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Die Hainkirche St Vinzenz ist ein evangelisch lutherischer Kirchenbau im Leipziger Stadtteil Lutzschena vorher war sie die Kirche der ostlich von Schkeuditz gelegenen Gemeinde Hanichen Durch das Unionsdekret des Merseburger Bischofs Sigismund von Lindenau vom 26 Juli 1537 waren die Gemeinden Lutzschena und Hanichen mit Quasnitz insoweit verbunden dass sie u a von einem gemeinsamen Pfarrer betreut wurden Die ev luth Hainkirche St Vinzenz in Leipzig Lutzschena Blick von Nord OstenInhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Glocken 3 Orgel 4 Besondere Ausstattungsstucke 4 1 Romanik 4 2 Spatgotik 4 3 Renaissance 4 4 Barock 4 5 20 Jahrhundert 4 6 21 Jahrhundert 5 Schule 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenWahrend des 6 Jahrhunderts siedelte sich im Gebiet der unteren Weissen Elster der westslawische Volksstamm der Sorben an Sie waren hier Randbewohner des ostfrankisch deutschen Reiches und wurden seit dem 10 Jahrhundert christianisiert Einen fruhen kirchlichen Mittelpunkt bildete dabei die Grosspfarrei St Alban in Schkeuditz Sie reichte im Westen wenigstens bis nach Oberthau und im Osten anfanglich bis nach Wahren Als im 11 12 Jahrhundert ein wachsender Zustrom deutscher Kolonisten einsetzte begann man das damals noch ausgedehnte Wildland zu roden nbsp Die Kirche in Hanichen um 1840 nbsp Die Kirche in Hanichen zwischen 1847 und 1906Ein Beispiel aus dieser Zeit ist auch die Grundung von Hanichen Man legte damals eingeschoben zwischen die sorbischen Weiler Modelwitz Ort im feuchten Gelande und Quasnitz Siedlung auf saurem Boden einen kleinen Hagen gehegter Ort 1337 Heynigen 1431 Heynichen 1753 Hanichen an Zu ihm gehorte nach dem Verstandnis der Neusiedler auch der Bau einer Kirche Obwohl zumindest spater ein eigener Pfarrer nachzuweisen ist behielt sie bis in das 19 Jahrhundert eine rechtliche Abhangigkeit von der Pfarrei Schkeuditz Ursprunglich zahlten zur Kirche Hanichen neben Quasnitz ausserdem die zwei im Mittelalter wieder wust gewordenen Siedlungen Heide und Kalter Born hier auch schon sorbische Funde Nachdem zuerst vielleicht eine Holzkirche errichtet worden war entstand um 1200 ein solider Steinbau der mit Veranderungen bis in unsere Zeit reicht Von ihm erhalten sind jetzt wieder innen im Sockelbereich zu sehen weithin die Wande des Kirchensaales und in ihnen in einem Fall umgesetzt vier originale romanische Fenster Das ebenfalls originale steinerne Rundbogenfeld uber dem Eingang von Norden ging noch bei der Kirchenerweiterung von 1906 verloren Der erste Steinbau hatte keinen Turm und stand etwas hangseitig auf einer leichten Anhohe zur Elsteraue Die vorhandenen Baumerkmale sprechen nicht fur eine Wehrkirche Das trifft auch fur die zunachst auffalligen Gelandeabgrabungen westlich und vor allem nordlich der Kirche zu in der Hauptsache sind sie auf verkehrs und bautechnische Eingriffe spaterer Zeit zuruckzufuhren Die Funktion einer letzten Zuflucht hat einst aber das Kirchengebaude zweifellos besessen nbsp Grundriss der Kirche um 1890Eine nachhaltige Veranderung erlebte der Baukorper erstmals in der Spatgotik Unklar bleibt ob die Neuweihe des Altars von 1321 dessen Urkunde ubrigens