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Als Einkommenseffekt wird in der Mikrookonomik die Anderung der Nachfrage nach einem Gut bezeichnet die sich infolge einer Anderung des realen Einkommens einstellt Genauer spricht man von einem Einkommenseffekt wenn sich aufgrund einer Preisanderung auf einem Markt das Realeinkommen eines Akteurs verandert diese Realeinkommensanderung bedingt dann wiederum die besagte Anderung der Nachfrage 1 Slutsky Zerlegung Einkommenseffekt und SubstitutionseffektVom Einkommenseffekt unterscheidet man bei der Betrachtung der Folgen einer Preisanderung einen zweiten auftretenden Effekt den so genannten Substitutionseffekt Je nach Szenario verstarken sich die Effekte gegenseitig oder stehen einander entgegen Zur isolierten Betrachtung des Einkommens und Substitutionseffektes verwendet man haufig die so genannten Slutsky Zerlegung insbesondere bei der graphischen Analyse wird daneben auch oft auf die analytisch allerdings weniger ergiebige Hicks Zerlegung zuruckgegriffen Inhaltsverzeichnis 1 Formale Definition 2 Eigenschaften 2 1 Uneindeutigkeit des Vorzeichens 2 2 Einkommenseffekt bei verschiedenen Guterarten 3 Siehe auch 4 Literatur 5 AnmerkungenFormale Definition BearbeitenDer Einkommenseffekt ergibt sich direkt aus der Slutsky Gleichung zum Beweis und zur Erklarung der einzelnen Funktionen und Variablen wird auf den Artikel Slutsky Zerlegung verwiesen x i p y p j Gesamteffekt x i h p u p j Substitutionseffekt x j p y x i p y y Einkommenseffekt displaystyle underbrace frac partial x i mathbf p y partial p j text Gesamteffekt underbrace frac partial x i h mathbf p overline u partial p j text Substitutionseffekt underbrace x j mathbf p y frac partial x i mathbf p y partial y text Einkommenseffekt nbsp Dabei wird es in der Literatur unterschiedlich gehandhabt ob der Einkommenseffekt nun wie uberstehend definiert wird oder man das Minuszeichen von dem Ausdruck ausnimmt womit fur den Einkommenseffekt dann nur noch x j p y x i p y y displaystyle x j mathbf p y cdot left partial x i mathbf p y partial y right nbsp stehen bliebe Dies ist freilich fur den Anwendungsfall essenziell denn die Vorzeichen des Effektes kehren sich in diesem Fall um sodass beispielsweise der Einkommenseffekt bei normalen Gutern stets positiv ware siehe weiter unten Wir verwenden im Folgenden durchgehend erstere Definition 2 Fur i j displaystyle i j nbsp gibt der Term rechts des Gleichheitszeichens entsprechend die Auswirkung der Preisanderung eines Gutes auf die Nachfrage nach demselben Gut an Eigenpreisfall Eigenschaften BearbeitenUneindeutigkeit des Vorzeichens Bearbeiten Man bezeichnet den Einkommenseffekt einer Preisanderung als positiv wenn die Vorzeichen der Einkommens und der Nachfrageanderung unterschiedlich sind Andernfalls spricht man von einem negativen Einkommenseffekt Beachte dass demgegenuber der Substitutionseffekt als positiv bezeichnet wird wenn die Vorzeichen der Preis und der kompensierten Nachfrageanderung identisch sind Beispiel 1 Preiserhohung Man betrachte eine Situation in der es nur zwei Guter gibt Gut 1 und Gut 2 Zu untersuchen ist wie sich die Nachfrage nach diesen beiden Gutern andert wenn der Preis von Gut 1 steigt Die Preiserhohung bewirkt zweierlei Zum einen fuhrt die Preiserhohung von Gut 1 dazu dass Gut 1 fur den Konsumenten verglichen mit Gut 2 relativ teurer und somit unattraktiver wird Der Haushalt wird daher weniger Einheiten von Gut 1 nachfragen und entsprechend mehr von Gut 2 Weil Gut 1 durch Gut 2 ersetzt substituiert wird spricht man hierbei vom Substitutionseffekt Zum anderen steht dem Haushalt dadurch dass der Preis fur Gut 1 steigt insgesamt ein geringeres Einkommen zur Verfugung sodass er seinen Konsum beider Guter einschrankt dem liegt freilich die Annahme zugrunde dass die beiden Gutern normal sind siehe unten Diesen Effekt bezeichnet man als