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Hans Dorn zwischen 1430 und 1440 moglicherweise in Sachsen 1506 in Wien 1 war ein osterreichischer Dominikaner und Mechaniker der an der Schwelle zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit neuartige Sonnenuhren und astronomische Instrumente schuf Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Erhaltene Arbeiten 4 Anmerkungen und Einzelnachweise 5 LiteraturLeben BearbeitenUber Hans Dorn gibt es nur sehr sparliche Informationen Georg Tannstetter zahlt ihn unter den Schulern von Georg Peuerbach und Johannes Regiomontanus auf 2 Da Peurbach der Lehrer Regiomontanus bereits 1461 verstarb durfte Hans Dorn in den 1450er Jahren an der Wiener Universitat bei den beiden studiert haben und in diesem Fall moglicherweise mit einem aus Sachsen stammenden Johannes de Dorn zu identifizieren sein der am 14 April 1447 an der philosophischen Fakultat wo auch die mathematischen Facher einschliesslich der Astronomie beheimatet waren immatrikuliert wurde 3 Laut Tannstetter trat er erst in der anschliessenden Zeit in den Orden der Dominikaner ein jedenfalls vor 1478 79 siehe unten schuf als Mitglied des Ordens bedeutende astronomische Instrumente und verbrachte sein Leben angeblich im Wiener Kloster des Ordens wo er in hohem Alter verstarb und bestattet wurde 2 Tatsachlich gehorte Dorn zu den Gelehrten die seit den spaten 1460er Jahren nach Ungarn an die von Konig Matthias Corvinus mit papstlicher Approbation vom 19 Mai 1465 gegrundete Universitas Istropolitana in Bratislava kamen wo Regiomontanus gemeinsam mit seinem zu dieser Zeit engsten Mitarbeiter dem polnischen Astronom Marcin Bylica aus Olkusz im deutschen Sprachgebiet besser bekannt als Martin Ilkusch im Juli 1467 zur Eroffnungsfeier der Universitat eintraf 4 Bylica der auf mehreren Instrumenten Hans Dorns mit seinem Namen und Wappen als Auftraggeber ausgewiesen ist erlangte in den darauffolgenden Jahren eine einflussreiche Stellung als Hofastronom und astrologischer Berater Corvins Als die Universitat Istropolitana 1471 von vielen Professoren verlassen wurde etablierte sich Bylica bis zum Tod Corvins 1490 dauerhaft an dessen Hof in Buda wahrend Regiomontanus nach Nurnberg ging und wahrscheinlich auch Dorn nach Wien zuruckkehrte 5 Seit etwa 1476 befand er sich jedoch erneut fur einige Jahre in ungarischen Diensten in Buda wo er mit Bylica an der Einrichtung eines Observatoriums beteiligt war und von wo er 1478 gemeinsam mit Bylica nach Nurnberg entsandt wurde mit dem Auftrag die Bucher und Instrumente aus dem Nachlass ihres zwischenzeitlich verstorbenen Lehrers Regiomontanus 1476 fur den ungarischen Hof zu erwerben 5 Wahrend des Aufenthalts in Nurnberg der sich bis 1479 hinzog ist Dorn als der andechtige geistliche bruder hanns Dorn predigerordens bezeugt 1 so dass er zu dieser Zeit Mitglied des Ordens offizieller Name Ordo Praedicatorum gewesen war Nachdem das Anliegen der beiden durch einen Beschluss des Nurnberger Rates vom 20 Februar 1479 abschlagig beschieden worden war kehrte Bylica nach Buda zuruck und mit ihm moglicherweise auch Dorn der in den folgenden Jahren mehrere Instrumente fur Bylica baute Spatestens nach dem Tod Corvins 1490 ist er dann nach Wien zuruckgekehrt