den hl Vinzenz von Saragossa als personlichen Schutzpatron der Kirche nennt als eine Folge von Baumassnahmen anzusehen ist Mit Sicherheit sind diese jedoch dann aus der Zeit um 1480 zu erkennen Der Altarraum wurde nach Osten verlangert mit funf grossen Fenstern ausgestattet und aussen durch Strebepfeiler gestutzt Innen an der Nordwand stellte man ein steinernes Sakramentshaus auf und fugte ausserdem eine Sakristei mit eigenem Altar an deren ursprungliches Turblatt sich bis heute erhalten hat jetzt Nordempore Uber die Qualitat des damals ublichen Flugelaltars ist nichts uberliefert Die vermutlich drei Nebenaltare an der Ostseite des Kirchensaales scheinen wie die archaologische Grabung von 2009 nahelegt solide steinerne Fundamente besessen zu haben Vergrossert wurden ebenfalls die Fenster im Saal Hinzu kam bis 1906 immer wieder eine bautechnische Herausforderung ein kraftiger achteckiger Dachreiter Fur ihn ist 1494 der Guss einer kleinen vielleicht dritten Glocke nachweisbar nbsp Blick zum Altarraum nbsp Blick zur OrgelIm 16 und 17 Jahrhundert die Kirchrechnungen liegen seit 1624 vor wurden mehrfach Verbesserungen und Reparaturen durchgefuhrt Entscheidend fur die Dauerhaftigkeit des Gebaudes war vor allem aber die grosse Rekonstruktion von 1696 bis 1704 Nacheinander erneuerte man damals das Dach uberholte den Dachreiter erweiterte die Emporenanlagen schaffte erstmals eine Orgel an und vollendete die Umgestaltung durch den Erwerb eines modernen Altaraufsatzes Notwendige grossere Renovierungen schlossen sich 1740 1824 1847 und 1874 an Als sich jedoch bald nach 1900 die Bauschaden wiederum hauften entschied man sich nicht nochmals fur eine Erneuerung sondern wunschte den Umbau des bisherigen Baukorpers Das entsprach der veranderten ortlichen Situation denn inzwischen reichte von Leipzig aus die Strassenbahn bereits bis Lutzschena und in Quasnitz und Hanichen zeichnete sich ein deutlicher Bevolkerungszuwachs ab Die Ausfuhrung des Projekts wurde dem bekannten Architekten Conrad Hermsdorf 1872 1944 ubertragen einem Schuler von Arwed Rossbach 1844 1902 Hermsdorfs grosszugiges teilweise an fruhgotische Formensprache angelehntes Konzept verlieh 1906 der Kirche die Gestalt die sie mit wenigen Einschrankungen bis heute zeigt Statt des Dachreiters bekam die Kirche einen markanten Turm Angefugt wurden ebenfalls zwei Querschiffe zugleich die ehemaligen Emporen ersetzend und zuganglich durch zwei eigene Treppenaufgange sowie eine Sakristei an anderem Ort An die Stelle der Flachdecke trat eine Holztonne in brauner Tonung verziert durch eine dezente Bemalung Sie gab zusammen mit den von Gemeindegliedern gespendeten Glasgemaldefenstern dem Innenraum eine warme und harmonische Stimmung Der Bereich des Altarraums in dem auch weiterhin der farbig etwas veranderte Barockaltar stand wurde gemeinsam mit dem jetzt ruckversetzten Triumphbogen durch dekorative und figurliche Malerei hervorgehoben Motive und Farbkraft erinnerten dem Zeitgeschmack verpflichtet an den Innenschmuck verschiedener Kirchen in Rom Die grosse Umgestaltung abschliessend schaffte man 1913 noch eine neue Orgel an Das um 1930 gewandelte Stilempfinden hatte zur Folge dass man bei der damaligen Renovierung wie sich 