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Die judische Gemeinde in Hachenburg im Westerwaldkreis Rheinland Pfalz war eine judische Gemeinde deren Wurzeln bereits im Mittelalter liegen Die judische Gemeinde erlosch 1940 im Zuge der Deportation deutscher Juden in der Zeit des Nationalsozialismus Ehemalige Synagoge Hachenburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Zeit des Nationalsozialismus 2 Verarbeitung der NS Vergangenheit Gedenkstatten 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDie erste urkundliche Erwahnung von Juden stammt aus dem Jahr 1349 als sie den Verfolgungen nach der Grossen Pest zum Opfer fielen 1 Erst um 1674 75 werden wieder zwei judische Familien in der Stadt genannt Im Laufe des 18 Jahrhunderts stieg ihre Zahl auf zehn an 1729 waren es drei Familien 1751 vier 1778 sechs 1799 zehn 1791 wurden 43 judische Einwohner gezahlt 1751 war unter den Familien ein Metzger 1788 zwei Weinhandler 1799 werden als Berufe angegeben Metzger und Schlachter Kramer Handler Seifensieder und Weinhandler 2 1810 wurde erstmals ein Gemeindevorsteher genannt Die Zahl der judischen Einwohner entwickelte sich wie folgt 1843 gab es deren 73 bis 1871 ging die Zahl auf 53 zuruck 3 8 von insgesamt 1 384 Einwohnern um danach wieder anzusteigen 1885 lebten 57 3 7 von 1 532 1895 72 4 7 von 1 527 1900 72 1905 124 6 7 von 1 843 und 1913 126 Juden in der Gemeinde 2 Zur judischen Gemeinde gehorten auch die judischen Einwohner von Alpenrod 1842 20 judische Einwohner mit Hirtscheid und Dehlingen Altstadt 1843 17 1905 10 Hochstenbach 1843 35 1905 10 Kirburg 1843 26 1905 17 Kroppach 1843 19 und Nister Gemeinde Im 19 Jahrhundert gab es in den Filialgemeinden Hochstenbach Kroppach und Kirburg Betraume Die judischen Gewerbetreibenden waren Metzger und Viehhandler Getreide und Fruchthandler 2 Seit der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts hatten mehrere von ihnen Geschafte und Laden am Ort errichtet darunter ein Schuhgeschaft ein Geschaft fur Glas und Porzellan u a m An Einrichtungen bestanden eine Synagoge eine Religionsschule ein rituelles Bad Mikwe 1908 neu erstellt sowie ein eigener Friedhof Zur Besorgung religioser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt der zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte Um 1842 wird als Lehrer Josef Rosenau genannt 1848 waren 25 Kinder in der Religionsschule zu unterrichten 1851 31 Kinder 2 Gottesdienste fanden zunachst in einem Privathaus in der Judengasse statt Erst 1897 wurde eine eigene Synagoge am Alexanderring eingeweiht 1 Die judische Gemeinde Hachenburg gehorte zum Bezirksrabbinat Weilburg beziehungsweise nach 1925 zum vereinigten Rabbinatsbezirk Bad Ems und Weilburg Um 1925 als 103 judische Gemeindeglieder gezahlt wurden was 4 7 der Gesamtbevolkerung entsprach bestanden an judischen Vereinen eine Manner Chewra israelitischer Wohltatigkeitsverein gegrundet 1903 mit den Zielen der Unterstutzung Kranker und Hilfsbedurftiger mit 1932 38 Mitgliedern Ebenso wird 1932 auch der Judische Unterstutzungsverein genannt sowie ein Frauenverein bzw Israelitische Frauen Chevrah gegrundet 1882 mit dem Ziel der Krankenunterstutzung und wache mit 1932 34 Mitgliedern eine Ortsgruppe des Central Verein deutscher Staatsburger judischen Glaubens ein judischer Jugendverein und eine Ortsgruppe des Reichsbund judischer Frontsoldaten 2 Zur Hachenburger Gemeinde gehorten weiterhin die Mitglieder in Alpenrod 1925 6 1932 4 Steinebach an der Wied 1925 3 und Altstadt 1932 8 1932 war als Lehrer und Kantor Siegfried Levi tatig Er hatte damals sieben schulpflichtigen Kinder den Religionsunterricht zu erteilen Gemeindevorsteher war Berthold Seewald 2 