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Heinrich Schmitz 3 Juli 1896 in Braunschweig 26 November 1948 in Landsberg am Lech hingerichtet war ein deutscher Chirurg und als Vertragsarzt im Konzentrationslager Flossenburg tatig Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Flossenburg 1 2 Prozess nach Kriegsende 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksLeben BearbeitenSchmitz wurde als drittes von vier Kindern eines Malermeisters in Braunschweig geboren Ebenfalls dort besuchte er die Volksschule und ein Gymnasium in dem er ein Schuljahr wiederholen musste 1 Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich Schmitz noch als Schuler am 5 November 1914 zur Armee und kampfte als Soldat des Braunschweigischen Infanterie Regiments Nr 92 in Frankreich und in Russland Am 18 Juni 1916 wurde er durch Maschinengewehrfeuer verwundet sodass zur Behandlung mehrere Operationen und ein dreijahriger Aufenthalt in Lazaretten und Krankenhausern notig waren 1 2 Nach Ende des Krieges absolvierte Schmitz ab dem Fruhjahr 1919 das Studium der Humanmedizin an den Universitaten von Jena Freiburg Breisgau Gottingen und Berlin Dieses beendete er 1924 mit dem Staatsexamen in Jena 1 Nach dem Studium arbeitete Schmitz zunachst als Assistenzarzt auf einer Jenaer Tuberkulosestation danach von 1926 bis 1927 an der Medizinischen Akademie in Dusseldorf bevor er 1928 eine Stelle am pathologischen Institut in Breslau antrat Es folgten Anstellungen als Chefarzt in kleineren Krankenhausern in Hanau und in der Nahe von Leipzig bevor Schmitz sich 1932 in einer eigenen Praxis in Gera niederliess und 1937 ebenfalls in Gera eine eigene Klinik eroffnete 1 Schmitz gehorte von 1932 bis 1937 der NSDAP an war jedoch kein SS Mitglied 3 Im Juni 1943 wurde Schmitz nach einem Beschluss des Erbgesundheitsobergerichtes Jena sterilisiert Grundlage des Gerichtsbeschlusses war das Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses von 1933 das Zwangssterilisierungen gegen den Willen des Betroffenen ermoglichte Das Gerichtsurteil wurde mit manisch depressivem Irresein begrundet Schmitz habe einen Selbstmordversuch verubt in seinem Leben gebe es Zeiten einer ausgesprochen manischen Unruhe und krankhaft gesteigerter Betriebsamkeit 4 Wegen dieser Diagnose wurde Schmitz im September 1943 als vollig untauglich zum Dienst in der Wehrmacht aus seinem Wehrpflichtverhaltnis entlassen Uber einen ehemaligen Vorgesetzten wandte sich Schmitz an den Reichsarzt SS und Polizei Ernst Robert Grawitz Im Dezember 1943 bat der personliche Stab Himmlers Grawitz die Verwendung des Dr Schmitz als Lagerarzt in einem Konzentrationslager zu prufen 5 Im April 1944 wurde Schmitz als ziviler Arzt ohne Bestallung fur das KZ Flossenburg per Vertrag eingestellt Flossenburg Bearbeiten Mit Schmitz Eintreffen in Flossenburg begann fur die dortigen Haftlinge die katastrophalste Phase arztlicher Tatigkeit arztlichen Versagens und medizinischer Totungspraxis 6 Aussagen von Haftlingen nach Kriegsende belegen zahlreiche unnotige Operationen die Schmitz an Haftlingen durchfuhrte Die Operationen waren dabei nicht wie in anderen Konzentrationslagern Teil eines von der SS angeordneten Versuchsprogramms wurden allerdings von Schmitz Vorgesetzten in Flossenburg geduldet Am liebsten operierte Dr Schmitz am Leib fuhrte aber auch Amputationen durch Einmal praktizierte er sogar eine Schadeloperation ohne dafur die geeigneten Instrumente zu besitzen Manchmal entfernte er Gewebeteile und sandte sie zur Untersuchung nach Erlangen ein Etwa funfzig Prozent der durchgefuhrten Operationen waren unnotig weil negative Ergebnisse zuruckkamen und somit kein Geschwur oder etwas anderes vorlag so die Aussage eines Haftlings 7 Ein franzosischer Haftlingsarzt fuhrte unbemerkt ein Operationsbuch Diesen Angaben zufolge nahm Schmitz in sechs Monaten 400 Operationen vor