www.wikidata.de-de.nina.az
Jurgen Link 14 August 1940 ist ein deutscher Literaturwissenschaftler Germanist und Romanist und ehemaliger Professor fur Literaturwissenschaft und Diskursforschung an den Universitaten Bochum und Dortmund 1 Link gehort zu den renommiertesten Diskurstheoretikern Deutschlands seine Theorie des Normalismus wird weltweit in verschiedenen Disziplinen Literatur Sprach Sozial und Medienwissenschaften rezipiert und angewandt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Normalismus 3 Veroffentlichungen 3 1 Monografien 3 2 Beitrage 3 3 Herausgeberschaften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJurgen Link studierte deutsche und romanische Sprach und Literaturwissenschaften an den Universitaten Gottingen Caen und Munchen 3 Link war von 1980 bis 1992 Professor fur deutsche Literaturwissenschaft an der Ruhr Universitat Bochum Von 1992 bis 1993 war er Gastprofessor an der bekannten Universitat Paris VIII im Pariser Stadtteil Saint Denis Anschliessend nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl fur deutsche Literaturwissenschaft und Diskurstheorie am Institut fur Sprach und Literaturwissenschaft an der TU Dortmund an wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 lehrte 4 Link ist Herausgeber der medienkritischen und diskurswissenschaftlichen Zeitschrift KultuRRevolution die seit 1982 veroffentlicht wird und zu einer der renommiertesten sprach und sozialwissenschaftlichen Fachzeitschriften fur Diskursforschung und Diskurstheorie in Deutschland gehort 4 1999 beteiligte Link sich an der Kampagne gegen die Beteiligung Deutschlands am Kosovo Krieg 2010 trat Link gemeinsam mit Hartmut Dreier sowie Siegfried und Margarete Jager mit einem offentlichen Appell gegen den Krieg in Afghanistan seit 2001 ein 2015 setzte sich Link mit seiner Initiative appell hellas de mit uber 2000 weiteren Wissenschaftlern und Griechenlandfreunden fur eine faire deutsche Medienberichterstattung zur Griechenlandkrise ein 5 Werk BearbeitenLink ist Vertreter einer semiotisch arbeitenden historischen Diskursanalyse Zentraler Ansatzpunkt fur Links eigene Weiterentwicklung dieser zu einer Diskurstheorie des Normalismus ist der Diskursbegriff Michel Foucaults danach gelten Diskurse als Anordnungen von sprachlichen Strukturen Aussagen die mit der sozialen Praxis verknupft sind und gesellschaftliches Handeln fur Subjekte in unterschiedlichen Machtspharen organisieren Besonders intensiv beschaftigen sich die Arbeiten Links mit der Regulierungsfunktion der Normalitatsproduktion dem Interdiskurs und der Kollektivsymbolik in den Medien und der Gesellschaft Ein grosser Teil der Theoriearbeiten Links wird in den verschiedenen diskurstheoretischen Schulen aufgegriffen und weiterentwickelt So besteht eine produktive Zusammenarbeit beispielsweise mit dem Duisburger Institut fur Sprach und Sozialforschung und dessen Leiter Siegfried Jager Normalismus Bearbeiten Links Normalismustheorie wie er sie in seinem Buch Versuch uber den Normalismus darlegt fasst den Diskurs der Normalitat als ein typisch modernes Dispositiv auf das sich vor allem seit 1968 auf allen gesellschaftlichen Ebenen konsolidiert hat Normalitat spielt eine zentrale Rolle in vielen Spezialdiskursen z B 6 uber das Verhaltnis von normal und anormal in der Psychiatrie oder Sonderpadagogik wie auch im Elementardiskurs also im alltaglichen Umgang mit Begriffen wie normal oder unnormal Diese Begriffe werden im Alltag als subjektive Wertung oder beschreibender Ausdruck eines angenommenen allgemeinen Verstandnisses verwendet ohne genau definiert oder beschrieben zu werden Im interdiskursiven Kontext in dem gesellschaftliche