da er sich 1491 auf einem seiner Instrumente einem Nocturlabium kombiniert mit einer Buchsensonnenuhr inschriftlich als HANNS DORN PREDIGER ORDEN VON WIEN bezeichnet 6 Auch Thomas Dainer der 1501 als Sekretar des ungarischen Gesandten an der Romischen Kurie dem Herzog von Ferrara uber dieses und weitere Instrumente Bericht erstatte die Ladislaus II von seinem Vorganger Corvinus geerbt hatte gibt dort uber deren Erbauer an dass dieser ein sehr alter Dominikanermonch in Wien sei 7 Einige seiner Gerate wurden von Bylica aus Buda nach Krakau mitgenommen wo er sie als sein Erbe der Jagiellonen Universitat uberschrieb Nachdem Bylca 1493 gestorben war wurden sie 1494 dort feierlich den Professoren vorgestellt Im Wiener Dominikanerkloster ist weder das Grab noch ein schriftliches Zeugnis des Wirkens Hans Dorns erhalten 1 Werk BearbeitenDorns Buchsensonnenuhren enthielten als erste eine Scheibe mit dem Kurvennetz der Vorderseite des Astrolabs mit den Kurven des Aquators der beiden Wendekreise und der ungleich langen Stunden Planetenstunden offenbar zur Umwandlung der gewohnlichen Stunden in die Planetenstunden Bei der Vorderseite des Astrolabs handelt es sich um die stereographische Projektion der Himmelskreise auf die Tangentialebene im Nordpol 8 Dorn verband auch zwei Instrumente zu einem das bereits genannte Instrument von 1491 verbindet eine Sternuhr Noctolabium also ein Instrument zur Bestimmung der nachtlichen Uhrzeiten anhand des Standes der nordlichen Zirkumpolarsterne mit einer im Griff angebrachten kleinen Buchsensonnenuhr zur Bestimmung der Uhrzeiten des Lichttages anhand des Sonnenstandes 6 Ahnlich hat er eine Monduhr mit einer Buchsensonnenuhr kombiniert 9 Eine besonders sinnige und geschichtlich innovative Verbindung zweier Instrumente ist sein bekanntestes Werk der nach dem Auftraggeber mitbenannte Dorn Bylica Globus von 1480 ein Globus des Sternhimmels mit einem auf dem Meridianring beweglich aufmontierten planispharischen Astrolab von dem zwei mit einer Gradeinteilung skalierte Viertelkreisbogen auf die Horizontplatte des Globus herabgefuhrt sind Zweck und Verwendungsweise dieses Doppelinstruments wurde erst in jungerer Zeit 1983 wieder von dem ungarischen Historiker Bartha Lajos erkannt 10 War der Globus mit seinem Nordpol prazise am Pol des observierten Himmels ausgerichtet und somit auch auf den geographischen Breitengrad der aktuellen Observation eingestellt wofur ein zusatzlich angebrachter Kompass Hilfe leistete und war er zusatzlich durch Anvisieren eines gut sichtbaren Sterns durch Ausrichtung des Meridianrings an dessen Kulminationspunkt auf die aktuelle siderische Zeit eingestellt dann konnte fur jeden durch den Loch Diopter des drehbaren Astrolabs anvisierten Stern des Nachthimmels dessen Hohenwinkel an der Grundplatte Mater des Astrolabs abgelesen und anschliessend durch Auffindung dieses Winkelgrades auf der Skala der mit dem Astrolab drehenden Viertelkreisbogen die Position des anvisierten Sterns auch auf dem Globus ermittelt werden Ebenso war es umgekehrt moglich einen auf dem Globus abgebildeten Stern unter den in die Ausgangsposition zuruckgesetzten Viertelkreisbogen zu verschieben und anhand des dort dann ablesbaren Gradwinkels den Dipoter des