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Hamozoin auch Malaria Pigment genannt entsteht bei der Verdauung von Hamoglobin durch den Malariaparasiten Plasmodium falciparum in dessen asexuellem 1 intraerythrozytischen Reproduktionszyklus 2 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Entdeckung 3 Struktur 4 Inhibition 5 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenIm Gegensatz zu den meisten Infektionskrankheiten wird Malaria nicht durch Viren oder Bakterien verursacht sondern durch Parasiten Nach der Infektion durch die Mucke Anopheles befallen die Parasiten zunachst die Hepathozyten und danach die roten Blutkorperchen 3 Innerhalb ihres etwa 48 stundigen Reproduktionszyklus 3 verdauen sie das Hamoglobin etwa 75 des erythrozytischen Hamoglobins wird hierbei durch den Parasiten abgebaut 1 3 Durch Hydrolyse gewinnt der Parasit daraus Aminosauren fur seinen eigenen Stoffwechsel 4 gleichzeitig entsteht jedoch auch freies Ham welches sowohl fur den Wirt als auch den Parasiten giftig ist Mit fortschreitender Zersetzung des Hamoglobins wird also eine Massnahme gegen diesen Giftstoff erforderlich 1 Da der Parasit keine Hamoxygenase Aktivitat besitzt 3 wandelt er mit Hilfe des Heme Detoxification Proteins HDP in den Vakuolen der Erythrozyten das Ham in unlosliches kristallines Hamozoin um Etliches uber diesen Vorgang ist noch unbekannt und Gegenstand der Forschung Stand 2020 das Protein unterscheidet sich allerdings in vielerlei Hinsicht von allen anderen Proteinen des Plasmodiums 2 Es lasst sich weder modifizieren noch in funktionelle Bestandteile zerlegen HDP konvertiert in saurer Umgebung ist thermostabil und ausserdem das effizienteste bekannte hamozoinformende Protein 4 2 Sein Weg in die Vakuole des Erythrozyten via zellularer Transportvesikel ist ebenfalls einmalig und lasst sich nicht blocken Auch seine molekulare Masse und Position in der Vakuole sind bisher nicht bekannt 2 Nach einigen Zyklen bilden sich die fur Malaria charakteristischen dunklen Flecken innerhalb der befallenen Zelle In den verschiedenen Entwicklungsstadien im Korper enthalten die Parasiten Spuren des Pigments Medizinern ermoglicht es eine relativ schnelle lichtmikroskopische Diagnose 3 denn innerhalb samtlicher Stadien seiner Entwicklung enthalt der Parasit das Pigment 1 Den Ort dieser Biokristallisation zu ermitteln ist nicht moglich es konnen nur Aussagen uber den Lagerungsort des Endprodukts getroffen werden Einige Forscher postulieren der Prozess beginne bereits in den Transportvesikeln 1 der Beweis dieser Vermutung steht noch aus Der eigentliche Vorgang der Umwandlung ist noch nicht gut genug erforscht und wird kontrovers diskutiert dennoch wird er allgemein als die grosste Schwache der Parasiten angesehen 2 Ein Medikament welches diese Faktoren angreift und so Malaria bekampft konnte noch nicht entwickelt werden 2 und auch die Wirkweisen der gangigen Mittel wie Chloroquin sind noch nicht komplett verstanden 2 4 Klar ist mittlerweile allerdings dass die Anlagerung von Hamozoin durch das Blockieren der Ausschuttung von pyrogenen Zytokinen beispielsweise TNF fur die charakteristischen Fieberschube und die Malaria Anamie verantwortlich ist 1 Entdeckung BearbeitenIm Jahre 1847 wurde ein schwarz braunes Pigment von J F Meckel in Blut und Milz einer Patientin beobachtet 5 6 Noch lange nach seiner Entdeckung wurde es als das Malariapigment kontrovers diskutiert Auch nach vielfach aufgezeichneten Nachforschungen bei zahlreichen Patienten war nicht definitiv bewiesen woher das Pigment stammte Die Verbindung zu Malaria war um 1850 schnell festgestellt allerdings herrschte lange Zeit der Glaube der Korper selbst bilde dieses Pigment als Reaktion auf die Krankheit Nachdem die Malariaparasiten entdeckt wurden ging man davon aus Hamozoin sei ein Melanin 7 1880 stellte sich heraus dass das Malariapigment stattdessen von den Parasiten selbst produziert wird wahrend sie sich in den Erythrozyten vermehren 1 Aufgrund der Unterschiede zwischen Hamozoin und Melanin in Bezug auf Loslichkeit und Reaktionen bei der Bleichung innerhalb vieler Experimente 6 liess man schliesslich von der veralteten Sichtweise ab 7 1891 veroffentlichten T Carbone und W H Brown eine Arbeit welche den Abbau des Hamoglobins mit der Produktion des Pigments verband und das