Querschnittsvorstellungen von Normalitat generiert werden fliessen diese Diskurse zusammen Normalitat ist zu unterscheiden von Normativitat die Werte Normen und Paradigmen praskriptiv setzt Die Vorstellung von Normalitat beruht hingegen darauf dass das Normale deskriptiv mittels Statistik Durchschnittsanalysen und abschatzungen etc erst im Nachhinein aus einer Gesamtschau des betreffenden Feldes konstituiert wird Der Normalismus unterteilt sich weiterhin in Protonormalismus und flexiblen Normalismus Wahrend der Protonormalismus sich in vielerlei Hinsicht an Normativitat anlehnt und um eine Einengung des Normalitatsfeldes der Bereich dessen was als normal gilt bemuht ist dominiert in der Jetztzeit der flexible Normalismus der Normalitatsgrenzen flexibler setzt und zur Inklusion einer Vielfalt von Phanomenen in den Bereich des Normalen tendiert Ein Beispiel aus der Psychiatrie bzw Psychologie Der Protonormalismus behauptet durch Wesensschau zu wissen dass etwa Homosexualitat oder auch dominante Gemutsarmut abnorm sind Der flexible Normalismus verdatet zunachst ein Feld und stellt dabei etwa fest dass sich zwischen 5 und 10 der Bevolkerung homosexuell verhalten und dass dieser Anteil folglich normal ist 7 Dabei bezieht sich Link explizit auf Emile Durkheims Ausfuhrungen zur Normalitat und der davon abweichenden Anomie Als Beispiele fuhrt er Durkheims Thesen zur normalen Kriminalitat und normalen Selbstmordrate an die als normal zu gelten haben wenn sie einigermassen stabil sind jedoch anomisch werden wenn dynamische Steigerungen zu verzeichnen sind Veroffentlichungen BearbeitenMonografien Bearbeiten Artistische Form und asthetischer Sinn in Platens Lyrik Fink Munchen 1971 Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe Eine programmierte Einfuhrung auf strukturalistischer Basis Fink Munchen 1974 ISBN 978 3 7705 1045 0 Die Struktur des literarischen Symbols Theoretische Beitrage am Beispiel der spaten Lyrik Brechts Fink Munchen 1975 ISBN 978 3 7705 1186 0 Die Struktur des Symbols in der Sprache des Journalismus Zum Verhaltnis literarischer und pragmatischer Symbole Fink Munchen 1978 ISBN 978 3 7705 1501 1 Elementare Literatur und generative Diskursanalyse Fink Munchen 1983 ISBN 978 3 7705 2142 5 Holderlin Rousseau retour inventif franz Ubersetzt von Isabelle Kalinowski Saint Denis Presses Universitaires de Vincennes PUV Universite Paris VIII 1995 Versuch uber den Normalismus Wie Normalitat produziert wird Gottingen 2006 3 erganzte uberarbeitete und neu gestaltete Auflage ISBN 978 3 525 26525 3 2009 8 Jurgen Link Rolf Parr Matthias Thiele Was ist normal Eine Bibliographie der Dokumente und Forschungsliteratur seit 1945 Oberhausen Athena 1999 Versuch uber den Normalismus Wie Normalitat produziert wird Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 3 525 26525 5 Bangemachen gilt nicht Auf der Suche nach der Roten Ruhr Armee Eine Vorerinnerung Asso Verlag Oberhausen 2008 ISBN 3 938834 29 3 Normale Krisen Normalismus und die Krise der Gegenwart Konstanz University Press Konstanz 2013 ISBN 978 3 86253 036 6 Anteil der Kultur an der Versenkung Griechenlands von Holderlins Deutschenschelte zu Schaubles Griechenschelte Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2016 ISBN 978 3 8260 5871 4 Normalismus und Antagonismus in der Postmoderne Krise New Normal Populismus Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2018 ISBN 978 3 525 37072 8 Holderlins Fluchtlinie Griechenland Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2020 ISBN 978 3 525 35210 6 Beitrage Bearbeiten Von Karl Kraus zu Rainald Goetz Zwei Stadien der Medienkritik zwei Stadien des Normalismus In Vom Nutzen und Nachteil