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Jan Johan Thorn Prikker 5 Juni 1868 in Den Haag 5 Marz 1932 in Koln war ein niederlandischer Kunstler der im Jahr 1904 nach Deutschland ubersiedelte und dort aus seinen Jugendstil beeinflussten Anfangen heraus eine eigene monumentale Kunst entwickelte die sich vor allem in Glasmalereien Mosaiken und Wandbildern ausdruckte Pfarrkirche St Georg in Koln 1930 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Stil 3 Ausstellungen 4 Werk 5 Schuler 6 Ehrungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Rekonstruierte Wandbemalung in der altkatholischen Friedenskirche in Essen 1916 Jan Thorn Prikker war vermutlich ein Nachfahre skandinavischer Einwanderer und besuchte von 1883 bis 1887 die Kunstakademie in Den Haag 1890 wurde er durch Jan Toorop in die belgische Kunstlergruppe Les XX eingefuhrt 1892 durch Josephin Peladan in die Rosenkreuzer Gemeinschaft Ab 1898 war er kunstlerischer Leiter der Kunsthandlung Arts and Crafts in Den Haag bis er schliesslich im Jahr 1904 nach Deutschland ubersiedelte Durch Vermittlung des damaligen Museumsdirektors Friedrich Deneken kam der niederlandische Maler und Gestalter 1904 als Lehrer an die neu gegrundete Handwerker und Kunstgewerbeschule Krefeld heute Hochschule Niederrhein wo Hans Kruzwicki Helmuth Macke Heinrich Campendonk Heinz von der Way 1 und Wilhelm Wieger zu seinen ersten Schulern zahlten Thorn Prikker gehorte zu den charismatischen und vielfaltigen Kunstlerpersonlichkeiten der Zeit deren Arbeit sich im Grenzbereich von freier und angewandter Kunst bewegte So schuf er sowohl Landschaftsbilder und monumentale Wandgemalde als auch Entwurfe fur Mobel und Textilien im Stil des Art Nouveau Mit seinen jungen Studenten unternahm er zahlreiche Ausfluge in die Umgebung von Krefeld um ihnen dort in der Natur die Prinzipien der Pleinairmalerei zu vermitteln 1910 verliess Thorn Prikker die Krefelder Kunstgewerbeschule um sich im westfalischen Hagen aktiv an den kunstlerischen Reformbestrebungen der Werkbund Bewegung um den Kunstmazen Karl Ernst Osthaus den Begrunder des Folkwang Museums zu beteiligen Kurz darauf erhielt er zahlreiche Auftrage fur Wandgemalde Mosaike und vor allem Farbverglasungen unter anderem 1912 fur das von Peter Behrens entworfene Gesellenhaus in Neuss Wahrend seines Aufenthaltes in Hagen arbeitete er von 1913 bis 1916 als Lehrer an der Essener Handwerker und Kunstgewerbeschule der spateren Folkwang Schule Essen Verschiedene Studienreisen dieser Schaffensperiode fuhrten ihn nach Italien 1906 Danemark 1908 und Frankreich 1913 Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Uberlingen 1919 1920 unterrichtete er anschliessend fur drei Jahre als Lehrer fur Glasmalerei beziehungsweise Monumentalkunst an der Koniglichen Kunstgewerbeschule Munchen dann von 1923 bis 1926 an der Kunstakademie Dusseldorf und von 1926 bis zu seinem Tod als Professor an den Kolner Werkschulen Sein Sohn Hein 1911 1998 war in den 1940er und 1950er Jahren erfolgreicher Motorradrennfahrer 2 Stil Bearbeiten nbsp Die Braut 1892 1893 Jan Thorn Prikker war in seiner niederlandischen Zeit vor allem beeinflusst von japanischer Holzschnittkunst ebenso wie von Expressionismus und franzosischem Neoimpressionismus liess sich aber in seiner gesamten kunstlerischen Entwicklung nie ganz festlegen Nach ersten pointillistischen Versuchen hatte er sich fruh der linearen Spielart des Jugendstils zugewandt Er war tief religios