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Jakob Herman Schell oft auch Hermann 28 Februar 1850 in Freiburg im Breisgau 31 Mai 1906 in Wurzburg war ein deutscher romisch katholischer Theologe und Philosoph sowie Universitatsprediger und Rektor der Universitat Wurzburg Hermann Schell Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Herman Schell Institut 3 Publikationen Auswahl 3 1 Originalausgaben 3 2 Neuere Ausgaben 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Tafel am Haus Pfarrgasse 6 in AmorbachNach dem Besuch des Grossherzoglichen Lyzeums in Freiburg trat er 1868 in das dortige Theologenkonvikt ein und studierte an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg Philosophie und Katholische Theologie unter anderem beim neuscholastischen Dogmatiker Konstantin von Schaezler und beim christlichen Spatidealisten Jakob Sengler Nachdem er 1870 aus disziplinarischen Grunden aus dem Konvikt entlassen worden war wechselte Schell an die Julius Maximilians Universitat Wurzburg Dort arbeitete er bei Franz Brentano 1 der 1879 aus der katholischen Kirche austrat an seiner philosophischen Dissertation uber Die Einheit des Seelenlebens aus den Principien der Aristotelischen Philosophie entwickelt die er 1872 bei Jakob Sengler in Freiburg einreichte und 1873 veroffentlichte Schell war seit seiner Studentenzeit in Wurzburg bis zu seinem Tode Mitglied des KStV Walhalla Wurzburg im KV und engagierte sich auch noch spater im KV Er wurde Ehrenmitglied weiterer Katholischer Studentenverbindungen in Wurzburg darunter dem W K St V Unitas Hetania Wurzburg 1886 die KDStV Cheruscia Wurzburg 1898 die KDStV Gothia Wurzburg 1901 und die KDStV Thuringia Wurzburg 1904 alle im CV Fur die KDStV Thuringia Wurzburg stiftete er in der Grundungsphase der Korporation deren Wahlspruch Vorwarts und Aufwarts Nach seiner Priesterweihe am 17 August 1873 durch den Wurzburger Bischof Johann Valentin von Reissmann war er zunachst sechs Jahre lang Kaplan und Religionslehrer in Amorbach und Obertheres 1879 setzte er sein theologisches Studium in Rom fort 1881 zuruckgekehrt arbeitete er in der Seelsorge in Margetshochheim Dimbach und Marktheidenfeld wahrend er gleichzeitig seine theologische Dissertation fertigstellte mit dem Titel Das Wirken des dreieinigen Gottes Die Arbeit wurde im November 1883 von der Eberhard Karls Universitat Tubingen als Doktorarbeit angenommen und 1885 publiziert Bereits zum Wintersemester 1884 85 wurde er in Wurzburg als Extraordinarius fur Apologetik Christliche Kunstgeschichte und Archaologie berufen 1888 wurde er dort schliesslich Ordinarius fur Apologetik und Christliche Archaologie 1890 ubernahm er zudem die Vertretung der Dogmatikprofessur und ab 1894 kamen die vergleichende Religionswissenschaft und die Christliche Kunstgeschichte hinzu Ab 1892 betatigte er sich zudem als Universitatsprediger dessen sonntagliche Reden wie er auch selbst 1899 schrieb starken Zulauf hatten 2 Zwischen 1889 und 1893 legte er seine dreibandige Katholische Dogmatik vor Eine ordentliche Berufung auf den Dogmatiklehrstuhl scheiterte aber an einer Intervention des Bischofs 1895 96 veroffentlichte er die ersten beiden Bande seiner Gesamtapologetik unter dem Titel Die gottliche Wahrheit des Christentums 1896 97 war er Rektor der Universitat Wurzburg Unter seinem Rektorat wurde am 28 Oktober 1896 die Neue Universitat am Sanderring eingeweiht und von ihm unter das am Haupteingang des Gebaudes verewigte Motto Veritati gestellt 3 Im Jahr 1897 veroffentlichte er seine Reformschrift Der Katholicismus als Princip des Fortschritts worin er eine zu geringe Beachtung der eigenstandigen und eigenverantwortlichen Glaubenspersonlichkeit beklagt und fur mehr Freiheit und Vielfalt in der Kirche sowie fur einen offenen Dialog pladiert und im Jahr 1898 seine Reformschrift Die neue Zeit und der alte Glaube in der er nochmals seine Positionen verteidigte Beide Reformschriften machten ihn international bekannt und brachten ihm bewirkt durch seine ultrakonservativen Gegner wie dem Dompfarrer Karl Braun aber in Rom eine Indizierung seiner Werke ein 4 Die Bekanntgabe des Indexdekretes am 24 Februar 1899 loste in Wurzburg