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Nach 1933 ging die Zahl der judischen Gemeindeglieder durch die zunehmenden Repressalien und die Folgen des wirtschaftlichen Boykotts weiter zuruck 1936 wurden noch 75 Gemeindeglieder gezahlt im September 1938 28 Bis 1938 waren etwa 13 judische Familien aus Hachenburg weggezogen beziehungsweise ausgewandert ca 20 Personen in die USA sechs nach Sudamerika drei nach England zwei nach Frankreich mehrere nach Palastina Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstort Das Gebaude wurde aber von der Brandschatzung wegen der Brandgefahr fur die umliegenden Gebaude verschont Am 5 Marz 1940 verzogen die letzten judischen Einwohner nach Dusseldorf 2 Der Holocaust forderte in Hachenburg 38 Opfer nach den Angaben von Yad Vashem Jerusalem und im Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 1945 2 Verarbeitung der NS Vergangenheit Gedenkstatten BearbeitenAn die ehemalige judische Gemeinde erinnert heute der judische Friedhof am Dehlinger Weg bis 1923 Judenfriedhofsweg den die Gemeinde 1781 erwarb Am 30 Dezember 1940 verordnete der Wiesbadener Regierungsprasident die Schliessung des Friedhofs Heute befindet sich dort eine Gedenkstatte fur die verfolgten und ermordeten judischen Mitburger Von der ehemaligen Synagoge am Alexanderring stehen zwar noch die Aussenmauern Durch mehrmalige Umbauten in ein Wohn und Geschaftshaus erinnert jedoch nichts mehr an die judische Vergangenheit dieses Gebaudes 1 Anfang der 1990er Jahre gab es von Seiten der Ratsfraktion Die Grunen Anfragen und die Anregung die Alte Poststrasse die bis 1933 Judengasse hiess wieder ihren alten Namen zu verleihen In diese Uberlegungen wurde auch der Dehlinger Weg einbezogen an dem der judische Friedhof liegt Als 1995 Ignatz Bubis der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Hachenburg besuchte wurde das Thema wieder aufgegriffen Diesmal machte die FDP Fraktion den Vorschlag den fruheren Namen Judengasse wiedereinzufuhren Dieser Antrag wurde dann von Stadtburgermeister Hendrik Hering und der SPD Fraktion umgesetzt obwohl es von Seiten der Anwohner heftige Abneigungen gegen die Namensanderung gab die in einer Burgerversammlung eskalierten Der Stadtrat beschloss am 17 Februar 1997 mit einer Stimme Mehrheit die Wiedereinfuhrung des Namens Judengasse 1 1991 wurde der Judische Friedhof Hachenburg unter Denkmalschutz gestellt nbsp Ehemalige Synagoge Hachenburg Mitte Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Chr Weidlinger Vandirk Statten judischen Lebens Ein Uberblick In Jusch Jungbluth Juden im Westerwald S 26 f a b c d e f g h Judaica alemannia Geschichte der judischen Gemeinde Hachenburg Literatur BearbeitenKlaus Dieter Alicke Lexikon der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum 3 Bande Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2008 ISBN 978 3 579 08035 2 Florian Sanner Juden und Judenschutz in Kirburg 1698 1800 in Nassauische Annalen 122 2011 S 107 120 Joachim Josch Uli Jungbluth u a Hrsg Juden im Westerwald Leben Leiden und Gedenken Ein Wegweiser zur Spurensuche Montabaur 1998 Jakob Sass Gewalt Gier und Gnade Der KZ Kommandant Adolf Haas und sein Weg nach Wewelsburg und Bergen Belsen Vergangenheitsverlag Berlin 2019 ISBN 978 3 86408 246 7 S 126 178 Weblinks BearbeitenZur Geschichte der judischen Gemeinde und der Synagoge Hachenburg bei Alemannia JudaicaEhemalige judische Gemeinden im Westerwaldkreis Freilingen Gemunden Grenzhausen Hachenburg Hochstenbach Kirburg Kroppach Maxsain Meudt Mogendorf Montabaur Rennerod Selters Westerburg Normdaten Korperschaft GND 4745729 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Hachenburg amp oldid 220384364