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Helge Marcus Ingstad 30 Dezember 1899 in Meraker 28 Marz 2001 in Oslo war ein norwegischer Archaologe Schriftsteller und Abenteurer Gemeinsam mit seiner Ehefrau Anne Stine Ingstad fand er die Wikingersiedlung im kanadischen L Anse aux Meadows und bewies damit den wahren Kern der islandischen Vinland Sagas denen zufolge skandinavischen Siedlern aus Gronland bereits 500 Jahre vor Kolumbus die Entdeckung Amerikas gelungen war Helge Ingstad 1935 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie und Jugend 1 2 Studium und Arbeit als Jurist 1 3 Aufenthalt in Kanada 1 4 Sysselmann in Nordostgronland und Spitzbergen 1 5 Forschungsreisen und Kriegszeit 1 6 Die Suche nach Vinland 1 7 Spate Jahre 2 Ehrungen und Auszeichnungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie und Jugend Bearbeiten Helge Ingstad war der Sohn des Ingenieurs Olav Ingstad 1867 1958 und seiner Frau Olga Marie Qvam 1869 1946 Sein Vater war der Sohn des Juristen Marcus Ploen Ingstad 1837 1918 Dessen Grossvater der Historiker Ludvig Stoud Platou 1778 1833 war ein Cousin von Christian Alexander Platou 1779 1829 der Inspektor von Gronland war sowie Stammvater des gronlandischen Zweigs der Familie Platou Helge Ingstads Schwester Gunvor 1897 1975 war mit dem Heraldiker Hallvard Traetteberg 1898 1987 verheiratet der unter anderem das Staatswappen Norwegens zeichnete 1 2 Helge Ingstad wurde in Meraker in Trondelag geboren Die Familie zog mehrfach um und ab 1915 lebte er in Bergen Er besuchte die Kathedralschule in Bergen die er 1918 mit Spezialisierung auf Latein verliess In seiner Schulzeit begeisterte er sich fur Lyrik und schrieb vermutlich mehrere 1927 in einer Anthologie herausgegebene Gedichte die jedoch unter anderem wegen des Gebrauchs von Pseudonymen nicht identifiziert werden konnten 1 Studium und Arbeit als Jurist Bearbeiten Nach dem Schulabschluss 1918 begann er in Kristiania Jura zu studieren In dieser Zeit wurde er ein passionierter Schachspieler und grundete 1919 den bis heute bestehenden Akademisk Sjakklubb 1922 schloss er das Studium als cand jur ab Anschliessend absolvierte er seinen Militardienst und wurde dann als Jurist im Bezirk des Sorenskrivers von Stjordal und Verdal angestellt 1924 eroffnete Helge Ingstad seine eigene Anwaltskanzlei in Levanger 1 Aufenthalt in Kanada Bearbeiten Die Arbeit als Anwalt wurde ihm bald zu eintonig und er beschloss sein Leben zu andern und in die kanadische Wildnis zu ziehen Nach einem Studienaufenthalt in Paris reiste er 1926 nach Kanada Dort wurde er vom ebenfalls in Kanada lebenden Norweger Hjalmar Dale zum Trapper ausgebildet 1930 kehrte er nach vier Jahren nach Norwegen zuruck und verarbeitete seine Erlebnisse im 1931 veroffentlichten Buch Pelsjegerliv das sich zum Bestseller entwickelte 1 Sysselmann in Nordostgronland und Spitzbergen Bearbeiten nbsp Gedenktafel in Antarctic HavnIn den 1920er Jahren hatte sich der danisch norwegische Konflikt um die Oberhoheit uber die unbewohnten Gebiete der gronlandischen Ostkuste zugespitzt 1931 okkupierte Norwegen einen Teil Nordostgronlands der den Namen Eirik Raudes Land erhielt Zur offiziellen Verwaltung des menschenleeren Gebiets wurde ein Sysselmann eingesetzt und die Wahl fiel auf Helge Ingstad da dieser Erfahrung mit dem Uberleben in arktischen Gebieten hatte Helge Ingstad reiste in Eirik Raudes Land umher 1 und hatte seinen Sitz in der Station Antarctic Havn bei Mestersvig 3 Man hielt sich die Moglichkeit offen das okkupierte Gebiet auszuweiten allerdings grenzte im Suden die Kolonie Scoresbysund Ittoqqortoormiit an die 1925 von Danemark gegrundet worden war um die eigenen Anspruche auf Ostgronland ausweiten zu konnen Der Internationale Gerichtshof in Den Haag entschied 1933 dass ganz Gronland ein Teil Danemarks war und Norwegen musste seine Anspruche zuruckziehen sodass Eirik Raudes Land aufgelost wurde Wegen seiner Erfahrung wurde Helge Ingstad direkt im Anschluss zum Sysselmann von Spitzbergen ernannt