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Ishiwara Kanji jap 石原 莞爾 18 Januar 1889 in Shōnai Japan 15 August 1949 in Tokio war ein Generalleutnant der Kaiserlich Japanischen Armee und Anhanger des Nichirenismus Er gilt neben Itagaki Seishirō als Hauptverantwortlicher des sogenannten Mukden Zwischenfalls Ishiwara Kanji Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhes Leben 1 2 Ishiwara und die Mandschurei 1 3 Konflikt der Fraktionen Kōdō ha und Tōsei ha 1 4 Armeerevolutionare 1 5 Ruckkehr nach Mandschukuo 1 6 Propaganda in Wort und Bild 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhes Leben Bearbeiten Ishiwara Kanji wurde 1889 in Shōnai in eine ehemalige Samurai Familie geboren Sein Vater war Polizist nachdem die Familie erst das Tokugawa Shogunat und anschliessend die Republik Ezo im Boshin Krieg unterstutzt hatte war es ihren Mitgliedern verboten hohere politische Positionen zu bekleiden Im Alter von 13 Jahren besuchte Ishiwara eine militarische Grundschule und besuchte anschliessend die Kaiserlich Japanische Heeresakademie welche er 1909 abschloss Im Anschluss diente er beim 65 Infanterieregiment in der japanischen Kolonie Chōsen 1915 schaffte er die Aufnahmeprufung fur die Kaiserlich Japanische Heereshochschule welche er 1918 als zweitbester seines Jahrgangs abschloss 1 Ishiwara diente daraufhin mehrere Jahre lang auf verschiedenen Stabspositionen bevor er 1922 als Militarattache in das Deutsche Reich geschickt wurde Er diente bis 1925 in Berlin und Munchen und schloss dabei Studien in den Bereichen Militargeschichte und Strategie ab Daruber hinaus baute er Kontakte zu diversen ehemaligen deutschen Generalen auf welche ihm bei seinen Studien halfen Daher galt Ishiwara bei seiner Ruckkehr nach Japan als ausgesprochener Experte fur moderne Militarstrategie Noch bevor er nach Deutschland aufbrach war Ishiwara zum Nichiren Buddhismus konvertiert welcher die Lehre vertrat dass eine Zeit massiver Konflikte notig sei bevor es zu einer goldenen Ara der menschlichen Kultur und zur Umsetzung des wahren Buddhismus kommen konnte Japan wurde dabei Zentrum und Vollstrecker dieses Schicksals sein und spater die ganze Welt in die goldene Zukunft geleiten Unter diesem Einfluss wandelte Ishiwara sich zu einem starken Anhanger der Idee des Kokutai und sah es als Japans heilige Mission an China als Erstes zu befreien um mit seiner Hilfe den Westen zu unterwerfen und die goldene Zeit anbrechen zu lassen 2 Ishiwara und die Mandschurei Bearbeiten Siehe auch Mukden Zwischenfall Nach seiner Ruckkehr aus Europa wurde Ishiwara zum Ausbilder an der Heeresstabshochschule ernannt und anschliessend in den Stab der Kwantung Armee in der Mandschurei versetzt Er traf dort Ende 1928 einige Monate nach dem von Japan fingierten Attentat auf den Warlord Zhang Zuolin ein Es wurde Ishiwara schnell klar dass die durch den Tod Zhangs zusatzlich belastete chaotische Situation in Nordostchina zusammen mit den schon uber zwei Jahrzehnte andauernden japanischen Investitionen in der Region eine einmalige Situation fur die Kwantung Armee bieten wurde ihren und den Einfluss Japans dort auszuweiten Er begann daher einen Plan auszuarbeiten um die Situation dauerhaft fur die japanischen Interessen zu nutzen Am 18 September 1931 zerstorte eine Bombe einen Bahndamm der japanisch kontrollierten Sudmandschurischen Eisenbahn Unter dem Vorwurf chinesische Soldaten hatten die Bahnlinie angegriffen besetzten japanische Truppen unter Ishiwara innerhalb kurzer Zeit die chinesische Kaserne in der nahen Stadt Liutiaokou Ohne den