und ein uberzeugter Christ der stark von den religiosen Ideen der Nabis beeinflusst wurde Ein erster Versuch 1895 ein grosses Triptychon Dreifaltigkeit mit mystischer Interpretation zu malen war noch gescheitert Thorn Prikker zerstorte das Werk Spater experimentierte er mit Motiven des Mystizismus und des katholischen Ideals und malte mehrere biblische Szenen Mit seinen Werken gilt er als Erneuerer der religiosen Kunst mit expressionistischen Einflussen Bleibenden Einfluss hat er auf die Entwicklung und Erneuerung der Glasmalerei in Deutschland gehabt So bezog er zum Beispiel die Bleistege seiner monumentalen Kunstwerke mit in die Gestaltung der Fenster ein und setzte vor allem in dem von ihm leidenschaftlich geliebten Gebiet am Niederrhein bestimmende Impulse Viele seiner Entwurfe darunter die besonders bekannten Fenster fur die Dreikonigenkirche in Neuss die 1912 auf der Kolner Sonderbund Ausstellung gezeigt wurden wurden in Berlin von dem Unternehmen Vereinigte Werkstatten fur Mosaik und Glasmalerei Puhl amp Wagner Gottfried Heinersdorff ausgefuhrt Heinersdorff hatte auf Grund seiner guten Kontakte zum Deutschen Werkbund und zu Osthaus Auftrage unter anderem fur den Bahnhof in Hagen vermittelt Die innere Ausgestaltung der altkatholischen Friedenskirche in Essen erbaut 1914 bis 1916 war ebenfalls Thorn Prikkers Werk Das Gotteshaus gilt vielen als wichtigste Jugendstilkirche in Deutschland 2006 wurde ein Teil der im Krieg zerstorten Wandmalereien rekonstruiert 1923 beauftragte ihn der Direktor des Kaiser Wilhelm Museums Max Creutz mit monumentalen Wandbildern Prikker hatte den Zyklus Lebensalter in Secco Technik geschaffen 3 In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Bilder zum Schutz zugemauert Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie zunachst wieder sichtbar gemacht 1976 abermals hinter einer Schutzwand versteckt und 2015 wieder sichtbar gemacht 4 Spater liess Thorn Prikker auch in der Werkstatt von Hein Derix in Kevelaer fertigen in der sich noch heute der Raum bewundern lasst in dem Thorn Prikker und Derix sen diskutiert und auch gefeiert haben Ausstellungen BearbeitenJan Thorn Prikker vollzog in den 1920er Jahren einen Stilwandel von einer dem Jugendstil entlehnten Formensprache mit teilweise figurativen Motiven hin zu einer strengeren konstruktiven Bildauffassung mit geometrischen Formen Diese Entwicklung lasst sich anhand der im Krefelder Kaiser Wilhelm Museum ausgestellten Fenster gut nachvollziehen Die Auswahl dort umfasst alle Schaffensphasen seiner letzten beiden Jahrzehnte von dem fruhen Christuskopf Ecce Homo 1913 ehemals Folkwang Museum Hagen bis zu dem in strahlendem Blau leuchtenden Phos Zoa Licht und Leben 1931 1932 Weitere Werke des Kunstlers finden sich im Deutschen Glasmalerei Museum in Linnich Seit dem 13 November 2010 lief eine grosse Retrospektive im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam mit dem Titel Mit allen Regeln der Kunst und vom 26 Marz 2011 bis zum 7 August 2011 fand im Museum Kunstpalast in Dusseldorf die erste grosse Ausstellung in Deutschland statt Werk Bearbeiten nbsp Der Kunstler als Lehrer fur Handel und Gewerbe 1911 1909 Freskokarton Kain und Abel Museum Folkwang in Essen 1911 Villa Hohenhof Hagen Architekt Henry van de Velde Bauherr Karl Ernst Osthaus Farbverglasung im Treppenhaus zu den Privatraumen 1911 figurliche Farbverglasung Der Kunstler als Lehrer fur Handel und Gewerbe in der Empfangshalle des Hagener