2009 bei der Restaurierung herausstellte erstmals die Ausmalung vereinfachte Spater in der auch wirtschaftlich schwierigen DDR Zeit stellte die Erhaltung der Hainkirche ein zunehmendes Problem dar Dabei kam erschwerend hinzu dass die seit 1934 zusammengelegten Kirchgemeinden Hanichen und Lutzschena stets die doppelte Baulast von Hainkirche und Schlosskirche zu tragen hatten Die Massnahmen Mitte der 70er Jahre konnten zwar den schlimmsten Verfall aufhalten brachten aber der Hainkirche trotzdem Verluste in der Ausstattung Reduzierungen am Baukorper der Abbau von Altar und Kanzel Erst seit der friedlichen Revolution von 1989 ergaben sich neue Moglichkeiten Zunachst konnte 1999 die aufwandige Sanierung des Turmbereichs und 2002 die des Daches abgeschlossen werden Gleichfalls wurden die inzwischen ausserordentlich wertvoll gewordenen Glasgemaldefenster zusatzlich geschutzt Darauf folgte ab 2008 hauptsachlich die Renovierung des Innenraums Sie versuchte moglichst viel der originalen Ausstattung fur die Zukunft zu bewahren Einen ersten Hohepunkt bildete der wieder aufgestellte restaurierte Barockaltar zur Christvesper 2010 Aber ebenso berucksichtigte man auch die seit 1906 erheblich veranderten Formen des Gemeindelebens So zahlte es zu den praktischen Neuerungen dass das alte Bankgestuhl zwar beibehalten wurde jetzt aber zum Teil variabel eingesetzt werden kann Im Mai 2011 wurde ungeachtet einiger noch anstehender Restarbeiten die erneuerte Kirche durch die Gemeinde dankbar wieder in Besitz genommen Glocken BearbeitenDer Glockenstuhl ist fur 3 Glocken ausgelegt Dort befanden sich bis zur Ablieferung im Zweiten Weltkrieg folgende 3 Bronzeglocken 1 nbsp Stahlglocke der ehemaligen Erla Werke source source 18 Uhr Gebetslauten vom 16 April 2008Glocke 1 2 3unterer Durchmesser 0 99 m 0 788 m 0 66 mSchlagstarke 0 072 m 0 056 m 0 05 mschrage Hohe bis Rand 0 71 m 0 5 moberer Durchmesser 0 52 m 0 415 mGewicht 500 kg 288 kg 160 kgJahr 1572 1847 umgegossen 1572 1494 1847 umgegossenGiesser G A Jauck Wolf Hilliger G A JauckInschrift Verjungt ruf ich von oben kommt Gott den Herrn zu loben Dr Grossmann Leipzig Sup E M Reichel Pfarrer G M Oertel Schulllehrer J G Hase J C Arland Kirchenvater Sit nomen Domini benedictum Anno domini 1572 1494 1847 gegossen von G A Jauck Mein neuer Schall sei Friedenshall Schlagton h fis dEs mussten alle 3 Glocken abgeliefert werden da 1934 die Vereinigung der Kirchgemeinden Lutzschena und Hanichen erfolgte und pro Kirchgemeinde nur eine Glocke verbleiben durfte Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es eine Stahlglocke der ehemaligen Erla Werke zu organisieren die seitdem ihren Platz im mittleren Joch des Glockenstuhls gefunden hat Orgel BearbeitenIm Rahmen des Umbaus der Kirche im Jahr 1906 wurde die Orgel von 1902 aus und wieder eingebaut 1912 entschied man sich dann aber doch fur eine neue Orgel die 1913 durch die Gebruder Jehmlich aus Dresden Opus 344 eingebaut wurde Das Instrument verfugt uber 15 klingende Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind sowie eine Transmission Es befindet sich noch im Originalzustand und wurde im Jahr 2022 durch die Fa Jehmlich generalsaniert Die Disposition ist die folgende I Hauptwerk C f31 Bordun 