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Das Hochhaus an der Weberwiese ist ein denkmalgeschutztes Wohnhaus in der Marchlewskistrasse 25 im Berliner Ortsteil Friedrichshain Es gilt als erstes sozialistisches Haus in Berlin wurde grosstenteils aus wiederverwendeten Ziegelsteinen der Enttrummerung errichtet und am 1 Mai 1952 den zukunftigen Bewohnern feierlich ubergeben 1 Hochhaus an der WeberwieseDas Gebaude von der Weberwiese aus gesehen 2006BasisdatenOrt Berlin FriedrichshainBauzeit 1951 1952Eroffnung 1 Mai 1952Sanierung nach 1990Status BaudenkmalBaustil Moderne und NeoklassizismusArchitekten Architektenkollektiv um Hermann Henselmann Hanns Hopp und Richard PaulickKoordinaten 52 30 54 1 N 13 26 38 O 52 515026111111 13 443896944444 Koordinaten 52 30 54 1 N 13 26 38 OHochhaus an der Weberwiese Berlin Nutzung RechtlichesNutzung WohngebaudeWohnungen 33Eigentumer Stadt BerlinBauherr Magistrat von BerlinTechnische DatenHohe 35 mEtagen 9Aufzuge 1Baustoff Ziegel Fassade mit Keramik verkleidetBaukosten rd 3 Millionen MarkAnschriftAnschrift Marchlewskistrasse 25Postleitzahl 10243Stadt BerlinLand Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Hintergrunde und Geschichte der Entstehung 3 Bau und Fertigstellung 4 Platz vor dem Hochhaus die Weberwiese 5 Das Gebaude seit den 1990er Jahren 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseArchitektur Bearbeiten nbsp Strassenseite des HochhausesDas Hochhaus an der Weberwiese ist ein 35 Meter hohes neungeschossiges Gebaude Der rechteckige Korper zeigt an beiden Achsen Symmetrien die sich ebenfalls am Aussenbau abzeichnen Bis zum siebten Stockwerk fassen verputzte Eckausbildungen den eigentlichen rippenartig gegliederten Korper ein Am achten Obergeschoss tritt die Verkleidung aus hochwertigen weissen Keramikplatten und schmuckelementen aus der Meissener Porzellan Manufaktur ringsum frei hervor Daruber liegt die von einer Balustrade umgebene Dachterrasse In deren Mitte steht ein laternenartiger Aufbau mit Eckakroterien 2 3 Die acht Obergeschosse enthalten je vier um ein inneres Treppenhaus gruppierte 96 Quadratmeter grosse Drei Raum Wohnungen mit Kuche und Abstellkammer Zusammen mit dem Dachgeschoss sind es insgesamt 33 Wohnungen Das Erdgeschoss beherbergt Ladenflachen Das Architektenkollektiv um Hermann Henselmann griff Elemente des Schinkelschen Klassizismus auf die es variierte und den Eigenheiten eines Hochhauses anpasste Mit der Gestaltung und Ausfuhrung der Kunstschmiede arbeiten Fenstergitter Dachbalustrade Heizkorperverkleidungen wurde Fritz Kuhn beauftragt 2 3 Aus Sicht des 21 Jahrhunderts mutet der Begriff Hochhaus fur dieses 35 Meter hohe Gebaude nicht mehr zeitgemass an Jedoch werden die Festlegungen der deutschen Bauordnungen erfullt da es ein Haus ist bei dem der Fussboden mindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als 22 Meter uber der Gelandeoberflache liegt Hintergrunde und Geschichte der Entstehung Bearbeiten nbsp 25 April 1952 Die Gerust Abrissarbeiten am Hochhaus Weberwiese sind fast beendet Sudseite nbsp Beispiel der originalen KuchenausstattungDas Hochhaus an der Weberwiese sollte als Leitbau fur die unmittelbar benachbarte Stalinallee dienen also deren architektonische Richtlinien verpflichtend vorgeben Die ersten Entwurfe aller beteiligten Architekten fur den Bereich folgten dem Stil der Moderne Dann kam aus der Sowjetunion die als Anordnung zu verstehende Empfehlung