neuen Befehlshaber der Kwantung Armee Honjō Shigeru oder den Heeresgeneralstab in Tokio uber den Zwischenfall zu informieren ordnete Ishiwara verschiedene Einheiten der Kwantung Armee an weitere chinesische Stadte zu besetzen was sich bald zu einer Besetzung der gesamten chinesischen Mandschurei ausweitete Bereits nach kurzer Zeit hatten die Militaraktionen ein solches Ausmass erreicht das es der japanischen Fuhrung trotz internationaler Proteste nicht mehr moglich war die Besetzung zu stoppen ohne eingestehen zu mussen dass sie die Kontrolle uber Teile ihrer Armee zeitweise verloren hatte Ishiwara der sich bereits darauf eingestellt hatte hingerichtet oder unehrenhaft aus der Armee entlassen zu werden kam straffrei davon und wurde nur nach Japan zuruckgerufen wo er den Befehl uber das 4 Infanterieregiment ubernahm Der Erfolg der Operation sowie der Schutz durch rechtsgerichtete Offiziere und einflussreiche Ultranationalisten hatten dabei zu diesem fur Ishiwara glucklichen Ausgang der Situation gefuhrt Konflikt der Fraktionen Kōdō ha und Tōsei ha Bearbeiten nbsp Die Gosch der kaiserlich japanischen Marine vor wahrend des Zweiten Weltkriegs von der Kōdō ha als Parteifahne instrumentalisiert Innerhalb der ultranationalen Kreise des japanischen Militars war es fur das Vorantreiben der uberzogenen Zielsetzungen Japans bei der Verwirklichung japanischer Grossmachtanspruche zur Bildung zweier Gruppierungen gekommen Eine war die von jungeren Offizieren favorisierte militante Fraktion Kaiserlicher Weg Kōdō ha an deren Spitze General Araki Sadao zwar als quasi pseudo philosophischer Mentor welcher grossen Einfluss in der japanischen Politik der 1930er Jahre hatte fungierte jedoch profilierten sich Ishiwara und Itagaki Seishirō als ihre prominenten Fuhrer Dem weitaus gemassigteren Zusammenschluss der Kontroll Faktion Tōsei ha gehorten altere und erfahrenere Offiziere um General und Armeeminister Ugaki Kazushige an Dieser sah sich als Gegenpol zum Kaiserlicher Weg in der Uberzeugung dass die Kodoha den notwendigen technischen Fortschritt fur das Militar und eine problemlose Integration der Mandschurei als eine Art Kolonie in das japanische Wirtschaftsgefuge behindern wurde Die zwei Fraktionen einte die Kritik an der damaligen japanischen Innen und Aussenpolitik an liberale Tendenzen und an dem aufkeimenden Individualismus Die Kwantung Armee Offiziere Ishiwara und Itagaki genossen hohes Ansehen und hatten mehr Einfluss auf Geist Moral und Ausrichtungen der Armee als ihre Kommandeure Sie wurden in Japan die treibenden Krafte des imperialen Expansionismus und die uberfallartige Besetzung der Mandschurei trug eindeutig ihre Handschrift Ishiwara gilt neben Itagaki als der Hauptverantwortliche des so genannten Mukden Zwischenfalls 3 Der spatere japanische Marionettenstaat Japans Manchukuo sollte nach ihren Zielsetzungen ein unabhangiges multinationales Staatsgebilde in nationaler Harmonie werden In ihm wollte man Schlagworte wie ethnische Harmonie Gleichheit der Rassen und Redlichkeit zu richtungsweisenden Parolen fur die Vorherrschaft der Armee erheben Von 1939 an nahm Ishiwara als Anfuhrer und Grunder des Toa Renmei Ost Asien Bund 4 starken Einfluss auf das politische Konzept Toa shinchitsujo Neue Ost Asien Ordnung des japanischen Premierministern Konoe Fumimaro Der Toa Renmei war eine ultranationalistische Organisation mit rund 15 000 Mitgliedern und der panasiatischen Zielsetzung der Zusammenfuhrung der wirtschaftlichen Ressourcen Japans Manchukuos und Chinas sowie der integrierten Verteidigung und politischer