Einkommenseffekt Gesamteffekt In diesem Beispiel sind sowohl der Substitutionseffekt fur Gut 1 Preissteigerung Nachfrageruckgang als auch der Einkommenseffekt fur Gut 1 negativ Preissteigerung Einkommensruckgang Nachfrageruckgang Beide Effekte addieren sich zu einem negativen Gesamteffekt auf die Nachfrage nach Gut 1 verringert sich in der Konsequenz also In Bezug auf Gut 2 wirken hingegen der Substitutionseffekt positiv und der Einkommenseffekt negativ gegeneinander Eine klare Aussage uber den Gesamteffekt ist hier nicht moglich Wenn der Substitutionseffekt den Einkommenseffekt betragsmassig uberwiegt steigt der Konsum von Gut 2 uberwiegt jedoch der Einkommenseffekt sinkt er Beispiel 2 Preissenkung Die Uberlegung kehrt sich teilweise um wenn man statt einer Preiserhohung eine Preissenkung von Gut 1 betrachtet Eine solche bewirkt zweierlei Zum einen fuhrt die Preissenkung von Gut 1 dazu dass Gut 1 fur den Konsumenten verglichen mit Gut 2 relativ preiswerter und somit attraktiver wird Der Haushalt wird daher mehr Einheiten von Gut 1 nachfragen und entsprechend weniger von Gut 2 Weil Gut 2 durch Gut 1 ersetzt substituiert wird spricht man hierbei vom Substitutionseffekt Zum anderen steht dem Haushalt dadurch dass der Preis fur Gut 1 sinkt insgesamt ein grosseres Einkommen zur Verfugung von dem er weitere Guter nachfragen kann Der Haushalt setzt das gestiegene Einkommen sodann ein um mehr Einheiten beider Guter zu konsumieren dem liegt freilich die Annahme zugrunde dass die beiden Gutern normal sind siehe unten Diesen Effekt bezeichnet man als Einkommenseffekt Gesamteffekt In diesem Beispiel sind sowohl der Substitutionseffekt als auch der Einkommenseffekt fur Gut 1 positiv Preissenkung Nachfragesteigerung bzw Einkommenserhohung Nachfragesteigerung Beide Effekte addieren sich zu einem positiven Gesamteffekt auf die Nachfrage nach Gut 1 steigt in der Konsequenz also In Bezug auf Gut 2 wirken hingegen der Substitutionseffekt negativ und der Einkommenseffekt positiv gegeneinander Eine klare Aussage uber den Gesamteffekt ist hier nicht moglich Wenn der Substitutionseffekt den Einkommenseffekt betragsmassig uberwiegt sinkt der Konsum von Gut 2 uberwiegt jedoch der Einkommenseffekt steigt er VerallgemeinerungTatsachlich handelt es sich hier um eine allgemeine Einsicht Wahrend der Substitutionseffekt infolge der Preisanderung eines Gutes bei konvexen Indifferenzkurven stets negativ fur die Nachfrage nach diesem Gut ist ein hoherer relativer Preis fur Gut 2 fuhrt fur einen ausgabenminimierenden Konsumenten stets zu einer Verringerung der Nachfrage nach diesem Gut erschliesst sich das Vorzeichen des Einkommenseffektes und somit auch des Gesamteffektes nur aus weiteren Annahmen 3 Haufig ist die Frage welcher der Effekte uberwiegt auch bei gegebener Ausstattung der Akteure davon abhangig in welchem Bereich der jeweiligen Budgetgerade man sich befindet 4 Einkommenseffekt bei verschiedenen Guterarten Bearbeiten Die Bezeichnungen von Gutern als inferior und normal beziehen sich jeweils auf die Richtung des Gesamteffektes bezuglich der Nachfrage bei einer Einkommensanderung unter Konstanz der Preise So bezeichnet man nach einer gebrauchlichen Klassifikation ein Gut als inferior wenn eine Einkommenssteigerung eine Verringerung der Nachfrage nach dem Gut nach sich zieht und als normal wenn eine Einkommenssteigerung zu einer Erhohung der Nachfrage fuhrt 5 Es zeigt sich demnach dass der Einkommenseffekt bei normalen Gutern stets negativ ist bei inferioren hingegen positiv 6 Dies geht unmittelbar aus der formalen Definition hervor denn nach Definition ist x i p y y gt 0 displaystyle partial x i mathbf p y partial y gt 0 nbsp bei normalen Gutern und x i p y y lt 0 displaystyle partial x i mathbf p y partial y lt 0 nbsp bei inferioren Gutern Siehe auch BearbeitenEinkommenselastizitatLiteratur BearbeitenFriedrich Breyer