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Hans Georg Graf von Oppersdorff 8 Oktober 1866 in Oberglogau 21 Marz 1948 in Lourdes war ein deutscher Fideikommissherr Verbandsvertreter und katholischer Politiker Als einer der Hauptvertreter der integralistischen antimodernen Berliner Richtung innerhalb des katholischen Milieus gehorte er zu den umstrittensten katholischen Personlichkeiten vor dem Ersten Weltkrieg Daneben trat er fur den Ausgleich mit der polnischen Bevolkerung in den preussischen Ostprovinzen ein Hans Georg von Oppersdorff Inhaltsverzeichnis 1 Familie und Ausbildung 2 Verbandsvertreter 3 Parlamentarische Mandate 4 Hinwendung zum Integralismus 5 Konflikte mit der Zentrumspartei 6 Sprachrohr der Integralisten 7 Letzte Jahre 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksFamilie und Ausbildung Bearbeiten nbsp Schloss Oberglogau OberschlesienEr entstammte dem alten schlesischen Adelsgeschlecht von Oppersdorff Nach dem fruhen Tod seiner Eltern seines Vaters Hans von Oppersdorff und seiner Mutter Elisabeth geb de Talleyrand Perigord wurde er von seinem Grossvater Eduard von Oppersdorff erzogen Er besuchte die Stella Matutina Jesuitenkolleg in Feldkirch Danach studierte Oppersdorff Rechtswissenschaften in Bonn Berlin und Leipzig Im Jahr 1889 ubernahm er von dem Grossvater Eduard Graf von Oppersdorff den Familienbesitz zu dem auch das Schloss Oberglogau gehorte Insgesamt war der Besitz 6500 ha gross Im Jahr 1895 heiratete er Dorothea Leotine Maria Radziwill Der alteste Sohn Wilhelm Hans wurde noch im selben Jahre geboren Es folgten Eduard 1896 Dorothea 1897 Maria und Mathias 1899 und Elisabeth und Franz 1900 Anton 1902 Josef Ludwig 1903 Hedwig 1904 Candida 1907 und Ignatius 1910 Verbandsvertreter BearbeitenOppersdorff engagierte sich im Organisationswesen des katholischen Milieus Im Jahr 1899 war er erster Vizeprasident des deutschen Katholikentages in Neisse Im Jahr 1904 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken Seine Kandidatur fur den Vorsitz des deutschen Katholikentages 1908 in Dusseldorf scheiterte jedoch Im Zentralkomitee der deutschen Katholiken trat er mit Maximalforderungen wie der Wiederherstellung des Kirchenstaates hervor Seit dem Jahr 1900 war er Vorsitzender des Schlesischen Bauernvereins Neben der landwirtschaftlichen Interessenvertretung war er unter Fuhrung von Oppersdorff monarchistisch und christlich ausgerichtet In Schlesien bemuhte er sich um den Ausbau des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens und war 1906 Mitbegrunder der Zentralstelle christlicher Bauernvereine in Deutschland Parlamentarische Mandate BearbeitenDem preussischen Herrenhaus gehorte Oppersdorff seit 1897 an Er gehorte dort der konservativen Fraktion an Im Herrenhaus sprach er 1908 unter anderem gegen das antipolnische Enteignungsgesetz aber 1910 auch gegen eine preussische Wahlrechtsreform und 1911 gegen die Moglichkeit der Feuerbestattung Dem Reichstag gehorte er fur die Zentrumspartei ab 1907 an Er vertrat den Wahlkreis Glatz Habelschwerdt Weil er nach Angaben von Friedrich von Praschma fur sein Abgeordnetenburo und seine Bibliothek einen Aufwand betrieb der sein Vermogen uberstieg liess sich Oppersdorff auf Finanzspekulationen ein Quellenbeleg fehlt Hinwendung zum Integralismus BearbeitenIn einen politischen Gegensatz zu Felix Porsch und Teilen der Zentrumspartei in Schlesien geriet Oppersdorff als er dafur eintrat dass die Zentrumspartei den Polen entgegenkommen sollte Folgt man den Angaben von Karl Bachem war er in dieser Zeit noch auf Seiten der eher progressiven Kolner Richtung innerhalb der Zentrumspartei Danach hatte er sogar einen Sitz im Vorstand des Volksvereins fur das katholische