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Der Italienische Dohlenkrebs Austropotamobius fulcisianus ist eine europaische Flusskrebsart 1 Seine Heimat ist Italien und die westliche Balkanhalbinsel weitere Vorkommen so in Spanien gehen moglicherweise auf vom Menschen ausgesetzte Tiere zuruck andere gehen aber von einem autochthonen Vorkommen hier aus Auch sein taxonomischer Status ist umstritten viele Autoren betrachten ihn als Unterart oder Form des Dohlenkrebses Austropotamobius pallipes Heute ist er in seinem gesamten Areal bedroht durch Verschmutzung und Degradation der Gewasser mehr noch aber durch die Einwirkung vom Menschen ausgesetzter und eingeburgerter nordamerikanischer Flusskrebsarten Italienischer DohlenkrebsItalienischer Dohlenkrebs Austropotamobius fulcisianus SystematikUnterordnung PleocyemataTeilordnung Grosskrebse Astacidea Uberfamilie Flusskrebse Astacoidea Familie AstacidaeGattung AustropotamobiusArt Italienischer DohlenkrebsWissenschaftlicher NameAustropotamobius fulcisianus Ninni 1886 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Okologie und Lebensweise 4 Taxonomie 5 Gefahrdung und Schutz 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie Unterscheidung des Italienischen Dohlenkrebses vom Dohlenkrebs nach morphologischen Merkmalen ist unsicher die verwendeten Merkmale werden von verschiedenen Autoren unterschiedlich gewertet und treffen moglicherweise nicht auf alle Populationen gleichermassen zu 2 Zur Unterscheidung nach genetischen Merkmalen vergleiche weiter unten Abschnitt Taxonomie Beide Dohlenkrebs Formen unterscheiden sich vom nahe verwandten Steinkrebs Austropotamobius torrentium am leichtesten daran dass sie seitlich am Carapax hinter der Cervicalfurche das ist die auffallende halbkreisformige Naht die den Carapax bei Sicht von oben in Vorder und Hinterhalfte teilt eine Gruppe auffallender Dornen tragen 3 Dohlenkrebs und Italienischer Dohlenkrebs werden nach folgenden Merkmalen differenziert Das Rostrum der spitze Vorsprung des Carapax zwischen den Augen ist bei A fulsicianus eher trapezformig mit gut ausgebildeten seitlichen Dornen bei A pallipes i e S eher dreieckig ohne Rostraldornen oder nur mit warzenartigen Vorsprungen an ihrer Stelle Die Oberflache des Cephalothorax ist bei A fulsicianus rauer nicht so glatt wie bei A pallipes auch die Scherenoberflache grober granuliert Beim Mannchen ist das erste Paar der Gonopoden der zu Begattungsorganen umgebildeten Extremitaten des Pleon oft mit asymmetrischer Spitze ausgebildet bei A pallipes immer symmetrisch 4 5 Auffalligere Merkmale wie Grosse Farbung Form der Scheren oder Lange des Rostrums sind extrem variabel und zur Unterscheidung nicht geeignet Verbreitung BearbeitenDer Italienische Dohlenkrebs kommt nur sudlich der Alpen vor Er lebt in ganz Italien bis zum Suden in Karnten Osterreich sowie in Slowenien Kroatien und Bosnien Im Nordwesten Italiens im Piemont existiert ein Gebiet in dem vermutlich Italienischer Dohlenkrebs und Dohlenkrebs nebeneinander sympatrisch vorkommen teilweise im selben Gewassersystem in den Flussen Lemme Borbera und Scrivia 6 dies ist auch fur einen Teil der franzosischen Seealpen Orobische Alpen anzunehmen Die Zuordnung einiger im Apennin lebender Populationen ist allerdings schwierig Vom Balkan existieren Nachweise fast nur in Gewassern die vom Dinarischen Gebirge zur Adria hin entwassern in Slowenien und Kroatien und der Halbinsel Istrien 7 moglicherweise auch in Bosnien 8 Selten gibt es auch Vorkommen in zur Donau hin entwassernden Zuflussen Auch die spanischen Vorkommen gehoren zu dieser Art Es wurde aufgrund der genetischen Uniformitat der spanischen Populationen mit Randvorkommen auch in Portugal angenommen dass diese auf ausgesetzte wahrscheinlich schon im Mittelalter aus Italien importierte Tiere zuruckgehen 9 Andere Studien fanden dann doch grossere genetische Unterschiede die auch eine bereits voreiszeitliche Differenzierung der