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Die Holzkirche Schonebeck auch Schonebecker Holzkirche ist eine evangelisch lutherische Kirche im Ortsteil Schonebeck in Bremen Vegesack Sie entstand 1964 als Notkirche und ist heute eine Filialkirche der Kirchengemeinde St Magni Sie gehort zur Bremischen Evangelischen Kirche BEK Holzkirche Schonebeck rechts der freistehende holzerne Glockenturm 2008 Das Kirchengebaude wurde als sogenannte Montagekirche in Form einer mobilen Holzkirche errichtet und war ursprunglich nur fur eine Nutzungsdauer von 40 Jahren ausgelegt Von den in den 1960er Jahren in verschiedenen Neubaugebieten der Hansestadt errichteten Montagekirchen ist sie als einzige erhalten geblieben Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kirchengebaude 2 1 Lage 2 2 Architektur 2 3 Glockenturm 3 Innenausstattung 3 1 Bestuhlung 3 2 Altarkreuz 3 3 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenWahrend des Zweiten Weltkriegs wurden bei Luftangriffen auf Bremen grosse Teile der Stadt zerstort In der Nachkriegszeit und besonders wahrend des Wirtschaftsbooms Wirtschaftswunder entstanden in der Bundesrepublik Deutschland zahlreiche Neubausiedlungen so auch in Bremen Anfang der 1960er Jahre war die damalige bremisch niedersachsische Kirchengemeinde Lesum durch Neubaugebiete auf rund 28 000 Gemeindemitglieder 1962 angewachsen und damit so gross geworden dass sie geteilt werden musste 1965 wurden die Nordbremer Ortsteile St Magnus und Schonebeck sowie die niedersachsischen Ortschaften Brundorf Eggestedt Leuchtenburg und Lohnhorst ein eigener Pfarrbezirk und es entstand die Gemeinde St Magni 1 Bereits 1964 war fur die Bewohner der neu bezogenen Hauser in der Gartenstadt Schonebeck die Schonebecker Holzkirche errichtet worden Eine Kirche aus dem Notkirchenprogramm der Bremischen Evangelischen Kirche BEK war fur Schonebeck dringend notig weil hier 1964 gleichsam ein neuer Ortsteil entstanden war und der Neubau einer grossen Kirche in St Magnus erst noch in Planung war Die Notkirche wurde auf dem Villengrundstuck Haus Hugel der BEK gebaut Die BEK hatte das auf dem Feldberg in Schonebeck gelegene Anwesen 1951 von den Besitzern der Bremer Tauwerk Fabrik F Tecklenborg erworben um die Villa fur die Evangelische Jugend zu nutzen 2 Bei der Planung der Notkirche fur Schonebeck konnten die Kirchenbauherren auf damalige Entwurfe anderer westdeutscher Landeskirchen zuruckgreifen Der Dusseldorfer Architekt Helmut Duncker hatte Anfang der 1960er Jahre im Auftrage der Evangelischen Kirche im Rheinland den Typ einer schnell auf und abzubauenden sogenannten Montagekirche entwickelt Mit seinem Entwurf einer Kirche in Zeltform aus Holzfertigteilen hatte Duncker einen von der Rheinischen Landeskirche ausgeschriebenen Wettbewerb fur eine Serien Notkirche gewonnen Die Kirchen wurden ab 1963 im Auftrag der Rheinischen Landeskirche produziert und kamen bei verschiedenen Mitgliedsgemeinden zum Einsatz wie u a in Langenberg Mehrere dieser Kirchen wurden spater an einen anderen Standort umgesetzt So wurde zum Beispiel eine zunachst in Bonn aufgebaute Montagekirche in den 1970er Jahren an die Kirchengemeinde in Ratingen verkauft und 1975 in Ratingen Eggerscheidt eingeweiht 2 3 Die von Duncker nach schwedischem Muster konzipierten Montagekirchen waren auch als Schwedenkirchen bekannt Auf Grundlage von Dunckers Typenentwurf wurden insgesamt funf mobile Holzkirchen im Raum Bremen aufgestellt Aufgrund der schnellen Montage eigneten sie sich besonders als Provisorien Im Juni 1964 erteilte die Kirchenleitung den Auftrag fur die Aufstellung einer Kleinkirche nach dem Typenentwurf von Duncker in Schonebeck mit dem Rohbau wurde der Bremer Architekt Hermann Brede beauftragt Der Bau der Holzkirche Schonebeck dauerte nur wenige Wochen die Kirche konnte im Dezember 1964 eingeweiht werden 4 5 1965 wurde neben der Kirche ein holzerner Glockenturm aufgestellt 6 1967 folgte der Neubau der St Magni Kirche im