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Jacques Samuel Handschin russisch Jakov Jakovlevic Handschin 5 April 1886 in Moskau 25 November 1955 in Basel war ein russisch schweizerischer Organist und Musikwissenschaftler Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Wissenschaftliche Arbeit 3 Publikationen 4 Wurdigungen 5 Literatur 6 WeblinksBiographie BearbeitenJacques Handschin besuchte zunachst ein Gymnasium in Moskau und spater die Handelsschule in Neuenburg Wahrend seiner Gymnasialzeit in Moskau erhielt er Orgelstunden durch den aus St Gallen stammenden Organisten Friedrich Bruschweiler Anschliessend studierte er ab 1905 zunachst an der Universitat Basel dann an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Geschichte Philologie und Nationalokonomie Danach folgte ausdrucklich entgegen dem Wunsch der Eltern das Studium der Musik bei Max Reger Als dieser 1907 zum Leipziger Universitatsmusikdirektor berufen wurde folgte Handschin ihm mit nach Leipzig Dort wurde er zusatzlich von Thomasorganist Karl Straube der auch Lehrer am Koniglichen Konservatorium der Musik war unterrichtet und horte Vorlesungen bei Hugo Riemann Im Jahr 1908 weilte er zu einem Studienaufenthalt in Paris und erhielt Unterricht bei Charles Marie Widor 1909 wurde er als Nachfolger Louis Homilius Orgellehrer am Sankt Petersburger Konservatorium Hier trat er fur eine Starkung der Orgel als Konzertinstrument ein Zu seinen Schulern zahlten unter anderem Sergei Prokofjew und Nikolai Wanadsin der nach Handschins Emigration sein Nachfolger als Leiter der Orgelklasse wurde In seiner St Petersburger Zeit ging Handschin einer regen Tatigkeit als Konzertorganist und Musikkritiker nach So spielte er Orgelkonzerte u a mit Werken deutscher franzosischer und russischer Komponisten besonders mit Kompositionen Johann Sebastian Bachs und verfasste zahlreiche Artikel und Rezensionen uber das stadtische Konzertleben Daruber hinaus regte er verschiedene russische Komponisten an Werke fur Orgel zu schreiben Dadurch entstanden Orgelkompositionen u a von Alexander Glasunow Sergei Tanejew oder Sergei Ljapunow Im Sommer 1912 war er vorubergehend Organist am Berner Munster Er verzichtete auf die endgultige Wahl in dieses Amt und wurde Organist an der evangelisch lutherischen Petri Kirche in St Petersburg 1914 wurde er zum Professor am Sankt Petersburger Konservatorium berufen Zwischen 1919 und 1920 verwaltete er die wissenschaftlich theoretische Musikabteilung des Volkskommissariats fur Bildungswesen Auf Beschluss dieser Abteilung grundete Handschin 1919 zusammen mit dem russischen Mathematiker Valentin Kowalenkow ein musikakustisches Laboratorium in welchem u a temperierte Tonleitern erforscht wurden 1921 musste er aus politischen Grunden in die Schweiz emigrieren wobei zahlreiche Dokumente darunter Aufzeichnungen fur ein Promotionsvorhaben verloren gingen In Basel wurde er Schuler von Karl Nef und legte noch im selben Jahr eine neue Dissertation uber die mehrstimmige Musik des 13 Jahrhunderts vor Zwischen 1922 und 1924 war er Organist der Linsebuhlkirche in St Gallen 1924 habilitierte er sich mit einer Arbeit uber die mehrstimmige Musik der St Martial Epoche an der Universitat Basel Im selben Jahr wechselte er an die Zurcher St Peter Kirche wo er bis 1935 als Organist wirkte Nach seiner Tatigkeit als Privatdozent wurde er 1930 zum ausserordentlichen Professor an der Universitat Basel ernannt 1935 trat er das Amt des Organisten an der Basler Martinskirche an und wurde im selben Jahr auf eine ordentliche Professur fur Musikwissenschaft an der Universitat Basel berufen Ab 1936 war er Prasident der Internationalen Gesellschaft fur Musikwissenschaft Er war mit Anna geborene Nikitin 1892 1976 verheiratet Seine letzte Ruhestatte fand er auf dem Wolfgottesacker in Basel im Familiengrab der Familie Handschin Wissenschaftliche Arbeit BearbeitenAls Hauptbeschaftigungsfelder Jacques Handschins sind zunachst die historische und theoretische Musikwissenschaft zu nennen Auf dem Gebiet der Musikgeschichte befasste er sich besonders mit der