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Ein Hyperzyklus ist eine zyklische Folge von sich selbst reproduzierenden Einzelzyklen Diese Einzelzyklen bestehen aus RNA und Proteinmolekulen die durch Ruckkopplung voneinander abhangen und kooperieren Die von Manfred Eigen und Ruthild Winkler beschriebenen Hyperzyklen liefern eine in vitro nachvollziehbare Erklarung fur die prabiotische Entstehung replikativer chemischer Systeme 1 2 Sie stehen im Ubergangsbereich zwischen chemischer und biologischer Evolution In Hyperzyklen katalysieren RNA Molekule die Bildung solcher Proteine die ihrerseits wieder die Bildung der RNA Molekule katalysieren Auch Hyperzyklen unterliegen einer Evolution Mutationen in der Basensequenz der RNA fuhren zu Molekulen mit unterschiedlichen katalytischen Eigenschaften und damit zu unterschiedlichen Replikationsraten Einen evolutionaren Vorteil haben diejenigen chemischen Systeme gegenuber anderen in der Konkurrenz um die chemischen Bausteine der Ursuppe welche eine hohe Vermehrungsrate haben sich also schneller vermehren Zellen Bakterien und andere Lebewesen konnen ebenfalls als Formen komplexer Hyperzyklen betrachtet werden Inhaltsverzeichnis 1 Nukleinsaure Protein Hyperzyklus 2 Weitere Hyperzyklen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseNukleinsaure Protein Hyperzyklus Bearbeiten nbsp Beispiel fur einen Nukleinsaure Protein Hyperzyklus nach Manfred Eigen vereinfacht Die kreisformigen Schleifen stellen die autokatalytische Reproduktion der Nukleinsauren dar die roten Punkte die Proteine Die Nukleinsaure N1 synthetisiert Protein P1 Protein P1 katalysiert Nukleinsaure N2 usw Selbstreproduktive Hyperzyklen der Makromolekule Nukleinsaure und Protein haben obwohl noch unbelebt zwei neue Fahigkeiten die entscheidende Voraussetzungen fur die Entwicklung des Lebens sind Die Nukleinsauren enthalten einen Bauplan die Reihenfolge ihrer Nukleinbasen mit der Information fur ihre Reproduktion sie konnen sich deshalb durch Kopien vermehren Der durch die Nukleinbasen festgelegte Bauplan ist biochemisch so gestaltet dass bei der Reproduktion mit einer bestimmten nicht zu grossen Wahrscheinlichkeit Fehler auftreten und dadurch eine Weiterentwicklung des Bauplans moglich ist Es wird also nicht nur Materie weitergegeben sondern auch Information fur die Organisation von Materie vererbt Dieser dissipative autokatalytische Prozess der zyklischen Selbstreproduktion findet unter Verbrauch von Energie und komplexeren Molekulen wie Phosphorsaure Zucker und Aminosauren statt einfachere Molekule werden dabei freigesetzt Man kann den Prozess auch als Koevolution von Nukleinsauren und Proteinen betrachten als erste Form einer Symbiose Die beiden Molekul Arten fordern einander Diese Phylogenese von Molekulen ermoglicht die Entwicklung von Molekulen hoherer Komplexitat Bei der hypothetischen Entwicklung der Nukleinsaure Protein Hyperzyklen wird zwar noch kein Leben erzeugt aber im Laufe der Zeit zunehmend komplexere Nukleinsauren und die zugehorigen Proteine Ein Hyperzyklus verstarkt und reproduziert sich als Ganzes autokatalytisch wenn er geschlossen ist also in sich ruckgekoppelt Im Bild katalysiert das Protein P5 wieder Nukleinsaure N1 Ein geschlossener Hyperzyklus hat einen Geschwindigkeitsvorteil bei der Replikation Nukleinsaure Protein Hyperzyklen unterliegen dadurch einer Evolution Hyperzyklen mit einer hohen Geschwindigkeit der Reproduktion