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Halbruderale Trockenrasen sind Pflanzengesellschaften auf trockenen Ruderalflachen Trockenweiden und Trittrasen die vorwiegend aus Sussgrasern und anderen krautigen Pflanzen bestehen Die halbruderalen Trockenrasen sind eine Auspragung der ruderalen Wiesen auf warmtrockenen Standorten Ruderale Wiesen bilden graserdominierte grunlandartige Vegetationsbestande die nicht landwirtschaftlich genutzt werden sondern als Beiprodukt anderer Nutzungen oder Pflegemassnahmen entstehen Typischerweise findet man sie z B an Wegrandern an Dammen und Boschungen und an anderen Stellen die regelmassig gemaht oder geschnitten werden ohne dass eine Nutzung des Aufwuchses beabsichtigt ware Sie konnen auch als Sukzessionsstadien bei der Besiedlung vegetationsfreier Flachen entstehen Wahrend die ruderalen Wiesen frischer Standorte in der Regel in ihrer Artenkombination Fettwiesen ahneln in die ruderale Hochstauden eingesprengt sind sind diejenigen besonders warmer und trockener Standorte floristisch eigenstandiger Entsprechende Bestande finden sich optimal ausgepragt nur unter kontinentalen bzw subkontinentalen Klimabedingungen Im pflanzensoziologischen System beschreibt man die halbruderalen Trockenrasen als pflanzensoziologischer Verband Artemisio Agropyrion intermedii Muller Gors 1969 1 Viele Vegetationskundler die die Eigenstandigkeit besonders hervorheben stellen sie in die Ordnung Agropyretalia intermedii repentis in der Klasse der Agropyretea intermedii repentis welche neben den Halbruderalen Trockenrasen noch die Halbruderalen Halbtrockenrasen Convolvulo Agropyrion repentis umfasst Andere Autoren ordnen sie allerdings wegen zahlreicher gemeinsamer Arten den ausdauernden Ruderalfluren Artemisietea zu In den Gesellschaften dominieren die sich ersetzenden Agropyron Arten Gemeine Quecke Agropyron repens oder Graugrune Quecke Agropyron intermedium Daneben kommen in der Regel Ruderalarten und Arten der Kalktrocken und Halbtrockenrasen Festuco Brometea vor Artenreiche Wiesen gehoren zu den sogenannten FFH Biotopen und geniessen nach EU Recht Natura 2000 eigentlich einen besonderen Schutz Die ruderalen Trockenrasen sind allerdings dadurch nicht geschutzt 2 In dem Wiesentyp dominieren neben den Queckenarten haufig Ackerwinde Convolvulus arvensis und Wermut Artemisia absinthium Okologisch sind die Bestande zwischen den steppenartigen Trockenrasen Stipo Poion und ruderalen Queckenrasen Agropyretalia repentis angesiedelt In der Schweiz kommen ruderale Trockenrasen besonders in den inneralpinen Trockentalern vor daneben auch in trockenwarmen Gebieten im Tessin sowie entlang dem Jura Sudfuss Genf im schaffhausischen Randen und grenznahen Hegau sowie Basel Stadt In Deutschland findet man entsprechend eingeordnete Bestande besonders im Mitteldeutschen Trockengebiet Die Pflanzengesellschaft erschliesst rasch aufgelassene Acker oder offene Stellen im extrem trockenen Grunland Erdanrisse Weidetritte Hier zeigt sich die typische Eigenschaft der Queckenrasen mit ihren Auslaufern auch grossere Erdflachen rasch zu uberziehen Zu den Kennarten des Stipo Poion und Agropyretalia gesellen sich stets trockenheitsertragende Ruderalarten die ihren Schwerpunkt in den Onopordetalia xerotherme Ruderalgesellschaften mit vielen zweijahrigen Arten haben Bestande in denen Ruderalarten mehr als 50 Deckungsgrad erreichen rechnet aber man nicht hierher Auch Bestande in denen Arten der subkontinentalen Trockenrasen Steppenrasen des Verbands Cirsio Brachypodion stark vertreten sind gehoren nicht dazu Halbruderale Trockenrasen werden pflanzensoziologisch unterschiedlich aufgefasst Den schweizerischen Bestanden am nachsten kommt das in Mucina at al 1993 angegebene Agropyro Artemisietum das dort dem Verband Stipo Poion zugeordnet wird Die Definition nach Eggenberger et al 2001 schliesst auch Gesellschaften des Halbruderalen Halbtrockenrasen Convolvulo Agropyrion mit ein Gesellschaftstypische Arten Graugrune Quecke Agropyron intermedium syn Elymus hispidus Dunen Quecke Agropyron pungens syn Elymus athericus Gemeine Ochsenzunge Anchusa officinalis Wermutkraut Artemisia absinthium Gemusespargel Asparagus officinalis Schwarznessel Ballota nigra Sparrige Trespe Bromus squarrosus Dach Trespe Bromus tectorum Orientalisches Zackenschotchen Bunias orientalis Kleinfruchtiger Leindotter Camelina microcarpa Pfeilkresse Cardaria draba syn Lepidium draba Knorpellattich Chondrilla juncea Ackerwinde Convolvulus arvensis Besenrauke