bei stadtebaulichen Projekten die nationalen und regionalen Bautraditionen zu studieren und ihre typischen Charakteristika in Gestaltung und Gliederung der Neubauten und ihrer Fassaden aufzunehmen Sachliche funktionalistische Architektur etwa in der Tradition des Bauhauses galt als bourgeois dekadent und formalistisch Betonung der ausseren Gestalt Die Partei und Staatsfuhrung verwarf darauf alle bisherigen Planungen und verlangte von den drei Architektenkollektiven um Hermann Henselmann Hanns Hopp und Richard Paulick innerhalb von acht Tagen neue Konzepte fur das Haus vorzulegen Bei der Prasentation strich Henselmann wortreich die architektonische Anlehnung an Karl Friedrich Schinkel hervor Sein Klassizismus konnte einerseits als typisch fur Berlin und somit als in der regionalen und nationalen Bautradition verwurzelt gelten andererseits war auch die Billigung der sowjetischen Experten sicher da der Russische Klassizismus in vergleichbarer Weise wichtigstes Vorbild des Sozialistischen Klassizismus war Ausserdem bevorzugte Josef Stalin diesen reprasentativen Stil Im August 1951 entschieden sich das Politburo der SED und der Magistrat von Ost Berlin fur den Entwurf der Gruppe Henselmann Neben der rein architektonischen Vorbildfunktion kam dem Hochhaus eine wichtige Propaganda Aufgabe zu Es sollte als herausragendes Beispiel fur den Standard kunftigen Wohnungsbaus dienen und damit Enthusiasmus Leistungsbereitschaft und Zuversicht wachrufen Das Hochhaus sollte als steingewordenes Versprechen den angestrebten Lebensstandard und damit die Uberlegenheit des Sozialismus augenfallig demonstrieren Aus diesen Grunden wurden die Wohnungen nach den Massstaben der Zeit aufsehenerregend grosszugig ausgestattet und erhielten beispielsweise ohne Ausnahme Wechselsprechanlagen Telefone und Einbaukuchen mit Elektroherden Ein Fahrstuhl und die Zentralheizung dienten der Bequemlichkeit Die Gemeinschaftsantenne stand fur die gerade entstandene Fernsehtechnik Durch die aufwendige Ausstattung wurde der Bau deutlich teurer als herkommliche Wohngebaude Wahrend das DDR Ministerium fur Aufbau normalerweise 10 000 Mark Baukosten je Wohnung veranschlagte betrugen sie hier trotz aller Einsparungsversuche uber 90 000 Mark weshalb die Vorbildfunktion des Bauwerks volkswirtschaftlich problematisch wurde aber dennoch nicht in Abrede gestellt wurde 4 3 Bau und Fertigstellung BearbeitenDie Grundsteinlegung erfolgte am 1 September 1951 durch den Ost Berliner Oberburgermeister Friedrich Ebert Die Bauarbeiten begannen am 12 Oktober und wurden ohne Unterbrechung bei jedem Wetter und rund um die Uhr fortgesetzt nachts bei kunstlicher Beleuchtung durch 20 Flutscheinwerfer In das Mauerwerk wurden grosse Anteile alter bei der Enttrummerung zerstorter Hauser wiedergewonnener Ziegelsteine eingearbeitet Die Saulen am Hauseingang stammen aus der abgetragenen Reichskanzlei 5 Bei der Trummerbeseitigung und den Bauarbeiten in der naheren Umgebung durch das NAW organisiert wurde auch ein Lied gespielt das den Bau dieses Hochhauses beschreibt und dessen letzte Strophe folgenden Text hat 6 nbsp GedenksteinEs wachst in Berlin in Berlin an der Spree ein Riese aus Stein in der Stalinallee Die Spatzen vom Alex die pfeifen es laut Hier wird unser neues Berlin aufgebaut Nach 141 Tagen am 19 Januar 1952 fand das Richtfest statt und symboltrachtig vermauerte der damalige Vorsitzende der FDJ Erich Honecker den letzten