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Die Hallesche Marktplatzverwerfung auch als Halle Storung oder Hallesche Storung bezeichnet ist eine nordwest sudost streichende nach Nordosten einfallende tektonische Hauptstorung in Mitteldeutschland die die Merseburger Scholle im Sudwesten von der Halle Wittenberger Scholle im Nordosten trennt und dabei unter anderem den Marktplatz der Stadt Halle Saale quert Dort verlauft sie zwischen Ratshof Handeldenkmal und Marktkirche Dies bildet eine fur eine Grossstadt in Deutschland einmalige Situation Inhaltsverzeichnis 1 Geologie 1 1 Allgemeines 1 2 Solequellen 2 Lage und Verlauf innerhalb der Stadt 3 Bedeutung fur die Stadtentwicklung 4 Besichtigung mittels Geoskop 5 QuellenGeologie BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Das nordwest sudost herzynische Streichen der Verwerfung legt nahe dass sie bereits variszisch also im Oberkarbon vor ca 300 Millionen Jahren angelegt wurde Plattentektonische Ereignisse im spaten Jura mit Hohepunkt in der Kreide vor mehr als 65 Millionen Jahren fuhrten zu einer Reaktivierung unter anderem auch der Halleschen Storung Im Stadtgebiet von Halle wurde die nordostlich gelegene Scholle Halle Wittenberger Scholle gegen die sudwestliche Scholle Merseburger Scholle strukturell Teil des Thuringer Beckens um 600 ortlich um bis zu 1500 m aufgeschoben Dies geschah nicht plotzlich sondern vielmehr uber einen Zeitraum von ungefahr 30 Millionen Jahren vermutlich verbunden mit zahlreichen Erdbeben Ausserhalb des Stadtgebietes von Halle geht die Verwerfung sowohl nach Nordwesten als auch nach Sudosten in eine zum Teil bis zu mehrere hundert Meter breite Storungszone Staffelbruch uber wobei sich auch der Versatzbetrag mit zunehmendem Abstand zur Stadt sukzessive verringert Im Raum Grosskugel sind es nurmehr 20 m Von der Verwerfung geht heute keine Erdbebengefahr mehr aus Die Hebung der Halle Wittenberger Scholle nordostlich der Storung fuhrte zur erosiven Freilegung einst von mesozoischen Schichten uberlagerter rotliegendzeitlicher Porphyre und Molassesedimente der Saale Senke die heute aber grosstenteils von geringmachtigen kanozoischen Sedimenten uberdeckt sind Die Merseburger Scholle sudostlich der Storung wurde weniger stark bzw relativ zur nordostlichen gar nicht gehoben und war deshalb weit weniger von Erosion betroffen Hier sind daher mesozoische Gesteine des Buntsandsteins und Muschelkalks Trias erhalten liegen aber grosstenteils ebenfalls unterhalb geringmachtiger kanozoischer Sedimente Solequellen Bearbeiten nbsp Eingang zum Gutjahr Brunnen Nahe HallmarktNahe der Storung sind die Schichten der Merseburger Scholle angeschleppt Das heisst sie sind durch die Bewegung an der Storungsflache aufwarts gebogen Dadurch beissen die Schichten der Zechsteinserie die eigentlich mehrere hundert Meter tief unter dem Mesozoikum der Merseburger Scholle lagern in einem schmalen Streifen an der Erdoberflache aus Sie bestehen im Stadtgebiet von Halle an und nahe der Oberflache aus einem sehr murben Residualgestein einem Dolomitgrus das zum einen aus der tektonischen Beanspruchung an der Storung und zum anderen aus der Ablaugung eines Grossteils der zumeist relativ leicht wasserloslichen Sedimentgesteine der Zechsteinserie durch einsickerndes Oberflachenwasser hervorgegangen ist In der Tiefe und nach Sudwesten mit zunehmendem Abstand zur Storung gehen sie in festes Dolomit und Anhydrit bzw Gipsgestein sowie Steinsalz uber Da Teile der Zechstein Schichten aus