieviel Heimat braucht der Mensch Bearbeiten In diesem Essay versucht Amery eine Antwort auf die im Titel gestellte Frage zu finden Dabei geht er in erster Linie auf die spezifische Situation der aus dem Dritten Reich geflohenen judischen Exilanten ein trifft daruber hinaus aber trotz eigener Vorbehalte auch einige allgemeingultige Aussagen zum Thema Heimat Um die prekare Situation der judischen Emigranten zu verdeutlichen grenzt Amery ihr Schicksal von dem anderer deutscher Emigranten ab Im Gegensatz zu diesen verloren die Juden nicht nur all ihren Besitz ihre Arbeitsplatze und die gewohnte Umgebung sondern bussten zusatzlich ihre Mitmenschen sowie die Sprache ihrer Heimat ein Ihre eigenen Landsleute waren seit dem Anschluss Osterreichs zu Feinden geworden wahrend ihre Muttersprache sich im Dritten Reich mehr und mehr in eine feindselige entwickelte Da ihnen nachtraglich das Heimatrecht entzogen worden war wussten die judischen Exilanten nicht mehr wer sie waren Ich war kein Ich mehr und lebte nicht mehr in einem Wir Ich hatte keinen Pass und keine Vergangenheit und keine Geschichte S 58 Heimweh wird in diesem Zusammenhang zur Selbstentfremdung in letzter Konsequenz jedoch zur Selbstzerstorung da das gleichzeitige Empfinden von Heimweh und Heimathass ein unmoglicher neurotischer Zustand S 66 ist Das Bewusstsein ein Verjagter zu sein liess Amery hingegen die Wichtigkeit der Heimat genauer erkennen Heimat bedeutet fur ihn in erster Linie Sicherheit In der Heimat beherrschen wir souveran die Dialektik von Kennen Erkennen von Trauen Vertrauen In der Heimat leben heisst dass sich vor uns das schon Bekannte in geringfugigen Varianten wieder und wieder ereignet S 61f Im Exil hingegen ist die Mimik der fremden Menschen fur den Emigranten nicht entzifferbar in ihren Gesten Kleidern und Hausern lasst sich keine Ordnung finden Da die fruhesten Sinneseindrucke die Personlichkeit konstituieren werden Amery zufolge Muttersprache und heimische Umwelt zur Vertrautheit die ein Sicherheitsgefuhl garantiert In letzter Konsequenz bedeutet dies aber dass es fur den Exilanten keine neue Heimat geben kann Aus Amerys Perspektive wird dies besonders im Alter zu einem Problem da der alternde Mensch im steigenden Masse von der Erinnerung an die Vergangenheit abhangig ist Der aus dem Dritten Reich vertriebene Jude hat jedoch laut Amery kein Anrecht mehr auf seine Vergangenheit Das nuchterne Fazit des Essays lautet daher auch kurz und knapp Es ist nicht gut keine Heimat zu haben S 76 Ressentiments Bearbeiten In diesem Essay geht es Amery darum eine radikale Analyse der Ressentiments des Opfers gegenuber dem Tatervolk der Deutschen vorzunehmen Amery bezeichnet sein Ressentiment durchaus mit einer gewissen Ironie als sozialen Makel zu dem er sich aber bekennen musse Indem er den Begriff des Ressentiments neu definiert zielt er drauf ab das andauernde Gefuhl als Teil seiner Personlichkeit zu integrieren und zu legitimieren In der zweifachen Abgrenzung gegen die negative Besetzung bei Nietzsche und in der Psychologie stellt er das Ressentiment letztlich als eine Emotionsquelle der Moral S 98 heraus Angesichts der begangenen Untaten stellt das Ressentiment ein Revoltieren gegen das naturliche Verstreichen der Zeit und einhergehende Vergessen in der Gesellschaft dar Insofern enthalt es fur Amery ein moralisches Element da es die sittliche Widerstandskraft des sich als moralisch einzigartig begreifenden Menschen reprasentiert Amery wendet sich gegen das Vergessen und die Vergebung der Schuld seitens der Opfer und fordert stattdessen die Aktualisierung des unausgetragenen Konflikts zwischen Uberwaltigern und Uberwaltigten Fur ihn hat diese Forderung nichts mit Rachsucht oder Suhne zu tun es geht Amery primar um die Erlosung aus dem noch immer andauernden Verlassensein von