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Habescha amharisch habasa Tigrinya ḥabasa athiopische Schrift ሓበሻ manchmal amharisch Abesha አበሻ abasa arabisch الأحباش DMG al aḥbas ausserhalb des deutschen Sprachraums bisweilen Habesha bezeichnet Angehorige der semitischsprachigen Volksgruppen unter anderem der Amharen Tigray Tigrinya und Tigre im nordlichen Hochland von Abessinien in Athiopien und Eritrea Die Ethnien sind sich zwar sehr ahnlich sprechen aber verschiedene wenngleich verwandte Sprachen Inhaltsverzeichnis 1 Religion 2 Kulturelle Gemeinsamkeiten 3 Bevolkerungszahl 4 Etymologie des Begriffs Habescha 5 Geschichte 6 Die Habshis in Indien 7 Literatur 8 EinzelnachweiseReligion BearbeitenIn Athiopien leben in der Mehrheit Christen Athiopisch Orthodoxe Tewahedo Kirche Protestanten Katholiken und Muslime Der christliche Glaube wurde anders als bei vielen anderen Volkern Afrikas nicht durch europaische Kolonisierung verbreitet Die Habescha Christen gehoren vielmehr zu den altesten christlichen Gemeinden der Welt In der Bibel finden sich Taufgeschichten zum Beispiel in Apg 8 26ff EU die Geschichte von Philippus und dem athiopischen Eunuchen die auf die Zeit um 50 datiert werden konnen Anders als bei den Romischen Kirchen gibt es in Athiopien und Eritrea eine ununterbrochene Sprachtradition des Christentums da von jeher Altathiopisch als Klerikalsprache benutzt wurde Muslimische Habescha sind in der Regel Sunniten Ausserdem sind einige Sufi Orden im Land vertreten Die Zahl der athiopischen Juden ist heute sehr klein nach israelischen Quellen weniger als 1300 Menschen Im Zuge der Operation Moses siedelten sich viele judische Habescha in Israel an Die Christen in Eritrea leben vorwiegend in der Hochebene um Asmara und die muslimischen Teile der Bevolkerung hauptsachlich im Tiefland und in Kustennahe Neben dem Islam sind die Eritreisch Orthodoxe Tewahedo Kirche romisch katholische Kirche und die evangelisch lutherische Kirche vom Staat zugelassen Religiose Minderheiten die nicht zu den offiziell zugelassenen gehoren vor allem evangelikale Gruppen und Zeugen Jehovas sind besonders seit 2002 von staatlichen Repressionen betroffen Kulturelle Gemeinsamkeiten BearbeitenGrenzubergreifend teilen die Habescha viele kulturelle Elemente miteinander am deutlichsten wird dies an der gemeinsamen athiopischen Schrift Auch die Kuche ist im Wesentlichen identisch Typisch sind grossporige weiche Brotfladen aus Sauerteig Injera die mit scharfen Fleisch oder Gemusesossen gegessen werden Getreide und Honigbier sind ebenfalls besondere Spezialitaten Eine Besonderheit ist dass auch die athiopisch orthodoxen Habescha sich an bestimmte Speiseregeln halten die der judischen Kashrut bzw den islamischen Speiseregeln ahnlich sind Schweinefleisch wird daher von Orthodoxen nicht gegessen Markant ist auch die traditionelle Art der Habescha Kaffee zuzubereiten Dabei wird der Kaffee zunachst gerostet und gemahlen und anschliessend in einem bauchigen Gefass Jabana mehrfach aufgekocht Aus einer Portion Kaffee wird anschliessend mehrfach in der Regel drei Mal Kaffee gekocht Die gesamte Zubereitung einschliesslich der Rostung erfolgt dabei im Kreis der Gaste Bevolkerungszahl BearbeitenDie Zahl der Habescha variiert je nach Quelle zwischen 32 und 75 Millionen wobei eine Zahl von unter 35 Millionen wahrscheinlich ist alle Amharen Tigrinya und Tigray Eine signifikante Anzahl Habescha lebt ausserhalb von Athiopien und Eritrea Nach Angaben von joshuaproject net ergeben sich folgende Zahlen Athiopien 