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Das Armen und Waisenhaus an der Schmiedestrasse auch Herberge des Herrn genannt war ein im 17 Jahrhundert entstandenes stadtisches Armen und Waisenhaus in Hannover das heute nicht mehr vorhanden ist Die vom Kaufmann Johann Duve gestiftete Einrichtung befand sich an der Stadtmauer neben dem Steintor einem fruheren Stadttor der Stadtbefestigung Hannover Heute ist dies ein Bereich auf dem Marstallplatz in Hohe der Reitwallstrasse Zeichnung des Armen und Waisenhauses durch den Chronisten Johann Heinrich Redecker um 1730 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Beschreibung 2 Stadtarchaologische Untersuchungen 2016 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte und Beschreibung Bearbeiten nbsp Grunder Johann Duve nbsp Das Armen und Waisenhaus neben dem Steintor auf dem Stadtmodell Hannover von 1689 nbsp Lage des Armen und Waisenhauses rot an der Aussenseite der Stadtmauer braun mit roten Mauerturmen um 1750Die Einrichtung fur Bedurftige die von der Stadt betrieben wurde stifteten 1643 der hannoversche Kaufmann Johann Duve und seine Ehefrau Elisabeth geb Kolvenrott Dies erfolgte wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs als in der Stadt grosse Armut herrschte verstarkt durch die zahlreichen Fluchtlinge vom Lande Das Haus nahm 40 lahme blinde und verarmte Manner sowie Frauen und 60 Waisen beiderlei Geschlechts auf Es wurden kurzzeitig auch kranke und arme Fremde beherbergt Duves Anliegen war die Armen und Gebrechlichen von der Strasse zu holen und die Bettelei abzustellen Allerdings bestand er darauf dass gesunde Arme ihre Kosten selbst verdienen mussten Diese setzte er als Arbeitskrafte in seinen Spinnereien und Webereien ein Die Waisenkinder wurden unterrichtet Zum Bau des 1643 eingeweihten Armen und Waisenhauses stellte der Rat der Stadt Hannover ein Grundstuck an der Schmiedestrasse zur Verfugung Der Bau lag an der Aussenseite der Stadtmauer die als Gebaudewand genutzt wurde Die Mauer war durch den Hannover umgebenden Festungsring zu dieser Zeit bereits militarisch bedeutungslos Das Armen und Waisenhaus lag neben dem Steintor als heute nicht mehr existentem Stadttor Direkt westlich schlossen Remisen und Stallgebaude der Hofmarstalle am Hohen Ufer an die sich bis zum Hohen Ufer an der Leine hinzogen Johann Duve als Stifter des Armen und Waisenhauses war in hoherem Alter in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten Im Jahre 1675 hatte er dem danischen Konig einen Kredit in Hohe von 180 000 Talern zur Verfugung gestellt wofur er seinen gesamten Grundbesitz verpfandet hatte Das Schiff samt transportiertem Vermogen versank auf hoher See und der Konig verweigerte die Ruckzahlung Anschliessend habe er der Legende nach Unterkunft in dem von ihm 1643 gegrundeten Armenhaus Haus des Herrn suchen mussen und sei dort im Jahre 1679 verstorben Er verstarb jedoch in seinem Haus am Markt an der Marktkirche in dem er einem alten Register zufolge bis zu seinem Tode wohnte 1 Im Jahr 1813 beherbergte das Haus laut Aufzeichnungen 38 Arme und 14 Waisen 1826 war das Armen und Waisenhaus in das vormalige Hotel London Schenke in der Calenberger Neustadt verlegt worden 2 Stadtarchaologische Untersuchungen 2016 Bearbeiten nbsp Freigelegte Reste eines Sandsteingebaudes vermutlich aus den 1740er Jahren im ostlichen Bereich des Marstallplatzes 2016Das Armen und Waisenhaus befand sich im ostlichen Bereich des rund 6000 m grossen und langgestreckten Marstallplatzes der in den letzten Jahrzehnten als Parkplatz genutzt wurde Dort entstand im Zuge des Umgestaltungsprojektes Hannover