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Der Hohenrodter Bund 1923 1930 benannt nach dem Tagungsort Hohenrodt im Schwarzwald war eine Gruppe von Personlichkeiten die zum grossen Teil in der Volksbildung tatig waren und sich zur freien Volksbildung der Neuen Richtung zugehorig fuhlten Als ein Charakteristikum kann angegeben werden dass eine Teilnahme an den jahrlich stattfindenden Gesprachen nur auf Einladung erfolgen konnte Zur Kennzeichnung der Bedeutung der Tagungen wird eine Aussage von Franz Poggeler 1958 ausgewahlt Der Name Hohenrodt hat fur Kenner der neueren Bildungsgeschichte eine fast magische Anziehungskraft aus mancherlei Grunden In kaum einem Jahrzehnt hat nach 1923 eine relativ kleine Gruppe begabter Theoretiker und Praktiker eine Literatur hervorgebracht die alles vorher Dagewesene weithin uberholt erscheinen liess zugleich gewann dieser kleine Hohenrodter Kreis von dem kein Aussenstehender recht wusste wer nun eigentlich prazise zu ihm gehorte die massgebende Initiative in der deutschen Bildungspolitik Geblieben sind bis heute viel Hochachtung und andererseits viel Neid und Misstrauen S 134 Hermann Herrigel begleitete den Hohenrodter Bund von seiner Entstehung 1923 bis zu seinem Ende 1930 mit jahrlichen Artikeln in der Frankfurter Zeitung Diese Berichte stellten fast die einzige Quelle dar aus der die Interessierten etwas uber den Bund erfahren konnten 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Tagungen 3 Teilnehmer 4 Die Deutsche Schule 5 Das Ende 6 Bewertung 7 Quellen 8 Literatur 9 Erganzende Literatur zur Deutschen Schule 10 Einzelnachweise und AnmerkungenVorgeschichte BearbeitenZur Vorgeschichte der Entstehung des Hohenrodter Bundes gehort das Scheitern des Ausschusses der deutschen Volksbildungsvereinigungen und dessen Auflosung am 1 April 1923 Wegen weltanschaulicher Gegensatze und einer Uberorganisation 2 war eine Zusammenarbeit unmoglich geworden Mit der Auflosung des A d d V zu Beginn des Jahres 1923 hatte das deutsche Volksbildungswesen seine einzige zentrale Organisation verloren 3 Um dennoch eine Aussprache der in der Volksbildung Tatigen zu ermoglichen lud auf Initiative von Theodor Bauerle der Verein zur Forderung der Volksbildung in Wurttemberg in ein Erholungsheim in Hohenrodt ein Der Tagungsplan wurde vom preussischen Ministerium fur Volksbildung ubernommen da dieses schon eine ahnliche Veranstaltung geplant hatte Ein wesentliches Thema sollte eine Aussprache uber den Richtungsstreit zwischen Berliner Werner Picht und Thuringer Richtung Wilhelm Flitner Reinhard Buchwald sein Picht strebte im Gegensatz zu den Thuringern die Forderung einer ausgewahlten Elite an Die Tagungen Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Im Hochschulblatt der Frankfurter Zeitung vom 12 Juli 1923 erschien ein Artikel von H Herrigel uber den Stand der Volksbildungsfrage der einen Bericht uber die erste Hohenrodter Woche enthalt Zunachst bemangelt Herrigel das fehlende Engagement der Geistigen namentlich erwahnt wird Gerhart Hauptmann fur die Volksbildung in Deutschland Es ist zu beklagen dass das sogenannte geistige Deutschland den Fragen der Volksbildung vollig unbeteiligt gegenubersteht Dieses fehlende Interesse sieht Herrigel als eine Ursache fur die Unzulanglichkeit des Erreichten an und dafur dass die Volksbildungsarbeit noch ganz in den Anfangen steckt Gefordert sei vor allem eine ernsthafte Kritik Teilnehmer BearbeitenAm 3 April 1929 starb Robert von Erdberg Sein Tod wurde von vielen als ein tiefer Einschnitt