29 300 000 Eritrea 2 300 000 Vereinigte Staaten von Amerika 250 000 Sudan 111 000 Vereinigtes Konigreich 75 000 Israel 64 000 Italien 53 000 Schweiz 21 000 Jemen 18 000 Kanada 16 000 Agypten 6 000 Deutschland 6 000 Dschibuti 3 500 Saudi Arabien 1 900 Etymologie des Begriffs Habescha BearbeitenDie etymologische Herkunft des Begriffs ist unklar Eine erste Verwendung findet sich im 2 3 Jahrhundert mit Bezug zum aksumitischen Konigreich in altsudarabischen Inschriften Der Terminus konnte jedoch wesentlich alter sein Nach einer These Eduard Glasers 1 taucht der Begriff ḫbstjw bereits um 1460 v Chr in alt agyptischen Inschriften auf und bezeichnete die Habescha Letztlich so Muller lasst sich die Begriffsherkunft aber wegen der langen Zeitspanne der Verwendung heute uberhaupt nicht mehr zuordnen 2 Der Begriff Habescha bildet die etymologische Wurzel des Wortes Abessinien 3 Da das Wort auch auf arabisch habesch mit der Bedeutung Volkergemisch zuruckgefuhrt wurde ist die Bezeichnung Abessinien fur Athiopien von den Athiopiern als herabsetzend empfunden und abgelehnt worden 4 Geschichte BearbeitenDie Habescha teilen ein gemeinsames geschichtliches Erbe Sie sind im Wesentlichen Nachfahren der Bevolkerung des Kerngebietes des aksumitischen Konigreiches Uber die Herkunft der Habescha gibt es verschiedene Theorien Nach einer Theorie sind sie Nachfahren von Stammen aus dem Suden der arabischen Halbinsel die das Rote Meer uberquerten um auf der afrikanischen Seite zu siedeln Als Indiz hierfur werden sowohl die athiopische Schrift die ohne Zweifel auf die altsudarabische Schrift zuruckgeht als auch die altathiopische Sprache angefuhrt die zusammen mit den Altsudarabischen Sprachen und teilweise den neusudarabischen Sprachen bei einigen Klassifikationen des Semitischen als sudsemitisch klassifiziert werden Sowohl die alt als auch die neusudarabischen Sprachen sind nicht naher mit dem heutigen Arabischen verwandt das man in solchen Klassifikationen Nordarabisch nennt Arabisch in diesem Zusammenhang weist auf die Verbreitung auf der Arabischen Halbinsel hin und nicht auf eine Verwandtschaft mit der Nord Arabischen Sprache Nach einer weiteren Meinung die in Europa zuerst von dem deutschen Orientalisten Hiob Ludolf veroffentlicht wurde entsprechen die Habescha der Bevolkerung des Konigreichs von Saba wie es im Alten Testament erwahnt ist Die Konigin von Saba gebar nach der biblischen Darstellung den Sohn von Konig Salomon Ebn Melek Dieser sei spater als Kaiser Menelik nach Israel zuruckgekehrt um seinen Vater zu besuchen Dieser freute sich so sehr uber den Besuch dass er Menelik den Sohn von Zadok und mit diesem die heilige Bundeslade nach anderen Quellen eine Replik der heiligen Bundeslade als Begleitung fur die Heimreise mitschickte Menelik I war nach dieser Darstellung der Stammvater der Habescha Diese Darstellung wurde bzw wird auch von der athiopischen Kaiserlichen Familie gestutzt Die bis jetzt ausfuhrlichste Darstellung des Begriffs in verschiedenen athiopischen Sprachen sowie athiopischen und auslandischen Quellen von der Antike bis in die Gegenwart stammt von Wolbert Smidt 2014 Die Habshis in Indien BearbeitenBereits zeitgenossische indo persische Berichte bezeichnen die Athiopier des indischen Dekkan Hochlandes als Habshis heute ist es eine Bezeichnung in Indien fur jene Gemeinschaften deren Vorfahren als Sklaven meistens vom Horn vom Afrika stammten ein anderer Begriff lautet Siddis Die Mehrzahl waren Athiopier aber vor allem die von den christlichen athiopischen