Deutschland angestrebt Dies anderte sich aber bald Im Jahr 1910 loste er in der Zentrumspartei mit seinem Widerstand gegen eine Reichstagskandidatur von Martin Spahn der als Modernist galt erhebliche Unruhe in der Zentrumspartei aus Nachdem dieser in einer Nachwahl Reichstagsmitglied geworden war versuchte Oppersdorff ihn aus der Zentrumsfraktion herauszuhalten und betrieb dazu eine regelrechte Kampagne Spahn wurde vor allem dessen Bekenntnis zur Gleichberechtigung von Protestantismus und Katholizismus vorgeworfen Eine Streitschrift sandte Oppersdorff sogar an den Papst Die Reichstagsfraktion des Zentrums die vor einem Konflikt mit Rom zuruckscheute beschaftigte sich daraufhin in zehn Sitzungen mit der Frage ob man Spahn aufnehmen solle oder nicht Oppersdorff ging schliesslich einen Schritt weiter und veroffentlichte die Broschure Eine Gewissensfrage Ist Martin Spahn ein Zentrumsmann Dies nutzte nichts denn die Fraktion nahm Spahn schliesslich auf Oppersdorff gehorte spatestens seit dieser Zeit zu den strikten Antimodernisten in der Zentrumspartei Zeitweise im Bundnis mit Matthias Erzberger gehorte er zu den Unterstutzern des konservativen Bischofs von Breslau Georg von Kopp Oppersdorff war unter dem Decknamen Thomsk Mitglied einer Laiengruppe der von dem Pralaten Umberto Benigni geleiteten vatikanischen Geheimorganisation Sodalitium Pianum Konflikte mit der Zentrumspartei BearbeitenIn Konflikt mit weiten Teilen seiner Partei geriet Oppersdorff 1911 als er sich als einer von wenigen Zentrumsabgeordneten gegen eine Verfassung fur Elsass Lothringen aussprach weil er mit den vorgesehenen Bestimmungen zur Konfessionsschule und zur Sprachenfrage nicht einverstanden war Gegen kritische Berichte in der katholischen Presse ging Oppersdorff mit Klagen gegen fuhrende Publizisten vor Weitere offentliche Auseinandersetzungen gab es um Ausserungen des Paters Albert Maria Weiss Diese Auseinandersetzung eskalierte so weit dass Zentrumsblatter wie die Kolnische Volkszeitung den Parteiausschluss von Oppersdorff forderten Der Augustinus Verein als Verband der katholischen Presse schloss ihn wegen Beleidigungen gegen den Vorsitzenden Eduard Husgen 1911 aus Dagegen ging Oppersdorff letztlich erfolgreich mit einer Klage vor dem Reichsgericht vor In seinem bisherigen Wahlkreis hatte er nach den Konflikten kaum noch Chancen auf eine erneute Wahl Der Wahlkreis Fraustadt Lissa in der Provinz Posen stellte ihn schliesslich auf Ausserdem wurde er als Zahlkandidat fur die Reichstagswahl gleich in verschiedenen Wahlkreisen in und um Berlin aufgestellt Im Wahlkreis Fraustadt Lissa konnte sich Oppersdorff in der Stichwahl gegen den freisinnigen Stadtrat Karl Lohning den Kompromisskandidaten von Konservativen Nationalliberalen und Fortschrittlicher Volkspartei durchsetzen Unterstutzt wurde er von den polnischen Wahlern und dem Bund der Landwirte Diederich Hahn teilte kurz vor der Stichwahl mit Konnen von keinem Bundler verlangen Freisinnigen zu wahlen zumal gegen alten Bauernfuhrer dem ich nur herzlichst wunschen kann dass er dem neuen Reichstag wieder angehore 1 Es gab auch Berichte uber Wahlbestechungen Quellenbeleg fehlt Sprachrohr der Integralisten BearbeitenFur die Zentrumspresse war klar dass Oppersdorff nicht mehr Teil der Zentrumsfraktion sein wurde Zur konstituierenden Sitzung wurde er auch nicht eingeladen wie am 7 Februar 1912 in Berlin bekannt wurde 2 In der Folge brauchte er keine Rucksicht auf die Fraktionsdisziplin mehr zu nehmen und machte sich seit Anfang 1912 als Herausgeber der Zeitschrift Klarheit und Wahrheit zum Sprecher der integralistisch ausgerichteten Berliner Richtung innerhalb des katholischen Milieus Allen Annaherungen der Konfessionen und allen