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Die Judische Gemeinde Hurben war eine von 1675 bis 1942 bestehende judische Gemeinde im schwabischen Hurben seit 1902 Teil der Stadt Krumbach Schwaben im Landkreis Gunzburg in Bayern Zu ihr gehorten 1840 652 und im Jahr 1900 123 Gemeindemitglieder 1938 wurden alle noch dort lebenden judischen Burger Hurbens zunachst ins Gunzburger Gefangnis gebracht Bis zum Jahr 1941 konnten 27 Personen auswandern weitere 18 zogen in andere Stadte und die letzten 16 wurden im Jahr 1942 von Hurben aus deportiert und ermordet Insgesamt kamen in der Zeit des Nationalsozialismus 38 Juden um die in Hurben bzw Krumbach geboren wurden oder langere Zeit hier wohnten Gedenkstatte an der Stelle an der die Synagoge stand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bis 1933 1 1 1 Judischer Friedhof 1 1 2 Synagoge 1 1 3 Weitere judische Einrichtungen 1 2 Nationalsozialistische Verfolgung 1 3 Nach 1945 2 Heute noch sichtbare Spuren der judischen Gemeinde Hurben 3 Personlichkeiten 4 Sonstiges 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte BearbeitenBis 1933 Bearbeiten Im Jahr 1504 gab es in Hurben vier judische Familien Durch den Zuzug von Juden die aus Donauworth und Neuburg an der Kammel in den Jahren 1518 beziehungsweise 1540 vertrieben wurden wuchs die Gemeinde schnell an 1 Bis zu Beginn des 18 Jahrhunderts lag trotz der stetig ansteigenden Zahl der judischen Bewohner Hurbens das Zentrum judischen Lebens in dem Gebiet des heutigen sudlichen Landkreises Gunzburg in Thannhausen 2 Dies anderte sich jedoch im Jahr 1717 als die Juden aus Thannhausen vertrieben wurden Teilweise siedelten sich diese Juden in Hurben und in Ichenhausen an in dem es ebenfalls eine judische Gemeinde gab Der Anteil der judischen Burger an der Bevolkerung Hurbens wuchs wie im nahe gelegenen Ichenhausen bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts stetig an 3 Im Jahr 1840 war die Anzahl der Burger judischen Glaubens in Hurben mit 652 am hochsten 1 Zu diesem Zeitpunkt waren mehr als die Halfte der Bewohner Hurbens Juden Danach setzte ein Ruckgang ein weil wie in vielen anderen landlichen Gemeinden Bayerns viele Juden in deutsche Grossstadte umzogen oder nach Ubersee auswanderten Im Jahr 1900 gab es in Hurben noch 123 judische Burger was immer noch 10 der Bevolkerung Hurbens entsprach 25 Jahre spater waren es noch 79 Personen Zu Beginn des 19 Jahrhunderts lebten die Juden Hurbens vor allem von Viehhandel und Geldverleih Im 19 Jahrhundert eroffneten viele judische Burger Handelshauser Handwerksbetriebe und Fabriken am Ort die bis in die 1930er Jahre hinein von grosser wirtschaftlicher Bedeutung fur Hurben Krumbach und die gesamte Region waren 1 Aufgrund der Grosse der judischen Gemeinde Hurbens gab es im 19 Jahrhundert in Hurben mehrere judische Vereine wie den Israelitische Frauenverein der die Aufgabe hatte hilfsbedurftige Kranke zu unterstutzen den Israelitischen Mannerverein der fur die Krankenpflege und das Bestattungswesen zustandig war den Industrieverein mit dem Ziel der Ausbildung hilfsbedurftiger Lehrlinge den Israelitischen Holzverteilungsverein der Brennmaterial an Hilfsbedurftige verteilte den Israelitischen Verein fur Ferienkolonien und die zionistische Ortsgruppe 1 Judischer Friedhof Bearbeiten nbsp Bis 1628 wurden die Toten der judischen Gemeinde Hurben in dem zentralen judischen Friedhof in Burgau beigesetzt Der Grund dafur war dass der Vogt der Markgrafschaft Burgau den Hurbener Juden die Anlage eines eigenen Friedhofs verwehrte 2 Im Jahr 1628 wurde der eigene Friedhof dann doch genehmigt weil die Bewohner Angst vor der Pest und anderen Seuchen hatten Der neue Friedhof wurde daraufhin in der Flur Schelmenloh auf halbem Weg zwischen Hurben und dem Krumbad angelegt Ort Judischer Friedhof Hurben 48 2468202 10 3792502 Bereits knapp 60 Jahre spater im Jahr 1684 wurde der Friedhof erweitert 4 1898 wurde ein Taharahaus