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Das Haavelmo Theorem bezieht sich in der Finanzwissenschaft und der Volkswirtschaftslehre auf die Einkommenseffekte haushaltssaldoneutraler Fiskalpolitik und besagt dass von einer Erhohung der Staatsausgaben G displaystyle G die vollstandig uber zusatzliche Steuern T displaystyle T finanziert wird eine Erhohung des Gleichgewichtseinkommens Gleichgewichtsinlandprodukts Y displaystyle Y ausgeht die mindestens so gross ist wie die Erhohung der Staatsausgaben bzw der zu ihrer Finanzierung notwendigen Steuererhohung Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Mathematische Herleitung 2 1 Alternative zur Herleitung 3 Kritik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDas Theorem wurde nach dem norwegischen Wirtschaftswissenschaftler Trygve Haavelmo benannt der es im Jahre 1945 vorstellte 1 Unter bestimmten Bedingungen gehen auch von einem Haushaltsausgleich des Staatshaushalts expansive Wirkungen auf die Konjunktur aus Wird das Steueraufkommen erhoht und die Erhohung zum Staatskonsum verwendet tritt eine expansive Wirkung auf das Volkseinkommen ein 2 Demnach gilt D Y D G D T displaystyle Delta Y geq Delta G Delta T nbsp Da im Gegensatz zu den Privathaushalten ein Staat keine marginale Sparquote aufweist werden die Steuereinnahmen Haavelmo zufolge zu 100 wieder investiert Unter Beachtung des Multiplikatoreffekts lasst sich daher ein hoheres Volkseinkommen errechnen Als Ergebnis aus diesem Theorem lasst sich festhalten dass der Staat das gesamtwirtschaftliche Einkommen Inlandprodukt erhohen kann indem er mehr Steuern erhebt und diese Einnahmen sofort wieder voll ausgibt so genannte Budgetverlangerung Aus dem Theorem lasst sich schlussfolgern dass eine unendliche Ausdehnung der steuerfinanzierten Staatsausgaben das Bruttoinlandsprodukt ins Unendliche steigern konnte Grundsatzlich gilt aber bei okonomischen Gesetzen dass lineare Zusammenhange nicht in beliebiger Grossenordnung angenommen werden konnen vielmehr waren bei starkeren Impulsen Nichtlinearitaten zu berucksichtigen So konnen in einem okonometrischen Modell nicht beliebig starke Impulse in diesem Fall also Budgetverlangerung des Staatskontos eingegeben werden sollen die Ergebnisse nicht wirklichkeitsfremd werden Mathematische Herleitung BearbeitenZuerst wird der Multiplikator einer stark vereinfachten Volkswirtschaft auf dem Gutermarkt hergeleitet Die Investitionen werden dabei als konstant angenommen Weder reagieren sie auf eine Veranderung des Zinssatzes auch weil der Geldmarkt im Modell nicht berucksichtigt wird noch auf eine Anderung des Einkommens Das verfugbare Einkommen ist als Y v Y T displaystyle Y v Y T nbsp definiert Y c 0 c 1 Y v I G displaystyle Y c 0 c 1 cdot Y v I G nbsp Y c 0 c 1 Y T I G displaystyle Y c 0 c 1 cdot Y T I G nbsp Y c 1 Y c 0 c 1 T I G displaystyle Y c 1 cdot Y c 0 c 1 cdot T I G nbsp Y 1 c 1 c 0 c 1 T I G displaystyle Y 1 c 1 c 0 c 1 cdot T I G nbsp Y 1 1 c 1 c 0 c 1 T I G displaystyle Y frac 1 1 c 1 cdot c 0 c 1 cdot T I G nbsp Das Haavelmo Theorem setzt voraus dass zusatzliche Staatsausgaben uber eine entsprechende Steuererhohung kompensiert werden Deshalb wird G T displaystyle G T nbsp gesetzt Es folgt Y 1 1 c 1 c 0 c 1 G I G displaystyle Y frac 1 1 c 1 cdot c 0 c 1 cdot G I G nbsp Y 1 1 c 1 c 0 1 c 1 G I displaystyle Y frac 1 1 c 1 cdot c 0 1 c 1 cdot G I nbsp Durch die Bildung des totalen Differentials zeigt sich die Wirkung einer solchen steuerrefinanzierten Staatsausgabenerhohung