Populationen moglich erscheinen lassen 10 Der Status der spanischen Populationen ist damit bis heute ungeklart Okologie und Lebensweise BearbeitenDer Italienische Dohlenkrebs lebt in sauberen sauerstoffreichen Gewassern die mindestens 2 8 Milligramm gelostes Calcium pro Liter enthalten er fehlt deshalb in Gebieten mit sauren Gesteinen und sehr weichem Wasser Er bevorzugt fliessende Gewasser mit steinigem oder sandig steinigem Grund und Seen diese vor allem im Gebirge Die Art ertragt nur geringe Wasserverschmutzung 11 Taxonomie BearbeitenDer Formenkreis des Dohlenkrebses Austropotamobius pallipes im weiteren Sinne ist schwierig und bis heute nicht eindeutig geklart Wahrend einige Bearbeiter traditionell nur eine Art mit unterschiedlichen Varietaten anerkennen 12 waren von anderen eigenstandige Arten und Unterarten z B aus Karnten aus dem Tessin aus Spanien und aus Kroatien aufgestellt worden Durch Vergleich der Basensequenz der MtDNA wurde diese Formenfulle von Grandjean et al 2000 13 in zwei Kladen gegliedert fur die sie die Artnamen A pallipes und A italicus verwendeten Alle spateren Konzepte des Italienischen Dohlenkrebses bauen auf der Verwendung in dieser Arbeit auf Die von den fruheren Bearbeitern zur Unterscheidung vorgeschlagenen morphologischen Merkmale erwiesen sich zur Ansprache im Einzelnen als zu variabel korrelieren aber teilweise mit den genetisch differenzierten Populationen 2 Andere genetische Untersuchungen anhand anderer Sequenzabschnitte bestatigten die Differenzierung im Kern ergaben aber teilweise ein komplizierteres und widerspruchliches Bild 7 Wahrend deshalb die meisten Forscher den Italienischen Dohlenkrebs als eigenstandige Art anerkennen betrachten andere ihn nur als Unterart oder Populationsgruppe innerhalb einer weitgefassten Art A pallipes Fratini et al hielten es fur moglich den Italienischen Dohlenkrebs anhand genetischer Marker in vier Unterarten zu gliedern 14 diese waren A italicus italicus A italicus carinthiacus A italicus carsicus A italicus meridionalis sie entsprechen z T bereits fruher auf morphologischer Basis aufgestellten Formen oder Unterarten Nach anderen Studien steht diese Gliederung aber unter erheblichen Vorbehalten In Crandalls und De Graves aktualisierter Klassifikation der Flusskrebse der Welt von 2017 wird der Italienische Dohlenkrebs als eigene Art Austropotamobius fulcisianus mit den zwei Unterarten A f fulcisianus und A f orientalis anerkannt wobei Austropotamobius italicus carsicus als Synonym letzterer behandelt wird 1 Das Artepithethon fulcisianus statt italicus wurde damit begrundet dass wie bereits Manganelli et al anmerkten 15 der alteste bekannte Artname fur den Italienischen Dohlenkrebs Astacus pallipes var Fulcisiana Ninni 1886 sei und dieser Name daher im Sinne der Prioritatsregel Prioritat vor Astacus pallipes italicus Faxon 1914 hat Gefahrdung und Schutz BearbeitenDie Sammelart Austropotamobius pallipes unter Einschluss von A italicus gilt nach der Roten Liste der IUCN als stark gefahrdet endangered 16 Obwohl die Art viele Vorkommen vor allem in tieferen Lagen durch Gewasserverschmutzung oder morphologischen Gewasserausbau verloren hat ist die wichtigste Gefahrdungsursache Verdrangung durch aus Nordamerika eingeschleppte exotische Flusskrebs Arten Da viele dieser Arten warmeliebender sind besitzt sie lokal noch Refugien in den Oberlaufen von Fliessgewassern 17 Sobald aber eine amerikanische Art in einem Gewasser etabliert ist verschwindet der Italienische Dohlenkrebs dort Dafur ist neben direkter Konkurrenz in erster Linie die von den amerikanischen Arten ubertragene Krebspest verantwortlich Es wird deshalb angenommen dass sie in den letzten Jahrzehnten mehr als die Halfte ihrer vorherigen Vorkommen verloren hat Die Sammelart ist gelistet in Anhang II und Anhang V der Fauna Flora Habitat Richtlinie der EU und in Anhang III der Berner Konvention Damit sind die Mitgliedsstaaten der Europaischen Union