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Die Fiskalpolitik ist ein wirtschaftspolitisches Instrument des Staates welches mittels der Beeinflussung von Steuern und Staatsausgaben die konjunkturellen Schwankungen auszugleichen versucht Somit soll ein stabiles Wirtschaftswachstum erhalten bleiben Weitere Ziele der Fiskalpolitik sind ein hoher Beschaftigungsstand und eine gleichmassig geringe Inflation 1 Die Fiskalpolitik ist ein Teilbereich der Finanzpolitik und wird oft falschlicherweise mit dieser gleichgesetzt Fiskalpolitik ist des Weiteren ein wichtiges Element der Konjunkturpolitik Inhaltsverzeichnis 1 Instrumente der Fiskalpolitik 2 Effekte der Fiskalpolitik 2 1 Multiplikatoreffekt 2 2 Akzeleratoreffekt 3 Varianten 3 1 Antizyklische Fiskalpolitik 3 1 1 Grundidee 3 1 2 Grenzen antizyklischer Fiskalpolitik 3 2 Diskretionare Fiskalpolitik 4 Rezeption 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseInstrumente der Fiskalpolitik BearbeitenExpansive nachfragesteigernde fiskalpolitische Instrumente sind z B Senkung der Ertragsteuern und der Verbrauchsteuern Vergabe offentlicher Auftrage Ausbau von Sozialleistungen Forderung von BeschaftigungsprogrammenRestriktive nachfragesenkende fiskalpolitische Instrumente sind z B Erhohung von Einkommen und Verbrauchsteuern Verringerung offentlicher Auftrage Abbau von Sozialleistungen Abbau von BeschaftigungsprogrammenEffekte der Fiskalpolitik BearbeitenNach Keynesianischer Auffassung bewirken kleine Anderungen der Staatsausgaben grossere Anderungen des Volkseinkommens Es wird zwischen dem Multiplikatoreffekt und dem Akzeleratoreffekt unterschieden Multiplikatoreffekt Bearbeiten Durch Staatsausgaben erhoht sich das Volkseinkommen Die Zahlungen des Staates gehen entweder direkt an die privaten Haushalte z B Kindergeld Arbeitnehmersparzulage oder indirekt uber die Unternehmen Dadurch kann eine zusatzliche Nachfrage ausgelost werden die hoher ist als die eigentlichen zusatzlichen Staatsausgaben siehe auch Schuldenparadoxon Ob vermehrte Investitionen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhohen hangt laut Keynes im Endeffekt davon ab inwieweit Beschaftigungsgrad und Konsumneigung steigen 2 3 Hauptartikel Multiplikatoreffekt Akzeleratoreffekt Bearbeiten Die sich aus dem Multiplikatoreffekt ergebende erhohte Nachfrage fuhrt zu Kapazitatsauslastungen in den Unternehmen Um Engpasse zu beseitigen sind die Unternehmen gezwungen Investitionen zu tatigen Dieser Effekt vom erhohten Volkseinkommen zu den erhohten Investitionen wird als Akzeleratoreffekt bezeichnet Entsprechend wirkt der Akzelerator im Abschwung Hauptartikel AkzeleratorVarianten BearbeitenAntizyklische Fiskalpolitik Bearbeiten Grundidee Bearbeiten Um die beispielsweise im deutschen Stabilitatsgesetz festgelegten Ziele zu erreichen muss der Staat den Konjunkturschwankungen entgegenwirken In Phasen der Rezession und der Depression wird der Staat versuchen die Konjunktur zu beleben In Phasen der Hochkonjunktur wird er dagegen versuchen die Konjunktur zu bremsen Das geschieht nicht etwa um eine Inflation zu verhindern die bei steigender Nachfrage nur bei einem unelastischen Angebot zustande kame sondern um finanzielle Rucklagen fur eine auf die Prosperitat folgende Rezession zu bilden Konjunkturausgleichsrucklage Dies kann beispielsweise uber steigende Steuern und Sozialabgaben geschehen Da auf diese Weise dem Konjunkturzyklus entgegengewirkt wird spricht man von einer antizyklischen Fiskalpolitik In Zeiten des Abschwungs sinken die Staatseinnahmen Trotzdem muss der Staat die Ausgaben erhohen um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu erhohen Die staatlichen Massnahmen werden entweder aus der Konjunkturausgleichsrucklage oder durch Staatsverschuldung finanziert deficit spending In Zeiten der Hochkonjunktur steigen die Staatseinnahmen wieder und der Staat drosselt seine staatlichen Massnahmen Grenzen antizyklischer Fiskalpolitik Bearbeiten Die antizyklische Fiskalpolitik versucht durch Steuerung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage die Konjunktur zu beeinflussen und somit die Wirtschaftsschwankungen auszugleichen Ausserdem versucht der Staat in der Aufschwungphase durch Sparmassnahmen Puffer fur die spater erwartete