zur Waschung und Einkleidung der Toten gebaut Siehe auch Judischer Friedhof Hurben Synagoge Bearbeiten Im Jahr 1675 wurde die Hurbener Synagoge erbaut Im selben Jahr wurde die judische Gemeinde Hurbens zu einer eigenstandigen judischen Kultusgemeinde die 267 Jahre lang und zwar bis 1942 bestand 3 In den Jahren 1710 und 1765 wurde die Synagoge durch Anbauten erweitert und im Jahr 1819 nach Planen von dem aus Buch bei Illertissen stammenden Johann N Salzgeber vollstandig im Empirestil umgebaut 1 3 Der Bau von 1819 ahnelte der von Joseph Dossenberger erbauten Synagoge von Ichenhausen 5 Wie letztgenannte war es ein Saalbau mit Rundbogenfenstern und einer kleinen Kuppel uber dem Toraschrein 1872 und 1908 wurde die Synagoge renoviert Ort Gedenkstatte am ehemaligen Ort der Synagoge 48 2445643 10 3686453Siehe auch Synagoge Hurben Weitere judische Einrichtungen Bearbeiten Im Jahr 1787 erhielt die Gemeinde eine judische Schule die jedoch schon bald wegen der wachsenden Schulerzahl zu klein wurde Deshalb wurde in den Jahren 1830 31 fur die Schule ein Neubau errichtet 3 der im Jahr 1964 abgebrochen wurde 1 Ebenfalls in den 1830er Jahren wurde die Mikwe erbaut die von aussen wie ein babylonisches Tor aussah 5 Das Gebaude wird seit 1945 nach einem starken Umbau als Wohnhaus genutzt Beide Einrichtungen Schule und Mikwe befanden sich in der heutigen Synagogengasse Von 1902 bis 1938 unterhielt der judische Verein fur Ferienkolonien und Bekleidung von Schulkindern mit Sitz in Munchen in einem Haus in der heutigen Brunnenstrasse ein Kindererholungsheim in dem bis zu 60 Kinder und Jugendliche beherbergt werden konnten 2 1 Wahrend des Ersten Weltkriegs war es vorubergehend ein Lazarett fur Verwundete 6 Nationalsozialistische Verfolgung Bearbeiten Von den 65 judischen Burgern die im Jahr 1933 noch in Krumbach wohnten konnten 27 bis zum Jahr 1941 auswandern weitere 18 zogen in andere Stadte und die letzten 16 wurden im Jahr 1942 von Hurben aus deportiert und ermordet Insgesamt kamen in der Zeit des Nationalsozialismus 38 Juden um die in Hurben bzw Krumbach geboren wurden oder langere Zeit hier wohnten 1 Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 6 in Hurben geborene judische Burger die dem Volkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen 7 Nach 1933 kam es in Hurben schon bald zu Boykottaktionen gegen Juden Ausserdem wurden in den Jahren bis 1938 Fensterscheiben von Wohnhausern eingeworfen und im judischen Friedhof Grabsteine umgeworfen Im Fruhjahr 1938 musste das Erholungsheim fur judische Kinder geschlossen werden Die Nationalsozialisten richteten nachdem sie das Gebaude beschlagnahmt hatten eine Schulungsstatte fur das Nationalsozialistische Fliegerkorps ein 6 Nach der sogenannten Reichspogromnacht wurden am 10 November 1938 alle judischen Burger Hurbens ins Gunzburger Gefangnis gebracht vier von ihnen gleich weiter in das KZ Dachau 3 Am folgenden Tag wurden die Wertgegenstande aus der Synagoge durch die Gestapo weggebracht Gut ein Jahr spater am 26 November 1939 wurde die Synagoge von einem Unbekannten in Brand gesetzt In dem Jahr zwischen November 1938 und November 1939 wurde das Gebaude von der Wehrmacht als Heulager genutzt Im Jahr 1940 kaufte die Stadt Krumbach auf Geheiss der Gauleitung die Ruine der Synagoge die im Folgenden zwischen September 1940 und Dezember 1941 durch Kriegsgefangene abgerissen wurde Nach 1945 Bearbeiten In dem Gebaude des ehemaligen Kindererholungsheims wurde ein DP Lager fur polnische Juden eingerichtet die auf ihre Ausreise nach Palastina oder die USA warteten Von Oktober 1946 bis 1951 war in dem Gebaude eine Rabbinatshochschule fur judische Theologiestudenten untergebracht 3 6 Heute noch sichtbare Spuren der judischen Gemeinde Hurben Bearbeiten nbsp Das Gebaude des Mittelschwabischen Heimatmuseums in Krumbach nbsp Das Landauer Haus in KrumbachAuch heute gibt es in Hurben noch Spuren judischer Kultur Neben dem