historischer Vergleiche Der Fall Bonn Weimar Hrsg von Friedrich Balke und Benno Wagner Frankfurt am Main New York 1997 S 235 255 Vom Loch zum Sozialen Netz und wieder zuruck Zur Diskursfunktion und Diskursgeschichte eines dominanten Kollektivsymbols der Sozialen Marktwirtschaft In Wissenschaft Macht Politik Interventionen in aktuelle gesellschaftliche Diskurse Hrsg von Gabriele Cleve Ina Ruth Ernst Schulte Holtey Frank Wichert Munster 1997 S 194 207 Die Angst des Kugelchens beim Fall durch die Siebe Zum Anteil des Normalismus an der Kontingenzbewaltigung in der Moderne In Eigentlich konnte alles auch anders sein Hrsg von Peter Zimmermann und Natalie Binczek Koln 1998 S 92 105 Wie das Kugelchen fallt und das Auto rollt Zum Anteil des Normalismus an der Identitatsproblematik in der Moderne In Herbert Willems Alois Hahn Hrsg Identitat und Moderne Frankfurt am Main 1999 S 164 179 Herausgeberschaften Bearbeiten zusammen mit Kurt Wolfel August von Platen Werke in zwei Banden Band I Lyrik Winkler Munchen 1982 Band II nicht erschienen zusammen mit Siegfried Jager Die vierte Gewalt Rassismus und die Medien Duisburg 1993 zusammen mit Margarete Jager Macht Religion Politik Zur Renaissance religioser Praktiken und Mentalitaten Munster 2006 ISBN 3 89771 740 9 Literatur BearbeitenErnst Schulte Holtey Hrsg Grenzmarkierungen Normalisierung und diskursive Ausgrenzung Unrast Munster 2000 ISBN 978 3 927388 51 2 Rainer Diaz Bone 2006 April Operative Anschlusse Zur Entstehung der Foucaultschen Diskursanalyse in der Bundesrepublik Jurgen Link im Gesprach mit Rainer Diaz Bone Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research 7 3 Art 20 Rolf Parr Matthias Thiele 2010 Link s Eine Bibliographie zu den Konzepten Interdiskurs Kollektivsymbolik und Normalismus sowie einigen weiteren Fluchtlinien 2 stark erweiterte und uberarbeitete Auflage Heidelberg Synchron ISBN 978 3 939381 31 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Jurgen Link im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Uber mich In bangemachen com Website von Jurgen Link Jurgen Link Populismus zwischen Normalisierung und Denormalisierung Jurgen Link Im Augenblick der Gefahr Zur Verteidigung des Raums offentlicher Sagbarkeit gegen den binaren Reduktionismus Jurgen Link Ukraine Krieg Fur Anti Eskalations Strategien und gegen die Einschrankung des offentlich Sagbaren Abgerufen am 24 Marz 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Emeritierte Professorinnen und Professoren In germanistik tu dortmund de Abgerufen am 24 April 2018 vgl Wrana Daniel et al Hrsg DiskursNetz Worterbuch der interdisziplinaren Diskursforschung Berlin Suhrkamp 2014 Jurgen Link Uber mich In bangemachen com Abgerufen am 10 September 2018 a b Zu den Herausgebern In zeitschrift kulturrevolution de Abgerufen am 26 November 2018 Apell Fur eine faire Berichterstattung uber demokratische Entscheidungen in Griechenland In appell hellas de Abgerufen am 8 Januar 2019 Jurgen Link Zum Anteil des flexiblen Normalismus an der medialen Konsensproduktion In Einigkeitsdiskurse VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 531 16409 0 S 20 32 doi 10 1007 978 3 531 91425 1 2 Versuch uber den Normalismus S 92 Lutz Hagestedt Wie Normalitat produziert wird Jurgen Links Versuch uber den Normalismus Rezension In literaturkritik de Abgerufen am 11 Dezember 2020 Normdaten Person GND 123580706 lobid OGND AKS LCCN n80123228 VIAF 73874526 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Link JurgenKURZBESCHREIBUNG deutscher Literaturwissenschaftler und PolitologeGEBURTSDATUM 14 August 1940 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jurgen Link amp oldid 221569044