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Hans Friedrich Carl Meinhard Graf von Lehndorff 13 April 1910 in Graditz bei Torgau 4 September 1987 in Bonn war ein deutscher Chirurg und Schriftsteller Das Grab von Hans Graf Lehndorff und seiner Ehefrau Margarete geborene Grafin Finckenstein im Familiengrab auf dem Zentralfriedhof Bad Godesberg in Bonn Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben und Wirken 3 Ehrungen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenHans Graf von Lehndorff war der Sohn von Siegfried Graf Lehndorff 1869 1956 und dessen Ehefrau Maria May von Oldenburg 1886 1945 Tochter von Elard von Oldenburg Januschau von Gut Januschau unweit von Deutsch Eylau im Landkreis Rosenberg i Westpr Sein Vater war Landstallmeister und Leiter der preussischen Hauptgestute von Graditz und Trakehnen Seine Mutter war mit ihren zahlreichen Kindern haufig zu Besuch auf dem Gut zwei ihrer Sohne fielen wahrend des Zweiten Weltkrieges Sie wurde 1944 von den Nationalsozialisten wegen ihrer standhaften Haltung zu einem befreundeten Pastor verhaftet und 1945 zusammen mit ihrem altesten Sohn auf der Flucht mit einem Treck nach Westen von Rotarmisten erschossen Ein Vetter von Hans Heinrich Graf von Lehndorff Steinort wurde als Widerstandskampfer nach dem Attentat vom 20 Juli 1944 gehenkt Durch diesen war Hans von Lehndorff kurz vor dem 20 Juli in die Attentatsplane eingeweiht worden 1 Am 5 November 1952 heiratete Hans Graf von Lehndorff in Brunkensen Alfeld Margarethe Grafin Finck von Finckenstein 8 November 1916 in Jaskendorf 13 Juni 1987 in Bonn Leben und Wirken BearbeitenHans Graf von Lehndorff der Medizin studiert hatte und Chirurg geworden war kam als Assistenzarzt am Kreiskrankenhaus in Insterburg Ende 1941 mit einer Gruppe evangelischer Laien in Kontakt die sich in einer Zeit wachsender politischer Bedrangnisse zusammengefunden hatten Von dieser Gruppe fuhrten ihn Wege in die evangelische Bekennende Kirche und in den inneren Widerstand gegen den Nationalsozialismus Zur Wehrmacht wurde Lehndorff wegen Unabkommlichkeit im Krankenhaus nicht eingezogen Er leitete Anfang 1945 ein Lazarett in Konigsberg und erlebte die Schlacht um Konigsberg und die Einnahme der Stadt durch die Rote Armee Unter monatelangem Beschuss der weitgehend eingeschlossenen und zerstorten Stadt durch Artillerie und Tiefflieger versorgte er Verwundete Kranke und Gebarende in Krankenhausern Bunkern und Kellern hielt Andachten und Bibellesungen ab Eine Gelegenheit zur Flucht aus der Stadt nahm er nicht wahr auch motiviert durch seinen christlichen Glauben Lehndorff arbeitete arztlich weiter auch als sich die Situation in Konigsberg nach Eroberung durch die Rote Armee mit Plunderungen Morden und Massenvergewaltigungen in der durch Brandstiftungen in ein Flammenmeer verwandelten Stadt zur Apokalypse steigerte Ich bin so ausgeloscht dass ich nicht einmal mehr beten kann Das ist der Mensch ohne Gott die Fratze des Menschen Kann man uberhaupt von diesen Dingen schreiben den furchtbarsten die es unter Menschen gibt 2 Lehndorff machte auch die zeitweilige Austreibung der Konigsberger Restbevolkerung im April 1945 ins Samland mit kam in das Internierungslager Rothenstein des NKWD und setzte dann in der von Hunger Seuchen und massenhaftem Sterben heimgesuchten Stadt seine arztliche Tatigkeit unter Extrembedingungen bis Oktober 1945 fort Dann schlug Lehndorff sich in das westliche Ostpreussen und angrenzende Westpreussen durch eine Region die er aus Kinder und Jugendzeiten durch Besuche bei seinen Grosseltern gut kannte Er lebte unter elenden Bedingungen illegal zwischen restlichen Deutschen Polen und sowjetischen Besatzungssoldaten Haufig auf der Flucht war er mit arztlichen Hilfsleistungen tatig und erhielt dafur Naturalien Auf dem Gutsfriedhof von Januschau brachte er die aufgewuhlten Graber seiner Verwandten provisorisch wieder in Ordnung Neben den Vorfahren mutterlicherseits ruhten dort zwei seiner Bruder Lehndorff spurte auch die Stelle im Ort Kontken bei Stuhm auf wo seine Mutter ein Bruder und sechzehn andere Mitglieder des Trecks aus Januschau von Rotarmisten erschossen worden waren 3 Sie waren erst Wochen nach ihrem Tod vor Ort in einem Massengrab beerdigt worden Aus Rosenberg wo Lehndorff zuletzt im Krankenhaus gearbeitet hatte durfte er dann im Mai 1947 nach Deutschland ausreisen Seine Erlebnisse von 1945 bis 1947 nach der Eroberung seiner Heimat durch sowjetische Truppen legte Lehndorff in seinem Ostpreussischen Tagebuch nieder das bis heute immer