Malariapigment als eine Form von Hamatin beschrieb 8 6 In den 1930er Jahren stellten mehrere Autoren das Hamozoin als pure kristalline Form des a Hamatins dar und zeigten dass die Kristalle keine Proteine enthielten 7 9 Eine Erklarung fur die verschiedenen Losungseigenschaften zwischen dem Malariapigment und den a Hamatinkristallen wurde zu dieser Zeit nicht gefunden Es folgten zahlreiche vorwiegend indische Studien 9 7 welche das Pigment zum ersten Mal losgelost von den Parasiten betrachteten Aufgrund drastischer Isolierungsprozesse der Forscher wurden die Ergebnisse verfalscht und bestatigten die grosse Ahnlichkeit zum Hamatin Jahrelang blieb diese Sichtweise bestehen bis die Verfalschung der Ergebnisse ans Licht kam Seitdem wird Hamozoin als Abfallprodukt eines zersetzten Hamoglobinmolekules angesehen 7 Auch heute sind weder das Malariapigment noch seine Bildung sowie die Funktion der beteiligten Proteine genugend verstanden 3 wird aber als eine vielversprechende therapeutische Ansatzmoglichkeit angesehen Struktur BearbeitenDas allgemein akzeptierte Strukturmodell verfugt uber ein zentrales High spin Eisen inmitten eines Porphyrinringes Die Carboxygruppe des Propionylrestes geht mit dem benachbarten Ring eine schwache Bindung ein Weiterhin gelten Wasserstoffbrucken zwischen freien Propionylresten als wahrscheinlich Das entstehende polymere 3 b Hamatin 1 wachst in die Lange indem sich viele dieser einzelnen Hamscheiben zu einem Pseudokristall 3 ubereinander stapeln Die Struktur an sich macht das Hamozoin schwer abbaubar und die Proteine spielen nicht in die Stabilitat hinein 2 Vor der Einigung auf eine Struktur wurde uber die Struktur des Hamozoin lange diskutiert beispielsweise schlug Claude Bremard 1993 das monomere High spin Ferriporphyrin Modell vor 3 Inhibition BearbeitenDie Bildung von Hamozoin ist ein guter Ansatz fur Therapieentwicklungen Stoppt man das Protein Hamatin welches sich ausserhalb der Kontrolle des Parasiten befindet so wird die Bildung des Hamozoins verhindert und das giftige Ham nicht abgebaut Viele bereits angewandte Medikamente zielen auf diese Verhinderung der Bildung von Hamozoin per Inhibition ab und toten so die Parasiten ab 3 4 Die am besten verstandenen Medikamente mit Hamatin Biokristallisationsinhibitoren sind Chinoline wie beispielsweise Chloroquin Chininderivat und Mefloquin Sie binden das freie Ham sowie die Hamozoinkristalle und verhindern so das Andocken weiterer Einheiten 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Elektronenmikroskopische Untersuchungen zur Frage der intraerythrozytaren Eisenverteilung im Rahmen der initialen Hamozoinbildung bei Malaria tropica Dissertationsschrift a b c d e f g h Alessandro Esposito Teresa Tiffert Jakob M A Mauritz Simon Schlachter Lawrence H Bannister Clemens F Kaminski Virgilio L Lew FRET Imaging of Hemoglobin Concentration in Plasmodium falciparum Infected Red Cells In PLoS ONE Band 3 Nr 11 21 November 2008 S e3780 doi 10 1371 journal pone 0003780 plosone org PDF a b c d e f g h i j Malariapigment Hemozoin und die funktionelle Hemmung von Monozyten Habilitationsschrift a b c d Daniel E Goldberg Complex nature of malaria parasite hemoglobin degradation In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 110 Nr 14 2 April 2013 S 5283 5284 doi 10 1073 pnas 1303299110 pnas org PDF H Meckel von Helmsbach Ueber schwarzes Pigment in der Milz und dem Blute einer Geisteskranken In Allg Z Psychiatrie Psy gerichtl Medizin Band 4 1847 S 198 226 a b c W H Brown Malarial Pigment so Called Melanin Its Nature and Mode of Production In Journal of Experimental Medicine Band 13 Nr 2 Februar 1911 S 290 299 doi 10 1084 jem 13 2 290 rupress org PDF a b c d e Theodor von Brand Glimpses at the Early Days of Parasite Biochemistry In H Van den Bossche Hrsg Comparative Biochemistry of Parasites Academic Press New York London 1972 ISBN 0 12 711050 X S 9 11 T Carbone Sulla natura chimica del pigmento malarico In G R Accad Med Torino 39 1891 S 901 906 a b J A Sinton B N Ghosh Studies of malarial pigment haemozoin Part I Investigation of the action of solvents on haemozoin and the spectroscopical appearances observed in the solutions In Records of the malaria survey of India 4 1934 S 15 42 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hamozoin amp oldid 229409798