Er fuhrte das Amt bis 1935 aus 1 Forschungsreisen und Kriegszeit Bearbeiten Immer noch gepragt von seinem Aufenthalt in Kanada war er an den nordamerikanischen Indianerstammen interessiert und reiste deswegen 1936 nach Mexiko um die Kultur der dortigen Apachen zu untersuchen 1938 kehrte er zuruck nach Norwegen Wahrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete Helge Ingstad ab 1940 fur das Norwegische Rote Kreuz um die Nahrungsmittel und Medizinversorgung in Norwegen sicherzustellen und zu dokumentieren Fur diese Arbeit wurde er vom Roten Kreuz mit einer Medaille ausgezeichnet Am 21 Mai 1941 heiratete er die knapp 20 Jahre jungere Anne Kristine Stolt Moe 1918 1997 die unter dem Namen Anne Stine Ingstad gemeinsam mit ihrem Ehemann eine bedeutende Archaologin werden sollte Gegen Kriegsende wurde er von Niels Christian Ditleff gebeten die Ruckfuhrung von danischen und norwegischen Kriegsgefangenen aus den deutschen Konzentrationslagern zu organisieren Heinrich Himmler lehnte aber die Zusammenarbeit mit dem feindlichen Norwegen ab sodass der aus dem neutralen Schweden stammende Folke Bernadotte zum Organisator der Rettungsaktion der Weissen Busse wurde Nach Kriegsende wurde Helge Ingstad zum Rechtsberater im Raum Lillehammer bei den norwegischen Entnazifizierungsprozessen ernannt Im Sommer 1947 wurde er stellvertretend noch einmal zum Sysselmann auf Spitzbergen ernannt wo er mit dem Kalten Krieg konfrontiert wurde Von 1949 bis 1950 hielt er sich in Alaska auf wo er ethnografische Untersuchungen bei den Nunamiut vornahm Seine Aufzeichnungen zu Sagen und seine Tonbandaufnahmen von Liedern wurden spater von Knut Bergsland und Eivind Groven verarbeitet 1 Die Suche nach Vinland Bearbeiten Vor dem Krieg war Helge Ingstad im Zusammenhang mit seinen Buchern uber seine Expeditionen Mitglied von Den norske Forfatterforening DNF geworden Wahrend des Hohepunkts des norwegischen Sprachstreits 1951 52 setzte Helge Ingstad sich fur die Bewahrung des Riksmal ein Die DNF wurde gebeten Mitglieder fur einen Ausschuss auszuwahlen die fur die Schaffung des Samnorsk arbeiten sollten Dies fuhrte aus Protest zum Austritt von 32 Riksmalbefurwortern aus der Vereinigung darunter Helge Ingstad der 1952 die Forfatterforeningen als Gegenvereinigung mitgrundete nbsp Denkmal fur Helge Ingstad und seine Frau vor dem Wikingerschiffhaus in OsloAnfang der 1950er Jahre verstarkte sich Helge Ingstads Interesse fur die altnordische Sagaliteratur Das dort genannte Vinland war bis dahin nicht identifiziert worden Um herauszufinden wie weit nordlich oder sudlich Vinland lag reiste er 1953 gemeinsam mit seiner Frau nach Westgronland um mit einer experimentalarchaologischen Herangehensweise die Ruinen der Graenlendingar zu untersuchen um deren Lebensbedingungen und daraus resultierende Gedankengange zu verstehen die sie zur Suche nach neuen Siedlungsgebieten motiviert hatten Gemeinsam mit seiner Tochter Benedicte dem einzigen Kind des Ehepaars reiste Helge Ingstad 1960 an die kanadische Ostkuste um die Kustengebiete mit den Beschreibungen aus den Sagas zu vergleichen 1 Er zog den Schluss dass Vinland auf Neufundland gelegen haben muss Neben seinen Untersuchungen in Gronland zog er diesen Schluss aus den Informationen die in den Vinland Sagas genannt wurden aus einem Forschungsartikel von William Azariah Munn von 1914 und einer islandischen Karte aus dem 17 Jahrhundert in der ein Kap namens Promontorium Windlandiae genannt wurde In L Anse aux Meadows fragte er den Fischer George Decker ob ihm ungewohnliche Ruinen in der Gegend bekannt waren George Decker fuhrte ihn zu Ruinen die er fur indianischen Ursprungs hielt Es stellte sich heraus dass sie etwa aus dem Jahr 1000 stammten und europaischer Herkunft waren 4 Wahrend acht Expeditionen zwischen 1961 und 1968 wurden europaische Artefakte entdeckt und es zeigte sich dass die Ruinen architektonisch denen der Graenlendingar in Gronland entsprachen In den ersten Jahren fuhlten sich Helge und Anne Stine Ingstad enormer