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48 589297 10 061288 Koordinaten 48 35 21 5 N 10 3 40 6 OHungerbrunnenHungerbrunnen April 2008 LageLand oder Region Landkreis Heidenheim Baden Wurttemberg Koordinaten 48 35 21 N 10 3 41 O 48 589297 10 061288Hohe 523 m u NHNHungerbrunnen Heldenfingen Baden Wurttemberg HungerbrunnenLage der QuelleGeologieGebirge Schwabische AlbQuelltyp KarstquelleHydrologieFlusssystem DonauVorfluter Hungerbrunnenbach Lone Hurbe Brenz Donau Schwarzes MeerHungerbrunnen Mai 2010 Hungerbrunnenbach im Vordergrund der Hungerbrunnen Marz 2018 Hungerbrunnental typische Alb Trockental WacholderheideDer Hungerbrunnen bei Heldenfingen ist eine periodische Karstquelle auf der Schwabischen Ostalb sudostlich von Gerstetten an der Grenze zwischen dem Landkreis Heidenheim und dem Alb Donau Kreis An ihm beginnt der Lauf des meist trockenen Hungerbrunnenbachs Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geographie 3 Hydrogeologie 4 Uberliefertes 5 Schutzstatus 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseName BearbeitenWegen seiner unregelmassige Schuttung glaubte man fruher dass der Brunnen als Menetekel Missernten Hungersnote Teuerung oder Kriegsgefahr ankunden wurde Ausser diesem gibt es noch zahlreiche andere Hungerbrunnen auf der Alb von denen man Gleiches sagt Wegen ihres zumindest fruher seltenen Anspringens wird diese Karstquelle in der Karstliteratur und der Schwabischen Alb Literatur in Bild und Text oft erwahnt Geographie BearbeitenDer Hungerbrunnen liegt auf etwa 523 m u NHN auf dem ebenen Talboden eines weiten Trockentals auf Heuchlinger Markung 400 m nordwestlich der Stelle an der die Landstrasse Altheim Heuchlingen das Trockental quert Am zwischen den Orten Altheim Heuchlingen und Heldenfingen liegenden Quellort liegt eine episodisch also nur nach besonders grossen Niederschlagsmengen schuttende Karstquelle Das dann aus ihm entspringende Gewasser heisst Hungerbrunnenbach und fliesst ungefahr sudostlich Der Hungerbrunnenbach fliesst dann in sudostlicher Richtung der unteren Lone zu durch das nach ihm benannte von hier an noch etwa 8 5 km lange 50 90 m breite und flachgrundige Hungerbrunnental Trockental Zweige teils betrachtlicher Lange laufen diesem schon oberhalb aus Richtungen von Nord uber Nordwest bis West zu wo die Teilorte Zahringen Sontbergen Neuburghof und ihr gemeinsamer Hauptort Gerstetten liegen und vereinigen sich ca 4 5 2 5 km oberhalb der Quelle noch im Gassental genannten Talabschnitt oder sogar zuvor Das Hungerbrunnental selbst mundet etwa gegenuber von Setzingen in das auf weiten Strecken ebenfalls meist trockene untere Lonetal 1 Hydrogeologie BearbeitenDie Karstquelle entspringt der Liegenden Bankkalk Formation direkt an der Klifflinie Anmerkung 1 einer an vielen Stellen deutlich in der Alb Landschaft erkennbaren Gelandestufe die die beiden Kulturraume Kuppenalb und Flachenalb trennt letzte Brandungsstufe 5 50 m hoch des miozanen Molassemeeres OMM Das Trockental ist vollkommen eben die Talflanken sind sanft und niedrig Aus diesen Reliefeigenschaften kann darauf geschlossen werden dass Vegetationsdecke Boden und fluviatile Lockergesteine bis zum festen Kalkgestein darunter nicht tief sind Laut Binder 1997 2 wurde der Karstwasserspiegel 1977 1990 an der Grundwassermessstelle 80 m sudostwarts des Hungerbrunnens 18 m unter Grund angetroffen 1912 lag er 32 m tief Wenn die Quelle trocken ist wurde sie leicht ubersehen wenn man von der Strasse aus die Talwiese betrachtet und nicht aus der Nahe das ca 5 m lange Schotterbett und die anschliessende quer in die Talmitte fuhrende Abflussrinne im Grasboden sieht Wenn der Hungerbrunnen schuttet Qmax 1939 700 1957 40 l s 3 versickert sein Wasser jedoch meistens schon nach weniger als zwei Kilometern wieder Nur bei anhaltend grosser Schuttung erreicht das Wasser die Mundung ins Lonetal Es gibt nur drei kleine unbedeutende ebenfalls trockene Seitentaler Heutzutage fliesst allenfalls Wasser aus den Klaranlagen der nordlich liegenden Orte zu In der Beschreibung des Oberamts Heidenheim von 1844 heisst es zum Hungerbrunnen In der Regel erfolgt sein Fliessen auf einen sehr nassen Sommer und Herbst und dauert 1 2 Jahre Im vor Jahrh soll er einmal 7 Jahre nach einander geflossen seyn 4 Hans Binder hat recherchiert dass der Brunnen im 20 Jahrhundert dreissig Mal ansprang Auffallig sei die Zunahme der aufeinander folgenden Laufjahre seit 30 Jahren Auch die Jahre in denen der Hungerbrunnenbach bis zur Lone durchfloss sind haufiger geworden 5 Geohydrologische Erklarungen fur einen steigenden Karstwasserpegel sind bisher