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Herbert James Paton 30 Marz 1887 in Abernethy 2 August 1969 in Perth war ein schottischer Philosoph der insbesondere mit seinen Arbeiten uber Immanuel Kant bekannt geworden ist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Lehre 3 Schriften 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenHerbert J Paton wurde als Zwillingssohn des freikirchlichen Pfarrers William Macalister Paton und seiner Frau Jean geb Robertson Miller in der Grafschaft Perthshire geboren Die Familie zog 1896 nach Glasgow Nach seiner Schulzeit an der Glasgow High School studierte Paton an der University of Glasgow Klassische Philologie Zugleich studierte er Philosophie in der Tradition des Britischen Idealismus bei Sir Henry Jones mit dem Abschluss eines MA in Classics im Jahr 1908 Mit einem Stipendium der Universitat Glasgow Snell Exhibition ging Paton im selben Jahr an das Balliol College der University of Oxford Sein Lehrer war dort John Alexander Smith der ihm den Idealismus Benedetto Croces nahebrachte Im Jahr 1911 wurde er Fellow und Dozent Praelector fur Klassische Philologie und Philosophie am Queen s College in Oxford 1914 erwarb er den MA in Philosophie Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Paton fur die Intelligence Division der Britischen Admiralitat tatig Als Experte fur polnische Angelegenheiten nahm er 1919 an der Versailler Konferenz teil Nach dem Krieg kehrte Paton nach Oxford zuruck wo u a Gilbert Ryle und Oliver Franks zu seinen Schulern zahlten Von 1917 bis 1922 war er Dean und 1920 21 Junior Proctor in Oxford 1925 ging er fur ein Jahr als Research Fellow des Laura Spelman Rockefeller Memorial nach Berkeley in Kalifornien wo er sein erstes Buch ausarbeitete Dieses erschien 1927 unter dem Titel The Good Will A Study of the Coherence Theory of the Goodness Im Jahr 1927 erhielt Paton den Ruf als Professor fur Logik und Rhetorik an der Universitat Glasgow Hier erhielt er unter anderem die Aufgabe eine Vorlesung uber Kants Kritik der reinen Vernunft zu halten Dies war der Beginn einer intensiven Beschaftigung mit Kant Ein erstes Ergebnis hiervon war der zweibandige Kommentar zur ersten Halfte Kritik der reinen Vernunft der unter dem Titel Kant s Metaphysic of Experience im Jahr 1936 erschien In diesem Jahr kaufte Paton ein Haus in der Nahe von Bridge of Earn in der Grafschaft Perthshire das er auch wahrend seiner nachfolgenden Tatigkeit in Oxford behielt und wohin er nach seiner Emeritierung zuruckkehrte Paton folgte 1937 dem erneuten Ruf nach Oxford als White s Professor of Moral Philosophy wo er Fellow am Corpus Christi College wurde und bis zu seiner Emeritierung 1952 lehrte Von 1938 bis 1952 war er Kurator der Bodleian Library Wahrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete er wieder in Teilzeit fur das Foreign Office 1946 wurde Paton Mitglied der British Academy Wahrend seiner Oxforder Zeit veroffentlichte Paton insbesondere eine Studie zur Grundlegung zur Metaphysik der Sitten sowie eine weithin anerkannte Ubersetzung zu diesem Werk In seinen beiden letzten Berufsjahren hielt er die Gifford Lectures an der University of St Andrews Im Jahr 1953 ubernahm er in St Andrews die Aufgabe eines Crown Assessor of the University Court die er bis 1960 ausfullte Im Jahr 1955 1956 war er Visiting Professor in Toronto Paton war Mitglied der Mind Association der Society of Antiquaries of Scotland und der Aristotelian Society Von 1939 bis 1948 war er Mitglied der Kongregation der Church of Scotland Zeitgleich 1938 1948 arbeitete er im Exekutiv Komitee der League of Nations Union einer 1918 in Grossbritannien gegrundeten Organisation zur Forderung der internationalen Gerechtigkeit der kollektiven Sicherheit und des Friedens zwischen den Volkern Paton war seit 1936 mit Sheila Todd Naylor verheiratet die 1959 verstarb Die Ehe blieb