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Kollektive Sicherheit bezeichnet in der Rechts und Politikwissenschaft ein System von Sicherheit zwischen mehreren Staaten vgl Art 24 Abs 2 GG das nach innen Wirksamkeit entfaltet und im Prinzip nicht gegen einen ausseren Feind gerichtet sein sollte Normalerweise bezeichnet man damit ein universales Sicherheitssystem etwa der Vereinten Nationen UNO oder des Volkerbundes das die allgemeine und umfassende Abrustung unter wirksamer internationaler Kontrolle ermoglichen soll Zu diesem Zweck mussen die Staaten in einem langeren Prozess der in der UN Charta als Ubergangszeit definiert ist in Hoheitsbeschrankungen einwilligen Die Errichtung eines universalen Systems der kollektiven Sicherheit im Rahmen der Vereinten Nationen konnte aufgrund der Blockierung durch einige Staaten die traditionell und historisch der kollektiven Sicherheit und verbindlichen internationalen Rechtsprechung die auch als Teil eines solchen umfassenden Systems gedacht ist ablehnend gegenuberstehen nicht realisiert werden Inhaltsverzeichnis 1 Rechtlich 2 Historisch 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseRechtlich BearbeitenDas System kollektiver Sicherheit soll gemass dem Grundsatz Einer fur alle alle fur einen den Weltfrieden sichern Im beschrankteren Sinne einigen die beteiligten Staaten sich lediglich auf eine friedliche Zusammenarbeit und definieren eine Liste der Verstosse dagegen die entsprechend geahndet werden In der klassischen Bedeutung bezeichnet der Begriff also ein System mit universeller oder regionaler Reichweite das jedem seiner Mitgliedsstaaten Schutz vor jedweder zwischenstaatlicher Aggression verspricht Bei kollektiver Sicherheit in diesem Sinne handelt es sich um eine durch multilaterale Prinzipien gekennzeichnete Institution mit gleichen Rechten und Pflichten fur die Mitgliedstaaten Kollektive Sicherheit beruht auf der Annahme dass Frieden unteilbar ist und jedes Mitglied jedem anderen zu Hilfe kommen muss mit diplomatischen Mitteln durch Wirtschaftssanktionen und im Extremfall durch militarische Mittel Ein potentieller Aggressor soll somit durch die Aussicht auf eine uberlegene Gegenmacht abgeschreckt werden Die herkommliche Ansicht die Vereinten Nationen wurden kein universelles System kollektiver Sicherheit darstellen da mit dem Vetorecht der Grossmachte von vornherein auf einen solchen Anspruch verzichtet wurde ist genauer betrachtet nicht haltbar Kollektive Sicherheit im Rahmen der UN ist mit einem Souveranitatsverzicht bzw einer Hoheitsubertragung zugunsten der Weltorganisation verbunden ohne die Abrustung und eine wirksame Friedenssicherung nicht moglich sind Die Grossmachte sollen dabei fur die in der UN Charta vorgesehene Ubergangszeit nach Artikel 106 der Charta Sicherheitsgarantien ubernehmen Vor allem in diesem Zusammenhang ist das Konsensprinzip dessen Kehrseite das Vetorecht ist von Bedeutung In einer sehr weiten Bedeutung wird kollektive Sicherheit allerdings heute auch im Sinne gemeinsamen Handelns von Staaten Koalition der Willigen in jenen Fallen verstanden in denen international anerkannte Normen zwischen Staaten oder auch innerhalb von Staaten verletzt werden Historisch BearbeitenVor dem Ersten Weltkrieg glaubte man dass man die Sicherheit eines Staates nur auf Kosten anderer Staaten erhohen konnte weil man glaubte Sicherheit liesse sich nur durch militarische und politische Starke erreichen Der erste Versuch der militarischen Friedenssicherung eine Absage zu erteilen und globale Rechtssicherheit durch verbindliche internationale Schiedsgerichtsbarkeit zu erreichen waren die Haager Friedenskonferenzen 1899 und 1907 Dieser Versuch scheiterte vor allem an Deutschland Seit dem Ersten Weltkrieg gibt es immer mehr Versuche durch internationale Kooperation die Sicherheit aller Staaten einer Region gemeinsam zu erhohen Dies geschah etwa im Volkerbund Ein wichtiges System regionaler kollektiver Sicherheit waren die Vertrage von Locarno Auch Japan bemuhte sich wenngleich vergeblich in den dreissiger Jahren Verbundete fur ein fernostliches Locarno das heisst eine Sicherheitsgemeinschaft in Ostasien zu gewinnen Ein weiteres wichtiges System kam nach 1934 zustande als die Sowjetunion dem Volkerbund beitrat mit dem Ziel gemeinsam mit Frankreich und England den Faschismus einzudammen Wegen gegenseitigen Misstrauens wurde dieses Ziel allerdings nicht erreicht Auch bei der Grundung der EWG war die Idee kollektiver Sicherheit ein wichtiger Impuls Als regionales System kollektiver Sicherheit fur Europa gilt heute die OSZE Als europaische Weiterentwicklung dieses Systems kann das Konzept der Gemeinsamen Sicherheit gesehen werden Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages WD betrachteten 2009 die Frage ob die NATO als System der kollektiven Sicherheit anzusehen ist 1 Siehe auch BearbeitenKollektive Verteidigung Organisation des Vertrags uber kollektive Sicherheit militarisches Bundnis einiger Staaten der ehemaligen Sowjetunion Literatur BearbeitenMaurice Bourquin Collective Security A record of the Seventh and Eighth International Studies Conference International Institute Paris 1936 Knut Ipsen Bundnisfall und Verteidigungsfall In Die offentliche Verwaltung Jg 1971 S 583 588 Sabine Jaberg Kollektive Sicherheit Mythos oder realistische Option Hamburg 1999 Armin Kockel Die Beistandsklausel im Vertrag von Lissabon 2012 Nico Krisch Selbstverteidigung und kollektive Sicherheit Berlin 2001 Klaus Schlichtmann Linking Constitutional Laws of Peace and Collective Security In Indian Journal of Asian Affairs Vol 17 No 2 Dezember 2004 Einzelnachweise Bearbeiten Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Die NATO als System kollektiver Sicherheit Grundlagen und Positionen zu ihrer Weiterentwicklung WD 2 3000 009 09 27 Februar 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kollektive Sicherheit amp oldid 226680922