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Die Innere Westvorstadt ist ein Wohngebiet in Leipzig unmittelbar westlich der Innenstadt und gehort zum Stadtbezirk Mitte Die Bezeichnung wird vorwiegend in historischen stadtebaulichen und landeskundlichen Kontexten verwendet Im allgemeinen Sprachgebrauch wird das Gebiet um die Kolonnadenstrasse auch Kolle genannt und den Dorotheenplatz das anstelle von Reichels Garten erbaut wurde eher Kolonnadenviertel genannt 1 Der nordliche Teil rund um das Schauspielhaus und die Kneipenmeile Gottschedstrasse wird hingegen als Schauspielviertel bezeichnet Das Schauspiel Leipzig die Hochschule fur Musik und Theater das Theaterhaus Schille und niedergelassene Kunstler in der Kolonnadenstrasse pragen das Viertel kunstlerisch Der Dorotheenplatz mit dem Anfang der Kolonnadenstrasse und der Kopie einer Permoser Plastik aus Apels Garten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Garten vor der Stadt 2 2 Bebauung seit dem 19 Jahrhundert 2 3 Nach 1945 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WebsitesLage BearbeitenDas Viertel liegt unmittelbar westlich des Leipziger Zentrums Es wird begrenzt von den Hauptverkehrsstrassen Jahnallee und Ranstadter Steinweg im Norden Goerdeler Dittrich und Martin Luther Ring im Osten Karl Tauchnitz Strasse im Suden sowie Friedrich Ebert Strasse im Westen 2 Benachbarte Stadtteile sind das Waldstrassenviertel im Norden das Bachviertel mit dem Johannapark im Westen und das Musikviertel im Suden Nach der kommunalen Gebietsgliederung von 1992 bildet die Innere Westvorstadt zusammen mit dem Bachviertel dem Johannapark und dem ehemaligen Areal der Deutschen Hochschule fur Korperkultur DHfK den Ortsteil Zentrum West Geschichte BearbeitenGarten vor der Stadt Bearbeiten nbsp Reichels Garten um 1840Im Mittelalter war lediglich das Naundorfchen im nordlichsten Zipfel der heutigen Westvorstadt zwischen Goerdelerring und Ranstadter Steinweg besiedelt Die Via Regia eine wichtige west ostliche Fernhandelsstrasse verlief am heutigen Ranstadter Steinweg Im 17 und 18 Jahrhundert wuchs Leipzig uber seine Stadtmauern hinaus wobei Richtung Norden Osten und Suden erste Wohngebiete entstanden In der von Flussen bestimmten Landschaft westlich der Stadt war eine flachendeckende Bebauung wegen der Uberflutungsgefahr noch nicht moglich Hier wurden von wohlhabenden Handelsherren grosszugige Garten angelegt die der Erholung und der Reprasentation dienten Die bedeutendsten waren Apels und Richters Garten sowie der Kleinbosische und Lurgensteins Garten Vor allem Apels Garten pragte die heutige Struktur Die in Form eines Fachers angelegten Wege bestimmen das heutige Strassennetz und die Kolonnaden des Hauptweges gaben der Kolonnadenstrasse ihren Namen Bebauung seit dem 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Erste Bauten in Reichels GartenNachdem der Kaufmann Erdmann Traugott Reichel 1787 Apels Garten erworben hatte bekam das Gebiet erste grossere Bauten In Reichels Garten entstanden Sommerhauser Betriebe und Wohnhauser in denen Personlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy F A Brockhaus und B G Teubner lebten und arbeiteten Die flachendeckende Bebauung ist eng mit Reichels Enkel Carl Heine verbunden Seit der Flussregulierung Trockenlegung und Parzellierung des Gartens 1840 wurde das Viertel bis Ende des 19 Jahrhunderts fast komplett bebaut Angeregt durch das schnelle Wachstum Leipzigs wurden auch benachbarte Garten wie Rudolphs Garten und Lurgensteins Garten bebaut Die bedeutendsten Bauten dieser Zeit waren die katholische Kirche die Central Halle und die Grosse Gemeindesynagoge nbsp Das Marchenhaus am Nikischplatz um 1910 Um die Wende zum 20 Jahrhundert schlug sich die gewachsene wirtschaftliche Bedeutung Leipzigs im Viertel nieder Durch die Nahe zum Stadtzentrum wichen viele Gebaude grossen offentlichen und reprasentativen Bauten besonders am Promenadenring Um die Gottschedstrasse entstanden neben prachtvollen Wohnhausern die Kommandantur das Kosmoshaus das Kunstlerhaus das Centraltheater und das Gebaude der Alten Leipziger Versicherung Hierfur wurde 1898 99 auch der Pleissemuhlgraben uberwolbt Durch den Nationalsozialismus kam es zu ersten sinnlosen Zerstorungen Am 9 und 10 November 1938 wurden die Grosse Gemeindesynagoge und die Ez Chaim Synagoge zerstort Letztere wurde von Chaim Eitingon gestiftet und 1922 als zweitgrosste Synagoge der Stadt eroffnet Zahlreiche verlegte