haben einen evolutionaren Vorteil im Vergleich zu den Hyperzyklen mit einer niedrigeren Geschwindigkeit weil sie sich schneller vermehren Ihre hohe Evolutionsgeschwindigkeit ist auch einer der Faktoren die verstandlich macht dass sich das Leben auf der Erde uberhaupt entwickeln konnte 3 Nukleinsaure Protein Hyperzyklen weisen bereits Eigenschaften von Lebewesen auf Selbstvermehrung Abgeschlossenheit Weitergabe von Information und Stoffwechsel Mathematisch beschrieben ist diese Theorie in der Theorie der Quasispezies Sie sind eine Vorstufe der Evolution und ein Teilbereich der dissipativen emergenten Prozesse in Natur und Gesellschaft 4 Weitere Hyperzyklen BearbeitenAuch Zellen Bakterien und andere Lebewesen sind als komplexe Hyperzyklen anzusehen weil sie aus vielfach hierarchisch aufeinander aufbauenden oft ruckgekoppelten Prozessen bestehen Es gibt sogar ein Modell eines globalen dissipativen Gesamtsystems der irdischen Biosphare von Lynn Margulis und James Lovelock das nach der griechischen Erdgottin Gaia benannt wurde und wie ein komplexer Hyperzyklus funktioniert das Modell der Gaia Hypothese Die Biosphare wird dabei als ruckgekoppeltes nichtlineares System gesehen das sich dynamisch selbst organisiert und regelt und auch externe Storungen bisher immer wieder gut verkraftet habe Seine Edukte sind die Strahlungsenergie von der Sonne und das Material der Erde vor allem das an der Erdoberflache und im Meer Sein globales Produkt ist Entropie die es mit der nachtlichen Abstrahlung in den Weltraum exportiert Die Grundlage des Systems Gaia ist das unerhort robuste und bestandige Okosystem der Bakterien nicht nur als Basis der Evolution und bei der Umwandlung und Stabilisierung der Sauerstoff Biosphare sondern auch beispielsweise in Symbiosen mit hoheren Lebewesen als Darmbakterien und bei der globalen Entsorgung und dem Recycling der Uberreste von Pflanzen und Tieren Es gibt auch ein alternatives Modell der Biosphare das auf lange Sicht weniger optimistische Vorhersagen macht als Gaia Die Medea Hypothese von Peter Ward Siehe auch BearbeitenMikrosphare Viroid Entstehung des LebensLiteratur BearbeitenDieter Braun Cristof Mast Friederike Moller Lebendiges Nichtgleichgewicht In Physik Journal Band 12 Nr 10 2013 S 29 Manfred Eigen Ruthild Winkler Das Spiel Naturgesetze steuern den Zufall Piper Verlag Munchen Zurich 1976 ISBN 3 492 02151 4 Manfred Eigen Peter Schuster The Hypercycle A Principle of Natural Self Organization Springer Berlin 1979 ISBN 978 3 540 09293 3 Erich Jantsch Selbstorganisation des Universums S 43 Ulrich Kull Evolution J B Metzler Studienreihe Biologie Band 3 S 34 ISBN 3476200604Einzelnachweise Bearbeiten M Eigen C K Biebricher u a The hypercycle Coupling of RNA and protein biosynthesis in the infection cycle of an RNA bacteriophage In Biochemistry Band 30 Nummer 46 November 1991 ISSN 0006 2960 S 11005 11018 PMID 1932025 Review T Ellinger R Ehricht J S McCaskill In vitro evolution of molecular cooperation in CATCH a cooperatively coupled amplification system In Chemistry amp Biology December 1998 5 S 729 741 https www cell com cell chemical biology pdf S1074 5521 98 90665 2 pdf Manfred Eigen Stufen zum Leben Piper 1987 Gunter Dedie Die Kraft der Naturgesetze Emergenz und kollektive Fahigkeiten von den Elementarteilchen bis zur menschlichen Gesellschaft 2 Aufl tredition 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hyperzyklus amp oldid 234159269