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Heinz Bittel 8 Marz 1910 in Heidenheim an der Brenz 10 Februar 1980 in Munster war ein deutscher Physiker Heinz Bittel 1964 Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Ausbildung zum Physiker 3 Forschung und Entwicklung als Industriephysiker 4 Akademische Tatigkeit 4 1 Professur 4 2 Forschung und Lehre 5 Berufungen und Ehrungen 6 Schriften Auswahl 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDie ferro und ferrimagnetische sowie ferroelektrische Materialforschung kannte Bittel von Grund auf und forderte sie nachhaltig Messtechnik beherrschte er weit uber diese Gebiete hinaus und war international anerkannter Experte des Phanomens Rauschen Industrietatigkeit wahrend des Krieges und funfjahrige Auslandserfahrung nach dem Kriege brachte er erfolgreich ein in die Wissenschaftsverwaltung in Munster sowie in Nordrhein Westfalen und daruber hinaus Seine Mitarbeit in hohen nationalen und internationalen Gremien wurde haufig erbeten Der Schwabe pflegte den Austausch mit Frankreich zum Wohle der Wissenschaft sowie von Universitat und Stadt Munster Bittel war Rektor der Universitat Munster mehrfacher Ehrendoktor und erhielt weitere bedeutende Auszeichnungen Leben und Arbeit mit dem Menschen Heinz Bittel in seinem Institut in Munster vermitteln einfuhlsam seine Schuler Horst E Muser 1 und Karl August Hempel 2 Die unterschiedlichen Anlagen und Interessen von Heinz und seines alteren Bruders des spateren Prahistorikers Kurt Bittel wurden durch Eltern und Grosseltern fruh gefordert beide machten ihre jeweiligen Erkenntnisse schon als Schuler in Ausstellungen und Vortragen offentlich Ausbildung zum Physiker BearbeitenHeinz Bittel begann nach der Reifeprufung am Heidenheimer Hellenstein Gymnasium im Jahre 1929 das Studium der Physik und Mathematik an der Universitat Tubingen noch unter Walther Gerlach der den Ruf an das Physikalische Institut der Universitat Munchen zum Sommersemester 1930 annahm Bittel folgte ihm als seine weiteren Lehrer seien Arnold Sommerfeld und Constantin Caratheodory genannt Gerlach hielt ihn vom Wechsel des Studienortes nach Gottingen ab indem er ihm ein Promotionsthema anbot er vermutete Abweichungen vom Additivitatsgesetz des Brechungsindex eines Gasgemisches durch Wechselwirkung zwischen den Molekulen Bittel wurde 1935 promoviert Die quantitativ genaue Mischung der Gase stellte eine besondere Herausforderung dar Mit dem Michelson Interferometer war unter Beobachtung mit Photozellen kein signifikanter Einfluss beobachtet worden Das Forschungsgebiet erschien bei der schon erreichten Genauigkeit nicht hinreichend vielversprechend Bittel wechselte zur Festkorperphysik und erforschte den Ferromagnetismus des Nickels Spontane Polarisation und elektrischer Widerstand am Curie Punkt reversible und irreversible Vorgange bei thermischer Zustandsanderung sowie Verhalten nach Kaltbearbeitung und Warmebehandlung von moglichst reinem Nickel 1938 sind die Fragestellungen 1938 erfolgte die Habilitation in Munchen 1939 die Ernennung zum Dozenten Kurz zuvor 1937 hatte Bittel die zeitbedingten Anforderungen fur die Universitatslaufbahn erfullt er genoss keinen weiteren Vorzug und ein personliches Bekenntnis zum Nationalsozialismus ist daraus nicht zu folgern 3 Bittel wurde Ende August 1939 4 vor Beginn des Uberfalls auf Polen zur bespannten Artillerie eingezogen Forschung und Entwicklung als Industriephysiker BearbeitenSeit Anfang 1940 beteiligte sich Bittel auf Drangen Gerlachs zunachst an Forschungen fur die Marine zu denen die fuhrenden Magnetiker verpflichtet worden waren Fur diese Aufgabe wurde er auf Anforderung durch den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine vom Heer entlassen Im September 1941 wurde Bittel Abteilungsleiter 5 6 bei der Firma Askania Werke AG Berlin Friedenau unter Beurlaubung von der Universitat Munchen gegen Kriegsende wurde Bittel ausserplanmassiger Professor Nach Vorlesungen im Sommer 1945 in Schleswig vgl Universitat Kiel dem stagnierenden Aufbau dort und dem vom Alliierten Kontrollrat in Berlin ab Mai 1946 verhinderten Aufbau eines Ingenieurburos