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Der Hitda Codex Universitats und Landesbibliothek Darmstadt Hs 1640 auch als Hitda Evangeliar bezeichnet ist ein um das Jahr 1000 entstandenes lateinisches Manuskript Es gilt als ein Hauptwerk der Kolner ottonischen Buchmalerei 1 Kein anderes Werk aus dieser Herkunft hat ein so umfangreiches Bildprogramm aus dem Leben Christi 2 Sturm auf dem Meer Motiv aus dem Hitda CodexMajestas Domini fol 7r aus dem CodexKreuzigungsbild hinter dem Johannesevangelium Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inhalt und Gestaltung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Evangeliar seit der Sakularisation in Darmstadt heute in der Universitats und Landesbibliothek Darmstadt wurde nach Anton von Euw um 1000 fur das Stift St Walburga angefertigt Christoph Winterer datierte 2010 den Codex auf die ersten funf Jahre nach 1000 Dies konnte noch nicht durch eine Schriftuntersuchung oder schriftliche Quellen abgesichert werden 3 Eine haufig vertretene spatere Entstehungszeit 1020 oder nach 1030 1035 4 steht im Gegensatz zu einem 2013 gemachten Vorschlag dass die Handschrift durch Erzbischof Gero von Koln 969 976 in Auftrag gegeben wurde um ein Vermachtnis seiner 969 70 in Jerusalem verstorbenen Mutter Hidda zu erfullen 5 Den Namen hat der Kodex von der Abtissin Hitda die vielleicht eine Angehorige des Adelshauses der Grafen von Werl und verwandt mit dem ottonischen und burgundischen Konigshaus war Andere Autoren wie Gerhard Weilandt identifizieren sie mit der ezzonischen Abtissin Ida 1060 der Kolner Frauengemeinschaft St Maria im Kapitol 6 Im Darmstadter Hitda Codex widmet Abtissin Hitda in einem ganzseitigen Dedikationsbild der heiligen Walburga das Evangeliar Ein wohl gegen Ende des 11 Jahrhunderts aufgeschriebenes Schatzverzeichnis erwahnt weitere Schenkungen der Hitda oder Ida nach Meschede unter anderem eine tragbare goldene Marienstatue Kleider und Kirchengerat Ein auf die Zeit um 1500 zu datierender Eintrag weist die Handschrift der Frauengemeinschaft im Sauerland zu Der Kodex befand sich noch im 18 Jahrhundert in Meschede und gelangte von dort zu Beginn des 19 Jahrhunderts nach Wedinghausen und schliesslich nach Darmstadt Die ursprungliche Aussenhulle ist verloren gegangen Der Buchblock wurde im 19 Jahrhundert neu gebunden 1969 erhielt das Werk einen Glanzledereinband Die eingepragten Quadrate auf beiden Seiten lassen durch die Verdichtung in der Mitte eine geschwungene Kreuzform erkennen 1 Inhalt und Gestaltung BearbeitenGeschrieben sind die Texte in dunklen karolingischen Minuskeln Incipits Excipits kleinere Textinitialen und andere Uberschriften und Titel sind in Goldmajuskeln gefasst An einigen Stellen wird auch die Unziale verwendet Im Dedikationsbild wird am Zeilenanfang und beim Namen HITDA ABBATISSA Capitalis rustica benutzt 7 Der Schriftraum umfasst auf jeder Seite 18 3 mal 11 4 cm die innere Rahmung der Bildseiten 17 5 mal 10 5 cm 1 Den Evangelien sind drei allgemeine Vorreden vorangestellt Auf drei Bilder folgen die zwolfteiligen Kanonentafeln Diese sind in eine Scheinarchitektur aus Arkaden Saulen Architrav Gebalk und Stylobat in blau rot und gold eingeschrieben 8 Vor jedem Evangelium steht die Argumenta eine weitere Vorrede und die Breviaria Kapitelverzeichnis sowie eine doppelte Zierseite die mit dem Initium den Evangelienanfang bildet Diese sind aufwendig und breit gerahmt und beeindrucken durch ihre variable Farbigkeit 8 Der Codex endet mit dem Capitulare evangeliorum der Leseordnung des liturgischen Jahreslaufes Seit etwa 1500 ist hinter dem Kreuzigungsbild der Ordo seu consuetudo ecclesiae Meschedensis zu finden Ein weiterer Nachtrag ist das Stiftungsverzeichnis der Abtissin Hidta 1 Neben dem Evangelium umfasste diese Schenkung unter anderem Vier goldene mit Edelsteinen oder Elfenbein besetzte Kreuze ein wertvolles Marienbild und drei weitere mit Edelmetall umkleidete Bucher Bis auf den Hitda Codes ist keines der Werke erhalten 9 Das weitere Bildprogramm besteht aus vier Evangelistenbildern und funfzehn fast chronologisch geordneten Szenen des Neuen Testaments Das Bild der Kreuzigung folgt auf das Johannesevangelium 7 Grossformatige Bibelszenen dominieren fokussiert auf die Hauptfiguren in expressiver Formensprache und in eigenwilligem Kolorit Blaue