Ziegelstein Am 1 Mai 1952 bezogen die ersten Mieter ihre Wohnungen Es handelte sich dabei insgesamt um 30 Arbeiterfamilien einen Volkspolizisten einen Lehrer und einen Architekten Bertolt Brecht der dem Bauwerk besondere Begeisterung entgegenbrachte verfasste auf Bitte Henselmanns fur das Hauptportal die Inschrift Dieses Haus wurde errichtet zum Behagen der Bewohner und Wohlgefallen der Passanten Allerdings wurden diese Worte schliesslich nicht verwendet In den schwarzen Marmor der aus Hermann Gorings Landsitz Carinhall stammte wurde stattdessen ein anderer Brecht Vers eingemeisselt Friede in unserem Lande Friede in unserer Stadt dass sie den gut behause der sie erbauet hat Platz vor dem Hochhaus die Weberwiese Bearbeiten nbsp Container fur die Bauleitung 1949Das Haus wurde nach seinem Standort an der Weberwiese benannt wo noch Ende des 19 Jahrhunderts Familien von Farbern und Webern in Elendshutten wohnten Die Rasenflache diente als Bleiche fur die hergestellten Stoffe Der hier liegende Armenfriedhof war 1879 aufgelassen worden In der Weimarer Republik diente dieses Areal zwischen der Marchlewskistrasse bis 1950 Memeler Strasse und der Gubener Strasse die beide Strassen abschliessende Hildegard Jadamowitz Strasse entstand erst 1957 7 als Stellplatz und Ausgangspunkt von Demonstrationen und Kampfumzugen Die Berliner sprachen deshalb auch vom Roten Platz Schon um 1840 war die Weberwiese die diesen Namen erst 1925 offiziell erhielt mit 220 Ahornbaumen bepflanzt worden In den 1920er Jahren entstanden hier ein Planschbecken und ein Kinderspielplatz 8 An der westlichen Ecke des Platzes an der Ecke Frankfurter Allee Memeler Strasse entstand im Auftrag der Stadt 1929 eine kleine Gartenanlage in der ein Zierbrunnen aus Muschelkalk aufgestellt wurde dessen zentrale Bronzeguss Figur ein Stein werfender Knabe mit einem Hund war Die Skulptur stammte von dem Berliner Bildhauer Georges Morin 1874 1950 9 10 nbsp Junge mit EnteMit der Errichtung des Hochhauses wurde der Platz 1952 1954 nach dem Konzept des Gartenarchitekten Helmut Kruse vom Entwurfsburo fur Hochbau 11 zu einer Grunanlage umgestaltet 12 13 Sie erhielt einen naturnah gestalteten Teich umgebende geschotterte Wege mit Sitzgelegenheiten einige Baume und Busche und die Bronzeskulptur Junge mit Ente auf einem Kalksteinsockel am Teich die ebenfalls von Georges Morin gestaltet worden war zwischen 1920 und 1930 14 15 Manch einer sieht in der Figur auch Hans im Gluck 1988 wurde im Teich ein mehrstrahliger Springbrunnen in Betrieb genommen 2 16 Das Landesdenkmalamt charakterisiert den von Kruse erzielten Zusammenhang zwischen Park und Hochhaus so Das Hochhaus wurde hier ganz im Sinne des traditionellen Landschaftsgartens als in wechselnden Ansichten erlebbares Parkgebaude inszeniert 17 Die U Bahn Station der U 5 an der Karl Marx Allee wird seit 1992 als Weberwiese gefuhrt Vorher hiess diese seit 1930 mit der Eroffnung U Bahnhof Memeler Strasse und mit der Strassenumbenennung 1950 U Bahnhof Marchlewskistrasse Am westlichen Rand der Grunflache Gubener Strasse 3 tragt eine Kiezgaststatte den Namen Weberwiese Das Gebaude seit den 1990er Jahren BearbeitenDas Hochhaus wird seit seiner Sanierung in den 1990er Jahren nach wie vor als Wohnhaus genutzt Die Dachterrasse und der Wintergarten sind jedoch nicht mehr zuganglich da die Tragfahigkeit des Daches nicht gewahrleistet ist Literatur BearbeitenHerbert Nicolaus Alexander