Entrustung aus 5 Schell war von dem Dekret personlich sehr betroffen er unterwarf sich dieser Entscheidung und blieb trotz weiterer Anfeindungen durch seine Gegner seiner Kirche treu Zwischen 1901 und 1905 veroffentlichte er Religion und Offenbarung Jahwe und Christus und Christus Das Evangelium und seine weltgeschichtliche Bedeutung Diese Werke blieben unbeanstandet Von neuscholastischen Theologen wurde ihm allerdings weiterhin Monismus Rationalismus und Protestantismus vorgeworfen Diese Auseinandersetzungen belasteten Schell trotz des Ruckhaltes durch den Wurzburger Bischof Ferdinand von Schlor auch gesundheitlich sehr Am 31 Mai 1906 starb er mit erst 56 Jahren an einem Herzversagen Am Pfingstsonntag wurde er wie der spater ebenfalls indizierte Sebastian Merkle 1933 im Wurzburger General Anzeiger berichtete unter Teilnahme Vieler zu Grabe getragen Die akademische Totenfeier wurde am 11 Juni 1906 in der Wurzburger Universitatskirche gehalten 6 Das seinerzeit von konservativen kirchlichen Kreisen als Provokation betrachtete Grabdenkmal fur ihn wurde am 18 Juli 1908 enthullt 7 Schells Nachfolger in Wurzburg wurde Philipp Kneib Die indizierten Thesen Schells sind inzwischen durch das Zweite Vatikanische Konzil weitgehend anerkannt worden Herman Schell Institut BearbeitenDas Herman Schell Institut wurde 1971 an der Universitat Wurzburg als wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung des philosophischen und theologischen Werkes Herman Schells gegrundet Bislang wurde die Arbeit des Instituts vor allem von den Forschungen von Josef Hasenfuss Paul Werner Scheele und Eugen Biser gepragt Publikationen Auswahl BearbeitenEine vollstandige Auflistung findet sich auf der Webseite des Shell Institut der Julius Maximilians Universitat Wurzburg Lehrstuhl fur Dogmatik Originalausgaben Bearbeiten Die Einheit des Seelenlebens aus den Principien der Aristotelischen Philosophie entwickelt Diss phil Freiburg im Breisgau 1873 Das Wirken des dreieinigen Gottes Diss theol Mainz 1885 Katholische Dogmatik Band 1 Von den Quellen der christlichen Offenbarung Von Gottes Dasein und Wesen Schoningh Paderborn 1889 Band 2 Die Theologie des dreieinigen Gottes Die Kosmologie der Offenbarung Schoningh Paderborn 1891 Band 3 Menschwerdung und Erlosung Heiligung und Vollendung Schoningh Paderborn 1893 Die gottliche Wahrheit des Christentums Band 1 Gott und Geist Erster Teil Grundfragen Schoningh Paderborn 1895 Band 2 Gott und Geist Zweiter Teil Beweisfuhrung Schoningh Paderborn 1896 Der Katholicismus als Princip des Fortschritts Gobel Wurzburg 1897 Das Problem des Geistes mit besonderer Wurdigung des dreieinigen Gottesbegriffes und der biblischen Schopfungsidee Akademische Festrede zur Feier des dreihundert und funfzehnten Stiftungstages Sturtz Wurzburg 1897 2 Auflage Gobel Wurzburg 1898 Die neue Zeit und der alte Glaube Eine culturgeschichtliche Studie Gobel Wurzburg 1898 Apologie des Christentums Band 1 Religion und Offenbarung Schoningh Paderborn 1902 Band 2 Jahwe und Christus Schoningh Paderborn 1905 Christus Das Evangelium und seine weltgeschichtliche Bedeutung Kirchheim Mainz 1903Neuere Ausgaben Bearbeiten Katholische Dogmatik Kritische Ausgabe herausgegeben eingeleitet und kommentiert von Josef Hasenfuss Band 3 von Heinrich Petri und Paul Werner Scheele Schoningh Munchen Paderborn Wien 1968 1994 Apologie des Christentums Nachdruck in einem Band von Paderborn 1902 1905 Minerva Frankfurt 1967 ISBN 3 86598 356 1 Das Wirken des dreieinigen Gottes Nachdruck von Mainz 1885 Minerva Frankfurt 1968 ISBN 3 86598 371 5 Die gottliche Wahrheit des Christentums Gott und Geist Nachdruck in einem Band von Paderborn 1895 1896 Minerva Frankfurt 1968 ISBN 3 86598 171 2 Herman Schell die neue Zeit und der alte Glaube Vier theologische Programmschriften hrsg von Thomas Franz Echter Wurzburg 2006 ISBN 3 429 02847 7 Die kulturelle Bedeutung der Weltreligionen Funf religionswissenschaftliche Schriften hrsg von Thomas Franz Echter Wurzburg 2007 ISBN 3 429 02849 3 Literatur Auswahl BearbeitenEine vollstandige Auflistung findet sich auf der Webseite des Schell Institut der Julius Maximilians Universitat Wurzburg Lehrstuhl fur Dogmatik