in der Arbeit der Volksbildungsbewegung gesehen Herrigel erinnerte an die Bedeutung Erdbergs in seinem Artikel uber die 7 Hohenrodter Tagung Das Thema der diesjahrigen Tagung Die Alten und die Jungen war einmal notwendig aber es erwies sich fast von Anfang an in diesem Kreis als gegenstandslos 4 Wer zu den Alten und wer zu den Jungen gehort hatte nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun das berichtet auch Herrigel Fritz Laack 1984 252 nimmt folgende Einteilung vor Deutlich liessen sich zu dieser Zeit drei Gruppierungen innerhalb des Bundes voneinander abgrenzen Die seit den Anfangen Beteiligten war die eine Zu ihnen gehorten Theodor Bauerle Robert von Erdberg Anton Heinen Wolfgang Pfleiderer als der innere Fuhrungskreis 5 und Otto Wilhelm Paul Kaestner Anton Lampa Otto Stahlin Heinz Marr Walter Hofmann In ihren Handen hatte bis dahin die Fuhrung gelegen Sie trat nach dem Tode Erdbergs als Gruppe ganz zuruck Die zweite Gruppe von der der eine oder andere auch schon von Anfang an dabei war die 35 bis 45 Jahrigen gehorten zur Kriegsgeneration waren zumeist nach 1919 in die Volksbildung gekommen und eindeutig bestimmt durch ihre aktiv demokratische Haltung 252 Was Laack unter aktiv demokratisch versteht wird nicht erlautert Hier wird besonders die Person Wilhelm Flitners herausgestellt Daneben gehorten zu ihr Eugen Rosenstock Franz Angermann 6 Alfred Mann 7 Fritz Klatt Erich Weniger Emil Blum Mennicke Paul Hermberg Hermann Herrigel Fritz Kaphahn 8 Franz Schurholz 9 Bernhard Merten Ernst Michel Rudolf Reuter 10 Leo Weismantel und Axel Henningsen Vater von Jurgen H Innerhalb dieser Gruppe werden Reinhard Buchwald Franz Mockrauer Eduard Weitsch als skeptisch Prufende hervorgehoben Uber die dritte Gruppe also die Jungen sagt Laack Fur sie war Volksbildung der erwahlte Beruf die Weimarer Republik die nach der Verfassung auszubauende parlamentarisch demokratische Lebensform fur Staat und Volk ihr Ziel war die werdende Gemeinschaft des Volkes Sie waren sozialkritisch weniger kulturkritisch in ihrer Ideologie aber fast ausnahmslos kritische Glaubenschristen 252 Zu dieser Gruppierung gehorten u a Heinrich Becker 11 Oskar Hammelsbeck Hans Hofmann und Laack selbst Die Deutsche Schule BearbeitenUm der historischen Leistung des Hohenrodter Bundes gerecht zu werden muss man auf seine Bemuhungen zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung hinweisen 12 Seit 1925 reifte in Hohenrodt der Plan eine Schule zur Ausbildung der Volksbildner zu grunden Die Deutsche Schule fur Volksforschung und Erwachsenenbildung Als Geschaftsfuhrer wurde 1927 Fritz Laack eingesetzt 13 Die Arbeit der Deutschen Schule wurde zunachst in Form einer Akademie auf der Comburg begonnen 14 Marz 9 April 1927 14 und nach diesem Vorbild mehrfach wiederholt Nach Voruberlegungen und Planung von Flitner wurde sie von Bauerle v Erdberg und Rosenstock geleitet Die Lehrgange waren die ersten zur Weiterbildung von Mitarbeitern der Erwachsenenbildung 15 Die Forschungsbemuhungen wurde im Wesentlichen schon 1929 mit dem Verweis auf Mangel an Geldmitteln und Mitarbeitern eingestellt 16 Zu der geplanten empirischen Forschung kam es nicht weil die Volksgemeinschaftsideologie einen rational ausgerichteten Forschungsansatz 17 verhinderte Herrigel beschreibt in der FZ vom 12 Oktober 1930 die Umorganisation der Deutschen Schule und des Tragervereins da die Situation zu einer grundlichen Bereinigung gezwungen hatte Der Verein Hohenrodter Bund E V hat sich umbenannt und heisst nun Deutsche Schule