Stolpersteine belegen heute ein reges judisches Leben in der damaligen Inneren Westvorstadt Bei den Luftangriffen auf Leipzig im Zweiten Weltkrieg wurde der mittlere und sudliche Teil des Viertels flachendeckend und fur Leipziger Verhaltnisse sehr stark zerstort Nach 1945 Bearbeiten Der Wiederaufbau nach 1945 kam schleppend voran Das Centraltheater wurde 1954 55 zunachst zum Schauspiel Leipzig umgestaltet Einige Plane fur den flachendeckenden Abriss oder eine Magistrale quer durch das Viertel wie sie in einigen Konzepten der 1950er auftauchen wurden nicht umgesetzt Vielmehr entstanden 1958 bis 1960 erste genossenschaftliche Wohnhauser in deren Umfeld die alte Promenadenstrasse nun Kathe Kollwitz Strasse sowie der Westplatz 1960 62 verlegt wurden Das zentrumsnahe Viertel veranderte sich bis in die 1980er Jahre kaum Ein Sanierungskonzept von 1982 sah schliesslich vor experimentell die ubrigen Altbauten zu sanieren und dazwischen Plattenbauten in den alten Strassenzugen zu bauen Die Neubebauung die 1990 abgeschlossen wurde pragt mit Erkern Loggien und ornamentierten Fassaden noch heute das Kolonnadenviertel Die Kolonnadenstrasse war in den letzten Jahren der DDR eine der Vorzeigestrasse des Staates Heute haben sich dort viele Kunstler niedergelassen nbsp Kneipenmeile GottschedstrasseDie noch vorhandenen Altbauten vor allem im nordlichen Teil wurden ab 1990 saniert Der mitten im Wohnviertel gelegene Fabrikkomplex des VEB Drahtchemie an der Zimmerstrasse wurde stillgelegt und 1995 97 durch den postmodernen Neubau Dorotheenhof nach einem Entwurf des Florentiner Architekten Adolfo Natalini ersetzt Die Dresdner Bank heute Commerzbank liess in der gleichen Zeit zwischen Dittrichring und Zentralstrasse einen grossen Burokomplex erbauen Auch weitere noch bestehende Baulucken wurden in dieser Zeit durch neue Wohn und Geschaftshauser geschlossen 3 Die Gottschedstrasse entwickelte sich in den 1990er Jahren zu einer beliebten Kneipenmeile mit stark ausgebauter Gastronomie und zugehorigen Freisitzen auf den Fusswegen 4 nbsp Gedenkstatte an die ehemalige Grosse GemeindesynagogeDer zuvor uberwolbte Pleissemuhlgraben wurde sudlich der Gottschedstrasse ab 1997 wieder ans Licht geholt Um dem Parkraummangel Herr zu werden wurde 1998 zwischen Altem Amtshof und Otto Schill Strasse ein funfgeschossiges Parkhaus errichtet 3 An die zerstorte Grosse Gemeindesynagoge erinnert seit 2001 eine markante Gedenkstatte die auf einer Flache von 12 12 Metern den Grundriss des zerstorten Gebaudes nachzeichnet auf dem 140 leere Bronzestuhle stehen Die einstige Zentrale der Alten Leipziger Versicherung am Dittrichring die in der DDR Zeit als Haus der deutsch sowjetischen Freundschaft diente wird nach ihre Sanierung seit 2002 als zweites Gebaude der Hochschule fur Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy genutzt Die Einwohnerzahl der Inneren Westvorstadt stieg von 4440 im Jahr 2000 auf etwa 6200 im Jahr 2014 2 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturdenkmale in Leipzig Zentrum WestLiteratur BearbeitenVera Denzer Andreas Dix Haik Thomas Porada Hrsg Leipzig Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Leipzig Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2015 Abschnitt Westvorstadt S 182 185 Hanns Borner Niels Gormsen Hella Muller Das verlorene Westviertel Pro Leipzig Leipzig 2007 ISBN 978 3 936508 34 5 Pro Leipzig Hrsg Innere Westvorstadt Eine historische und stadtebauliche Studie 1998 Einzelnachweise Bearbeiten Zentrum West In Vera Denzer Andreas Dix Haik Thomas Porada Hrsg Leipzig Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Leipzig Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2015 S 184 a b Zentrum West In Vera Denzer Andreas Dix Haik Thomas Porada Hrsg Leipzig Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Leipzig Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2015 S 182 a b Niels Gormsen Die bauliche Entwicklung des Kolonnadenviertels nach 1990 Burgerverein Kolonnadenviertel e V Zentrum West In Vera Denzer Andreas Dix Haik Thomas Porada Hrsg Leipzig Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Leipzig Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2015 S 185 Websites BearbeitenGeschichte des Viertels In Website des Burgervereins Kolonnadenviertel e V Abgerufen am 4 September 2018 51 338081 12 367896 Koordinaten 51 20 17 1 N 12 22 4 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Innere Westvorstadt amp oldid 237843337