sehr leicht loslichem Steinsalz bestehen ist das Tiefengrundwasser das in diesen Schichten zirkuliert stark salzhaltig Sole Der im Gegensatz zum Gips deutlich porosere und wasserdurchlassigere permeablere Zechsteindolomit fungiert als Hauptleiter fur die Sole und leitet sie bis zur Storung wo sie im Stadtgebiet von Halle am Ausbiss des Zechsteins bis dicht unter die Erdoberflache aufdringt Lage und Verlauf innerhalb der Stadt BearbeitenAuf der Merseburger Scholle liegen die Stadtteile Neustadt Sudstadt und Silberhohe Das Paulus und Muhlwegviertel grosse Teile der Altstadt und Halle Ost liegen auf der Halle Wittenberger Scholle Im Stadtzentrum verlauft die Verwerfung quer uber den Marktplatz Das leicht schief stehende westliche Turmpaar der Marktkirche St Marien wird auf schwierige Grundungsverhaltnisse zuruckgefuhrt da infolge der Verwerfung unterschiedliche Bodenverhaltnisse vorhanden sind Bedeutung fur die Stadtentwicklung BearbeitenDie grosste Bedeutung fur die Stadt hat die Hallesche Storung hinsichtlich der speziellen geologischen Situation die sie im Stadtgebiet geschaffen hat und die zur Entstehung der Solequellen fuhrte Die vier altesten historisch belegbaren Solebrunnen Gutjahr Meteritz und Hackeborn sowie Deutscher Born liegen oder lagen allesamt im heutigen Stadtzentrum in der Nahe der Verwerfung Die Salzgewinnung in den Salinen war vor allem im Mittelalter von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung und gilt als Ursprung fur den Namen der Stadt siehe auch Geschichte der Saline in Halle Besichtigung mittels Geoskop Bearbeiten nbsp Westseite des Marktplatzes am Ausgang zur Strasse An der Marienkirche mit dem Goldsole Brunnen links und dem Geoskop rechts vor der Kirche Im Rahmen des Marktplatzumbaus bis 2006 wurde an der Westseite des Platzes nahe der Marktkirche ein Geoskop geschaffen Es handelt sich dabei um einen Edelstahlkasten uber einer mehreren Meter tiefen Schachtung Durch den Glasdeckel des Kastens hindurch konnen interessierte Passanten den Verlauf der Verwerfung uber eine Lange von einigen Metern unterirdisch betrachten Das Geoskop befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Goldsole Brunnens eines ebenfalls 2006 eingeweihten Wasserspiels das die einst so bedeutenden Solequellen symbolisiert Quellen BearbeitenHolger Brulls Thomas Dietzsch Architekturfuhrer Halle an der Saale Dietrich Reimer Verlag Berlin 2000 ISBN 3 496 01202 1 Dietrich Franke Regionalgeologie Ost Geologisches Online Nachschlagewerk fur Ostdeutschland mit rund 2500 seitigem Lexikonteil PDF 19 MB und separat downloadbaren Karten und Tabellen u a mit einer Karte des tektonischen Baus der Halle Wittenberger Scholle PDF 470 kB A Kampe J Luge M Schwab Die Lagerungsverhaltnisse in der nordlichen Umrandung des Lobejuner Porphyrs bei Halle Saale In Geologie Bd 14 Nr 1 1965 S 26 46 ISSN 0046 5747 Manfred Fruhauf Naturliche Gunstfaktoren fur die An Lage und Entwicklung von Halle im Spiegelbild erdgeschichtlicher Zeugen In Klaus Friedrich Manfred Fruhauf Hrsg Halle und sein Umland Geographischer Exkursionsfuhrer 2 Auflage Mitteldeutscher Verlag Halle 2006 ISBN 3 89812 167 4 S 18 33 Die Halle Storung und Geologie Boden und Grundwasser in Umweltatlas Halle Saale V2 0 Halle neu entdecken auf dem Geologischen Lehrpfad Die Hallesche Marktplatzverwerfung Faltblatt Herausgegeben von der Stadt Halle Saale 2006 online auf halle de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hallesche Marktplatzverwerfung amp oldid 231619719