Descurainia sophia Schmalblattriger Doppelsame Diplotaxis tenuifolia Gemeine Sichelmohre Falcaria vulgaris Farberwaid Isatis tinctoria Acker Wachtelweizen Melampyrum arvense Siebenburger Perlgras Melica transsilvanica Schopfige Traubenhyazinthe Muscari comosum Katzenminzen Nepeta sp Gelbe Hauhechel Ononis natrix Eselsdistel Onopordum acanthium Filzige Pestwurz Petasites spurius Schmalblattriges Rispengras Poa angustifolia Zusammengedrucktes Rispengras Poa compressa Gelber Wau Reseda lutea Schlitzblattrige Schwarzwurzel Scorzonera laciniata Steife Rauke Sisymbrium strictissimum Grosser Bocksbart Tragopogon dubius Turmkraut Turritis glabra Mehlige Konigskerze Verbascum lychnitis Esparsetten Wicke Vicia onobrychioidesSchweiz BearbeitenAuswertung der nationalen Kartierung der Trockenwiesen und Trockenweiden 3 4 Bisher vor der Kartierung des VS wurden Gesellschaften der halbruderalen Trockenrasen nur selten gefunden Da die Hauptverbreitung in den noch nicht kartierten Regionen Engadin und VS liegt werden sich die Zahlen noch andern Der artenreiche halbruderale Trockenrasen gilt als naturschutzerisch uberdurchschnittlich wertvoll Vorkommen halbruderale Trockenflachen ausschliesslich in sudlicher Exposition zu 80 unter 1000 m u M nicht im SommerungsgebietHaufigkeit 0 1 der erfassten Flachen 1 der genannten Schutzobjekte 16 Nennungen absolutDie wichtigsten Vegetationstypen sind 25 echter halbruderaler Trockenrasen mit mindestens 6 Arten aus der Artengruppe 50 Ubergange zum Steppenrasen Stipo Poion Arten dieser Gruppe dominieren v a Festuca valesiaca 25 Ubergange zum Halbtrockenrasen Mesobromion Arten dieser Gruppe dominieren v a Bromus erectus Nutzung Aus den bisherigen Zahlen kann bereits geschlossen werden dass die Gesellschaft nur ausnahmsweise gemaht wird Manchmal werden die Flachen extensiv mit Schafen beweidet meist aber liegen sie brach Wiesen 5 Weiden 40 Brachen 55 Literatur BearbeitenStefan Eggenberg Thomas Dalang Michael Dipner Cornelia Mayer Kartierung und Bewertung der Trockenwiesen und weiden von nationaler Bedeutung Technischer Bericht In Schriftenreihe Umwelt Band 325 Bundesamt fur Umwelt Wald und Landschaft Bern 2001 Raymond Delarze Yves Gonseth Pierre Galland Lebensraume der Schweiz Okologie Gefahrdung Kennarten Ott Thun 1999 ISBN 3 7225 6749 1 als Convolvulo Agropyrion 4 6 1 Heinz Ellenberg Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in okologischer dynamischer und historischer Sicht UTB fur Wissenschaft Grosse Reihe Band 8104 5 stark veranderte und verbesserte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 1996 ISBN 3 8252 8104 3 als Artemisio absinthii Elymion Erich Oberdorfer Suddeutsche Pflanzengesellschaften Teil II Sand und Trockenrasen Heide und Borstgras Gesellschaften alpine Magerrasen Saum Gesellschaften Schlag und Hochstauden Fluren 2 Aufl Gustav Fischer Jena Stuttgart New York 1978 ISBN 3 437 30282 5 als Artemisio Agropyrion intermedii Ladislav Mucina Georg Grabherr Thomas Ellmauer Hrsg Die Pflanzengesellschaften Osterreichs Teil 1 Anthropogene Vegetation Gustav Fischer Jena Stuttgart New York 1993 ISBN 3 334 60452 7 Gesamtwerk S 192 202 als Agropyro Artemisietum und Convolvulo Agropyrion Pierre Devillers Jean Devillers Terschuren Jean Pierre Ledant Corine biotopes manual Habitats of the European Community A method to identify and describe consistently sites of major importance for nature conservation European Communities Luxemburg 1991 ISBN 92 826 3228 8 als ruderal communities 87 Michael Dipner Gerber Gaby Volkart et al 2010 Trockenwiesen und weiden von nationaler Bedeutung Vollzugshilfe zur Trockenwiesenverordnung Umwelt Vollzug Nr 1017 BAFU Bundesamt fur Umwelt Bern 83 Seiten PDF Einzelnachweise Bearbeiten Theo Muller Sabine Gors Halbruderale Trocken und Halbtrockenrasen In Vegetatio Band 18 Nr 1 6 1969 S 203 221 doi 10 1007 BF00332836 European Commission DG Environment Interpretation Manual Of European Union Habitats EUR27 2007 PDF Datei Stefan Eggenberg Thomas Dalang Michael Dipner Cornelia Mayer Kartierung und Bewertung der Trockenwiesen und weiden von nationaler Bedeutung Technischer Bericht In Schriftenreihe Umwelt Band 325 Bundesamt fur Umwelt Wald und Landschaft Bern 2001 Michael Dipner Gerber Gaby Volkart et al 2010 Trockenwiesen und weiden von nationaler Bedeutung Vollzugshilfe zur Trockenwiesenverordnung Umwelt Vollzug Nr 1017 BAFU Bundesamt fur Umwelt Bern 83 Seiten PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Halbruderaler Trockenrasen amp oldid 234721597