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Jagdmagie steht in der Ethnologie fur magische Praktiken in ethnischen Religionen insbesondere der animistischen Vorstellungen der Jager und Sammler um mit Hilfe ubermenschlicher Machte gezielt den Erfolg einer Jagd herbeizufuhren Im Einzelnen unterscheiden sich die Methoden erheblich Entweder werden die Jagdwaffen durch Besprechen mit Zauberformeln oder Bestreichen mit zauberkraftigen Substanzen magisch aufgeladen es wird eine spirituelle Verbindung mit den Seelen der Beutetiere aufgenommen um sie gefugig zu machen oder es wird auf geweihte Tierfiguren oder bilder geschossen so dass die Pfeile oder Speere spater bei den echten Tieren genauso erfolgreich sein mogen 1 Bekannt wurde der Begriff als Jagdmagie der Fruhzeit zu Anfang des 20 Jahrhunderts durch eine von Salomon Reinach aufgestellte Theorie mit der sich Freud in Totem und Tabu auseinandersetzt Mitte des 20 Jahrhunderts galt Reinachs Theorie vor allem auch durch ihre Weiterentwicklung unter Henri Breuil und Henri Begouen als eine Art Dogma in der Erforschung der kultischen Rituale der Fruh und Vormenschen Die Volkerkunde hatte bis zu dieser Zeit ein Bild von Fruh und Vormenschen gezeichnet das mit der Vorstellung vom Primitiven Guten Wilden einherging der sich frei und unbesorgt in einer Welt des Uberflusses tummelte Das 1911 erschienene Buch von J H Rosny dem Alteren Der Krieg ums Feuer La Guerre du feu hingegen zeigte die fruhen Menschen als schwache Wesen die in einer feindlichen Welt ums Uberleben kampften Als Deutung religios kultischer Praxis des Palaolithikums wird das Konzept der Jagdmagie in der Forschung heutzutage mehrheitlich abgelehnt 2 Jagdmagie der Fruhzeit BearbeitenDie Sicht auf die Kunst der Fruh und Vormenschen als die magische Kunst unterstellte dieser demnach ein ausschliesslich praktisches Ziel sie trug entsprechend vor allem zum Uberleben bei Henri Begouen druckte diese Vorstellung in den Worten aus Die Kunst jener Zeit ist zweckgerichtet nbsp Pferdedarstellungen aus der Chauvet Hohle Aurignacien Chatelperronien nbsp Hohlenmalerei aus LascauxDie zweite Grundlage der Theorie von der Jagdmagie stellt die Hohle und hier besonders die Hohlenmalerei in den Mittelpunkt der Uberlegungen Dass sich prahistorischen Menschen so weit in die Dunkelheit und Gefahr unterirdischer Bereiche vorwagten und ihre Zeichnungen an entlegenen Orten anbrachten wurde so gedeutet dass es nicht darum ging Zeichnungen zu schaffen die gesehen werden wollten Dies konnte nach der Theorie von der Jagdmagie nur einem magischen Ziel dienen Die Ausfuhrung der Zeichnung oder der Skulptur war das eigentliche magische Motiv Die Abbildung des Tieres selbst war eine kultische Handlung die fur sich selbst einen Wert besass War sie einmal ausgefuhrt dann hatte ihr unmittelbares und materielles Ergebnis die Abbildung keine weitere Bedeutung mehr Damit will man in dieser Theorie auch erklart haben warum sich so viele Figuren auf denselben Hohlenwanden uberlagern und kaum sichtbare Gravierungen angebracht wurden Die Theorie von der Jagdmagie ergeht sich so in der Erklarung der Kunst und Religion der Fruh und Vormenschen Man glaubt postulieren zu durfen dass in der Vorstellung primitiver Wesen die Abbildung eines jeden Lebewesens sei es als Zeichnung oder als Skulptur