judischen Friedhof dem Denkmal an der Stelle an der die Synagoge stand und dem Strassennamen der Synagogengasse sind das vor allem die ehemaligen judischen Wohnhauser mit ihrem in Mittelschwaben charakteristischen Bautyp Diese typische Bauform zeichnet sich dadurch aus dass die traufseitig zur Strasse stehenden Hauser uber dem zentralen Eingang im Dach einen Zwerchgiebel haben Der Raum in diesem Giebel wurde als Laubhutte genutzt 8 Beispiele fur solche Hauser sind das Landauer Haus und das Gebaude des heutigen Mittelschwabischen Heimatmuseums das seit 1950 als solches genutzt wird Weitere ehemalige judische Wohnhauser mit dieser Bauform kann man in der Brunnenstrasse der Burgauer Strasse der Heinrich Sinz Strasse der Hohlstrasse der Hurbener Strasse und der Karl Mantel Strasse finden siehe auch Liste der Baudenkmaler in Krumbach Schwaben Im Mittelschwabischen Heimatmuseum ist eine Laubhutte rekonstruiert Ausserdem zeigt das Museum die wenigen uberlieferten Zeugnisse der judischen Kultur des Ortes Personlichkeiten Bearbeiten 2 1 Hedwig Lachmann 1865 1918 Schriftstellerin Ubersetzerin und Dichterin sie wurde im judischen Friedhof von Hurben beigesetzt ihr Mann Gustav Landauer war wahrend der bayrischen Raterepublik im April 1919 Beauftragter fur Volksaufklarung Schmuel Landauer Orientalist und bis Ende des Ersten Weltkrieges Professor an der Universitat Strassburg Lazarus Morgenthau weit uber europaische Grenzen hinaus bekannter Zigarrenhandler Heinrich Thannhauser grundete die Moderne Galerie in Munchen fur Werke fruher Expressionisten und Werke Pablo Picassos Thannhausers Kunstsammlung befindet sich heute im Guggenheim Museum in New York Familie Landauer erfolgreiche Familie von Geschaftsleuten In dem Haus der Familie befindet sich heute die Trachtenberatungsstelle des Bezirks Schwaben Familie Neuburger bekannte Vieh und Pferdehandlerfamilie Das Wohnhaus der Familie wurde im Jahr 1938 von der Stadt Krumbach gekauft und beherbergt seit 1950 das Mittelschwabische Heimatmuseum 9 Sonstiges BearbeitenIm Gegensatz zu Hurben durften Juden in Krumbach Hauser weder bauen noch kaufen 10 Jedoch gab es eine Ausnahme So wurde es Isaias Weiskopf um das Jahr 1900 erlaubt in einem Haus am Gesundbrunnenplatz das vorher eine Niederlassung einer Augsburger Bank war eine Bank zu eroffnen Literatur BearbeitenClaudia Ried Zeit des Umbruchs Die Auswirkungen des bayerischen Judenedikts auf die schwabischen Landjudengemeinden 1813 1850 Quellen und Darstellungen zur judischen Geschichte Schwabens 6 Likias Verlag Friedberg 2022 ISBN 978 3 949257 06 3 nicht ausgewertet Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Seite uber die Hurbener Synagoge bei alemannia judaica de a b c d Seite uber die judische Gemeinde von Hurben Memento des Originals vom 21 Februar 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ikg bayern de a b c d e f Ullmann F G Fotos Huber M amp Huber M 1992 Krumbach Bilder aus Stadt und Land in Mittelschwaben Muller Druck und Verlag Krumbach 157 S Seite uber den judischen Friedhof von Hurben bei alemannia judaica de a b von Hagen B amp Wegener Hussen A 2004 Denkmaler in Bayern Landkreis Gunzburg Ensembles Baudenkmaler Archaologische Denkmaler Hrsg Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Karl M Lipp Verlag Munchen ISBN 3 87490 589 6 600 S S 230 f a b c Zeitungsartikel Viertelmillion Euro fur neue Wohnstatte aus der Augsburger Allgemeinen Zeitung Mittelschwabische Nachrichten vom 10 Januar 2009 Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 Abgerufen am 8 November 2009 Seite uber Krumbach auf der Internetseite juedisches schwaben netzwerk de Memento des Originals vom 27 September 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www juedisches schwaben netzwerk de Seite des Mittelschwabischen Heimatmuseums uber die Geschichte des Museums Memento des Originals vom 23 November 2009 im 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