wieder neu publiziert wird 2020 wurde die 35 Auflage veroffentlicht 4 und auch verfilmt wurde Die Kaliningrader Zeitung Nowyje Koljossa veroffentlichte einen Auszug in russischer Ubersetzung 5 1951 wurde Graf Lehndorf von der Georg August Universitat Gottingen zum Dr med promoviert 6 In Bad Godesberg betrieb er spater lange Jahre eine Klinik Er engagierte sich in der Krankenhausseelsorge und in der Diakonie Dem Johanniterorden gehorte Lehndorff ab 1949 als Ehrenritter und seit 1952 als Rechtsritter an Von 1954 bis 1962 fuhrte er die Preussische Genossenschaft des Johanniterordens als Kommendator 7 Sein 1968 gedichtetes Lied Komm in unsre stolze Welt ist als Nr 428 im aktuellen Evangelischen Gesangbuch EG enthalten als Nr 668 im Evangelisch Lutherischen Kirchengesangbuch ELKG der Selbstandigen Evangelisch Lutherischen Kirche als Nr 833 im Gesangbuch der Evangelisch reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz RG und als Nr 592 im Katholischen Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz KG Ehrungen BearbeitenJohann Hinrich Wichern Plakette des Diakonischen Werkes Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz 1971 Bundesverdienstkreuz 1 Klasse 1972 Agnes Miegel Plakette 1977 Preussenschild 1981 Paracelsus Medaille 1984 Graf von Lehndorff Strasse in Bonn 2006 Werke BearbeitenEin Bericht aus Ost und Westpreussen 1945 1947 Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost Mitteleuropa 3 Beiheft Bundesministerium fur Vertriebene Fluchtlinge und Kriegsgeschadigte Dusseldorf 1960 Ostpreussisches Tagebuch Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945 1947 Biederstein Munchen 1961 21 Auflage Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 49641 7 Taschenbuchausgabe dtv Munchen 1997 35 Auflage 2020 ISBN 3 423 30094 9 Platz 1 der Spiegel Bestsellerliste vom 18 Oktober bis zum 7 November 1961 und vom 17 Januar bis zum 15 Mai 1962 Die Briefe des Peter Pfaff 1943 1944 Hrsg Wuppertal 1964 Die Insterburger Jahre Mein Weg zur Bekennenden Kirche Munchen 1969 Humanitat im Krankenhaus christliche Vorschlage fur den Umgang mit Kranken Rex Munchen Luzern 1975 ISBN 978 3 7926 0068 9 Menschen Pferde weites Land Kindheits und Jugenderinnerungen Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 48122 1 Erstausgabe 1980 Lebensdank Kreuz Verlag Stuttgart 1983 ISBN 3 7831 0717 2 Literatur BearbeitenHans Friedrich von Ehrenkrook Jurgen von Flotow Genealogisches Handbuch der Graflichen Hauser Band I Band 2 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Glucksburg Ostsee 1952 S 246 ISSN 0435 2408 Wolfgang Herbst Hrsg Komponisten und Liederdichter des evangelischen Gesangbuchs Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch Bd 2 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1999 ISBN 3 525 50318 0 S 193f Volker Klimpel Von Insterburg nach Bonn Der Chirurg und Schriftsteller Hans Graf von Lehndorff 1910 1987 Chirurgische Allgemeine 11 Jahrgang Heft 5 2010 S 313 317Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hans von Lehndorff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Maren Gottschalk 04 09 1987 Todestag von Hans Graf von Lehndorff WDR ZeitZeichen vom 4 September 2017 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Weigelt Wir sahen seine Herrlichkeit Hans Graf von Lehndorff 1910 1987 zum 30 Todestag In www confessio augustana info CA Confessio Augustana Das Lutherische Magazin fur Religion Gesellschaft und Kultur abgerufen am 27 Juli 2023 Hans Graf von Lehndorff Ostpreussisches Tagebuch dtv Munchen 2010 S 67 und 73 Hans Graf von Lehndorff Ostpreussisches Tagebuch Biederstein Munchen 1961 S 258 Ostpreussisches Tagebuch dtv Verlag abgerufen am 29 Mai 2020 Friedrich Schmidt Kaliningrads ungeklartes Erbe In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31 August 2016 S 6 Dissertation Uber Beckenschaufel Osteomyelitis Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St Johannis vom Spital zu Jerusalem Hrsg Die Mitglieder des Erweiterten Kapitels des Johanniterordens von 1958 1999 Selbstverlag Nieder Weisel 1999 S 44 kit edu abgerufen am 17 August 2021 Normdaten Person GND 118571133 lobid OGND AKS LCCN n83182499 VIAF 30554521 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lehndorff Hans vonALTERNATIVNAMEN Lehndorff Hans Graf von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Chirurg und SchriftstellerGEBURTSDATUM 13 April 1910GEBURTSORT GraditzSTERBEDATUM 4 September 1987STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans von Lehndorff amp oldid 235874513