Konigen eingefangenen es handelte sich um Angehorige nichtchristlicher Nachbarstamme 5 von portugiesischen Sklavenhandlern aufgekauften und nach Indien verschifften Habshis kamen auch aus den umliegenden Gebieten Afrikas Niloten Bantus 6 Schon der Reisende Ibn Battuta 1304 1368 1377 findet sie von Nordindien bis Sri Lanka als Wachen Soldaten Seeleute verbreitet aber auch in gehobener Position bisweilen als Eunuchen oder sogar als regulare Herrscher Die Habshitruppen und herrscher in Bengalen wurden zu einer so grossen Bedrohung dass man sie gewaltsam des Landes verwies 1474 1493 Auch in den Furstentumern des Dekkan Bidar Bijapur Ahmednagar kamen die Habshis seit Beginn des 15 Jhs zu grossem Einfluss wo sie sich als Sunniten gemeinsam mit den ebenfalls sunnitischen einheimischen Muslimen den Dakhnis erbitterte Kampfe mit der ebenfalls zugewanderten rivalisierenden persisch schiitischen Fuhrungsschicht um die hochsten Staatsamter lieferten Habshis dienten auch in den Flotten von Gujarat und den Dekkanfurstentumern die wichtige Seefestung Janjira war seit dem 16 Jh bis ins 20 Jh ununterbrochen in Handen von Habshi Adeligen den Siddis von Janjira die ihren Besitz sowohl gegen die Mogulkaiser die Marathenherrscher und die Briten behaupteten In Gujarat bilden die Habshis bis heute eine eigene afrikanische Gemeinschaft 7 Literatur BearbeitenEduard Glaser Die Abessinier in Arabien und Afrika Munchen 1895 S 8 f Wilhelm Max Muller Asien und Europa nach altagyptischen Denkmalern Leipzig 1893 S 116 Wolbert Smidt Selbstbezeichnung von Tegrenna Sprechern Ḥabasa Tagaru Tegrenna In Bogdan Burtea Josef Tropper Helen Younansardaroud Hrsg Studia Semitica et Semitohamitica Festschrift fur Rainer Voigt Munster 2005 S 385 ff 391 f Wolbert Smidt The Term Ḥabasa An Ancient Ethnonym of the Abyssinian Highlanders In Hatem Elliesie Hrsg Multidisciplinary Views on the Horn of Africa Studien zum Horn von Afrika Nr 1 hrsg von Rainer Voigt Koln 2014 S 37 69 Eloi Ficquet Wolbert Smidt Ḥabasa In Alessandro Bausi mit Siegbert Uhlig et al Hrsg Encyclopaedia Aethiopica Band 5 Y Z Addenda Wiesbaden 2014 S 339f Hatem Elliesie Der zweite Band der Encyclopaedia Aethiopica im Vergleich in Orientalistische Literaturzeitung Band 102 Heft 4 5 Berlin 2007 S 397 ff 398 401 John Burton Page Habshi In The Encyclopaedia of Islam New Edition EI Bd III Leiden London Brill Luzac 1986 S 14 16 Richard Pankhurst An Introduction to the Economic History of Ethiopia London 1961 Darin Appendix E The Habshis of India S 409 422 Laut Burton Page ist diese Arbeit unvollstandig und hinsichtlich der Daten unzuverlassig eine systematische Studie steht noch aus Einzelnachweise Bearbeiten Walter W Muller Habashat In Uhlig Hrsg Encyclopaedia Aethiopica D Ha S 948 Walter W Muller Habashat In Uhlig Hrsg Encyclopaedia Aethiopica D Ha S 948 Rainer Voigt Abyssinia In Uhlig Hrsg Encyclopaedia Aethiopica A C S 59 65 Hans Albert Bruns Vom Land das schon Poseidon liebte Schmuck aus Athiopien In Materia Medica Nordmark Band 20 Nr 12 Dezember 1968 S 672 ff hier S 672 Eaton Deccan S 106 ff unter Bezug auf den Bericht des portugiesischen Priesters Francisco Alvares aus dem Jahr 1520 uber das athiopische System des Sklavenfangs und handels J Burton Page Habshi In The Encyclopaedia of Islam New Edition EI Bd III Leiden London Brill Luzac 1986 S 14 16 Pankhurst Introduction Appendix E The Habshis of India S 409 422 siehe aber die Anmerkung unten bei der Literatur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Habescha amp oldid 232272758