Rezession zu schaffen um Engpasse unproblematisch uberstehen zu konnen Konjunkturschwankungen entstehen vor allem aus dem Missverhaltnis von Angebot und Nachfrage Aus diesem Grund wird sie auch als nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik bezeichnet Man ging lange Zeit davon aus mit diesen Mitteln konjunkturpolitische Schwankungen weitgehend vermeiden zu konnen Wirtschaftskrisen Mitte der 1970er und Anfang der 1980er Jahre haben allerdings die Wirksamkeit der Globalsteuerung in Frage gestellt Diskretionare Fiskalpolitik Bearbeiten Bei der diskretionaren Fiskalpolitik wird im Einzelfall entschieden ob und wie auf eine bestimmte konjunkturelle Situation reagiert wird So konnen z B in einer Rezession Konjunkturprogramme beschlossen werden 4 Rezeption BearbeitenDie Globalsteuerung wurde in den 1960er bis Mitte der 1970er Jahre erfolgreich betrieben Durch das Aufkommen der Stagflation seien die Rezepte der Globalsteuerung als unwirksam erkannt worden die Globalsteuerung habe die Konjunktur zunehmend weniger beeinflusst und zu zunehmend hoherer Neuverschuldung gefuhrt 5 Auch die diskretionare Fiskalpolitik ist Kritik ausgesetzt Insbesondere Vertreter neoklassischer Denkrichtungen Monetarismus Angebotspolitik bezweifeln die Gultigkeit des keynesianischen Transmissionsmechanismus und der zugrundeliegenden Annahmen Dabei sind unterschiedliche Ebenen der Kritik zu unterscheiden Teilweise wird die Notwendigkeit von Konjunkturpolitik bezweifelt da die Marktwirtschaft inharent stabil sei solange sie nicht durch Staatseingriffe gestort werde Andere Autoren meinen dass staatliche Ausgaben private Nachfrage verdrangen weil sie entweder durch Steuern oder durch hohere Verschuldung finanziert werden Crowding out Unterstellt man Ricardianische Aquivalenz reagieren die Privaten auf staatliche Versuche der Konjunktursteuerung indem sie ihre Ausgaben gegenlaufig andern Die Zahl der Befurworter diskretionarer Fiskalpolitik ist durch die Finanzkrise ab 2007 und die Weltwirtschaftskrise ab 2007 gestiegen 6 Die Kritik an der Fiskalpolitik fuhrte zu Weiterentwicklungen So soll der Verzogerungseffekt z B durch automatische Stabilisatoren und Formelflexibilitat bzw eine regelgebundene Fiskalpolitik eingeschrankt werden 6 Letzteres bezeichnet im Voraus vereinbarte Regeln fur den Einsatz fiskalpolitischer Instrumente fur eine bestimmte konjunkturelle Situation 7 Siehe auch BearbeitenFiskus Fiskalunion Schuldenbremse Wirtschaftskreislauf Europaischer Fiskalpakt Unabhangige Einrichtung zur Uberwachung der Einhaltung der HaushaltsregelnLiteratur BearbeitenBernhard Felderer Stefan Homburg Makrookonomik und neue Makrookonomik 9 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2005 ISBN 3 540 25020 4 Einzelnachweise Bearbeiten Paul A Samuelson William D Nordhaus Volkswirtschaftslehre Ubersetzung der 15 Auflage Ueberreuter Frankfurt Wien 1998 ISBN 3 8323 0414 2 S 857 John Maynard Keynes Allgemeine Theorie der Beschaftigung des Zinses und des Geldes 1936 S 146 zu behaupten dass das Geld der Trank ist der das Wirtschaftsleben zur Tatigkeit anregt so mussen wir uns daran erinnern dass sich noch vieles zwischen dem Becher und den Lippen ereignen kann wenn die Liquiditatspraferenz im Publikum mehr als die Geldmenge zunimmt und wahrend man eine Zunahme in der Menge der Investitionen unter sonst gleichen Bedingungen eine Vermehrung der Beschaftigung erwarten kann wird dies nicht eintreten wenn die Konsumneigung abnimmt IWF Olivier Blanchard 1 Januar 2013 WP 13 1 Growth Forecast Errors and Fiscal Multipliers PDF 43 S 1 09 MB Abgerufen am 8 Februar 2013 Springer Gabler Verlag Gabler Wirtschaftslexikon Stichwort diskretionare Finanzpolitik Duden Wirtschaft von A bis Z Grundlagenwissen fur Schule und Studium Beruf und Alltag 5 Aufl Mannheim 2013 abgerufen in Bundeszentrale fur politische Bildung Fiskalpolitik a b Springer Gabler Verlag Gabler Wirtschaftslexikon Stichwort Fiskalpolitik Reiner Clement Wiltrud Terlau Manfred Kiy Angewandte Makrookonomie Makrookonomie Wirtschaftspolitik und nachhaltige Entwicklung mit Fallbeispielen Vahlen 2013 ISBN 978 3 8006 4389 9 S 223 Normdaten Sachbegriff GND 4071234 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fiskalpolitik amp oldid 238475732