fur Volksforschung und Erwachsenenbildung E V Der Beitritt ist fur jeden Interessenten moglich Die Funktion des Vereins ist die Tragerschaft der Deutschen Schule Organe der Schule sind ein padagogischer Rat und der Verwaltungsausschuss Herrigel berichtet Nicht ganz die Halfte der Mitglieder dieses Ausschusses wurde von der Mitgliederversammlung gewahlt Die Deutsche Schule ist damit unter Wahrung ihrer padagogischen Autonomie der vollen Kontrolle der Offentlichkeit unterstellt Das Ende BearbeitenDer letzte Versuch vor dem Krieg ein Hohenrodter Treffen zu organisieren scheiterte 1932 an der zu geringen Zahl der Interessenten Von 64 befragten Hohenrodtern sprachen sich nur 19 fur ein Treffen aus 18 Fritz Laack begrundet das Ende aber durch eine Zasur durch die nationalsozialistische Herrschaft die jede weitere Klarung des Verhaltnisses von Politik und Volksbildung durch ein Verbot der demokratischen Arbeit der Hohenrodter verhinderte 280 Auch J Henningsens Meinung uber das Ende von Hohenrodt verweist auf den Nationalsozialismus als Ursache Der Hohenrodter Bund selbst der ja keine organisatorisch feste Form hatte konnte nicht verboten werden aber er war naturlich lahmgelegt 19 Poggeler schrieb 1958 in der erwahnten Besprechung von Henningsens Buch dass die innere Krise an der der Hohenrodter Bund letztlich gescheitert ist durch einen Widerspruch erzeugt wurde Die Deutsche Schule ist denn auch wie sehr sie konsequent aus den Hohenrodter Intentionen hervorging zu deren Verhangnis geworden Aristokratisches und Demokratisches kamen sich hier ins Gehege und es hat den Anschein als habe der Hohenrodter Kreis diesen Gegensatz nicht erkennen wollen 135 Hervorzuheben ist dass Herrigel schon seit 1923 immer wieder von Auflosung Abschluss oder Ende der Arbeit geschrieben hat Aussagen daruber welche Wirkung dies hatte waren aber Spekulation Bewertung BearbeitenHerrigel schrieb 1930 es ist nicht zuviel gesagt dass die Entwicklung der deutschen Volksbildungsarbeit in den letzten sieben Jahren wesentlich von Hohenrodt aus beeinflusst wurde 20 Dieser Kreis der sich als Vorbild und Vorwegnahme der Gesellschaftsordnung im Kleinen sah 21 liess erst ab 1930 wenigstens bezuglich der Deutschen Schule mehr Offentlichkeit zu Ein Teil der leitenden Personen wurde erst jetzt gewahlt Das Urbild und Modell einer echten Volksgemeinschaft die Zelle neuer Volksordnung Poggeler hat sich uber die Moglichkeiten politischer Bildung keine Gedanken gemacht Bei Durchsicht der Tagungsthemen und Referate fallt auf dass nicht ein einziges Mal Demokratie auf dem Plan stand Mit Blick auf den Pluralismus der Demokratie schreibt Franz Poggeler 1958 Wurde sich eine Gemeinschaft in der Art und im Anspruch des Hohenrodter Bundes heute bilden mussten wir das sogar fur gefahrlich halten 135 Quellen BearbeitenDer Hohenrodter Bund hat sich erst 1926 dazu entschlossen ausfuhrliche Tagungsberichte anzufertigen und herauszugeben Zur Rekonstruktion der vergangenen Tagungen verwendete man fur die ersten beiden Jahre auch die Berichte Herrigels unverandert bis auf Herrigels Vorwort jedoch nur fur 1923 Daneben konnte auf Vortrage zuruckgegriffen werden die publiziert worden waren und auf Notizen von Theodor Bauerle der in den ersten Jahren als Hauptorganisator haufig eine zusammenfassende Schlussansprache hielt Die Notizen sind erhalten unveroffentlicht und haben Fritz Laack und Jurgen Henningsen vorgelegen Eine weitere Quelle stellen die Berichte in der Zeitschrift Archiv fur Erwachsenenbildung Organ des Hohenrodter