damals S 86 In diesem Zusammenhang spricht Amery auch von der Kollektivschuld der Deutschen die er insofern als brauchbare Hypothese ansieht wenn man darunter nichts anderes versteht als die objektiv manifest gewordene Summe individuellen Schuldverhaltens S 88 Angesichts der Masse der Tater von denen zu viele nicht der SS angehorten sondern Arbeiter Kartothekenfuhrer Techniker Tippfrauleins S 90 waren musste das Opfer zur Annahme einer statistisch verstandenen Kollektivschuld gelangen Die Ausloschung der Schande S 95 und Rehabilitierung des deutschen Volkes kann Amery zufolge nur geleistet werden indem die Geschehnisse des zwolf Jahre andauernden Dritten Reiches nicht verdrangt oder vertuscht sondern als negatives Eigentum Deutschlands anerkannt werden Das Ressentiment wird dabei zur unabdingbaren Voraussetzung der Selbstaufklarung der Tater da es ihr Selbstmisstrauen weckt Amery richtet seine engagierte Forderung insbesondere an die deutsche Jugend die trotz ihrer Unschuld Verantwortung ubernehmen solle Uber Zwang und Unmoglichkeit Jude zu sein Bearbeiten Im letzten Essay der Sammlung reflektiert Amery die Aporien seiner judischen Nicht Identitat Des Weiteren untersucht er den Prozess der Wiedererlangung seiner Wurde die ihm und allen anderen Juden mit den Nurnberger Gesetzen von der NS Diktatur aberkannt wurde Er beschreibt sein Verhaltnis zu den Juden als Nichtverhaltnis da er nicht in einer judischen Umgebung oder Gemeinschaft aufwuchs und daher weder die judische Religion noch ihre Kultur oder Sprache sein Eigen nennen kann Amery begreift sich stattdessen als einen Juden ohne positive Bestimmbarkeit der die uber ihn hereinbrechende Katastrophe ohne Gott ohne Geschichte ohne messianisch nationale Erwartung ebd bestehen musste Seine judische Identitat liegt vorrangig in seinem Schicksal begriffen ein judisches Opfer Nazideutschlands zu sein Fur mich heisst Jude sein die Tragodie von gestern in sich lasten spuren Ich trage auf meinem linken Unterarm die Auschwitz Nummer die liest sich kurzer als der Pentateuch oder der Talmud und gibt doch grundlicher Auskunft S 111 Ohne dass die Weltgemeinschaft eingeschritten ware wurde die judische Bevolkerung wahrend des NS Regimes inmitten der deutschen Gesellschaft systematisch entwurdigt und vom Tode bedroht Die einzige Moglichkeit die verlorene Wurde wiederzuerlangen besteht fur Amery darin sein Schicksal als Jude anzunehmen sich jedoch gleichzeitig in der Revolte dagegen zu erheben Dies beinhaltet den stetigen Versuch die Gesellschaft von der Wurde des Opfers zu uberzeugen Dementsprechend verscharft Amery den bereits im Essay Ressentiments angeklungenen Appell an die deutsche Gesellschaft Ihr wollt nicht wissen wohin eure Gleichgultigkeit euch selber und mich zu jeder Stunde wieder hinfuhren kann Ich sage es euch Es geht euch nichts an was geschah denn ihr wusstet nicht oder wart zu jung oder noch nicht einmal auf dieser Welt Ihr hattet sehen mussen und eure Jugend ist kein Freibrief und brecht mit eurem Vater S 114Rezeption BearbeitenTrotz oder gerade wegen der Provokationen vor allem des Essays Ressentiments war Jenseits von Schuld und Suhne ein immenser Erfolg beschieden was als Indiz fur das sich wandelnde erinnerungspolitische Klima in der Zeit nach dem Frankfurter Auschwitz Prozess den Verjahrungsdebatten und im Vorfeld der 1968er Bewegung gelten kann 6 Amery wurde nach den Ausstrahlungen bzw Publikationen der Essayreihe schlagartig zu einem bekannten Autor der vielfache Einladungen von anderen Rundfunkanstalten Hessischer und Bayerischer Rundfunk Sender Freies Berlin WDR u a zu Vortragen und Lesereisen erhielt und dessen Diskussionsbeitrage bei namhaften deutschen Zeitungen Die Zeit Frankfurter Rundschau Suddeutsche Zeitung u a und Zeitschriften insbesondere Merkur gefragt waren Spuren einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit seinen Essays finden sich in der zeitgenossischen Literatur etwa bei Ingeborg Bachmann Helmut Heissenbuttel Primo Levi und Imre Kertesz sowie in der Philosophie Theodor W Adornos Trotz aller Anerkennung musste Amerys Verhaltnis zu Deutschland als dem Land der Tater ambivalent bleiben Dies zeigt exemplarisch die kurz nach der Veroffentlichung seines Essaybandes gefuhrte Auseinandersetzung mit dem konservativen Schriftsteller Hans Egon Holthusen der im Merkur dem Ort der Veroffentlichung von Amerys Tortur Aufsatz einen langeren autobiographischen Text mit dem provokanten Titel Freiwillig zur SS veroffentlicht hatte Darin bat Holthusen um Verzeihung fur die Fahrlassigkeit sich bereits im Jahre 1933 freiwillig zur SS gemeldet zu haben wobei er sich selbst als Vertreter der Inneren Emigration sowie als Uberlebenden stilisierte 7 Es blieb Amery vorbehalten auf die Gegensatzlichkeit zwischen dem judischen Uberlebenden einerseits und dem SS Mann andererseits hinzuweisen die sich schon im Begriff Freiwilligkeit abzeichnete Sie gingen zur SS freiwillig Ich kam anderswohin ganz unfreiwillig 8 Literatur BearbeitenOriginalausgabe Bearbeiten Jean Amery Jenseits von Schuld und Suhne Bewaltigungsversuche eines Uberwaltigten Munchen 1966 Werkausgabe Bearbeiten Jean Amery Jenseits von Schuld und Suhne Unmeisterliche Wanderjahre Ortlichkeiten Band 2 Stuttgart 2002 Horbuch Bearbeiten Jenseits von Schuld und Suhne Gelesen von Peter Matic mOceanOTonVerlag Vertrieb Grosser Stein 2007 Sekundarliteratur Bearbeiten Matthias Bormuth Susan Nurmi Schomers Kritik aus Passion Studien zu Jean Amery Gottingen 2005 Petra S Fiero Schreiben gegen Schweigen Grenzerfahrungen in Jean Amerys autobiographischem Werk Olms 1997 Torben Fischer Jean Amery Jenseits von Schuld und Suhne In Torben Fischer Matthias N Lorenz Hrsg Lexikon der Vergangenheitsbewaltigung in Deutschland Debatten und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945 Bielefeld Transcript 2007 ISBN 978 3 89942 773 8 S 159 161 Sven Kramer Die Folter in der Literatur Ihre Darstellung in der deutschsprachigen Erzahlprosa von 1740 bis nach Auschwitz Munchen 2004 Andree Michaelis Erzahlraume nach Auschwitz WeltLiteraturen World Literatures 2 Berlin 2013 Gerhard Scheit Breendonk In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 1 A Cl Metzler Stuttgart Weimar 2011 ISBN 978 3 476 02501 2 S 407 411 Ulrike Schneider Jean Amery und Fred Wander Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 132 Berlin u a 2012 Sylvia Weiler Jean Amerys Ethik der Erinnerung Gottingen 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Jean Amery Zitate Literatur von und uber Jean Amery im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Stachel der Deutschen SPIEGEL Rezension von Jenseits von Schuld und Suhne vom 1 August 1966 Ach ja Heimat Erinnerung an Jean Amery anlasslich seines 100 Geburtstages in der ZEITEinzelnachweise Bearbeiten Die Seitenzahlenangaben beziehen sich auf Jean Amery Jenseits von Schuld und Suhne Bewaltigungsversuche eines Uberwaltigten Nordlingen 1970 Dieses Zitat ist aus dem Vorwort S 9 J Amery an K Schwedhelm Brief vom 18 Januar 1964 Zitiert nach Jean Amery Ausgewahlte Briefe 1945 1978 Band 8 Stuttgart 2007 S 101 Schneider 2012 S 38 ff J Amery an H Heissenbuttel Brief vom 20 Mai 1964 Zitiert nach Jean Amery Ausgewahlte Briefe 1945 1978 Band 8 Stuttgart 2007 S 108 Schneider 2012 S 51 52 Vgl Fischer 2007 S 160 H E Holthusen Freiwillig zur SS In Merkur 10 Jhrg Heft 11 1966 S 1037 1050 J Amery Fragen an Hans Egon Holthusen und seine Antwort In Merkur 21 Jhrg Heft 4 1967 S 393 395 Normdaten Werk GND 4456361 9 lobid OGND AKS VIAF 219192000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jenseits von Schuld und Suhne amp oldid 238220274