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Das Historische Farbdiaarchiv zur Wand und Deckenmalerei ist ein von 1943 bis 1945 von den Nationalsozialisten im Rahmen des Fuhrerauftrages Monumentalmalerei angelegtes Bildarchiv Es befindet sich im Zentralinstitut fur Kunstgeschichte in Munchen und umfasst Aufnahmen von Freskenzyklen und Wanddekorationen in Kirchen Klostern Schlossern und anderen Profanbauten in Deutschland Osterreich Polen und Russland Ost und Westpreussen und Tschechien Bohmen und Nordmahren Mit seinen fast 40 000 Aufnahmen handelt es sich um das grosste Archiv von Wand und Deckenmalerei der Welt Fresko im Schloss Schonbrunn von Johann Wenzel BerglDetail eines Freskos in der Klosterkirche St Anna im LehelOriginaldiapositive des Farbarchivs Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Verwendetes Material 4 Umfang des Archivs 5 Auswertung des Archivs 6 Literatur 7 WeblinksAllgemeines BearbeitenZiel der Dokumentation war bedeutende Kunstwerke die im Krieg zerstort werden konnten nach dem als sicher geglaubten Endsieg originalgetreu nach diesen Vorlagen wiederherstellen zu konnen 60 der abgelichteten Werke wurden dann in der Folge tatsachlich zerstort Seit 2005 sind die Werke digitalisiert und im Internet in einer Datenbank aufrufbar Geschichte BearbeitenAuf Befehl Adolf Hitlers wurden im Fruhsommer 1943 zunachst einige Probeaufnahmen durchgefuhrt Nachdem die als Grossabzuge auf Papier vorgelegten Resultate Hitlers Billigung gefunden hatten ubernahm die Hauptabteilung Bildende Kunst des Reichsministeriums fur Volksaufklarung und Propaganda die weitere Durchfuhrung des Fuhrerauftrags Monumentalmalerei Zunachst wurde dafur von den Denkmalamtern eine Liste erhaltenswerter Bauwerke mit Wandmalereien erstellt und vom Ministerium eine Rangordnungsliste nach Wichtigkeit und Gefahrdung durch die vorruckenden Alliierten erstellt Sodann wurden Fotografen verpflichtet die mit einheitlichen Kameras Objektiven und Filmmaterial ausgerustet wurden Mit Beleuchtungsapparaturen teilweise wurden in Ermangelung anderer Beleuchtungskorper und der Grosse der abzubildenden Raume Flakscheinwerfer verwendet wurden den Fotografen dann die Fahrzeuge und das Benzin fur den Transport zu den jeweiligen Einsatzorten zur Verfugung gestellt Obwohl die Fotografen sehr unterschiedlich und nach ihrem Ansehen und auch nach ihren Verbindungen zur Partei entlohnt wurden und manche gerade eben ihre Spesen decken konnten war dieser Auftrag unter den dafur in Frage kommenden sehr begehrt bot er doch die Moglichkeit dem drohenden Fronteinsatz zu entgehen Das Spektrum der Fotografen reichte von Hochschulprofessoren bis zu deren Studenten und Studentinnen darunter Walter Hege der bekannte Bildjournalist Paul Wolff der Kunsthistoriker Carl Lamb der Chemiker Ralph Weizsacker bis hin zu Angestellten der Grossunternehmen Rex Film und der Ufa Die Grosskampagne dauerte bis in den April 1945 hinein und endete erst mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches Verwendetes Material BearbeitenFur die Aufnahmen wurde ein Farbumkehrfilm im Kleinbildformat der Marke Agfacolor Neu verwendet da die grosse Zahl der zu erwartenden Aufnahmen den Einsatz herkommlicher Plattenkameras zu aufwendig und zu teuer machte Schon in dieser Ausfuhrung kostete das Unternehmen bereits mehrere Millionen Mark Umfang des Archivs BearbeitenEs wurden ca 480 Bauwerke fotografiert die alle wichtigen Kulturepochen vom 10 bis zum Ende des 19 Jahrhunderts reprasentieren Neben Wand und Deckenmalereien wurden auch Wandbespannungen und Tapeten farbig gefasste Architekturelemente Stuckdekor Tafelbilder und Altare abgelichtet Auswertung des Archivs BearbeitenIm Jahr 1956 beauftragte das Bundesinnenministerium das Zentralinstitut fur Kunstgeschichte die Farbdiapositive zu archivieren und einer wissenschaftlichen Auswertung zuzufuhren Hierfur wurden die Bestande des Archivs die sich in Depots in Freiburg Tubingen und Berlin befanden nach Munchen uberfuhrt Hierzu gehorte auch ein in Mainz aufgefundener Satz von ca 20 000 Dias Das Herder Institut Marburg erwarb 1962 ein Konvolut von 643 Aufnahmen aus Breslau das in keiner der anderen Serien enthalten ist In Munchen fehlendes Material wurde nach und nach durch Tausch mit Denkmalamtern erganzt zum Teil durch Doublierung oder durch den Ankauf von den Fotografen die ihr Exemplar noch besassen Im Jahr 2000 vereinbarten das Zentralinstitut und das Bildarchiv Foto Marburg die gemeinschaftliche Digitalisierung und datenbankgestutzte Aufarbeitung des gesamten Farbdiaarchivs Andere Verwendungen des Bildmaterials betreffen die Nutzung als Vorlagen fur Restaurierungsarbeiten an den Originalmalereien So dienten 1943 entstandene Fotoaufnahmen der Deckengemalde in der Innenkuppel der Dresdner Frauenkirche von Giovanni Battista Grone aus dem Jahre 1734 als Vorlage bei der von 1996 bis 2005 erfolgten Wiederherstellung des Doms Allerdings wiesen diese wie auch zahlreiche andere Dias des Archivs Schaden und insbesondere erhebliche Farbausbleichungen auf die auf die unsachgemasse Lagerung der Dias in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zuruckzufuhren sind Dies machte vor Beginn der Arbeiten einen aufwendigen Vergleich mit anderen Werken des Kunstlers und erhaltenen zeitnahen Kirchenraumausmalungen in der sachsischen Region sowie in Suddeutschland Osterreich Venedig und im Vatikan notwendig Literatur BearbeitenChristian Fuhrmeister Hrsg Fuhrerauftrag Monumentalmalerei eine Fotokampagne 1943 1945 Bohlau Verlag Koln 2006 ISBN 3 412 02406 6 Ralf Peters Gerettet die Farbdokumentation kulturell wertvoller Wand und Deckenmalerei in historischen Baudenkmalern Grossdeutschlands von 1943 1945 In Kunstchronik 55 2002 S 242 244 Weblinks BearbeitenHistorische Farbdiaarchiv zur Wand und Deckenmalerei 1943 1945 beim Zentralinstitut fur Kunstgeschichte Wand und Deckenmalerei 1943 1945 in der Deutschen Fotothek Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Historisches Farbdiaarchiv zur Wand und Deckenmalerei amp oldid 233451638