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Helena Bohle Szacki geboren am 27 Februar 1928 in Bialystok gestorben am 21 August 2011 in Berlin war eine deutsch polnisch judische Uberlebende des Holocaust Modedesignerin und Kunstlerin Sie galt als die erste polnische Modedesignerin der Nachkriegszeit die sich auch ausserhalb des eisernen Vorhangs einen Namen gemacht hat Helena Bohle Szacki im Jahr 2008 Helena Bohle Szacki als junge Frau im Jahr 1938Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Karriere 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHelena Bohle Szacki von Freunden und Familie auch Lilka genannt wuchs in gutburgerlichen Verhaltnissen in Polen auf Ihr Vater Alexander Bohle arbeitete als Textilingenieur in gehobener Stellung Helena Bohle Szackis Mutter Maria Fanny geborene Tobolska eine assimilierte Judin aus Lodz betreute sie und ihre Halbschwester Irena Aronson Bohle das Kind aus der ersten Ehe der Mutter zuhause Wegen der Machtergreifung Hitlers wechselte ihr Vater von der deutschen zur polnischen Staatsburgerschaft Auch von 1939 bis Juni 1941 zur Zeit der sowjetischen Besatzung nach dem Uberfall auf Polen blieb die Familie von den Geschehnissen weitestgehend unbehelligt Im Juli 1941 wurde von der deutschen Besatzung in Bialystok ein Ghetto errichtet in das Helena Bohle Szackis Mutter und Irena ubersiedeln mussten Nach der Schliessung des Ghettos tauchten sie mit Hilfe des Vaters unter Irena wurde wahrenddessen von der Gestapo gefunden und erschossen 1 Bis 1944 besuchte Helena den illegalen Schulunterricht den sie mit dem Abitur abschloss Im April 1944 wurde sie festgenommen und in Untersuchungshaft ins Bialystoker Gestapogefangnis uberfuhrt Ihr Vater versuchte erfolglos sie freizubekommen 2 Im Juni 1944 wurde Helena Bohle Szacki in das Konzentrationslager Ravensbruck eingewiesen und zur Arbeit gezwungen Dort stellte sie ihre ersten Zeichnungen her Im Herbst 1944 wurde sie ins Konzentrationslager Helmbrechts uberfuhrt Bis April 1945 arbeitete Helena an der Drehbank fur die Rustungsfirma Neumeyer die nach der Bombardierung Nurnbergs in die ehemalige Weberei Joseph Witt in Helmbrechts verlagert wurde Ab April 1945 wurde sie auf den Todesmarsch von Helmbrechts nach Volary geschickt bei dem die Gefangenen im Grenzgebiet der sowjetischen und amerikanischen Front gerieten Am 7 Mai wurde sie im Konzentrations Aussenlager Zwodau durch die amerikanischen Truppen befreit 2 Anschliessend kehrte sie alleine nach Bialystok zuruck sie reiste dabei mit dem Zug durch Dresden und Warschau Helena Bohle Szacki zog mit ihren Eltern nach Lodz wo sie sich von verschiedenen Krankheiten wie der Tuberkulose erholte 1947 ging sie im Alter von 19 Jahren ihre erste Ehe mit dem deutlich alteren Arzt Benedykt Wine ein Wahrend Helena Bohle Szackis Studienzeit beging ihr Vater 1950 im Zusammenhang mit den stalinistischen Repressionen Selbstmord und sie ging ihre zweite Ehe mit Jerzy Urbanowicz ein Helena Bohle Szackis Mutter ertrug den Tod des Ehemanns nicht und begab sich ins Exil erst nach Israel spater nach Brussel 1 1963 zog Helena Bohle Szacki nach Warschau und begann ihre dritte Ehe mit Wiktor Szacki fur den sie ihren zweiten Ehemann verliess Nach dem ersten Knupfen von beruflichen Kontakten im westlichen Ausland wechselte sie ihren Wohnsitz 1968 und wohnte fortan in West Berlin Ein Grund ihrer Emigration war der Antisemitismus in Polen 3 Helena Bohle Szacki und ihr Ehemann Wiktor Szacki wollten sich ursprunglich dauerhaft in London niederlassen Hierfur war ein Aufenthalt in West Berlin als Zwischenstation notig doch die Formalitaten fur die Entschadigungszahlung fur das im Krieg erlittene Leid welche Helena Bohle Szacki zustanden zogen sich