modernen Einflussen im Katholizismus erteilte Oppersdorff in seiner Zeitschrift eine Absage Hauptgegner waren die Kolner Richtung und die interkonfessionellen christlichen Gewerkschaften Angegriffen wurden insbesondere Julius Bachem und Felix Porsch aber auch zahlreiche andere Mittlerweile unterstutzte auch Matthias Erzberger nicht mehr die Positionen von Oppersdorff Stattdessen wandte er sich offentlich gegen diesen Unter anderem warf er Oppersdorff Inkonsequenz vor Wenn dieser die Interkonfessionalitat der christlichen Gewerkschaften kritisierte vergass er dass er selbst Mitglied der uberwiegend protestantischen konservativen Fraktion im Herrenhaus und Vorsitzender des konfessionsubergreifenden schlesischen Bauernverbandes sei Nicht nur seine Zeitschrift sondern auch ausgesprochen zentrumsfeindliche Blatter nutze Oppersdorff zu Angriffen vor allem gegen Porsch All dies fuhrte 1912 dazu dass Oppersdorff aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken abgewahlt wurde und die schlesische Zentrumspartei ihn aus der Partei ausschloss Im Jahr 1914 erreichte Oppersdorffs Kampf gegen die christlichen Gewerkschaften seinen Hohepunkt als er einen Briefwechsel mit Kardinal Kopp veroffentlichte Damit erreichte er indes das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung Es kam stattdessen zu grossen Versammlungen von Zentrumsanhangern die gegen den Integralismus und fur die christlichen Gewerkschaften demonstrierten Letzte Jahre BearbeitenMit dem Amtsantritt von Papst Benedikt XV verlor er auch in Rom vollig an Unterstutzung Oppersdorff der gegen die Interkonfessionalitat gekampft hatte bemuhte sich 1916 erfolgreich um die Aufnahme in die protestantisch dominierte konservative Fraktion im Reichstag Im Ersten Weltkrieg diente er im Kriegsministerium Nach dem Krieg machte er noch einmal auf sich aufmerksam Am 20 Marz 1921 sollte eine Volksabstimmung uber die weitere staatliche Zugehorigkeit Oberschlesiens entscheiden Nur der Ostteil des Kreises Neustadt O S mit Oberglogau gehorte zum oberschlesischen Abstimmungsgebiet Hans Georg Graf von Oppersdorff sprach sich fur eine Abtretung an Polen aus da Oberschlesien im katholischen Polen besser geborgen sei als im protestantischen glaubenslosen Norddeutschland Gleichwohl wurden in Oberglogau 4995 Stimmen 95 9 fur den Verbleib bei Deutschland abgegeben und 215 Stimmen waren fur den Anschluss an Polen Er ubergab 1930 seinen Besitz an seinen Sohn Wilhelm Hans von Oppersdorff und zog sich auf ein Schloss in Frankreich zuruck Einzelnachweise Bearbeiten Der Landbund fur einen Polenfreund in Kolnische Zeitung Nr 102 28 Januar 1912 S 1 Rheinisch Westfalische Zeitung 7 Februar 1912 S 1 Literatur BearbeitenGunnar Anger Oppersdorff Hans Georg von In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 21 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 110 3 Sp 1095 1112 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenHans Georg von Oppersdorff in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Tadeusz Wojciech Lange In Richtung Polen oder die unerwiderten Gefuhle des Grafen Oppersdorff erstmals 2002 veroffentlicht Zeitungsartikel uber Hans Georg von Oppersdorff in den Historischen Pressearchiven der ZBWNormdaten Person GND 117605719 lobid OGND AKS LCCN no98105158 VIAF 72175632 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oppersdorff Hans Georg vonALTERNATIVNAMEN Oppersdorff Hans Georg Graf von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Fideikommissherr Verbandsvertreter und Politiker Zentrum MdRGEBURTSDATUM 8 Oktober 1866GEBURTSORT OberglogauSTERBEDATUM 21 Marz 1948STERBEORT Lourdes Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Georg von Oppersdorff amp oldid 225516711