Autonomie fur die drei In der chinesischen Stadt Nanking wurde zum Beispiel eine Aussenstelle etabliert unter der Leitung des dortigen chinesischen Kollaborateurs aus Fuhrungskreisen der Kuomintang Nationalisten Wang Jingwei 5 Armeerevolutionare Bearbeiten 1935 wurde Ishiwara in den Heeresgeneralstab versetzt wo er Leiter der Operationen wurde Diese Position erlaubte es ihm seine radikalen Plane fur Japans Zukunft weiter voranzutreiben Er war zu dieser Zeit stark von der Idee des Panasianismus beeinflusst und propagierte die Idee des Hokushinron einer Konzentration Japans auf eine Ausbreitung nach Norden in Sibirien hinein Er vertrat die Ansicht dass Japan sich mit seinem Marionettenstaat Mandschukuo und dem Rest Chinas vereinen und einen Ostasiatischen Bund bilden sollte welcher sich auf einen entscheidenden Krieg gegen die Sowjetunion vorbereiten sollte Nach dem Sieg uber die Sowjetunion wurden die Eroberung der europaischen Kolonien in Sudasien und ein Krieg gegen die USA keine Schwierigkeiten mehr bereiten 6 Zu diesem Zweck musste Japan sein Militar und seine Wirtschaft massiv ausbauen was am besten in einem Einparteienstaat mit Planwirtschaft moglich sei in dem andere Parteien ebenso wie schwache Politiker und korrupte Geschaftsmanner entfernt wurden Der Putschversuch vom 26 Februar 1936 dessen Ziele eigentlich mit denen Ishiwaras ubereinstimmten wurde von diesem jedoch nicht unterstutzt Er sprach sich stark dafur aus das Kriegsrecht zu verhangen um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen Nachdem der Vizechef des Heeresgeneralstabs Sugiyama Hajime Truppen aus den Garnisonen ausserhalb Tokios in die Stadt geschickt hatte wurde Ishiwara zum Chef der Operationen im Hauptquartier fur das Kriegsrecht Ruckkehr nach Mandschukuo Bearbeiten Im Marz 1937 wurde er zum Generalmajor befordert und wieder nach Mandschukuo geschickt wo er zum stellvertretenden Stabschef der Kwantung Armee berufen wurde Dort musste er enttauscht feststellen dass viele seiner Mitverschworer aus der Zeit des Mukden Zwischenfalls seine Idee des Panasianismus nicht teilten sondern sich mit ihrem Status als quasi Kolonialherren uber Nordostchina zufriedengaben Als er dies erkannt hatte warf er der Fuhrung der Kwantung Armee Verrat vor und konfrontierte den Oberbefehlshaber Tōjō Hideki mit dubiosen Zahlungen an einen Offiziersfrauenclub und warf ihm damit indirekt Korruption vor Nachdem er so seine Vorgesetzten gegen sich aufgebracht hatte wurde Ishiwara seines Kommandos enthoben und nach Japan zuruckgeschickt Zuruck in Japan begann er die sowjetische Strategie in der fur Japan katastrophal ausgegangenen Schlacht am Chalchin Gol zu analysieren um eine mogliche Gegenstrategie fur die sowjetische Militardoktrin zu finden Daruber hinaus betatigte er sich als Autor und bewarb in seinen Werken die Idee eines Ostasiatischen Bundes mit China und Mandschukuo und sprach sich stark gegen die japanische Invasion Chinas aus Nach seiner Beforderung zum Generalleutnant 1939 wurde er zum Befehlshaber der 16 Division berufen Tōjō Hideki der in der Zwischenzeit bis in die hochsten militarischen Range aufgestiegen war hatte Ishiwara seine verbalen Attacken nicht verziehen und war der Meinung dass er ein gefahrliches Subjekt darstellte welches aus der Armee entlassen werden musse Jedoch furchtete er die Reaktion moglicher Anhanger der Ideen Ishiwaras besonders unter den jungeren Armeeoffizieren Erst als Ishiwara Tōjō offentlich kritisiert und als einen Feind Japans welcher verhaftet und hingerichtet werden musste bezeichnet