kinderlos Seine zweite Frau Sarah Dixon die Tochter eines Glasgower Professors starb bereits nach zwei Ehejahren im Jahr 1964 Lehre BearbeitenIn seiner Studie The Good Will versuchte Paton in Anlehnung an die Koharenztheorie der Wahrheit eine Theorie der Ethik als Koharenz des Wollens zu entwickeln Gegen Moore ist er der Auffassung dass das Gute nicht etwas Undefinierbares ist weil es ohne so etwas wie Wollen auch keine Unterscheidung in Gut oder Bose gabe Der Wille ist nicht allein abhangig von einer momentanen Situation sondern eingebettet in eine Lebenshaltung policy die rein rational nicht fassbar ist aber dem Leben eine Grundordnung gibt Wenn das Handeln mit dieser individuellen Ordnung mit der sozialen Ordnung und auch mit der Humanitat als ganzer in Einklang steht besteht Koharenz und dann ist das moralisch Gute verwirklicht In seiner Schrift zur Kritik der reinen Vernunft Kant s Metaphysic of Experience endet die Kommentierung bereits mit der Transzendentalen Analytik Einerseits wird Patons klare und verstandliche Erlauterung des Werks hervorgehoben Andererseits wird ihm vorgehalten dass seine Ausfuhrungen zu textnah und zu unkritisch gegenuber Kant seien Im Rahmen seiner Kommentierung setzt sich Paton kritisch mit den seinerzeit vorherrschenden Interpretationen zumeist auf idealistischer Basis auseinander u a von dem Hegelianer Edward Caird dem Realisten Harold Arthur Prichard und insbesondere von dem Kantforscher Norman Kemp Smith sowie dessen deutschen Vorbildern Erich Adickes und Hans Vaihinger und weist deren Vorhaltungen dass Kant unprazise und konfus gewesen sei und die Kritik nur aus einem Patchwork bestehe mit detaillierten Analysen zuruck Fur Paton hat Kants Kritik eine koharente und einheitliche Struktur Kritiker Patons haben ihm vorgehalten dass seine Arbeit ausschliesslich erklarend sei und zu wenig Distanz zu Kants Werk aufweise sowie sich nicht genugend mit problematischen Fragen zur Kritik der reinen Vernunft auseinandergesetzt habe Aufgrund der Ausrichtung seines Lehrstuhls in Oxford befasste sich Paton in der dortigen Zeit intensiv mit Kants Ethik Seine Ubersetzung der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten gilt als massgeblich Die Kommentierung hierzu in dem Buch Der kategorische Imperativ bleibt wieder nahe am Text bietet aber daruber hinaus eine Einordnung in die moralphilosophisch relevanten Werke Kants insgesamt Vor allem wendet sich Paton gegen das Vorurteil die kantische Moralphilosophie sei bloss formal Dies liegt vor allem daran dass Kantkritiker sich vornehmlich auf die Grundformel des kategorischen Imperativs stutzen und den Formeln zum Selbstzweck der Mensch als Zweck in sich selbst fordert die Achtung der Person sowie zum Reich der Zwecke zu wenig Beachtung schenken Erst aus der breiteren Perspektive ergibt sich was nach Kant als erlaubt oder verboten gelten kann Anders als das Werk zur Kritik der reinen Vernunft wird Patons kategorischer Imperativ als ein wichtiger Klassiker zur Kant Auslegung angesehen Das 1951 veroffentlichte Buch In Defense of Reason ist eine Sammlung von 14 Aufsatzen aus den Jahren 1922 bis 1948 Neben einigen wichtigen Aufsatzen zur Philosophie Kants die inhaltlich Vorarbeiten zu seinen beiden Kommentierungen der kantischen Schriften sind setzt sich Paton in dem Artikel Fashion and Philosophy seiner 1937er Antrittsvorlesung in Oxford kritisch mit der zeitgenossischen dominierenden analytischen Philosophie auseinander Hier sah er eine Analyse um der Analyse willen und eine Verweigerung zu einer systematischen Philosophie Aus dieser Position bleibt ein Zugang zur Metaphysik verschlossen und die Moglichkeit eines ethischen Systems unmoglich Statt einer reinen Selbstanalyse und Zeitkritik hat die Philosophie fur Paton auch die Aufgabe ein zeitgemasses Weltbild zu vermitteln Vor diesem Hintergrund verstand Paton seine