Vincent Berning Das Denken Herman Schells Die philosophische Systematik seiner Theologie genetisch entfaltet Beitrage zur neueren Geschichte der katholischen Theologie Band 8 Ludgerus Verlag Hubert Wingen Essen 1964 DNB 450410560 Zugleich Dissertation Munchen 1964 Ernst Commer Die jungste Phase des Schellstreites Ein Antwort auf die Verteidigung Schells durch Herrn Prof Dr Kiefl und Herrn Dr Hennemann Kirsch Wien 1909 Josef Hasenfuss Herman Schell Personlichkeit und Werk Ein Gedenken zum 100 Geburtstag In Wurzburger Diozesangeschichtsblatter Band 14 15 1952 1953 S 681 723 Karl Hausberger Herman Schell 1850 1906 Ein Theologenschicksal im Bannkreis der Modernismuskontroverse Quellen und Studien zur neueren Theologiegeschichte Band 3 Pustet Regensburg 1999 ISBN 3 7917 1663 8 Raimund Lachner Herman Schell In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 9 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 058 1 Sp 88 99 bautz de Memento vom 16 Juli 2007 im Internet Archive Artikel Artikelanfang im Internet Archive Otmar Meuffels Rainer Dvorak Hrsgg Wahrheit Gottes Freiheit des Denkens Herman Schell als Impulsgeber fur Theologie und Kirche Gedenkschrift anlasslich seines 150 Geburtstages Schoningh Wurzburg 2001 Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Wurzburg Band 57 ISBN 3 87717 061 7 Karl Muhleck Dynamische Gemeinschaft Zur Lehre Herman Schells von der Kirche Schoningh Munchen Paderborn Wien 1972 Abhandlungen zur Philosophie Psychologie Soziologie der Religion und Okumenik Neue Folge Band 29 Zugleich Theologische Dissertation Wurzburg 1972 Karl Josef Rivinius Integralismus und Reformkatholizismus Die Kontroverse um Herman Schell In Wilfried Loth Hrsg Deutscher Katholizismus im Umbruch zur Moderne Konfession und Gesellschaft Band 3 Stuttgart 1991 S 199 218 Paul Werner Scheele Herman Schell im Dialog Beitrage zum Werk und zur Wirkung von Herman Schell Echter Wurzburg 2006 ISBN 3 429 02819 1 Paul Werner Scheele Der eine Glaube und die vielen Religionen Der Beitrag Herman Schells zum interreligiosen Dialog In Thomas Franz Hanjo Sauer Hrsg Glaube in der Welt von heute Theologie und Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Festschrift fur Elmar Klinger Bd 2 Diskursfelder Echter Verlag Wurzburg 2006 ISBN 978 3 429 02854 1 S 228 243 Otto Weiss Schell Jakob Herman In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 648 f Digitalisat Claus Arnold So schone Tage hat die katholische Theologie schon lange nicht mehr erlebt Zum 100 Todestag von Herman Schell 31 5 1906 In Theologische Revue Band 102 2006 Nr 5 S 355 362 Literaturbericht Klaus Wittstadt Kirche und Staat im 20 Jahrhundert In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 453 478 und 1304 f hier S 453 455 Die neue Zeit und der alte Glaube H Schell Wurzburg als Zentrum der Auseinandersetzung um Reformkatholizismus und Modernismus Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Herman Schell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Webseite des Schell Institut der Julius Maximilians Universitat Wurzburg Lehrstuhl fur Dogmatik Einzelnachweise Bearbeiten Vgl auch Anton Ph Bruck Ein Urteil Franz Brentanos uber den jungen Schell In Wurzburger Diozesangeschichtsblatter Band 16 17 1954 1955 S 399 f Klaus Wittstadt 2007 S 453 Klaus Wittstadt Kirche und Staat im 20 Jahrhundert 2007 S 453 Klaus Wittstadt 2007 S 453 f Vgl etwa Von Salvisberg Professor Schell und das romische Indexdekret In Hochschul Nachrichten Band 9 1898 1899 S 113 116 Sebastian Merkle Auf den Pfaden des Volkerapostels Gedachtnisrede bei der akademischen Totenfeier fur Herman Schell gehalten in der Universitatskirche zu Wurzburg am 11 Juni 1906 Kirchheim Mainz 1906 Klaus Wittstadt Kirche und Staat im 20 Jahrhundert 2007 S 453 455 und 1304 Normdaten Person GND 118606980 lobid OGND AKS LCCN n84115433 VIAF 20473249 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schell HermanKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer Theologe und PhilosophGEBURTSDATUM 28 Februar 1850GEBURTSORT Freiburg im BreisgauSTERBEDATUM 31 Mai 1906STERBEORT Wurzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herman Schell amp oldid 237707199