d Y 1 1 c 1 d c 0 1 c 1 d G d I displaystyle dY frac 1 1 c 1 cdot dc 0 1 c 1 cdot dG dI nbsp Y G 1 1 c 1 0 1 c 1 1 0 displaystyle frac partial Y partial G frac 1 1 c 1 cdot 0 1 c 1 cdot 1 0 nbsp Y G 1 c 1 1 c 1 1 displaystyle frac partial Y partial G frac 1 c 1 1 c 1 1 nbsp Der Multiplikator einer Staatsausgabenerhohung betragt also 1 displaystyle 1 nbsp Dies bedeutet dass sich fur jede zusatzliche Einheit G displaystyle G nbsp die uber Steuern refinanziert wird das Einkommen Y displaystyle Y nbsp um wiederum eine Einheit erhoht Das verfugbare Einkommen welches als Y v Y T displaystyle Y v Y T nbsp definiert ist bleibt dabei konstant Alternative zur Herleitung Bearbeiten Alternativ konnte man auch uber folgende Herleitung das Haavelmo Theorem begrunden Der Multiplikatoreffekt bei Staatsausgaben D G displaystyle Delta G nbsp steigert die Nachfrage wie folgt D Y 1 1 c 1 D G displaystyle Delta Y frac 1 1 c 1 Delta G nbsp Der Multiplikatoreffekt bei Steuern D T displaystyle Delta T nbsp senkt die Nachfrage aber nur um D Y c 1 1 c 1 D T displaystyle Delta Y frac c 1 1 c 1 Delta T nbsp Zusammengenommen steigern steuerfinanzierte Staatsausgaben D G D T displaystyle Delta G Delta T nbsp die Nachfrage um D Y 1 1 c 1 D G c 1 1 c 1 D T D G 1 1 c 1 c 1 1 c 1 D G displaystyle Delta Y frac 1 1 c 1 Delta G frac c 1 1 c 1 Delta T Delta G left frac 1 1 c 1 frac c 1 1 c 1 right Delta G nbsp Kritik BearbeitenDas Haavelmo Theorem kommt aufgrund einer Reihe von restriktiven in Wirklichkeit meist nicht vorhandenen Bedingungen zustande 3 Vernachlassigung der personell und funktionell unterschiedlichen Konsumquoten Flexibilitat der Lohne Preise und Zinsen mittel bis langfristig Abhangigkeit der laufenden Konsumausgaben vom aktuellen Einkommen mit einer marginalen Konsumquote zwischen Null und Eins absolute Einkommenshypothese Gegenteil permanente Einkommenshypothese Lebenszyklushypothese Vernachlassigung von Vermogens und Kapazitatseffekten im Rahmen der kurzfristigen Analyse Betrachtung einer geschlossenen Volkswirtschaft Abnehmende marginale Grenzeffekte von Budgeterhohung mit jeder Einheit an Steuererhohung wird der positive Effekt auf das Einkommen sinken Investitionen werden von Steuern beeinflusst im Modell werden Investitionen als konstant angenommen Fiskalischer Stabilisator wird vernachlassigt Mathematisches und theoretisches Modell Mathematik und Realitat sind nicht immer im Einklang Das Theorem gilt nur bei Unterbeschaftigung weil bei Vollbeschaftigung eine reale Erhohung des Volkseinkommens nicht moglich ist Literatur BearbeitenHans G Monissen Das Haavelmo Theorem bei endogenem Steueraufkommen In Das Haavelmo Theorem bei endogenem Steueraufkommen Nr 1 Januar 1991 S 25 28 ECOCHRON abgerufen am 8 September 2008 P Lang Integration Wahrung und Wachstum Dimensionen internationaler Wirtschaftsbeziehungen Hrsg R Ohr Duncker und Humblot Berlin 2002 Weblinks BearbeitenFifteen Fatal Fallacies of Financial Fundamentalism engl Economic Fallacy VI The Divisive Multiplier engl Multiplier Effects of a Balanced Budget Econometrica 1945 13 311 318 by Trygve Haavelmo engl PDF 411 kB Einzelnachweise Bearbeiten Trygve Haavelmo Multiplier Effects of a balanced budget in Economica 13 1945 S 311 ff Eggert Winter Katrin Alisch Ute Arentzen Gabler Wirtschafts Lexikon 2004 S 1325 Walter Wittmann Offentliche Finanzen Einfuhrung in die Finanzwissenschaft 1983 S 192 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haavelmo Theorem amp oldid 234416290