Obeth Die Stalinallee Geschichte einer deutschen Strasse Verlag fur Bauwesen 1997 ISBN 3 345 00605 7 Elmar Kossel Hermann Henselmann und die Moderne Eine Studie zur Modernerezeption in der Architektur der DDR Hrsg Adrian von Buttlar Kerstin Wittmann Englert Forschungen zur Nachkriegsmoderne d Fachgebietes Kunstgeschichte am Inst f Kunstwiss u Historischer Urbanistik der Technischen Univ Berlin Verlag Langewiesche Konigstein i Ts 2013 ISBN 978 3 7845 7405 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Richtfest Hochhaus Weberwiese Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Hochhaus Weberwiese Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Hochhaus an der Weberwiese Obj Dok Nr 09085178 in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen Kathrin Chod Hochhaus an der Weberwiese In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain Kreuzberg Luisenstadtischer Bildungsverein Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2002 ISBN 3 89542 122 7 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 Detaillierte Texte und zahlreiche Fotos vom Bau des Hochhauses Memento vom 2 Mai 2013 im Internet Archive auf einer privaten Webseite Rainer Milzkott Zum Behagen der Bewohner Zum Wohlgefallen der Passanten Wohnen an der Stalinallee Horfunkfeature mit dem Architekten des Hochhauses an der Weberwiese Hermann Henselmann und Wortbeitragen der Erstbewohner 1952 und aus den 1970er Jahren Produktion SFB 1978 1980 Einzelnachweise Bearbeiten Wohnbauten an der Weberwiese Entwurf 1950 1951 1952 ausgefuhrt Entwurfskollektiv Hermann Henselmann Architektenkollektiv a b c Institut fur Denkmalpflege Hrsg Die Bau und Kunstdenkmale der DDR Hauptstadt Berlin II Henschelverlag Berlin 1984 S 158 f a b c Karl Heinz Huter Doris Mollenschott Paul Sigel Martin Worner 540 Hochhaus an der Weberwiese In Architekturfuhrer Berlin 7 Auflage Reimer Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 496 01380 8 S 329 Das Hochhaus an der Weberwiese In Die Welt 1 August 2004 Inge Kiessig Elendshutten an der Lausewiese In der Tribune Serie Berliner Strassengeschichten 1 vom 5 Oktober 1983 Lieder aus der DDR Die Spatzen vom Alex Hildegard Jadamowitz Strasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Katrin Chod Herbert Schwenk Hainer Weisspflug Berliner Bezirks Lexikon Friedrichshain Kreuzberg Haude amp Spener Berlin 2003 S 392 Stadtische freistehende Bildwerke In Berliner Adressbuch 1933 III S 189 Bezirk 5 Friedrichshain Weberwiese Willi Gensch Hans Liesigk Hans Michaelis Bearbeiter Der Berliner Osten Berliner Handelsdruckerei Berlin 1930 S 281 282 mit Abbildung 114 Das Stadtgrun der Nachkriegszeit als Konservatorenaufgabe Uni Heidelberg de abgerufen am 28 Mai 2020 Gartendenkmal Weberwiese Entwurf 1952 1953 Ausfuhrung 1953 1954 durch Gartenarchitekt Helmut Kruse Katrin Bohley Zittlau u a Bearb Landesdenkmalamt Berlin Hrsg Bezirk Friedrichshain Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Berlin Nicolai Berlin 1996 ISBN 3 87584 606 0 S 151 mit Abb 197 Junge mit Ente Bildhauerei in Berlin Abgerufen am 28 Mai 2020 deutsch Karl G Eickenjager Berlin Friedrichshain Baudenkmale Gedenkstatten Plastiken im Stadtbezirk Berlin 1979 S 92 Mehrstrahlige Fontane im kunstlichen Teich auf der Weberwiese stadtentwicklung berlin de Weberwiese 20 Marz 2020 abgerufen am 28 Mai 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochhaus an der Weberwiese amp oldid 232188605