Dacher und blaue Berge in bunten Streifen aufgeschichtete Hintergrunde und Gegenstande die zum Leben erweckt scheinen in der Kunst der Vormoderne gibt dieser koloristische Pathosstil viele Fragen auf charakterisiert der Kunsthistoriker Rainer Warland den aussergewohnlichen Stil der Prachthandschrift 10 Andere sehen in dem Bildzyklus ein gemaltes theologisches Konzept Nach der Gesamtauswertung des Hitda Evangeliars sieht sich der heutige Betrachter vor ein beeindruckendes theologisches Zeugnis gestellt das ihm vor Augen fuhrt was das Spezifikum des christlichen Inkarnationsglaubens ist 11 Eines der bekanntestes Bilder ist der Sturm auf dem Meer Literatur BearbeitenKlaus Gereon Beuckers Hrsg Abtissin Hitda und der Hitda Codex Universitats und Landesbibliothek Darmstadt Hs 1640 Forschungen zu einem Hauptwerk der ottonischen Kolner Buchmalerei WBG Darmstadt 2013 ISBN 978 3 534 25379 1 Leo Eizenhofer Hermann Knaus Die liturgischen Handschriften der Hessischen Landes und Hochschulbibliothek Darmstadt Wiesbaden 1968 S 96 100 Anton von Euw Evangeliar der Abtissin Hitda von Meschede In Vor dem Jahr 1000 Abendlandische Buchkunst zur Zeit der Kaiserin Theophanu Ausstellungskatalog Koln 1991 S 40 45 Digitalisat Paulus Gordan Offenbarung im Zeichen Neun Bildbetrachtungen Beuroner Kunstverlag Beuron 1966 ISBN 3 87071 011 X geistliche Deutungen von Bildern des Hitda Codex Jeremia Kraus Worauf grundet unser Glaube Jesus von Nazaret im Spiegel des Hitda Evangeliars Freiburger theologische Studien 168 Herder Freiburg im Breisgau u a 2005 ISBN 3 451 28653 X zugleich Freiburg Breisgau Universitat Dissertation 2004 Michael Schaefer Der Hitda Kodex Evangeliar des Stiftes St Walburga in Meschede Handschrift 1640 der Hessischen Landes und Hochschulbibliothek in Darmstadt Heimatbund der Stadt Meschede Meschede 2003 ISBN 3 00 012054 8 Rainer Warland Himmlischer Lichtglanz im Evangeliar Zum asthetischen Konzept des Hitda Codex In Thomas Ganschow u a Hrsg Otium Festschrift fur Volker Michael Strocka Greiner Remshalden 2005 ISBN 3 935383 48 7 S 433 436 Digitalisat Gerhard Weilandt Wer stiftete den Hitda Codex Darmstadt Hess Landes und Hochschulbibliothek Cod 1640 Ein Beitrag zur Entwicklung der ottonischen Kolner Buchmalerei In Annalen des Historischen Vereins fur den Niederrhein Bd 190 Heft 1 1987 S 49 83 Christoph Winterer Das Evangeliar der Abtissin Hitda Eine ottonische Prachthandschrift aus Koln Miniaturen Bilder und Zierseiten aus der Handschrift 1640 der Universitats und Landesbibliothek Darmstadt WBG Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 23545 2 Sonderausgabe Primus Darmstadt 2011 ISBN 978 3 89678 763 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hitda Codex Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangeliar mit Capitulare der Abtissin Hitda Bildindex der Kunst amp Architektur Karteikarten mit Aufnahmen der Seiten schwarz weiss Hitda Abtissin von Meschede Aus Paul Leidinger Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters Paderborn 1965 https digital dombibliothek koeln de ddbkhsbib content titleinfo 471091Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Christoph Winterer S 13 Winterer S 36 Paul Leidinger Hitda und der Hitda Codex in Meschede War die Stifterin eine Grafin von Werl und Tochter Gerbergas von Burgund In Sauerland 4 2011 S 187 Vgl Jeremia Kraus Worauf grundet unser Glaube S 59 82 Dieter Riemer Neue Uberlegungen zu Hitda In Klaus Gereon Beuckers Abtissin Hitda und der Hitda Codex S 33 55 Zustimmend Ulrich Kuder Der Hitda Codex im Zusammenhang der Kolner Buchmalerei des 10 und 11 Jahrhunderts In Klaus Gereon Beuckers Abtissin Hitda und der Hitda Codex S 89 111 Gerhard Weilandt Der Hitda Codex und seine Stifterin Ida von St Maria im Kapitol In Klaus Gereon Beuckers Abtissin Hitda und der Hitda Codex S 57 74 ders Wer stiftete den Hitda Codex Darmstadt Hess Landes und Hochschulbibliothek Cod 1640 Ein Beitrag zur Entwicklung der ottonischen Kolner Buchmalerei In Annalen des Historischen Vereins fur den Niederrhein Bd 190 Heft 1 1987 S 49 84 a b Winterer S 15 a b Winterer S 14 Winterer S 30 Rainer Warland S 433 Jeremia Kraus S 395 Normdaten Werk GND 4756957 8 lobid OGND AKS LCCN no2011171387 VIAF 192622322 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hitda Codex amp oldid 235191050