Ortsteil St Magnus 2 Ursprunglich war die Schonebecker Holzkirche unter der Bedingung entstanden dass sie nach Fertigstellung der Kirche St Magni wieder abgebaut wird Die Schonebecker demonstrierten dagegen und erreichten dass die Holzkirche heute noch erhalten ist 5 Nachdem sich das gesamte Gemeindeleben mehr als ein Jahrzehnt in der relativ kleinen Holzkirche abspielte wurde wegen des gestiegenen Raumbedarfs im Jahr 1975 in der Nachbarschaft der Kirche ein kleines Gemeindehaus aus Fertigbauteilen errichtet Das anfangs rege genutzte Haus wurde in den 2010er Jahren wegen mangelnder Auslastung wieder aufgegeben und verkauft 6 7 Bis heute erfuhr die Holzkirche neben ublichen Renovierungsarbeiten einige bauliche Erganzungen und Veranderungen Das ursprunglich aus asbesthaltigen Faserzementplatten bestehende Dach wurde erneuert die Heizung wurde von Strom auf Gas umgestellt Zudem gibt es inzwischen eine kleine Getrankekuche und ein barrierefreies WC 6 Durch diese Veranderungen wurde die Zahl der Sitzplatze von ursprunglich 170 auf 120 verringert 8 Seit 2013 befindet sich das Grundstuck Haus Hugel mitsamt der dort langjahrig von der BEK betriebenen und Ende 2010 eingestellten Tagungsstatte und der Holzkirche im Besitz der Johanniter Seniorenhauser GmbH die auf dem Areal nach Abriss und Neubaumassnahmen seit Anfang 2014 das stationare Hospiz Lilge Simon Stift betreibt Seither wird die Holzkirche sowohl vom Stift als auch weiterhin von der evangelischen Kirchengemeinde St Magni genutzt Kirchengebaude BearbeitenLage Bearbeiten Die Holzkirche Schonebeck steht im Nordbremer Ortsteil Schonebeck am Feldberg 1 auf der gleichnamigen kleinen Anhohe Sie wurde im Gegensatz zur ublichen Ost Ausrichtung von Kirchen in Nord Sud Richtung gebaut Der Eingang befindet sich an der Sudseite Architektur Bearbeiten nbsp Ursprung licher Innen raum der Kirche vor 1993 Das zeltformige Kirchengebaude wurde als Nurdach Konstruktion in Holzbauweise errichtet und besteht uberwiegend aus Holz Beim Giebel an der Eingangsseite ist das gesamte Giebeldreieck oberhalb der Eingangstur als Fensterflache mit 13 vertikalen Unterteilungen und zwei horizontalen Unterteilungen ausgebildet so dass sich hochformatige und entlang der Dachanschlusse abgeschragte Einzelglasflachen ergeben Auf den sonst weiss gestrichenen Fensterprofilen aus Holz befindet sich an der Aussenseite mittig ein abgesetztes goldenes Kreuz Die Seitenwande und der dem Eingang gegenuberliegende Nordgiebel sind fensterlos Im Innenraum sind diese Flachen wie zudem der Sudgiebel links und rechts von der zweiflugeligen Eingangstur mit Holz verkleidet Aussen sind die Seitenwande und die fensterlosen Giebelflachen ebenfalls mit Holz verkleidet Die Dachschragen sind innen zwischen den sichtbaren Holz Dachsparren mit Spanplatten verkleidet und hell gestrichen Im Jahr 1993 wurde im Innenraum an der Nordseite nachtraglich eine weisse Altarwand eingezogen um einen angemessenen Hintergrund fur ein gestiftetes Altarkreuz zu schaffen Glockenturm Bearbeiten Ende 1965 wurde neben der Kirche ein freistehender holzerner Glockenturm Campanile errichtet Die Glockenstube wird von vier Holzpfeilern getragen und ist mit Schallbrettern und lamellen verkleidet Im gleichen Jahr goss die Glockengiesserei Otto in Bremen Hemelingen fur die Kirche eine Bronzeglocke mit dem Ton Oktav cis einem Durchmesser von 726 mm und einem Gewicht von 250 kg 9 10 Die Inschrift der Glocke lautet Eins ist not nach dem gleichlautenden Liedanfang Nr 386 im Evangelischen Gesangbuch mit dem biblischen Bezug zu Lukas 10 41 42 LUT Die Glockenweihe fand am 9 Januar 1966 im Anschluss an einen Gottesdienst durch die Pastoren Venske und Berger statt Innenausstattung BearbeitenBestuhlung Bearbeiten Die Kirche wurde bei der Einweihung mit den klassischen Holzklappstuhlen SE 18 mit Gesangbuchhalter von Egon Eiermann ausgestattet die bis heute genutzt werden 2 Altarkreuz Bearbeiten Im Jahr 1993 wurde fur die Holzkirche ein