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Hedwig Jahnow 21 Marz 1879 in Rawitsch 22 Marz 1944 in Theresienstadt war eine deutsche Lehrerin und Alttestamentlerin Sie war die erste Frau im Magistrat der Stadt Marburg und stellvertretende Schulleiterin an der Marburger Elisabethschule sowie ein Opfer des Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wurdigung 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenHedwig Jahnow wurde als Hedwig Inowraclawer geboren Ihr Vater Alfred war Lehrer am Oelser Gymnasium im schlesischen Oels Um eine Chance auf eine Verbeamtung zu haben legte er seinen ursprunglichen Namen Aaron Inowraclawer ab und trat vom judischen zum evangelischen Glauben uber Hedwigs Bruder Reinhold Jahnow war ein deutscher Flugpionier ein Alter Adler der 1911 die Fliegerprufung bestand und im August 1914 als erster Angehoriger der Fliegertruppe Oberleutnant der Landwehr starb nbsp Die junge Hedwig JahnowHedwig Jahnow bestand bereits im November 1898 also im Alter von 19 Jahren die Lehrerinnenprufung fur hohere und mittlere Madchenschulen Zuvor war sie Schulerin an den privaten hoheren Madchenschulen in Breslau und Strehlen Von 1895 bis 1898 besuchte sie drei Jahre ein privates Lehrerinnenseminar in Berlin und versah dann von Herbst 1899 bis Fruhling 1900 und anschliessend bis Sommer 1903 ihre zwei ersten Lehrerstellen an zwei Berliner Madchenschulen Von 1903 bis 1906 absolvierte sie ein sechssemestriges Studium als Gasthorerin an der Berliner Universitat ehe sie im November 1906 das Oberlehrerinnen Examen fur die Facher Geschichte und Religion bestand Zum damaligen Zeitpunkt war es fur Frauen noch nicht moglich an der Berliner Universitat ein regulares Studium zu absolvieren Nach ihrer erfolgreich absolvierten Examensprufung bewarb sie sich um die Stelle einer akademisch gebildeten Oberlehrerin an der Elisabethschule in Marburg wo sie ab 1907 tatig war Jahnow trat nach Ende des Ersten Weltkriegs in die neu gegrundete Deutsche Demokratische Partei DDP ein Bei der Kommunalwahl am 3 Marz 1919 wurde sie in den Stadtrat Marburgs gewahlt ein Jahr spater entsandte die Partei sie in den Magistrat der Stadt Sie war die erste Frau uberhaupt die dieser Einrichtung angehorte Jahnow war wahrend ihrer Zeit im Stadtrat Mitglied in verschiedenen Ausschussen unter anderem im Armenausschuss und Friedhofsausschuss Mit der Kommunalwahl im Jahr 1924 bei der die Deutsche Demokratische Partei dramatisch an Stimmen verlor und nur noch zwei Sitze im Stadtrat erhielt fand Jahnows politische Tatigkeit ein Ende 1925 wurde Jahnow zur Oberstudienratin befordert und zur stellvertretenden Schulleiterin der Elisabethschule ernannt Ein Jahr spater ehrte sie die Universitat Giessen damals noch Ludwigs Universitat mit der Ehrendoktorwurde Licentiat der Theologischen Fakultat fur ihre wissenschaftliche Arbeit vor allem im Fachgebiet Altes Testament die sie bereits ab 1909 in Zusammenarbeit mit Hermann Gunkel leistete 1935 wurde sie von den Nationalsozialisten aus ihrer Position als stellvertretende Schulleiterin gedrangt anschliessend auf Grund ihrer judischen Vorfahren Ende 1935 in den Ruhestand versetzt und mit monatlichen Bezugen von 234 RM aus dem Schuldienst entlassen weil in 4 Abs 2 der Ersten Verordnung zum Reichsburgergesetz vom 14 November 1935 festgelegt worden war Judische Beamte treten mit Ablauf des 31 Dezember 1935 in den Ruhestand Nachdem judenfeindliche Massnahmen in Deutschland immer mehr zunahmen versuchte Jahnow Ende 1938 nach England zu emigrieren Allerdings wurde die damals 59 Jahrige