der Askania in Immenstaad am Bodensee siehe dazu Bodenseewerk arbeitete Bittel seit 1946 in Saint Raphael Var im Dienst der Marine nationale als Leiter eines Laboratoriums mit zwei Dutzend deutschen Mitarbeitern an elektro akustischen Entwicklungen und Signalverarbeitung fur Ortung im Seewasser Zuletzt bestand Kontakt zu Forschern und Instituten in Frankreich insbesondere auf magnetischem Gebiet und dem der Signalverarbeitung Akademische Tatigkeit BearbeitenProfessur Bearbeiten Heinz Bittel wurde 1951 Professor an der Universitat Munster als Grundungsdirektor des Instituts fur Angewandte Physik In der damaligen schwach besetzten Hochschullandschaft des neu gebildeten Bundeslandes Nordrhein Westfalen sollte der zunachst Technische Physik genannte Zweig in Westfalen nahe dem ostlichen Ruhrgebiet verfugbar sein Das Land Nordrhein Westfalen hatte zunachst einen schnellen Neubau der Physikalischen Institute geplant der sich jedoch um funfzehn beziehungsweise fast dreissig Jahre verzogerte Das Institut konnte in dem 1903 errichteten ehemaligen Preussischen Oberprasidium am Schlossplatz Raume nach und nach hinzu gewinnen ehe im Herbst 1966 mit dem Bezug des Institutsneubaus Angewandte Physik das Naturwissenschaftliche Zentrum am Coesfelder Kreuz erste Gestalt annahm Erinnerung Doch die damals zu beackernde Landschaft reichte weiter wie an den von der Universitat Munster mit Vortragenden unterstutzten Hochschultagen oder Universitatswochen erkennbar ist Bittel beispielsweise bereiste das Gebiet von Hagen im Suden bis Emden und Oldenburg sowie Monchen Gladbach bis Minden und Detmold 7 Diese Vortragsreihen mit breitem Themenspektrum erreichten durch teils ausfuhrliche Presseberichte weitere Kreise der Bevolkerung in einer Zeit erschwerter Teilnahme an Wissenschaft und Kultur Forschung und Lehre Bearbeiten Bittel pflegte an seinem Lehrstuhl die Forschungsgebiete 1 2 Rauschen einschliesslich Stromrauschen vgl Warmerauschen elektrischer Leitungsmechanismus in dunnen Metalldrahten und magnetische Widerstandsanderung extrem dunner Nickeldrahte Piezo und Ferroelektrika in Bauelementen und letztere als Beispiele von Festkorpern mit Phasenumwandlung und Polarisationsschwankungen am Umwandlungspunkt Ferrimagnetische Resonanz vgl Ferrimagnetismus nichtlineare Magnetisierungsprozesse und Barkhausen Effekt sowie Flusstransportrauschen beim Supraleiter vom Typ II Schliesslich sei Spannungsoptik als ein Beispiel von der Industrie gewunschter Untersuchungen erwahnt Zusatzlich zur Anregung oder Aufnahme dieser Themen liess Bittel selbst manche seiner Vorkriegsfragen aufleben grundlegende Begriffe der Physik modellhaft bearbeiten sowie neueste Konzepte wie den Laserstrahl und Holographie bearbeiten Mit Ferroelektrika Ferrimagnetischer Resonanz und Supraleitung verliessen drei Forschungsgebiete das Institut fur Angewandte Physik als sie ausserhalb Munsters Keimzellen fur die Lehrstuhle von vier seiner Schuler wurden Die besondere Klarheit in Anlage und Vortrag seiner Vorlesungen mit einpragsamen Formulierungen liess die Studierenden den Gehalt leichter verarbeiten und gewann sie als Mitarbeiter Weit uber die Forschungsgebiete hinaus liess Bittel physikalische Themen im Hauskolloquium vortragen wobei seine Erklarungen haufig erhellender waren als die von der vorgetragenen Publikation dargebotenen Diese Veranstaltung gewahrte besonders die gunstige breite Ausbildung die seine Schuler erfolgreich in Industrie Forschungsinstituten Verwaltungen oder als Lehrende an Fachhochschulen umsetzten und sie war fur die vielen Studierenden mit Ziel Staatsexamen besonders forderlich Streben nach Verkurzung der Ausbildungsdauer war Bittels fruh erkanntes Ziel Als die Universitat 1958 die erste elektronische Rechenanlage Zuse Z22 erhielt war Bittel gern bereit sie in sein Institut aufzunehmen Die rohrenbestuckte Anlage wurde 1962 gegen die transistorisierte Z23 ausgetauscht sie ging 1966 an das 1964 gegrundete Institut fur Numerische und Instrumentelle Mathematik Fur das Institut fur Angewandte Physik erreichte Bittel ein zweites Ordinariat das 1967 mit Wilfried Hampe besetzt wurde unter