Hauptbahnhofs vor 1913 Farbverglasung eines Herrenzimmers von Georg Metzendorf fur das Kaiser Friedrich Museum in Magdeburg 5 1913 Farbverglasungen der Dreikonigenkirche in Neuss 1916 ornamentale Wand und Deckenbemalung teilweise im Zweiten Weltkrieg zerstort und 2006 rekonstruiert Apsis Mosaik und einzelne Fenster Eingang amp Sakristei in der altkatholischen Friedenskirche in Essen Farbverglasungen in der alten Synagoge in Krefeld 1938 zerstort 2008 nach Originalentwurfen fur die neue Synagoge rekonstruiert vor 1917 Aulafenster in der Viktoriaschule Essen 6 vor 1917 Mosaikfries im Kammermusiksaal der Stadthalle Hagen 6 vor 1918 Innenausstattung der alt katholischen Friedenskirche in Essen vor 1920 Farbverglasung in einem Wohnhaus von Alfred Fischer Essen in Essen Bredeney 7 1920 Farbverglasungen der Erbauungshalle in Offenbach 1922 Wanddekoration und Glasfenster des Borsensaals im Wilhelm Marx Haus Dusseldorf 8 1923 Wandbilder Lebensalter Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld 9 1924 Innengestaltung Wandmalerei Glasfenster und Mosaike Mausoleum Nahrhaft Nordfriedhof Dusseldorf 1925 Mosaiken Tag und Nacht im Ehrenhof Dusseldorf 10 1925 Farbverglasung der kath Kirche Hl Schutzengel Frillendorf von Edmund Korner 11 1925 Farbverglasung im Treppenhaus der Villa Groppel in Bochum heute im Museum Ostwall in Dortmund 1925 1927 Farbverglasung Kirchenschiff Katholische Filialkirche St Borromaus in Fischbach Oberraden Eifel 1926 Abendmahl Mosaik in der Duinvordkirche in Den Haag 1926 Farbverglasungen in der Eingangshalle des Museums Kunstpalast in Dusseldorf 1929 Wandbild im Verwaltungsgebaude der Firma Philips in Eindhoven 1930 Farbverglasungen Fenster Zyklus in der Pfarrkirche St Georg in Koln 1930 ornamentale Farbverglasungen in der evangelischen Auferstehungskirche in Essen im Zweiten Weltkrieg zerstort und ab 1995 nach Originalkartons rekonstruiert durch die Fa Hein Derix in Kevelaer 1931 Wandbilder in den Rathausern von Rotterdam und Amsterdam 1931 ornamentale Farbverglasungen in der Klosterkirche B M V in Essen Holsterhausen Schuler BearbeitenOskar Fritz Beier Trude Benning Herbert Bienhaus Heinrich Campendonk Heinrich Dieckmann Hans Kruzwicki Helmuth Macke Regina Relang Ludwig Gabriel Schrieber 1924 1926 Milly Schmitz Steinkruger Wilhelm Schmitz Steinkruger Elisabeth Treskow Max Wendl Anton Wendling Wilhelm Wieger Alfred Wiese Josef AlbersEhrungen BearbeitenNach Thorn Prikker wurden in Koln Krefeld Hagen Rotterdam und Slotervaart Strassen benannt In Erinnerung an den lange in Krefeld wirkenden Kunstler stiftete die Stadt Krefeld 1949 die Thorn Prikker Ehrenplakette fur Kunstler aus dem niederrheinischen Raum 12 Literatur BearbeitenChristiane Heiser Thorn Prikker Johan In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 200 Digitalisat Jorg Metzinger Thorn Prikker J oh an In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 11 Bautz Herzberg 1996 ISBN 3 88309 064 6 Sp 1488 1489 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Gerd Presler Johann Thorn Prikker in der Pfalzgalerie Kaiserslautern In WELTKUNST 1982 1 64f Helmut Geisert Elisabeth Moortgat Red Wande aus farbigem Glas Das Archiv der Vereinigten Werkstatten fur Mosaik und Glasmalerei Puhl amp Wagner Gottfried Heinersdorff Berlinische Galerie Berlin 1989 ISBN 3 927873 01 2 Katalog zur Ausstellung vom 8 Dezember 1989 21 Januar 1990 im Martin Gropius Bau Berlin Gegenwart Museum Nr 9 Christiane Heiser Schmid