davon 300 Amputationen Nach den Aufzeichnungen starben etwa 250 der operierten Haftlinge Nach Einschatzung des Haftlingsarztes seien 14 Operationen wovon 11 todlich verliefen lediglich so zum Spass durch Dr Schmitz erfolgt 8 Im Herbst 1944 war Schmitz an der gezielten Totung unheilbar Kranker in Flossenburg beteiligt Enno Lolling vom Amt D III des SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamtes hatte zuvor angeordnet dass diese Haftlinge auf medizinischem Wege getotet werden sollten In dieser zweiten Phase der Aktion 14f13 suchte Schmitz die zu totenden Haftlinge aus ohne zuvor eine eingehende Untersuchung vorzunehmen In einem eigens eingerichteten Raum wurden die Haftlinge mit uberdosierten Phenol Novocain oder Tuberkulinpraparaten ermordet Eine direkte Beteiligung an den Morden bestritt Schmitz in Nachkriegsaussagen gab allerdings zu dass unter seiner Leitung etwa 70 Haftlinge mit Phenol getotet worden seien Andere Zeugenaussagen sprachen von bis zu 300 Totungen 9 Ende September 1944 brach in Flossenburg eine Typhusepidemie aus Die von Haftlingsarzten gestellte Diagnose von Fleckfieber ignorierte Schmitz Als sich diese Diagnose in einer bakteriologischen Untersuchung bestatigte verfalschte Schmitz die Ergebnisse 10 Wahrend der Epidemie starben 200 Haftlinge eine Zahl die Schmitz in seinem spateren Prozess als normal bezeichnete Nach der Ablosung des bisherigen Standortarztes durch Hermann Fischer im Oktober 1944 wurden Schmitz schrittweise die Befugnisse entzogen Er erkrankte selbst an Typhus Kurz nach Kriegsende wurde er im Krankenhaus von Weiden von amerikanischen Soldaten festgenommen Prozess nach Kriegsende Bearbeiten Schmitz war zusammen mit funf weiteren Personen Angeklagter im Nachfolgeprozess zum Konzentrationslager Flossenburg Ewald Heerde et al Aktenzeichen 000 50 46 3 Dieses Verfahren Teil der Dachauer Prozesse fand ab dem 10 November 1947 statt Das US amerikanische Militargericht verurteilte Heinrich Schmitz am 12 Dezember 1947 zum Tode Schmitz verzichtete auf die Einreichung eines Gnadengesuches Das Urteil wurde am 26 November 1948 im Kriegsverbrechergefangnis Landsberg vollstreckt Literatur BearbeitenToni Siegert Das Konzentrationslager Flossenburg Gegrundet fur sogenannte Asoziale und Kriminelle In Martin Broszat Elke Frohlich Hrsg Bayern in der NS Zeit Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt Band II Teil A Oldenbourg Munchen 1979 ISBN 3 486 49371 X Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 Jessica Tannenbaum Medizin im Konzentrationslager Flossenburg 1938 bis 1945 Biografische Annaherungen an Tater Opfer und Tatbestande Peter Lang Frankfurt am Main 2017 ISBN 978 3 631 67563 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Jessica Tannenbaum Medizin im Konzentrationslager Flossenburg 1938 bis 1945 Biografische Annaherungen an Tater Opfer und Tatbestande 2017 ISBN 978 3 631 67563 2 S 134 136 Verlustlisten 1 Weltkrieg Seite 13646 Schmitz Heinrich Braunschweig Abgerufen am 18 Februar 2023 Stefan Hordler Rationalisierung des KZ Systems 1943 1945 in Michael Wildt u a Hg Arbeit im Nationalsozialismus 2014 S 357 Urteil des Erbgesundheitsobergerichtes Jena zitiert nach Siegert Flossenburg S 472 zitiert nach Siegert Flossenburg S 472 diese Einschatzung bei Siegert Flossenburg S 472 Aussage Kurt Goltz zitiert bei Siegert Flossenburg S 472f Ebenda Hinweise auf weitere Aussagen zitiert bei Siegert Flossenburg S 473 Siegert Flossenburg S 473 Siegert Flossenburg S 474 Weblinks BearbeitenReview and Recommendations nach dem Prozess gegen Schmitz PDF 8 3 MB englisch PersonendatenNAME Schmitz HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher MedizinerGEBURTSDATUM 3 Juli 1896GEBURTSORT BraunschweigSTERBEDATUM 26 November 1948STERBEORT Landsberg am Lech Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Schmitz Mediziner amp oldid 231368778