Erweiterung um die Thematik Spektrum der magnetischen Permeabilitat und Forschungsgebiete der Halbleiterphysik Heinz Bittel wurde im Jahre 1976 emeritiert Berufungen und Ehrungen BearbeitenBittel wurden hochste Leitungsfunktionen in Industrie und staatlicher Wissenschaftsverwaltung auf nationalen sowie internationalen Positionen angeboten getreu seinen ganz besonderen Fahigkeiten als Lehrer Gerlach 1951 nahm er jedoch nur der akademischen Forschung und Lehre nahestehende Amter in Munster und ausserhalb an von denen die Mitgliedschaft im Verwaltungsrat der Kernforschungsanlage Julich 1954 1959 und im Grundungsausschuss der Ruhr Universitat Bochum 1961 1966 genannt seien Mit Eugen Kappler und Wilhelm Klemm gehorte er zu den fuhrenden Personlichkeiten die fur die Verwirklichung des Naturwissenschaftlichen Zentrums der Universitat Munster am Coesfelder Kreuz handelten Heinz Bittel war Rektor der Universitat Munster im Akademischen Jahr 1963 64 Die Pflege der Verbindungen zu Forschungsinstituten und Hochschulen Frankreichs war ihm ein besonderes Anliegen Heinz Bittel war Ehrendoktor der Universitat Lille und der Universitat Orleans Tour Die Stadt Lille ehrte ihn mit ihrer Silbermedaille Sein anhaltendes Interesse an der franzosischen Kultur wurde 1972 durch die Ernennung zum Offizier des Ordre des Palmes Academiques gewurdigt Heinz Bittel wurde 1973 zum Ordentlichen Mitglied der Rheinisch Westfalischen Akademie der Wissenschaften gewahlt Schriften Auswahl Bearbeitenmit Leo Storm Rauschen Eine Einfuhrung zum Verstandnis elektrischer Schwankungserscheinungen Berlin Heidelberg New York Springer 1971 ISBN 3 540 05055 8 Von naturlichen und kunstlichen Magneten Die Bedeutung atomarer Ordnungszustande fur den Magnetismus Munster Aschendorff 1974 Rede bei der feierlichen Ubernahme des Rektoramtes am 15 November 1963 Literatur BearbeitenGerhard Schweier Namhafte Heidenheimer Heidenheim 1968 Bd 1 S 16 Horst E Muser Heinz Bittel In Physikalische Blatter 36 1980 S 357 358 Heinz Bittel Akademische Gedenkfeier Schriften der Gesellschaft zur Forderung der Westfalischen Wilhelms Universitat zu Munster Munster Aschendorff 1982 Heft 69 Bernd Haunfelder Die Rektoren Kuratoren und Kanzler der Universitat Munster 1826 2016 Ein biographisches Handbuch Aschendorff Munster 2020 Veroffentlichungen des Universitatsarchivs Munster 14 ISBN 978 3 402 15897 5 S 257 259 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinz Bittel im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Horst E Muser Heinz Bittel In Physikalische Blatter 36 1980 357 358 a b Karl August Hempel Ruckblick eines Schulers In Heinz Bittel Akademische Gedenkfeier Schriften der Gesellschaft zur Forderung der Westfalischen Wilhelms Universitat zu Munster Munster Aschendorff 1982 Heft 69 Achim Weiguny Die Physik an der Universitat Munster im Spannungsfeld des Nationalsozialismus In Hans Ulrich Thamer Daniel Droste und Sabine Happ Hrsg Die Universitat Munster im Nationalsozialismus Kontinuitaten und Bruche zwischen 1920 und 1960 Munster Aschendorff 2012 Bd 2 S 847 ff und 864 Bittels Gedankenaustausch seit dieser Zeit mit Walther Gerlach bis zu dessen Todesjahr 1979 wird gespiegelt durch mehrere Dutzend freundschaftlich gehaltener Briefe Gerlachs im Nachlass Heinz Bittel Archiv Universitat Munster UAMs Best 314 Eberhard Rossler Die Torpedos der deutschen U Boote Hamburg Berlin Bonn Mittler amp Sohn 2005 S 84 100 233 Helmut Maier Forschung als Waffe Eine Bilanz der Rustungsforschung und der KWG im NS System 2 Bande Gottingen Wallstein 2007 hier Bd 2 Nachlass Heinz Bittel im Universitatsarchiv der Westfalischen Wilhelms Universitat Munster Bestand 314 VorgangerAmtNachfolgerJoachim RitterRektor der WWU Munster 1963 1964Heinz Dietrich WendlandNormdaten Person GND 118511386 lobid OGND AKS LCCN n83140272 VIAF 67256488 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bittel HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher PhysikerGEBURTSDATUM 8 Marz 1910GEBURTSORT Heidenheim an der BrenzSTERBEDATUM 10 Februar 1980STERBEORT Munster Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinz Bittel amp oldid 238499135