in die Lange weshalb sie die Weiterreise nach London abbrachen und in Deutschland sesshaft wurden Ab den 1980er Jahren beteiligte sie sich ebenfalls an Solidaritatsaktionen fur Polen Sie engagierte sich beispielsweise fur polnische Emigranten in Berlin und liess arme Studenten im Zuhause der Szackis wohnen wodurch die Wohnung der Eheleute auch als Szacki Hotel bekannt wurde Die Eheleute Szacki machten Bekanntschaft mit vielen Intellektuellen und hielten in ihrer Wohnung Kultursalons ab so fand 1985 dort auch regelmassig ein privater Berliner Kongress der polnischen Kultur im Exil statt 4 Zudem half sie der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc bei der Organisation von Streiks spendete materielle Zuwendungen fur Kriegsbeteiligte und ihre Angehorigen und rief auch ihre deutschen Bekannten dazu auf Hilfe zu leisten da sie sich selbst als politischen Fluchtling ansah 1994 erhielt sie fur ihre Unterstutzung das Offizierskreuz des Ordens Polonia Restituta und bekam ihre polnische Staatsangehorigkeit zuruck 4 1983 trennte sie sich von ihrem dritten Mann 1993 beging ihr Lebensgefahrte Selbstmord Es gingen keine Kinder aus ihren Beziehungen hervor die traumatischen Erlebnisse hatten bei Helena Bohle Szacki zur Unfruchtbarkeit gefuhrt 2 In ihren letzten Lebensjahren berichtete sie von ihren Kriegserlebnissen 2005 wurde vom Zwangsarbeit Archiv ein Interview in polnischer Sprache mit ihr gefuhrt 5 Im 2006 gedrehten Filmprojekt Ausgeloscht Bialystok und seine Juden trat sie ebenfalls in einem Interview auf 6 2011 fand ein Zeitzeugengesprach mit ihr im Judischen Museum Berlin statt das im Rahmen der Ausstellung Zwangsarbeit Die Deutschen die Zwangsarbeiter und der Krieg entstand 7 Helena Bohle Szacki starb am 21 August 2011 an Herzversagen in Berlin 2 Der Lette Verein richtete 2018 anlasslich ihres 90 Geburtstags eine Gedenk Veranstaltung aus 6 Karriere BearbeitenVon 1947 bis 1953 studierte Helena Bohle Szacki an der staatlichen Hochschule fur Bildende Kunste in Lodz im Fachbereich Graphik und erwarb ihr Diplom Unter anderem studierte sie bei dem Maler Wladyslaw Strzeminski 1 Es fiel ihr nach dem Abschluss nicht leicht Arbeit zu finden da die Werbebranche noch nicht etabliert war Zunachst arbeitete sie fur eine Lodzer Tageszeitung die Dziennik Lodzki spater auch fur die bekannten Modezeitschriften Uroda und Moda Schliesslich wurde sie als Modedesignerin in Lodz und in Warschau tatig Bis 1963 zeichnete Helena Bohle Szacki Modeblatter arbeitete als Journalistin dozierte an ihrer ehemaligen Hochschule im Fach Mode und entwarf schliesslich selbst Kleider Sie baute sich ausserdem einen intellektuellen Freundeskreis auf Sie war im Zentralen Labor der Bekleidungsindustrie und in den drei bekanntesten polnischen staatlichen Modehausern der 1960er Jahre in leitenden Positionen angestellt Telimena Moda Polska und Leda 1 1965 fand eine Modenschau mit ihrer Kollektion in West Berlin im bekannten Europa Center statt Diese wurde positiv von der Presse aufgenommen 1 So war Helena Bohle Szacki nach ihrer Emigration auch in Deutschland im Bereich der Mode tatig zunachst an Volkshochschulen als Dozentin und als Naherin fur eine Textilfirma spater erhielt sie Lehrauftrage im Fach der visuellen Kommunikation und der grafischen Komposition an der Lette Schule Diese Anstellung erhielt sie durch den Einsatz ihrer Studenten die Helena Bohle Szacki einer deutschen Mitbewerberin vorzogen 1 Nebenher war sie selbststandig kunstlerisch tatig und musste aus gesundheitlichen Grunden die Fruhrente antreten Zwischen 1986 und 1999 betrieb sie die am polnischen Klub der Katholischen Intelligenz in Berlin bestehende Galerie und bemuhte sich dort das Image der Polen in Deutschland zu