Musik des Mittelalters siehe die Themen seiner Dissertation und Habilitation In musiktheoretischer Hinsicht vertrat Handschin den Ansatz Sachverhalte mussten sich auf naturwissenschaftliche speziell physikalische und psychologische Erkenntnisse zuruckfuhren lassen Damit steht er ganz in einer musiktheoretischen Tradition des 19 Jahrhunderts vgl Hermann von Helmholtz Arthur von Oettingen Hugo Riemann Die bedeutendsten Publikationen dieser beiden Forschungszweige die Musikgeschichte und Der Toncharakter entstammen dem Jahr 1948 Zu diesen Schwerpunkten traten gelegentliche monographische Arbeiten etwa zu musikethnologischen Themenbereichen zu Fragen der Auffuhrungspraxis und zum Instrumentenbau u a zur Elsassischen Orgelreform und Orgelbewegung Publikationen BearbeitenDer Toncharakter Eine Einfuhrung in die Tonpsychologie Atlantis Zurich 1948 diverse Neuauflagen Musikgeschichte im Uberblick Raber Luzern 1948 Das Zeremonienwerk Kaiser Konstantins und die sangbare Dichtung F Reinhardt Basel 1942 Charles Marie Widor Basel 1937 Uber das Studium der Musikwissenschaft Hug amp Co Zurich Leipzig 1936 Strawinsky Versuch einer Einfuhrung Hug amp Co Zurich Leipzig 1933 Camille Saint Saens Orell Fussli Zurich 1929 Die Orgelbewegung in der Schweiz Kassel 1928 Uber die mehrstimmige Musik der St Martial Epoche sowie die Zusammenhange zwischen Notre Dame und St Martial und die Zusammenhange zwischen einem dritten Stil und Notre Dame und St Martial Habilitationsschrift Universitat Basel Basel 1924 Mussorgski Versuch einer Einfuhrung Orell Fussli Zurich 1924 Choralbearbeitungen und Kompositionen mit rhythmischem Text in der mehrstimmigen Musik des XIII Jahrhunderts Dissertation der philosophischen Fakultat der Universitat Basel Basel 1923 Zur Geschichte der Orgel in Russland Uber eine neue Auffassung der Musik des XIV XVI Jahrhunderts St Petersburg 1916 Die Orgel als Konzertinstrument St Petersburg 1909 Wurdigungen BearbeitenSeit 2009 vergibt die Schweizerische Musikforschende Gesellschaft SMG alle zwei Jahre den mit 10 000 Schweizer Franken dotierten Jacques Handschin Preis fur junge Nachwuchswissenschaftler Literatur BearbeitenChristoph Ballmer Jacques Handschin In Historisches Lexikon der Schweiz 2006 Rudolf Bockholdt Handschin Jacques Samuel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 611 f Digitalisat Janna Kniazeva Jacques Samuel Handschin Igor Stravinskij Eine noch unbekannte Seite des Dialogs In Die Musikforschung 52 2 S 207 ff Janna Kniazeva Jacques Handschin als Reger Schuler In Musikgeschichte in Mittel und Osteuropa Hrsg von Helmut Loos Schroder Schroder Leipzig 2017 S 30 ff Michael Maier Jacques Handschin In MGG online 2016 Thomas Noll Handschins Toncharakter Pladoyer fur einen neuen Anlauf ausgehend von neueren musiktheoretischen und kognitionspsychologischen Untersuchungen zu den tonalen Qualia In Zeitschrift der Gesellschaft fur Musiktheorie 13 2 S 237 ff doi 10 31751 918 Gedenkschrift Jacques Handschin Aufsatze und Bibliographie Hrsg von der Ortsgruppe Basel der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft zusammengestellt von Hans Oesch Haupt Bern 1957 Uber reine Harmonie und temperierte Tonleitern Ausgewahlte Aufsatze Hrsg von Michael Maier Argus Schliengen 2000 Jacques Handschin in Russland Die neu aufgefundenen Texte Kommentiert und ediert von Janna Kniazeva Schwabe Basel 2011 ISBN 978 3 7965 2659 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Jacques Handschin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Jacques Handschin spielt Alexander Glasunows Praludium und Fuge d Moll Op 98 YouTube Jacques Handschin spielt Sergei Tanejews Choral varie YouTube Normdaten Person GND 11896979X lobid OGND AKS LCCN n84106787 VIAF 51737570 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Handschin JacquesALTERNATIVNAMEN Handschin Jacques SamuelKURZBESCHREIBUNG Schweizer Organist Musiker und MusikwissenschaftlerGEBURTSDATUM 5 April 1886GEBURTSORT MoskauSTERBEDATUM 25 November 1955STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jacques Handschin amp oldid 228697970