Astrolabs auf ebendiesen Stern am Nachtwinkel auszurichten In der Literatur ist ein solcher Sternfinder erstmals um 1500 also erst zwanzig Jahre nach dem Bau dieses Instruments bei Stephan Rosinus beschrieben Im 16 und 17 Jahrhundert hat das Verfahren dann weite Verbreitung fur Zwecke der Observation im Unterricht der Astronomie erlangt Eindeutig mit dem Namen Han n s Dorn signiert ist nur die mit der Sternuhr kombinierte Buchsensonnenuhr von 1491 Aufgrund einiger Besonderheiten die fur diese Sonnenuhr und einige weitere Gerate gemeinsam sind werden auch die letzteren ihm zugeschrieben Sie zeichnen sich alle durch gewisse Vorzuge der Wiener Schule aus und konnen daher nur von einem sehr geschickten Mechaniker wie Hans Dorn gebaut worden sein Ahnlichkeiten zwischen der Buchsensonnenuhr von 1476 und einigen 1455 1456 entstandenen Geraten lassen vermuten dass Dorn schon als Gehilfe Peuerbachs sich damals durch sorgfaltige Arbeit auszeichnete 1 Als Erbauer der beiden Sonnenuhren an den Kirchen in Kosice Kaschau und Spisske Podhradie Zipser Kapitel in der damals zu Ungarn gehorenden Slowakei kommt nur Hans Dorn in Betracht 11 Erhaltene Arbeiten Bearbeiten1476 Buchsensonnenuhr aus versilbertem und vergoldetem Messing 63 63 mm Beschriftung Istud instrumentum ad omnem regionem in universo mundi 1476 Wurttembergisches Landesmuseum Stuttgart Inv WM 12364 1477 Sonnenuhr am Dom zu Kosice eine Suduhr mit Polstab 1886 wurde Zifferblatt geweisst und Ziffern geschwarzt Sonnenuhr an der Kirche in Spisske Podhradie eine sehr ahnliche Uhr wie die von 1477 in Kosice 1479 Viereckige Buchsensonnenuhr aus vergoldetem Messing 65 65 mm Beschriftung MARIA HILF VNS AN 1479 und ISTVD AD OMNEM REGIONEM Adler Planetarium Chicago Sammlung Mensing Inv 288 12 1480 Himmelskugel aus Messing kombiniert mit Astrolab Dorn Bylica Globus Umfang 132 cm Gesamthohe 124 cm auf der sudlichen Ecke der Horizontalplatte zusatzlich eingebaut ein Kompass und eine Sonnenuhr deren schattenwerfender Faden auf die geographische Breite von 47 31 ausgerichtet ist was der Lage von Buda entspricht Jagiellonische Bibliothek Krakau 13 1481 Viereckige Buchsensonnenuhr aus vergoldetem Messing wie die von 1479 aber mit anderem Ortsverzeichnis Museum of the History of Science Oxford Inv G425 Buchsensonnenuhr aus Messing mit 5 Angeln die durch einen Stift zusammengehalten werden mit einer Monduhr 86 86 mm Museum fur Kunst und Gewerbe Hamburg Inv 1893 2 14 1486 Messingenes Astrolab Durchmesser 452 mm Universitatssternwarte Krakau 15 Torquetum Turkengerat aus Messing nicht vollstandig erhalten Grundplatte Aquatorscheibe Ekliptikscheibe mit ihrem Aufsatz der Breitenscheibe nebst der hangenden halbkreisformigen Scheibe Universitatssternwarte Krakau 16 Armillarsphare des Jagellonischen Globus vermutlich 1515 mit einer neuen Erdkugel versehen und auch spater verandert Jagellonen Universitat Krakau 17 1491 Sternuhr aus versilbertem Kupfer im Griff mit Buchsensonnenuhr kombiniert und dort signiert HANNS DORN PREDIGER ORDEN VON WIEN British Museum London Inv 1894 0615 1 6 Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Ernst Zinner Deutsche und niederlandische astronomische Instrumente S 293 a b Tabulae Eclypsium Magistri Georgij Peurbachij Tabula