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Mit Hofgeistlichkeit bezeichnet man die Gesamtheit der geistlichen Amtstrager an einem Furstenhof Denkmal des Hofpredigers Abraham a Santa Clara 1644 1709 WienGrab des ehemaligen Hofkaplans Anton Steiner Wiener Zentralfriedhof Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Galerie 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenIm Mittelalter wurde der Hofgeistliche sowohl zur geistlichen Versorgung capellanus Kaplan an der Hofkapelle als auch aufgrund seiner Bildung zu Schreibarbeiten cancellarius Kanzler an der Hofkanzlei herangezogen Er lebte zunachst nicht bei Hofe sondern als Abgeordneter eines Klosters oder Stiftes im Bereich des Territorialherrschers Materiell versorgt wurde er durch Pfrunden und nicht vom Hof Teilweise begleitete der Hofgeistliche den Herrscher auf Reisen und im Kriege Mit der Herausbildung des Berufsnotars im Spatmittelalter konzentrierte sich der geistliche Amtstrager zunehmend auch auf den politischen Bereich Er trat als Fursten oder Konigsberater in Erscheinung Daruber hinaus ubte er massgeblichen kulturellen Einfluss bei Hofe aus etwa als Verfasser hofischer Texte in der Volkssprache Dazu zahlen die Autoren des Lucidarius Heinrich von Veldeke oder Herbort von Fritzlar Als sich im 15 Jahrhundert Hofburgkapellen in Hofgemeinden wandelten erfolgte eine Amterdifferenzierung So traten etwa in Wien neben den Hofkaplan 1435 der Hofpfarrer der Hofprediger oder der Almosenier Die Hofgeistlichkeit wurde nun vollstandiger Bestandteil des Hofstaates Im katholischen Bereich erfolgte ab dem 16 Jahrhundert die Einbindung bestimmter Orden am Hof so ubernahm i d R ein Jesuit die Rolle des Beichtvaters Am habsburgischen Hof in Wien bestand mit der k u k Hof und Burgpfarre eine eigenstandige Pfarre welche bis zum Ende der osterreichisch ungarischen Monarchie 1918 fur die geistliche Betreuung der kaiserlichen Familie und ihres Hofstaates verantwortlich war Auch im protestantischen Bereich entstand eine eigenstandige Hofgeistlichkeit der Hofprediger z B Georg Spalatin versah den Gottesdienst und die Amtshandlungen bei Hofe Ab dem 16 Jahrhundert nahm vor allem der katholische aber auch der protestantische Hofprediger eine zunehmende politische und kirchenpolitische Rolle wahr 1613 erfolgte in Dresden eine weitere Amterdifferenzierung mit dem Oberhofprediger der wie der Hofprediger dem Oberhof bzw Hofmarschall unterstand Der Oberhofprediger stand den Mitgliedern der Hofkapelle vor Als im selben Jahr Johann Sigismund zum Calvinismus konvertierte waren die Hofprediger bis zur Bildung der Unierten Kirche 1817 nahezu die einzigen reformierten Prediger im sonst uberwiegend lutherischen brandenburg preussischen Staat In Hessen Kassel oder Hessen Darmstadt trugen die Hofprediger wesentlich zur Bildung der Landeskirchen bei Im Lauf des 17 Jahrhunderts anderte sich das Selbstverstandnis des protestantischen Hofpredigers aus dem Ratgeber wurde der mahnende Theologe der teilweise durchaus an die entstehende Kritik des Absolutismus anknupfte Gleichwohl wurde im 19 Jahrhundert der Hofprediger als ein Exponent des Konservatismus vielfach selbst zur Zielscheibe des offentlichen Spottes Galerie Bearbeiten nbsp Lucas Cranach Spalatin 1515 nbsp Wilhelm Lamormaini Jesuit Beichtvater Ferdinands II nbsp Kriegerdenkmalweihe 1923 Prinz Oskar v Preussen Hofprediger Vogel nbsp Rudolf Wilke Hofprediger Karikatur im Simplicissimus 1908Siehe auch BearbeitenK u k Hof und Burgpfarre Wien Liste der sachsischen OberhofpredigerLiteratur BearbeitenTimo Reuvekamp Felber Volkssprache zwischen Stift und Hof Hofgeistliche in Literatur und Gesellschaft des 12 und 13 Jahrhunderts 8 Auflage Bohlau Koln 2003 ISBN 3 412 17602 8 S 414 Robert Bireley Hofbeichtvater und Politik im 17 Jahrhundert In Michael Sievernich Gunter Switek Hrsg Ignatianisch Eigenart und Methode der Gesellschaft Jesu Freiburg 1990 S 386 403 Winfried Muller Hofbeichtvater und geistliche Ratgeber zur Zeit der Gegenreformation In Winfried Muller Helmut Zedelmaier Wolfgang Smolka Hrsg Universitat und Bildung Festschrift Laetitia Boehm zum 60 Geburtstag Munchen 1991 S 141 155 Rudolf von Thadden Die brandenburgisch preussischen Hofprediger im 17 und 18 Jahrhundert Ein Beitrag zur Geschichte der absolutistischen Staatsgesellschaft in Brandenburg Preussen Berlin 1959 Wolfgang Sommer Gottesfurcht und Furstenherrschaft Studien zum Obrigkeitsverstandnis Johann Arndts und lutherischer Hofprediger zur Zeit der altprotestantischen Orthodoxie Gottingen 1988 Forschungen zur Kirchen und Dogmengeschichte 41 Wolfgang Sommer Die lutherischen Hofprediger in Dresden Grundzuge ihrer Geschichte und Verkundigung im Kurfurstentum Sachsen Stuttgart 2006 Weblinks BearbeitenAstrid von Schlachta Hofgeistlichkeit In Residenzen Kommission Arbeitsstelle Kiel der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Hofprediger bei Zeno org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hofgeistlichkeit amp oldid 237076630