16 2 Principal 8 3 Flote 8 4 Viola da Gamba 8 5 Oktave 4 6 Oktave 2 7 Mixtur II III II Schwellwerk C f38 Geigenprincipal 8 9 Gemshorn 8 10 Gedackt 8 11 Aeoline 8 12 Rohrflote 4 13 Fugara 4 Pedal C d1Subbass 1 16 14 Violen 16 15 Violoncello 8 Besondere Ausstattungsstucke BearbeitenRomanik Bearbeiten Kleines Fenster aussen in der Westseite gefertigt aus einem Stuck einmalig in der Region romanisches Fenster welches 1906 ins Sudtreppenhaus umgesetzt wurde romanische Aussenmauern im Sockelbereich freigelegt nbsp Kleines romanisches Rundbogenfenster nbsp Romanisches Fenster 1906 umgesetzt nbsp Bei der Innenerneuerung 2008 2011 freigelegtes romanisches MauerwerkSpatgotik Bearbeiten Sakramentshaus Arbeit aus Sandstein um 1480 ursprunglich farbig Turblatt der alten Sakristei mit mittelalterlichem Zugring Nordempore nbsp Sakramentshaus von 1480 nbsp Turblatt der alten Sakristei heute Nordempore Renaissance Bearbeiten Kindergrabstein der Regina Hartenberg von 1599 Kanzel von 1615 mit Evangelistenbildern und Wappen als Ahnenprobe nbsp Kindergrabstein Regina Hartenberg nbsp Kanzel mit den Wappen der Ahnenprobe fur Bernhard von UchtritzBarock Bearbeiten Altaraufsatz aufgestellt 1703 04 mit dem Thema des auferstandenen Christus Ostern Wetterhahn von 1653 jetzt auf der Sudempore nbsp Barocker Altaraufsatz nbsp Wetterhahn von 165320 Jahrhundert Bearbeiten Glasgemaldefenster im Altarraum auf beiden Emporen und in der Sakristei samtlich 1906 durch die Firma Urban in Dresden nbsp Fenster der Nordempore nbsp Weihnachtsfenster im Altarraum nbsp Pfingstfenster im Altarraum nbsp Fenster der Sudempore21 Jahrhundert Bearbeiten Abendmahlstisch Entwurf und Herstellung Clemens Gerstenberger Bildhauer amp Holzgestalter Keramikkruzifix von Johanna Baraniak Grundstein der Innenerneuerung nbsp Abendmahlstisch nbsp Keramikkruzifix nbsp Gravierte Fussbodenplatte uber dem Grundstein der InnenerneuerungSchule Bearbeiten nbsp Ehem Schule neben der Hainkirche nbsp Erinnerungstafel fur die KirchschullehrerEine Tafel an dem Fachwerkbau neben der Hainkirche erinnert an die Kirchschullehrer die in der ehem Schule gewirkt haben Literatur BearbeitenGerhard Graf Text Steffen Berlich Bilder und Gestaltung Die Evangelisch Lutherische Hainkirche St Vinzenz in Leipzig Lutzschena ein Rundgang Evang Luth Landeskirche Sachsen Lutzschena 2011 Gerhard Graf Die Kirchen und Kapellen der Evangelisch Lutherischen Sophienkirchgemeinde in Leipzig Leipzig 2021 96 Seiten mit 78 Fotos Cornelius Gurlitt Hanichen In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 16 Heft Amtshauptmannschaft Leipzig Leipzig Land C C Meinhold Dresden 1894 S 52 Hanichen in Sachsens Kirchengalerie Die Inspectionen Leipzig und Grimma Dresden 1844 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hainkirche Leipzig Lutzschena Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ev luth Sophienkirchgemeinde Leipzig Lutzschena Stahmeln Wahren Lindenthal Breitenfeld MockernEinzelnachweise Bearbeiten Pfarrarchiv Lutzschena Ordner V Akte A4 Beschlagnahme und Enteignung von Orgelpfeifen und Glocken51 3839466 12 2668905 Koordinaten 51 23 2 2 N 12 16 0 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hainkirche St Vinzenz amp oldid 238848889