Kunst Religion Gesellschaft Das Werk Johan Thorn Prikkers zwischen 1890 und 1912 Vom niederlandischen Symbolismus zum Deutschen Werkbund Dissertation Rijksuniv Groningen 2008 ISBN 978 90 367 3586 5 Johan Thorn Prikker Mit allen Regeln der Kunst Publikation anlasslich der gleichnamigen Ausstellung im Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam und Museum Kunstpalast Dusseldorf 2010 ISBN 978 90 6918 251 3 mit der Sonne selbst malen Johan Thorn Prikker und der Aufbruch der Moderne in der Glasmalerei Publikation anlasslich der gleichnamigen Ausstellung im Deutschen Glasmalereimuseum Linnich Myriam Wierschowski Hrsg Ausst kat Linnich 2007 ISBN 3 9810046 2 0 Gerda Breuer Sabine Bartelsheim Christopher Oestereich Hrsg Lehre und Lehrer an der Folkwang Schule fur Gestaltung in Essen Von den Anfangen bis 1927 Tubingen Berlin 2012 ISBN 978 3 8030 3213 3 Mit allen Regeln der Kunst Johan Thorn Prikker in der Stadthalle Mulheim Die Glasmosaiken Johan Thorn Prikkers im Foyer der Mulheimer Stadthalle Eine Neuinterpretation von Dr Jorg Schmitz Mulheim 2011 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johan Thorn Prikker Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Jan Thorn Prikker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeichnungen und Glasbilder von Thorn Prikker bildindex de Die Hohenhof Villa am Stirnband baukunst nrw de Auf den Spuren von Johan Thorn Prikker Mit allen Regeln der Kunst vom Jugendstil zur Abstraktion anlasslich der Ausstellung 2011 PDF Booklet smkp de abgerufen am 4 November 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Kultur in Krefeld Michael Schuh Kunstlersohn erklimmt Motorradolymp derwesten de 5 Januar 2011 abgerufen am 28 Juni 2014 Max Creutz Die neuen Monumentalbilder Thorn Prikkers im Krefelder Kaiser Wilhelm Museum Die Kunst fur alle Malerei Plastik Graphik Architektur Marz 1924 S 184 189 Sebastian Peters Krefeld legt Wandgemalde von Johan Thorn Prikker frei in Rheinische Post vom 23 Februar 2015 abgerufen am 13 Mai 2016 Innendekoration Heft 11 1913 Digitalisat a b Hans Schliepmann Die Farbe in der Monumentalkunst In Berliner Architekturwelt Nr 2 3 Mai 1916 S 63 67 73 zlb de Innendekoration Heft 3 1920 Holger Rescher Backsteinarchitektur der 1920er Jahre in Dusseldorf Diss Bonn 2001 Das Thorn Prikker Zimmer im Kaiser Wilhelm Museum Der vierteilige Wandbildzyklus Lebensalter Darstellung von Lebensphasen in vier Bildern des niederlandischen Kunstlers Johan Thorn Prikker aus dem Jahr 1923 ist hier erstmals nach fast 40 Jahren wieder zu sehen Die Werke waren seit 1976 hinter einer Schutzwand verborgen Memento vom 13 Mai 2016 im Internet Archive Auf dem Gelande des Ehrenhofs an den sich gegenuberliegenden Torportiken von Museum Kunstpalast und NRW Forum Dusseldorf schmucken zwei monumentale Mosaike die Wande Der Tag und Die Nacht 1925 von Johan Thorn Prikker 1868 1932 art in duesseldorf de abgerufen am 13 Mai 2016 Richard Klaheck Neue Baukunst in den Rheinlanden Dusseldorf 1929 Beschreibung der Auszeichnung aus kulturpreise de abgerufen am 31 Dezember 2012 Normdaten Person GND 118622315 lobid OGND AKS LCCN n81024580 VIAF 118466495 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thorn Prikker JanALTERNATIVNAMEN Thorn Prikker JohanKURZBESCHREIBUNG niederlandischer KunstlerGEBURTSDATUM 5 Juni 1868GEBURTSORT Den HaagSTERBEDATUM 5 Marz 1932STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jan Thorn Prikker Kunstler amp oldid 236460841