zuruckhaltende aber zugleich klarstellende Erlauterung der kantischen Philosophie als einen Ruckgang auf ein sicheres Fundament von dem aus sich neue Ideen entwickeln konnen Das letzte philosophische Buch Patons The Modern Predicament aus dem Jahr 1955 ist eine Ausarbeitung seiner Gifford Lectures die sich eher an ein breites Publikum als an die philosophische Fachwelt richtet Hierin vertritt er die These dass die Religion durch die modernen Wissenschaften in eine Zwangslage geraten sei aus der sie nur durch eine neue theoretische Fundierung herauskommen kann Auch wenn der wissenschaftliche Fortschritt enorm ist kann die Wissenschaft entgegen einem verbreiteten Glauben nicht in allen Spharen des Lebens Hilfestellung geben So fehlt ihr z B in moralischen Fragen die Kompetenz zur Stellungnahme weil aus Fakten keine Verpflichtungen ableitbar sind Wie etwa Martin Buber gezeigt hat liegt auch der Religion eine eigene Sphare der Erfahrung zugrunde die nicht auf Fakten beruht Die Religion ist ihrerseits nicht in der Lage sich mit der Wissenschaft auf der Ebene der Fakten auseinanderzusetzen Der Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft ist keine Konkurrenz von Theorien sondern beruht auf Unterschieden in der Lebenshaltung einzelner Individuen Ohne eine solche bisher noch nicht gefundene Grundlage muss die moderne Gesellschaft unter dem Zwiespalt von Herz und Kopf von Glauben und Wissen weiterhin leiden In den letzten Lebensjahren widmete sich Paton vorrangig der Sache Schottlands und veroffentlichte kurz vor seinem Tod The Claim of Scotland in dem er darlegt inwieweit die Interessen Schottlands im United Kingdom unterproportional berucksichtigt werden und weshalb Schottland eine grossere Unabhangigkeit haben sollte Schriften BearbeitenThe Good Will A Study of the Coherence Theory of the Goodness 1927 Is the Transcendental Deduction a patchwork in Proceedings of the Aristotelian Society 1930 The Key to Kant s Deduction of the Categories in Mind 40 1931 310 329 Kant s Metaphysic of Experience 2 Bande 1936 Fashion amp Philosophy An Inaugural Lecture Delivered before the University of Oxford on 30 November 1937 1937 Can Reason be Practical In Proceedings of the British Academy 29 1943 65 105 auch als Sonderdruck Kant s Idea of the Good in Proceedings of the Aristotelian Society 1944 The Categorical Imperative A Study in Kant s Moral Philosophy 1947 deutsche Ubersetzung Der Kategorische Imperativ Eine Untersuchung uber Kants Moralphilosophie de Gruyter Berlin 1962 als Herausgeber Ubersetzer und Kommentator The Moral Law Kant s Groundwork of the Metaphysics of Morals 1948 In Defense of Reason Aufsatzsammlung 1951 The Modern Predicament A Study in the Philosophy of Religion 1955 Immortality Berkeley 1956 Kant on Friendship 1957 als Herausgeber mit Raymond Klibansky Philosophy amp History Essays Presented to Ernst Cassirer 1963 The Claim of Scotland 1968 Literatur BearbeitenEnrique Chavez Arvizo Paton in Stuart Brown Hrsg Dictionary of Twentieth Century British Philosophers A amp C Black Bristol 2005 750 753 Ingeborg Heidemann Zur Kantforschung von H J Paton in Kant Studien 49 1957 107 112 W H Walsh H J Paton 1887 1969 in Kant Studien 61 1970 427 432Weblinks BearbeitenW H Walsh Herbert James Paton in Memoir auf der Homepage der British Academy Stuart Brown Paton Herbert James 1887 1969 Oxford Dictionary of National Biography Oxford University Press 2004 Wiedergabe auf der Site der Gifford Lectures Normdaten Person GND 101674295 lobid OGND AKS LCCN n91003676 NDL 00452265 VIAF 85176743 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paton Herbert JamesKURZBESCHREIBUNG schottischer PhilosophGEBURTSDATUM 30 Marz 1887GEBURTSORT Abernethy Perth and Kinross STERBEDATUM 2 August 1969STERBEORT Perth Schottland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herbert James Paton amp oldid 222667055