von den dortigen Behorden wegen ihres hohen Alters abgelehnt England nahm damals nur junge Emigranten auf Im Juni 1942 wurde Jahnow von einem Gericht wegen Horens von Feindsendern also Radiosendern aus dem Ausland zu einer Haftstrafe von funf Jahren verurteilt Eine Untermieterin hatte sie und ihre Mitbewohnerin denunziert und vor Gericht gegen sie ausgesagt Jahnow wurde daraufhin im Gefangnis in Ziegenhain untergebracht Am 7 September 1942 wurde sie gemeinsam mit anderen Juden und judischstammigen Menschen aus Marburg nach Theresienstadt deportiert wo sie am 22 Marz 1944 einen Tag nach Vollendung ihres 65 Lebensjahres an Unterernahrung starb Sie wurde in einer Urne mit der Nummer 22710 beigesetzt Wurdigung BearbeitenNach Hedwig Jahnow ist eine Strasse in einem Marburger Neubaugebiet benannt Auch ein Forschungsprojekt tragt ihren Namen Zudem sind verschiedene Artikel uber sie veroffentlicht worden Auf dem Burgersteig der Wilhelmstrasse des Marburger Sudviertels gegenuber der Hausnummer 4 ist zum Andenken an diese Frau und ihr Schicksal am 1 Marz 2007 vom Kunstler Gunter Demnig ein Stolperstein gesetzt worden Ende 2014 wurde zudem an dem Haus wo ihr Wohnhaus fruher stand eine Gedenktafel angebracht mit dem Text Hedwig Jahnow Wilhelmstrasse 3 1879 1944 Lehrerin kam 1907 nach Marburg als erste wissenschaftlich gebildete Oberlehrerin der Stadt An der Elisabethschule tatig ab 1925 stellvertretende Direktorin 1920 bis 1924 erste Frau im Marburger Magistrat Wegen ihrer judischen Herkunft 1935 zwangspensioniert 1942 Zuchthausstrafe wegen Abhoren von Feindsendern 1944 in Theresienstadt verhungert Hier stand das Haus in dem sie den grossten Teil ihrer Marburger Zeit lebte dd Veroffentlichungen BearbeitenDie neuen preussischen Lehrplane fur das hohere Madchenschulwesen 9 Geschichte In Die Lehrerin in Schule und Haus Bd 25 1908 Heft 31 S 886 893 Weltkongress fur freies Christentum und religiosen Fortschritt In Die Lehrerin Bd 27 1910 Heft 22 S 173 Fichtes padagogische Gedanken In Die Lehrerin Bd 27 1910 Heft 29 S 225 228 Noch einmal die verheiratete Lehrerin In Frauenbildung Zeitschrift fur die gesamten Interessen des weiblichen Unterrichtswesens Jg 15 1916 Heft 4 S 141 146 Das hebraische Leichenlied im Rahmen der Volkerdichtung Topelmann Giessen 1923 Beihefte zur Zeitschrift fur die alttestamentliche Wissenschaft 36 Literatur BearbeitenTina Hulsebus Hedwig Jahnow In Esther Rohr Hrsg Ich bin was ich bin Frauen neben grossen Theologen und Religionsphilosophen des 20 Jahrhunderts Gutersloher Taschenbuch 549 Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2001 S 136 162 Lic theol h c Hedwig Jahnow In Hannelore Erhart Hrsg Lexikon fruher evangelischer Theologinnen Biographische Skizzen Neukirchener Neukirchen Vluyn 2005 S 191 Hartmut Ludwig Eberhard Rohm Evangelisch getauft als Juden verfolgt Calwer Verlag Stuttgart 2014 ISBN 978 3 7668 4299 2 S 168 169 Regina Neumann und Rudiger Weyer JAHNOW Hedwig In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 37 Bautz Nordhausen 2016 ISBN 978 3 95948 142 7 Sp 535 543 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Regina Neumann und Rudiger Weyer Hedwig Jahnow Die erste Stellvertretende Schulleiterin der Elisabethschule und Marburgs erste Stadtratin in Elisabeth 2 7 Magazin der Elisabethschule fur das Jahr 2016 Marburg 2017 84 86 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hedwig Jahnow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hedwig Jahnow oder Das Scheitern der Assimilation von Regina 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