hatte wurde er tatsachlich in den Ruhestand geschickt Nach seiner Entlassung ging er zuruck in seinen Heimatort wo er sich weiterhin als Autor betatigte Nach der Kapitulation Japans wurde er als Zeuge der Verteidigung bei den Tokioter Prozessen gehort selbst allerdings nie irgendwelcher Verbrechen im Bezug auf den Mukden Zwischenfall angeklagt Verschiedene Quellen vermuten dass seine offene Feindschaft gegen Tōjō Hideki welcher als Urheber des Pazifikkriegs galt und seine Opposition gegenuber dem Krieg in China ihn retteten So konnte er wahrend der Tokioter Prozesse sogar die Verurteilung von Prasident Harry S Truman als Kriegsverbrecher wegen der Luftangriffe auf Japan fordern ohne irgendwelche Konsequenzen furchten zu mussen 7 Propaganda in Wort und Bild Bearbeiten Er galt als Fotografier Zeichen und Kameratalent Er nutzte dies zu Selbstinszenierung zur Dokumentation seiner Weltsicht privat wie auch zu politischer Agitation 8 Seine Schriften und die seinerzeit noch seltenen Aufnahmen dienen Dokumentationen uber ihn beziehungsweise die Zeit in der er lebte und werden bis heute genutzt 9 Literatur BearbeitenTimothy P Maga Judgment at Tokyo The Japanese War Crimes Trials University Press of Kentucky 2001 ISBN 0 8131 2177 9 Mark R Peattie Ishiwara Kanji and Japan s confrontation with the West Princeton University Press Princeton 1975 ISBN 0 691 03099 5 Richard J Samuels Securing Japan Tokyo s Grand Strategy and the Future of East Asia Cornell University Press 2007 ISBN 0 8014 4612 0 Gerald Iguchi Nichirenism as Modernism Imperialism Fascism and Buddhism in Modern Japan Ph D Dissertation University of California San Diego 2006 pp 231 301 Ishiwara Kanji History as Contrapuntal harmony and Modernity as the Dawn that Never Comes S Noma Hrsg Ishiwara Kanji In Japan An Illustrated Encyclopedia Kodansha 1993 ISBN 4 06 205938 X S 633 Weblinks BearbeitenIshiwara Kanji in der Datenbank der Generale des Zweiten Weltkriegs engl Abgerufen am 28 Dezember 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Ammenthorp Datenbank der Generale des Zweiten Weltkriegs Peatty Ishiwara Kanji and Japan s confrontation with the West http pwencycl kgbudge com I t Itagaki Seishiro htm Itagaki Seishirō in der Enzyklopadie des Pazifikkriegs G Clinton Godart Nichirenism Utopianism and Modernity Rethinking Ishiwara Kanji s East Asia League Movement https nirc nanzan u ac jp nfile 4456 Japan und dei Juden Studie uber die Judenpolitik des Kaiserreiches Japan wahrend der Zeit des Nationalsozialismus 1933 1945 Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde der Philosophischen Fakultat der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Bonn Heinz Eberhard Maul Bonn 2000 https d nb info 968360084 34 Peatty Ishiwara Kanji and Japan s Confrontation with the West Maga Judgement at Tokyo ARD Webseite zum Film Ishiwara Kanji Der General der Japan in den Zweiten Weltkrieg fuhrte https www youtube com watch v sb3zhty GFsJapanischer Name Wie in Japan ublich steht in diesem Artikel der Familienname vor dem Vornamen Somit ist Ishiwara der Familienname Kanji der Vorname Normdaten Person GND 141884487 lobid OGND AKS LCCN n81114470 NDL 00020740 VIAF 414149106302468492645 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ishiwara KanjiALTERNATIVNAMEN 石原 莞爾 japanisch KURZBESCHREIBUNG General der kaiserlich japanischen ArmeeGEBURTSDATUM 18 Januar 1889GEBURTSORT Shōnai Yamagata Japanisches KaiserreichSTERBEDATUM 15 August 1949STERBEORT Tokio Japan Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ishiwara Kanji amp oldid 224369756