Skepsis ausgesetzt die das Ehepaar personlich betraf Erst nachdem die beiden Archaologen Henry Collins und Junius Bird die Ausgrabungen besucht hatten wurde die Theorie 1963 in der Forschungswelt anerkannt und vom Time Magazine zu einer der bedeutendsten Entdeckungen des 20 Jahrhunderts gekurt 1 Spate Jahre Bearbeiten Im Alter setzte Helge Ingstad sich fur den Nichtbeitritt Norwegens zur Europaischen Gemeinschaft und auf Seite der Samen im Alta Konflikt ein Daneben befasste er sich vor allem mit der Auswertung des Materials und dem Verfassen von weiteren Buchern 1 Helge Ingstad starb 2001 vier Jahre nach seiner Frau im Alter von 101 Jahren in Oslo und erhielt ein Staatsbegrabnis bei dem der norwegische Staatsminister Jens Stoltenberg die Grabrede hielt und auch der norwegische Konig Harald V und Konigin Sonja anwesend waren 5 Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten nbsp Norwegische Fregatte KNM Helge Ingstad Ritter 1 Klasse des Sankt Olav Ordens 1965 1 Kommandeur des Sankt Olav Ordens 1970 1 Grosskreuz des Sankt Olav Ordens 1991 1 Ritter des Wasaordens 6 Ehrendoktor der Universitat Oslo 1 Ehrendoktor der Universitat Bergen 1 Ehrendoktor der Memorial University of Newfoundland 1 Ehrendoktor des St Olaf College in Minnesota 1965 7 Ehrenmitglied von Det Norske Videnskaps Akademi 1 Ehrenmitglied von Det Norske Geografiske Selskap 1 Korrespondierendes Mitglied des Explorers Club 1 Medaille des Norwegischen Roten Kreuzes 1 Fridtjof Nansen Medaille der Universitat Oslo 1965 1 The Franklin L Burr Award der National Geographic Society 1965 1 Wahlberg Medaille der Svenska Sallskapet for Anthropologi och Geografi 1967 1 Gunnerus Medaille von Det Kongelige Norske Videnskabers Selskab 1985 1 The Patron Medal der Royal Geographical Society 1991 1 Benennung einer Fregatte der Fridtjof Nansen Klasse nach ihm KNM Helge Ingstad 8 Benennung eines Asteroiden nach ihm 8993 Ingstad 9 Werke Bearbeiten1931 Pelsjegerliv blant Nord Kanadas indianere Sachbuch 1935 Ost for den store bre Sachbuch 1939 Apache indianerne Jakten pa den tapte stamme Sachbuch 1941 Klondyke Bill Roman 1946 Siste bat Theaterstuck 1948 Landet med de kalde kyster Sachbuch 1951 Nunamiut Blant Alaskas innlandseskimoer Sachbuch 1959 Landet under leidarstjernen En ferd til Gronlands norrone bygder Sachbuch 1965 Vesterveg til Vinland Oppdagelsen av norrone boplasser i Nord Amerika Sachbuch 1974 Samlede reiseskildringer 7 Bande 1985 The Norse Discovery of America mit Anne Stine Ingstad 1996 Oppdagelsen av det nye land Helge Ingstad mit Anne Stine Ingstad 1999 Verker i samling 8 Bande Literatur BearbeitenBenedicte Ingstad Eventyret en biografi om Helge Ingstad Gyldendal Oslo 2009 ISBN 978 82 05 39097 3 Benedicte Ingstad Oppdagelsen en biografi om Anne Stine og Helge Ingstad Gyldendal Oslo 2010 ISBN 978 82 05 39554 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Helge Ingstad Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Helge Ingstad im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Helge Ingstad Norsk PolarhistorieEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y Ole Petter Rekvig Helge Ingstad Norsk biografisk leksikon Ahnentafel vestraat net Merete Harding Helge Ingstad Den Store Danske Helge Ingstad 101 Discoverer of Viking Site The Sunday Herald 1 April 2001 archiviert Helge Ingstad bisatt NRK 5 April 2001 Helge Ingstad Gyldendal Honorary Degrees Awarded in the 1960s St Olaf College Susan Barr Helge Ingstad Store Norske Leksikon Knut Jorgen Roed Odegaard Olav Viksmo Slettan Nitime asteroidene endelig dopt NRK 19 September 2002 Normdaten Person GND 124939805 lobid OGND AKS LCCN n85155917 VIAF 113641207 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ingstad HelgeALTERNATIVNAMEN Ingstad Helge MarcusKURZBESCHREIBUNG norwegischer Archaologe Schriftsteller und AbenteurerGEBURTSDATUM 30 Dezember 1899GEBURTSORT MerakerSTERBEDATUM 28 Marz 2001STERBEORT Oslo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helge Ingstad amp oldid 237759603