nicht belegt signifikante Veranderungen der Jahresniederschlagsstatistik ebenfalls nicht Bekannt ist nur eine Zunahme der Verkarstung Loneversickerung der Lone und damit des gesamten Lonegebiets zu dem das Hungerbrunnental gehort Auf ihrem ca 25 km langen West Ost Abschnitt Anmerkung 2 zwischen Breitingen und dem Weiler Lontal kurz vor der Mundung in die Hurbe fallt die Lone immer haufiger und langer ganzlich trocken indem sie ihr Wasser an acht starke Quellen und den machtigen Aquifer im Donauried von Langenau abgibt Uberliefertes BearbeitenBinder 1984 6 1997 7 und Oberamt 1844 8 berichten uber territoriale Herrschaftsverhaltnisse und die Entwicklung von Brauchtum auf dem Gelande um den Hungerbrunnen etwa zwischen 1500 und 1800 Direkt am Hungerbrunnen stiessen die zur Reichsstadt Ulm gehorende Gemarkung Altheim sowie die zum Herzogtum Wurttemberg gehorenden Gemarkungen Heldenfingen und Heuchlingen zusammen Herrschaftsneutral blieb dabei ein kleiner ungefahr 40 langer und 30 breiter Platz der in alteren Zeiten mit Marksteinen bezeichnet war und fur eine Freistatte galt Durch Dokumente des Ulmer Rats seit 1533 ist belegt 9 dass die genannten Gemeinden abwechselnd am Ostermontag und am ersten und zweiten Sonntag nach Ostern einen lustigen Tag mit einem kleinen Markt und Tanzen feierten wozu die Spielleute aus den Gemeindekassen bezahlt wurden Blutige Handel und Unsittlichkeiten aller Art gesellten sich jedes Mal zu diesem Volksfest doch keine Polizei glaubte sich befugt einzuschreiten Und ums J 1730 vereinigten sich endlich Wurttemberg und Ulm zu gemeinschaftlicher Aufhebung dieser Volkslustbarkeit Doch ist der alte Brauch nicht ganz untergegangen noch jetzt kommen am Palmsonntag junge Leute von hier mehr aber noch von Heldenfingen auf den Platz 10 Binder berichtet mehrfach dass sich daraus allmahlich der Heldenfinger Brezgamarkt entwickelte auf dem auch Gesangs Musik und Volkstanzgruppen auftraten Mit Texten und Fotos von 1900 1954 1957 und 1992 belegt er dies 11 desgleichen dass Heldenfingen nach dem Zweiten Weltkrieg die traditionelle Brauchtumsstelle offiziell zu einem Kramermarkt umwandelte Daraus ist im Laufe der Jahre eine Grossveranstaltung geworden bei der schon 30 000 Besucher gezahlt wurden Der Markt findet jahrlich am Palmsonntag statt Schutzstatus BearbeitenDie Quelle Hungerbrunnen ist ein geschutztes Flachenhaftes Naturdenkmal Hungerbrunnenquelle FND 81350150040 aus 2005 die Landschaft um das Hungerbrunnental und um die westlich vorlaufenden Trockental Zweige ist grossflachig als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen Hungerbrunnental LSG 1 35 003 und 4 25 101 aus 1972ff Ausserdem ist der Hungerbrunnen seit 2019 als bedeutendes Geotop und Geopoint des UNESCO Geoparks Schwabische Alb ausgezeichnet Siehe auch Liste der Naturdenkmale in GerstettenSiehe auch BearbeitenListe von Karstquellen in Baden Wurttemberg Hierarchische Liste der LonezuflusseLiteratur BearbeitenBinder 1960 Brauchtum und Uberlieferung um den Hungerbrunnen Hans Binder in Jahrbuch fur Karst und Hohlenkunde 1960 Binder 1984 Der Hungerbrunnen eine intermittierende Karstquelle auf der Schwabischen Ostalb Volkstumliche Uberlieferungen und karsthydrologische Betrachtungen in Karst und Hohle 1993 S 25 43 Binder 1997 Karstlandschaften in Suddeutschland Exkursion Beitrage zur Hohlen und Karstkunde in Sudwestdeutschland 39 Juli 1997 Binder 2003 Hohlenfuhrer Schwabische Alb Hans Binder Herbert Jantschke 7 vollig neu bearbeitete Auflage 2003 Leinfelden Echterdingen Jahreshefte fur Karst und Hohlenkunde 1 Stuttgart 1960 Karst und Hohle 1993 Hans Binder Karstlandschaft Schwabische Ostalb Munchen 1993 BOA 1824 Beschreibung des Oberamts Reutlingen Tubingen 1824 BOA 1844 Beschreibung des Oberamts Heidenheim Tubingen 1844 Anmerkungen Bearbeiten In nur 2 1 km Entfernung Luftlinie liegt das Naturdenkmal Heldenfinger Kliff ein aufgeschlossenes Felsstuck in welchem man eine Brandungshohlkehle mit zahlreichen Bohrmuschellochern eines flachen miozanen Meeres Oberes Molassemeer erkennen kann Bis auf die ersten 4 km ab der Klifflinie bei Halzhausen Lonsee hat die heutige Lone Flussbett und Tal in die trockengefallenen Sedimente des Oberen Molassemeeres neu schaffen mussen Einzelnachweise Bearbeiten Topographische Karte 1 25 000 Baden Wurttemberg Nord Binder 1997 S 41 Binder 2003 S 163 BOA 1844 S 13 Binder 1997 S 41 Binder 1984 S 38 41 Binder 1997 S 41 BOA 1844 S 13 zitiert nach Binder 2003 S 163 BOA 1844 S 234 Karst und Hohle 1993 S 40 42 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hungerbrunnen Heldenfingen amp oldid 236906813