grosses Passionskreuz gestiftet Es erhielt seinen Platz an der neu eingezogenen weissen Wand hinter dem Altar Es besteht aus unregelmassig geformten Terrakotta Tafeln auf denen Stationen des Leidensweges Christi in Reliefform dargestellt sind Die Darstellung ist von unten nach oben zu lesen und beginnt unten mit der Fusswaschung Christi und endet oben mit der Auferstehung 7 11 Das Kreuz wurde von der Kunstlerin Susan Berber Credner geschaffen 7 Orgel Bearbeiten Das anfangs in der Kirche stehende Harmonium wurde 1966 durch eine Continuo Orgel ersetzt 4 Das Positiv stammt aus der Werkstatt von Alfred Fuhrer und wurde von ihm mit 5 Registern und angehangtem Pedal gebaut 12 13 Die Disposition lautet wie folgt Manual C g3Gedackt 8 Rohrflote 4 Prinzipal 2 Quinte 1 1 3 Scharf 2 3 Literatur BearbeitenZum Thema Notkirchen Ulrich Pantle Kapitel 6 Tendenzen im Kirchenbau nach 1950 In Ders Leitbild Reduktion Beitrage zum Kirchenbau 1945 bis 1950 Herausgegeben von der Universitat Stuttgart Fakultat Architektur und Stadtplanung Selbstverlag Stuttgart 2003 S 326 412 Dissertation Universitat Stuttgart 2003 Inhaltstext auf Baufachinformation de mit Link zum kostenlosen Volltext als Download komprimierte Datei im PDF Format mit etwa 3 6 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Holzkirche Schonebeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchengemeinde St Magni Holzkirche Schonebeck Kirchengemeinde St Magni Der Ortsteil Schonebeck im Kooperationsgebiet Kunstlerin Susan Berber CrednerEinzelnachweise Bearbeiten Wilfried Willker Kirchengemeinde St Magni Die Ortsteile unseres Kooperationsgebietes ein Uberblick In kirche bremen de Abgerufen am 6 September 2017 a b c d Wilfried Willker u a Kirchengemeinde St Magni Wer ist die Schonste im ganzen Land In kirche bremen de Abgerufen am 6 September 2017 Oliver Meys Projekt zur Erfassung des Kirchenbaus nach 1945 in NRW In Andrea Pufke Hrsg Mitteilungen aus dem LVR Amt fur Denkmalpflege im Rheinland Heft 22 Landschaftsverband Rheinland LVR Amt fur Denkmalpflege im Rheinland 2015 S 33 44 insbesondere S 40 Digitalisat auf denkmalpflege lvr de PDF 3 0 MB abgerufen am 6 September 2017 a b m Notkirche besteht jetzt 20 Jahre Gemeinde Schonebeck feierte Jubilaum In Die Norddeutsche 18 Dezember 1984 S 1 Titelseite a b szm Weit mehr als ein Provisorium Schonebecker Holzkirche besteht seit 30 Jahren Festgottesdienst In Die Norddeutsche 29 November 1994 S 4 a b c Ulf Buschmann Ein Provisorium von Dauer Am Sonntag wird die Holzkirche in Schonebeck 50 Jahre alt Design Klappstuhle aus den 60er Jahren In Die Norddeutsche 13 Dezember 2014 S 5 online auf weser kurier de abgerufen am 6 September 2017 a b c Wilfried Willker Christiane Hoffmann Kirchengemeinde St Magni Der Ortsteil Schonebeck im Kooperationsgebiet In kirche bremen de Abgerufen am 6 September 2017 Julia Ladebeck Holzkirche ist in Bremen ein Unikum 40 jahriges Bestehen wird mit Festgottesdienst gefeiert In Die Norddeutsche 27 November 2004 S 5 Gerhard Reinhold Otto Glocken Familien und Firmengeschichte der Glockengiesserdynastie Otto Selbstverlag Essen 2019 ISBN 978 3 00 063109 2 S 588 insbesondere Seite 560 Gerhard Reinhold Kirchenglocken christliches Weltkulturerbe dargestellt am Beispiel der Glockengiesser Otto Hemelingen Bremen Nijmegen NL 2019 S 556 insbesondere S 514 urn nbn nl ui 22 2066 204770 Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen mag Passionsandachten in Schonebeck In Die Norddeutsche 7 Marz 2011 S 3 Winfried Schwarz Tonangebend Wilfried Knubel ist seit 50 Jahren ehrenamtlicher Honorar Organist in den Kirchen St Magni und Schonebeck In Die Norddeutsche 11 April 2013 S 3 online auf weser kurier de abgerufen am 6 September 2017 Uwe Pape Hrsg Funfzig Jahre Orgelbau Fuhrer 2 Auflage Pape Verlag Berlin 1983 ISBN 3 921140 26 9 S 88 53 178028 8 648833 Koordinaten 53 10 40 9 N 8 38 55 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Holzkirche Schonebeck amp oldid 227329665