Mikrookonomik Eine Einfuhrung 5 Aufl Springer Heidelberg u a 2011 ISBN 978 3 642 22150 7 Alfred Endres und Jorn Martiensen Mikrookonomik Eine integrierte Darstellung traditioneller und moderner Konzepte in Theorie und Praxis Kohlhammer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 17 019778 7 Geoffrey A Jehle und Philip J Reny Advanced Microeconomic Theory 3 Aufl Financial Times Prentice Hall Harlow 2011 ISBN 978 0 273 73191 7 Andreu Mas Colell Michael Whinston und Jerry Green Microeconomic Theory Oxford University Press Oxford 1995 ISBN 0 195 07340 1 Hal Varian Microeconomic Analysis W W Norton New York und London 1992 ISBN 0 393 95735 7 Hal Varian Intermediate Microeconomics A Modern Approach 8 Aufl W W Norton New York und London 2010 ISBN 978 0 393 93424 3 Susanne Wied Nebbeling und Helmut Schott Grundlagen der Mikrookonomik Springer Heidelberg u a 2007 ISBN 978 3 540 73868 8 Anmerkungen Bearbeiten Vgl Breyer 2011 S 145 Varian 2010 S 137 141 ff Wied Nebbeling Schott 2007 S 64 ff Mit Breyer 2011 S 148 Endres Martiensen 2007 S 138 Anton Barten und Volker Bohm Consumer Theory In Kenneth J Arrow and Michael D Intrilligator Hrsg Handbook of Mathematical Economics Bd 2 North Holland Amsterdam 1982 ISBN 978 0 444 86127 6 S 382 429 hier S 417 Jochen Schumann Ulrich Meyer und Wolfgang Strobele Grundzuge der mikrookonomischen Theorie 9 Aufl Springer Heidelberg u a 2011 ISBN 978 3 642 21225 3 S 85 Harald Wiese Mikrookonomik Eine Einfuhrung Springer Heidelberg u a 2010 ISBN 978 3 642 11599 8 auch online doi 10 1007 978 3 642 11600 1 S 110 f Thorsten Hens und Paolo Pamini Grundzuge der analytischen Mikrookonomie Springer Heidelberg u a 2008 ISBN 978 3 540 28157 3 auch online doi 10 1007 978 3 540 28158 0 S 58 Entgegen Wied Nebbeling Schott 2007 S 75 Nolan H Miller Notes on Microeconomic Theory online Memento vom 15 Dezember 2011 im Internet Archive PDF 1 MB S 65 abgerufen am 2 Januar 2015 Carl P Simon und Lawrence Blume Mathematics for Economists W W Norton New York und London 1994 ISBN 0 393 95733 0 S 556 Vgl Breyer 2011 S 146 Varian 2010 S 143 f Illustrativ Wied Nebbeling Schott 2007 S 68 f Die Terminologie ist in der Literatur insbesondere der deutschsprachigen chronisch uneinheitlich Die hiesige Unterscheidung folgt jedenfalls Varian 2010 S 143 ff Varian 1992 S 117 Jehle Reny 2011 S 56 Mas Colell Whinston Green 1995 S 25 Zur terminologischen Heterogenitat vgl Wied Nebbeling Schott 2007 fur die nur solche Guter normal sind deren Anteil an den gesamten Ausgaben des Haushalts mit steigendem Einkommen sinkt wahrend er bei Luxusgutern steigt wobei normale und Luxusguter beide zu superioren Gutern zusammengefasst werden namlich solche bei denen die Nachfrage mit steigendem Einkommen steigt demgegenuber stellen sie die inferioren Guter deren Nachfrage mit steigendem Einkommen absolut sinkt Leider besteht hier in der Literatur keine Einigkeit Teilweise wird nur zwischen inferioren und superioren Gutern unterschieden teilweise nur zwischen inferioren und normalen wie in diesem Wikipedia Artikel Anm v Wikipedia wobei jeweils die zweite Kategorie alle Guter umfasst bei denen die Nachfrage mit steigendem Einkommen zunimmt Andere Autoren kennzeichnen unsere normalen Guter auch als relativ inferior und unsere inferioren als absolut inferior S 49 Vgl u a Harald Wiese Mikrookonomik Eine Einfuhrung Springer Heidelberg u a 2010 ISBN 978 3 642 11599 8 auch online doi 10 1007 978 3 642 11600 1 S 110 Thorsten Hens und Paolo Pamini Grundzuge der analytischen Mikrookonomie Springer Heidelberg u a 2008 ISBN 978 3 540 28157 3 auch online doi 10 1007 978 3 540 28158 0 S 58 Man beachte die obige Definition des Einkommenseffektes Abschnitt Formale Definition Verwendet man die beschriebene Alternativdefinition golte hier genau das Gegenteil Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Einkommenseffekt amp oldid 183574866