Primi mobilis Joannis de Monte regio herausgegeben von Georg Tannstetter Wien 1514 S 17 online Lajos Bartha Ein Renaissance Himmelsglobus S 40 Darin Hayton Martin Bylica at the Court of Matthias Corvinus S 188 a b Darin Hayton Martin Bylica at the Court of Matthias Corvinus S 194 a b c Abbildung British Museum Inv 1894 0615 1 Ernst Zinner Deutsche und niederlandische astronomische Instrumente S 293 gibt die Aufschrift stattdessen in der Form Hans Dorn Predigerorden auf Wien wieder Zusammenfassende Wiedergabe des Inhalts der Schreiben Dainers bei Ernst Zinner Leben und Wirken S 121 vgl auch derselbe Deutsche und niederlandische Instrumente S 293 und Zofia Ameisenowa The Globe of Martin Bylica of Olkusz S 46 Ernst Zinner Deutsche und niederlandische astronomische Instrumente S 101 Ernst Zinner Deutsche und niederlandische astronomische Instrumente S 165 Lajos Bartha Ein Renaissance Himmelsglobus S 38 40 Ernst Zinner Deutsche und niederlandische astronomische Instrumente S 297 Abbildung in Sammlung Mensing Altwissenschaftliche Instrumente Katalog Amsterdam 1924 Abbildung bei Ernst Zinner Leben und Wirken Abb 89 90 ausserdem bei Lajos Bartha Ein Renaissance Himmelsglobus S 38 S 45 und mit zahlreichen Details auf 46 Tafeln im Anhang zu Zofia Ameisenowa The Globe of Martin Bylica of Olkusz Abbildung in Ernst Zinner Deutsche und niederlandische astronomische Instrumente Taf 25 1 Abbildungen bei Ernst Zinner Leben und Wirken Abb 76 77 und Ludwik Antoni Birkenmajer Marcin Bylica z Olkusza oraz narzedzia astronomiczne ktore zapisal Uniwersytetowi Jagiellonskiemu w roku 1493 Akademia Umiejetnosci Krakow 1892 S 94 98 Abbildung bei Ernst Zinner Leben und Wirken Abb 92 Abbildung bei Luther Stevenson Terrestrial and Celestial Globes New Haven 1927 Bd I Abbildung 36 Literatur BearbeitenErnst Zinner Leben und Wirken des Johannes Muller von Konigsberg genannt Regiomontanus Munchen Beck 1938 Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Ernst Zinner Deutsche und niederlandische astronomische Instrumente des 11 18 Jahrhunderts Munchen Beck 1956 Nachdruck 1979 ISBN 3 406 03301 6 besonders S 292 297 Zofia Ameisenowa The Globe of Martin Bylica of Olkusz and Celestial Maps in the East and in the West ubersetzt von Andrzej Potocki Breslau Krakau Warschau Wydawnictwo Polskiej Akademii Nauk 1959 Polska Akademia Nauk Komitet Historii Nauki Monografie z Dziejow Nauki i Techniki 11 Lajos Bartha Ein Renaissance Himmelsglobus als astronomisches Instrument der Dorn Bylica Globus aus dem Jahr 1480 A Renaissance Celestial Globe as an Astronomic Instrument the Dorn Bylica Globe 1480 In Der Globusfreund 38 39 fur 1990 91 S 37 44 deutscher Text mit englischer Ubersetzung Darin Hayton Martin Bylica at the Court of Matthias Corvinus Astrology and Politics in Renaissance Hungary In Centaurus 49 2007 S 185 198 Normdaten Person GND 121403378 lobid OGND AKS VIAF 868705 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dorn HansKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Dominikaner Schopfer von Sonnenuhren und astronomischen InstrumentenGEBURTSDATUM zwischen 1430 und 1440GEBURTSORT unsicher SachsenSTERBEDATUM 1506STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Dorn Mechaniker amp oldid 232844379