eine Daseinsform oder Emanation ebendieses Wesens sei Weiter wird folgende Vorstellung als existent postuliert Ergreift der Mensch Besitz uber das Abbild so hat er damit Macht uber das Wesen selbst Dieser Teil der Theorie wurde gestutzt durch eine damals gangige Interpretation der Beobachtung dass viele vorzivilisatorische Menschen echte Angst empfanden wenn man sie fotografierte oder eine Zeichnung von ihnen anfertigte So wurde die Annahme gestutzt dass auch die Fruh und Vormenschen glaubten dass die Darstellung eines Tieres sie indirekt bereits dazu befahige es zu beherrschen Die magischen Praktiken verfolgten der Theorie von der Jagdmagie nach im Wesentlichen drei Ziele Jagd Fruchtbarkeit und Vernichtung Die Jagdmagie sollte erfolgreiche Jagdzuge herbeifuhren Zu diesem Zwecke bemachtigten sich die Fruh und Vormenschen der Darstellung des Tieres das sie erlegen wollten und damit des Tieres selbst Die magische Wirkung sollen sie verstarkt haben indem sie der Darstellung des Tieres pfeilformige Zeichen hinzufugten Verwundungen auf manchen Tieren eintrugen Niaux Tiere in einer zeremoniellen Totungs oder Opferhandlung abbildeten oder ihr Fallen Font de Gaume darstellten Die Zeichnungen unvollstandiger Tiere sollten so angeblich darauf abzielen diese in Teilen ihrer Fahigkeiten zu berauben so dass man sich ihnen leichter nahern und sie besser toten konnte Wahrend sich so die Jagdmagie den grossen bevorzugten Jagdbeuten Pferde Wisente Auerochsen Steinbocke Rentiere und Hirsche widmete betrieben Fruh und Vormenschen der Theorie zufolge auch eine Vernichtungsmagie Diese so die Vorstellung befasste sich vor allem mit Tieren die fur den Menschen gefahrlich sind Raubkatzen und Baren Drei Bruder Hohle Montespan Der Fruchtbarkeitszauber schliesslich sollte der Theorie nach erreichen dass sich die nutzlichen Tierarten vermehren Dazu stellten die Fruh und Vormenschen Tiere unterschiedlichen Geschlechts dar auch in Szenen die einer Paarung vorangehen die Wisente aus Lehm in Tuc d Audoubert oder trachtige weibliche Tiere Literatur BearbeitenHenri Breuil Beyond the Bounds of History Scenes from the Old Stone Age Gawthorn London 1949 Nachdruck AMS Press New York NY 1976 ISBN 0 404 15934 6 Henri Breuil M C Burkitt Rock paintings of Southern Andalusia A Description of a Neolithic and Copper Age Art Group Clarendon Press Oxford 1929 Nachdruck AMS Press New York NY 1976 ISBN 0 404 15935 4 Sigmund Freud Totem und Tabu Salomon Reinach Elizabeth Frost The Phenomena of Animal Toteism Kessinger Whitefish MT 2010 ISBN 978 1 161 55076 4 Abdruck aus Salomon Reinach Elizabeth Frost Cults Myths and Religions D Nutt London 1912 Salomon Reinach Elizabeth Frost Art and Magic Kessinger Whitefish MT 2005 ISBN 1 425 36238 9 Abdruck aus Salomon Reinach Elizabeth Frost Cults Myths and Religions D Nutt London 1912 J H Rosny aine Louis Rene Nougier La Guerre du feu Hachette Jeunesse Paris 2002 ISBN 2 01 321943 1 Le livre de poche jeunesse Roman historique 1129 Einzelnachweise Bearbeiten Walter Hirschberg Begrunder Wolfgang Muller Redaktion Worterbuch der Volkerkunde Neuausgabe 2 Auflage Reimer Berlin 2005 S 193 Stichwort Jagdmagie S Vierzig Mythen der Steinzeit Das religiose Weltbild der fruhen Menschen 2009 S 47 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jagdmagie amp oldid 206602202