Bundes bzw Freie Volksbildung Neue Folge des Archivs fur Erwachsenenbildung dar Vom Umfang her stark schwankend wurden sie in der Regel von Robert von Erdberg geschrieben Nach seinem Tod 1929 erschienen keine Berichte mehr Henningsen hat 1958 eine erste Aufarbeitung der Quellen geleistet und sich darauf beschrankt eine aussere Geschichte des Bundes zu schreiben Poggeler der Henningsens Buch bespricht kritisiert dann auch dass Henningsen zwar mit feinem Takt berichtet manches aber in vagen Andeutungen belasst Weniger der seit 1928 in Hohenrodt eingeladen war kritisiert Man wird aus der Erinnerung heraus manches anders sehen die Akzente anders setzen Bauerles Aufzeichnungen haben vielleicht den Verfasser allzusehr beeinflusst Aber im Ganzen ist es doch gelungen ein zutreffendes Bild zu geben 22 Literatur BearbeitenJurgen Henningsen 1958 Der Hohenrodter Bund Zur Erwachsenenbildung in der Weimarer Zeit Heidelberg Quelle amp Meyer Jurgen Henningsen 1959 Zur Theorie der Volksbildung Hohenrodter Bund 1924 Grundungsmitteilung Aus Archiv fur Erwachsenenbildung Organ des Hohenrodter Bundes Jg 1 S 39 41 Hohenrodter Bund 1928 Tagungsberichte Band 1 1923 1927 Stuttgart Silberburg Hohenrodter Bund 1929 Tagungsberichte Band 2 6 Hohenrodter Woche 1928 Stuttgart Silberburg Fritz Laack 1984 Das Zwischenspiel freier Erwachsenenbildung Bad Heilbrunn Klinkhardt ISBN 3 7815 0543 X Josef Olbrich 2001 Geschichte der Erwachsenenbildung in Deutschland Opladen Leske ISBN 3 8100 3349 9 Franz Poggeler 1958 Hohenrodt Zur Entmythologisierung eines Begriffes Buchbesprechung zu Henningsen 1958 Aus Erwachsenenbildung Jg 4 S 134 136 Erganzende Literatur zur Deutschen Schule BearbeitenFlitner Wilhelm 1927 Plan einer Deutsche Schule fur Volksforschung und Erwachsenenbildung Hohenrodter Bund 1927 Die Deutsche Schule fur Volksforschung und Erwachsenenbildung Das erste Jahr Als Manuskript gedruckt Stuttgart Silberburg Wolfgang Scheibe 2009 Die reformpadagogische Bewegung 1900 1932 Beltz Rudolf Tippelt Aiga von Hippel Hrsg 2010 Handbuch Erwachsenenbildung Weiterbildung VS VerlagEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Henningsen 1958 S 25 vgl Henningsen 1958 S 19ff u 24 Henningsen S 24 FZ vom 21 Oktober 1929 Grundungsmitglieder sind u a Bauerle Buchwald v Erdberg Flitner Hofmann Pfleiderer und Picht Archiv fur Erwachsenenbildung Organ des Hohenrodter Bundes Hrsg v Picht und v Erdberg 1 Jg 1924 S 41 Franz Georg Angermann 1886 1939 Padagoge Heimvolkshochschule Sachsenburg Alfred Mann 1889 1937 ab 1919 Direktor der Breslauer VHS Fritz Kaphahn 1888 1943 Geschaftsfuhrer VHS Dresden Franz Schurholz 1894 1987 Wirtschaftspadagoge DINTA s a Dorsten Lexikon Schurholz Dr Franz I und Schurholz Dr Franz II Poggeler Franz Langenfeld Ludwin Welzel Gotthard Hg 1961 Im Dienste der Erwachsenenbildung Festgabe fur Rudolf Reuter zur Vollendung seines 70 Lebensjahres am 29 Juli 1961 Osnabruck A Fromm S 340 Heinrich Becker Buchereiwesen 1891 1971 Verwaltungsbeamter im preussischen Kultusministerium 1929 1932 Vgl Olbrich 2001 S 210 Olbrich 2001 S 436 Laack 1984 S 115ff Vgl Scheibe 2009 S 386 Vgl Laack 1984 S 236 Tippelt 2010 S 234 Laack S 294 Henningsen 1958 S 43 FZ vom 12 Oktober 1930 Diese Formulierung stammt ursprunglich von Eugen Rosenstock Vgl Olbrich 2001 S 205 Erich Weniger 1958 Besprechung von J Henningsen Der Hohenrodter Bund Aus Zeitschrift fur Padagogik Jg 4 S 448 450 Normdaten Korperschaft GND 10266 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hohenrodter Bund amp oldid 235199503