City 2020 ab dem Jahr 2016 eine Bebauung auf einem etwa 1200 m grossen Grundstuck durch ein mehrstockiges Wohn und Geschaftsgebaude 3 4 5 In diesem Bereich fanden noch vor Beginn der Baumassnahmen stadtarchaologische Untersuchungen statt 6 die in Zusammenhang mit zeitgleichen Ausgrabungen der Hofmarstalle am Hohen Ufer standen Die archaologischen Massnahmen fuhrte ein Grabungsunternehmen mit fachlicher Begleitung der stadtischen Denkmalbehorde und des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege durch Die dadurch entstandenen Kosten trug gemass dem im Niedersachsischen Denkmalschutzgesetz festgeschriebenen Verursacherprinzip der Bauherr 7 Anfangs sahen die Archaologen nur eine geringe Wahrscheinlichkeit fur aufschlussreiche Befunde da sich im Grabungsbereich in den 1950er Jahren eine Tankstelle mit unterirdischen Tanks befand 7 Mit den etwa drei Monate anhaltenden und bis in 4 5 Meter Tiefe reichenden Ausgrabungen 2016 erhofften sich die Archaologen in Siedlungsschichten des fruheren Hannovers aus dem 12 und 13 Jahrhundert vorzudringen Zunachst stiessen sie auf Reste des 1643 erbauten Armen und Waisenhauses in denen sich 31 Miniatur Nachttopfe fanden 8 Der Keller des Armen und Waisenhauses wurde mit modernen Einbauten bis zu den Gebaudezerstorungen durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg genutzt Daneben fanden sich die Baureste eines Sandsteingebaudes dessen Entstehungszeit sich etwa in die 1740er Jahre datieren liess Im Keller fand sich ein Brunnen Es wird vermutet dass es sich um ein Militargebaude als Teil der Bastionarsbefestigung der Stadt handelte Die Archaologen konnten nachweisen dass es sich bei einer 20 Meter langen Seitenwand des Gebaudes um die Stadtmauer handelte Sie stand in einem verfullten Graben bei dem es sich vermutlich um den altesten Graben der Stadtbefestigung handelte Zu den Fundstucken der Ausgrabung zahlen Apothekergefasse und Keramikteile wie farbige Fayencen aus der Mitte des 18 Jahrhunderts eine ornamentierte Schusselkachel aus dem 16 oder 17 Jahrhundert und neugotische Kaminbekleidungen 9 Literatur BearbeitenBurchard Christian von Spilcker Das Armen und Waisenhaus an der Schmiedestrasse in Historisch topograhische statistische Beschreibung der koniglichen Residenzstadt Hannover Hahnsche Buchhandlung 1819 S 388 392 Online Rudolph Ludwig Hoppe Johann Duve Seine Verdienste um die Alt und Neustadt in Geschichte der Stadt Hannover 1845 S 207 208 Online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Armen und Waisenhaus an der Schmiedestrasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Skizze vom Armen und Waisenhaus an der Schmiedestrasse Die Grundmauern der Herberge des Herrn Memento vom 24 Marz 2016 im Internet Archive bei hannover de vom 16 Marz 2016 Fotos von den Ausgrabungen 2016Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Rohrig Johann Duve Aufstieg und Untergang des ersten hannoverschen Unternehmers In Hannoversche Geschichtsblatter N F 15 1961 S 268 Arnold Noldeke Armen und Waisenhaus in Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover Bd 1 H 2 Teil 1 Hannover Selbstverlag der Provinzialverwaltung Theodor Schulzes Buchhandlung 1932 Neudruck Verlag Wenner Osnabruck 1979 ISBN 3 87898 151 1 S 672 676 STRABAG Real Estate beginnt Bauarbeiten am Marstall in Hannover vom 15 Januar 2016 Architektenwettbewerb entschieden Memento vom 24 Marz 2016 im Internet Archive bei hannover de vom 6 Oktober 2014 Bebauung Am Marstall bei hannover de vom 16 Februar 2015 GinYuu eroffnet erste Filiale in Hannover Memento vom 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