verbessern 4 Mithilfe des Klubs veroffentlichte Helena Bohle Szacki zwei Alben ihrer Werke Slady i cienie Spuren und Schatten geometrische Abstraktionen und Od drzewa do drzewa Von Baum zu Baum mit Baumen als Thematik zwei der wichtigsten Motive ihres Schaffens Ihre Werke fanden zunachst nur in kleinen Galerien Anklang bis sie ihre Grafiken und Zeichnungen in Kopenhagen Paris Warschau Prag und London ausstellen konnte Von 1974 bis 2005 wirkte sie bei uber 40 Einzelausstellungen mit international beteiligte sie sich auch an verschiedenen Gruppenausstellungen An Helena Bohle Szackis Schaffen soll das langfristig angelegte Projekt Mosty die Brucken erinnern welches von der Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft finanziert wurde 2017 fand in diesem Rahmen eine ihr gewidmete Ausstellung in Bialystok statt und es wurde auch eine Ausstellung in Berlin geplant um Helena Bohle Szackis Werke von anderen Kunstlern neu interpretieren zu lassen 4 Werke Bearbeitenspuren schatten Zeichnungen und Aufzeichnungen Verlag Slowo Berlin 2003 ISBN 978 8 390 30036 8 Von Baum zu Baum Zeichnungen von Helena Bohle Szacki und allerlei Dichtung Verlag Slowo Berlin 2003 ISBN 978 8 390 30037 5 Literatur BearbeitenGazeta Wyborcza Helena od Telimeny Posluchaj opowiesci o zapomnianej projektantce 12 Juli 2017 online zugangsbeschrankt polnisch Hanna Rydlewska Helena Bohle Szacka Pierwsza powojenna kreatorka o ktorej uslysza za zelazna kurtyna In Gazeta Wyborcza 29 Juli 2017 Interview mit Helena Bohle Szacki In Slowo Das Wort 82 Jg 2009 Jacek Bochenski Zmarla Helena Bohle Szacka In Gazeta Wyborcza 25 August 2011 online zugangsbeschrankt polnisch Marcin Rozyc Hg Helena Bohle Szacka Lilka Galeria Slendzinskich Bialystok 2017 ISBN 978 83 64413 17 9 polnisch englisch Marzena Bomanowska Zmarla Helena Bohle Szacka grafik z Lodzi i Berlina In Gazeta Wyborcza 22 August 2011 online zugangsbeschrankt polnisch Weblinks BearbeitenBundeszentrale fur politische Bildung Helena Bohle Szacki Eine deutsch judische Polin in KZ und Emigration bpb Abgerufen am 2 April 2020 Galeria Slendzinskich Webseite zu Helena Bohle Szacki Abgerufen am 8 Mai 2020 englisch Lette Verein Von Bialystok nach Berlin Abgerufen am 12 Mai 2020 Monika Stefanek Helena Bohle Szacki Abgerufen am 2 April 2020 Porta Polonica Helena Bohle Szacki Mode Kunst Erinnerung Abgerufen am 8 Mai 2020 Zwangsarbeit Archiv Biografische Karten Animation Der Lebensweg von Helena Bohle Szacki Abgerufen am 2 April 2020 Zwangsarbeit Archiv Interview mit Helena Bohle Szacki Abgerufen am 8 Mai 2020 Anmeldung notwendig Zwangsarbeit Archiv Kurzbiografie Helena Bohle Szacki Abgerufen am 2 April 2020 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Monika Stefanek Helena Bohle Szacki S 1 Abgerufen am 2 April 2020 a b c d Zwangsarbeit Archiv Kurzbiografie Helena Bohle Szacki Abgerufen am 2 April 2020 Bundeszentrale fur politische Bildung Helena Bohle Szacki Eine deutsch judische Polin in KZ und Emigration bpb Abgerufen am 2 April 2020 a b c d Monika Stefanek Helena Bohle Szacki S 4 Abgerufen am 8 Mai 2020 Zwangsarbeit Archiv Interview mit Helena Bohle Szacki Abgerufen am 12 Mai 2020 a b Lette Verein Von Bialystok nach Berlin Abgerufen am 12 Mai 2020 Judisches Museum Berlin Zeitzeugengesprach mit Helena Bohle Szacki Abgerufen am 12 Mai 2020 Normdaten Person GND 129410233 lobid OGND AKS LCCN n95067023 VIAF 163609792 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bohle Szacki HelenaKURZBESCHREIBUNG deutsch polnisch judische Uberlebende des Holocaust Modedesignerin und KunstlerinGEBURTSDATUM 27 Februar 1928GEBURTSORT BialystokSTERBEDATUM 21 August 2011STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helena Bohle Szacki amp oldid 215887582