verpflichtet Schutzmassnahmen fur die Art zu ergreifen insbesondere spezielle Schutzgebiete zu ihrer Erhaltung auszuweisen Auch die wirtschaftliche Nutzung kann beschrankt werden Obwohl die Art fruher von fischereilicher Bedeutung war spielt ihre Nutzung heute wirtschaftlich keine Rolle mehr obwohl illegale Nutzung z B in Italien wohl noch vorkommt Einzelnachweise Bearbeiten a b Keith A Crandall Sammy De Grave An updated classification of the freshwater crayfishes Decapoda Astacidea of the world with a complete species list In Journal of Crustacean Biology 37 Jahrgang Nr 5 2017 S 615 653 doi 10 1093 jcbiol rux070 a b F Grandjean N Gouin M Frelon C Souty Grosset 1998 Genetic and Morphological Systematic Studies on the Crayfish Austropotamobius pallipes Decapoda Astacidae Journal of Crustacean Biology Vol 18 No 3 549 555 vgl z B Manfred Pockl 1992 Bestimmungsschlussel fur osterreichische Flusskrebse Klasse Crustacea Unterklasse Malacostraca Ordnung Decapoda Abteilung Astacura Lauterbornia 10 1 8 zobodat at PDF Mladen S Karaman 1962 Ein Beitrag zur Systematik der Astacidae Decapoda Crustaceana Vol 3 No 3 173 191 Richard Bott 1950 Die Flusskrebse Europas Decapoda Astacidae Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Band 483 S Zaccara F Stefani P Galli P A Nardi G Crosa 2004 Taxonomic implications in conservation management of white clawed crayfish Austropotamobius pallipes Decapoda Astacidae in Northern Italy Biological Conservation 120 1 10 doi 10 1016 j biocon 2004 01 020 a b Peter Trontelj Yoichi Machino Boris Sket 2005 Phylogenetic and phylogeographic relationships in the crayfish genus Austropotamobius inferred from mitochondrial COI gene sequences Molecular Phylogenetics and Evolution 34 212 226 D M Holdich 2002 Distribution of crayfish in Europe and some adjoining countries Bulletin Francais de la Peche et de la pisciculture 367 611 650 F Grandjean N Gouin C Souty Groset J Dieguez Uribeondo 2000 Drastic bottlenecks in the endangered crayfish species Austropotamobius pallipes in Spain and implications for its colonization history Heredity 86 1 8 Carlos Pedraza Lara Fernando Alda Salvador Carranza Ignacio Doadrio 2010 Mitochondrial DNA structure of the Iberian populations of the white clawed crayfish Austropotamobius italicus italicus Faxon 1914 Molecular Phylogenetics and Evolution 57 327 342 doi 10 1016 j ympev 2010 06 007 M Scalici G Gibertini 2005 Can Austropotamobius italicus meridionalis be used as a monitoring instrument in Central Italy Preliminary observations Bulletin Francais de la Peche et de la pisciculture 376 377 613 625 doi 10 1051 kmae 2005019 Henning Albrecht 1982 Das System der europaischen Flusskrebse Decapoda Astacidae Vorschlag und Begrundung Mitteilungen aus dem Hamburgischen Zoologischen Museum und Institut Band 79 187 210 Frederic Grandjean D James Harris Catherine Souty Grosset Keith A Crandall 2000 Systematics of the European endangered crayfish species Austropotamobius pallipes Decapoda Astacidae Journal of Crustacean Biology Vol 20 Issue 3 522 529 doi 10 1651 0278 0372 2000 020 0522 SOTEEC 2 0 CO 2 S Fratini S Zaccara S Barbaresi F Grandjean C Souty Grosset G Crosa F Gherardi 2005 Phylogeography of the threatened crayfish genus Austropotamobius in Italy implications for its taxonomy and conservation Heredity 94 108 118 doi 10 1038 sj hdy 6800581 Giuseppe Manganelli Leonardo Favilli V Fiorentino Taxonomy and nomenclature of Italian white clawed crayfish In Crustaceana 79 Jahrgang Nr 5 2006 S 633 640 doi 10 1163 156854006777584287 The IUCN Red List of Threatened Species Austropotamobius pallipes Jose M Gil Sanchez Javier Alba Tercedor 2002 Ecology of the native and introduced crayfishes Austropotamobius pallipes and Procambarus clarkii in southern Spain and implications for conservation of the native species Biological Conservation 105 75 80 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Italienischer Dohlenkrebs amp oldid 230864483