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Das Gutshaus Markisch Wilmersdorf offizielle Bezeichnung in der Landesdenkmalliste Herrenhaus Gutspark und Wirtschaftshof mit Landarbeiterhausern ist ein Gutshaus in Markisch Wilmersdorf einem Ortsteil der Stadt Trebbin im Landkreis Teltow Flaming im Land Brandenburg Gutshaus Markisch Wilmersdorf Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baubeschreibung 4 Gutspark 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Landstrasse 795 fuhrt von Nordwesten kommend in sudlicher Richtung durch den Ort Das Gutshaus mit Gutspark und Wirtschaftshof sowie den Landarbeiterhausern steht nordlich des Dorfzentrums auf einer Flache die mit einer Mauer eingefriedet ist In direkter Sichtachse steht sudlich die Dorfkirche Markisch Wilmersdorf Geschichte BearbeitenIm Jahr 1684 erwarb der Kammerer des Grossen Kurfursten Friedrich Wilhelm der Kammerer und Oberstallmeister 1 Henning Bernd von Schwerin das zuvor zweigeteilte Dorf und erhielt es im Jahr 1701 von Friedrich I als Lehen Nach seinem Tod erbte sein Sohn Friedrich Bogislav von Schwerin das Gut und liess in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts ein Herrenhaus in Form einer Dreiflugelanlage in U Form errichten Uber Friedrich Boglislavs Sohn Friedrich Albrecht gelangte das Gut an seinen Neffen Friedrich August Leopold Karl von Schwerin Nach seinen Entwurfen wurde das Herrenhaus im Jahr 1801 umgebaut Es entstand ein eingeschossiger neunachsiger Putzbau auf rechteckigem Grundriss mit Kruppelwalmdach Eine bislang nicht datierbare Abbildung zeigt das Bauwerk mit einem Zwerchhaus mit drei nebeneinander gruppierten Fenstern oberhalb des Eingangsbereichs der mit Festons geschmuckt war Unterhalb war eine Freitreppe Hiltrud und Carsten Preuss vermuten in ihrem Werk Die Guts und Herrenhauser im Landkreis Teltow Flaming dass es sich bei der Abbildung um eine idealisierte Darstellung handeln konnte Sie verweisen auf eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1901 auf dem das Gutshaus an Stelle des Zwerchhauses eine Fledermausgaube besass Die Westachse besass einen leicht heraustretenden Mittelrisalit der die drei mittleren Achsen in der sich auch die Eingangstur befand optisch aufgriff Ab 1840 wurde das Gut verpachtet Schwerin war mit der Grafin Luise Johanna Friederike von der Schulenburg verheiratet Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor Der Erstgeborene Christian Ludwig Friedrich Wilhelm heiratete die sehr junge Balletttanzerin 2 Luise Wilhelmine Christiane Ebel die Fritz Graf von Schwerin gebar Er ubernahm 1890 das Gut um es in eigener Regie wieder zu bewirtschaften Um diese Jahrhundertwende umfasste der Besitz 619 46 ha ein mittelgrosses Gut im Vergleich zu den Nachbarbesitzungen nebenbei wurde als Besonderheit eine spezielle Gordon Setter Jagdhund Zuchtstelle betrieben 3 Nach seinen Entwurfen wurde das Herrenhaus erneut bis 1901 als zweigeschossiger Bau im Tudorstil umgebaut Hiltrud und Carsten Preuss vermuten dass das Schloss Kittendorf als Vorbild diente Fritz von Schwerin liess eine Strom und Wasserversorgung sowie einen Aufzug zum Transport von Speisen in das Esszimmer installieren Ein Jahr spater wurde er Prasident der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft und verpachte ab 1910 das Gut um sich verstarkt seinen neuen Aufgaben zu widmen Das Herrenhaus behielt er jedoch und widmete sich erfolgreich der Zucht von Dahlien die er uber den Bahnhof im benachbarten Thyrow vertreiben liess Zahlreiche Geholze wurden im Park zum ersten Mal in dieser Region angepflanzt Allerdings blieb auch er nicht von den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren verschont Er musste Arbeiter entlassen und den Viehbestand reduzieren Im Jahr 1932 starb sein Sohn Fritz und der Graf verkaufte zum 1 Oktober 1933 das Schloss samt Park an den Millionar Arnold E Kunheim Kurz darauf am 9 Marz 1934 verstarb der Graf mit 77 Jahren und wurde in der Gruft der Dorfkirche beigesetzt Im zum Gutshaus zugehorigen Gutsbezirk lebten damals 163 Personen vom Gutsbesitzer Rentmeister die herrschaftlichen Diener und Kutscher Gutsstellmeister Brennmeister und Gutsarbeiter samt Familien 4 Vor der Krise hatte Gut Wendisch Wilmersdorf eine Grosse von 592 ha Es wurde nicht mehr selbst betreut und war verpachtet an den Gutsnachbarn Wilhelm von Goertze Grossbeuthen Domherr zu Brandenburg Die Verwaltung lag in den Handen von Gustav Mittrich 5 Kunheim 6 wiederum investierte in das Gut zwischenzeitlich standen wieder 100 Rinder und 32 Pferde auf dem Hof Sein Fokus lag auf der Viehzucht so dass sowohl die Baumschule wie auch die Samereien und Gartnerei in den Hintergrund seiner wirtschaftlichen Aktivitaten traten Durch Meliorationsarbeiten in den Jahren 1935 1936 sank der Grundwasserspiegel und ein Grossteil der Baume im Park vertrocknete Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kunheim enteignet 443 Hektar des 486 Hektar grossen Gutes wurden an Landarbeiter Fluchtlinge und Industriearbeiter verteilt Das Gutshaus diente von 1945 bis 1956 als Unterkunft fur Fluchtlinge und Umsiedler Anschliessend zog ein Kinderheim in den Grossteil der Raume ein das zu einem spateren Zeitpunkt den Namen Ernst Thalmann erhielt Weitere Raume wurden bis 1974 von einer Schule belegt der Kindergarten zog in das Gartnerhaus Die landwirtschaftlichen Flachen wurden ab 1953 von der LPG Einheit bewirtschaftet Sie ubernahm auch die Gartnerei im Park der mittlerweile jedoch nach und nach verfiel Die Teiche waren verlandet Wege nur noch ansatzweise erkennbar und von 243 im Jahr 1917 aufgelisteten Geholzen gab es im Jahr 1959 lediglich noch 116 Arten In den 1970er Jahren musste am Gutshaus eine Reparatur am Dach vorgenommen werden Arbeiter entfernten bei diesen Arbeiten auch den Zinnenkranz am Hauptgebaude Zu dieser Zeit fand eine Trennung der Tier und Pflanzenproduktion innerhalb der LPG statt und im Ort verblieb die Tierproduktion Trotz des schlechten Zustandes wurden im Jahr 1982 Park und Schloss unter Denkmalschutz gestellt In den Jahren 1986 bis 1988 entstand in unmittelbarer Nahe des Schlosses ein Heizhaus es ging jedoch nie in Betrieb Etwa zur gleichen Zeit waren Umbau und Renovierungsarbeiten am Schloss geplant Die Kinder und Erzieher des Kinderheims zogen 1986 in das Lehrlingswohnheim der LPG um Nach der Wende ging das Schloss samt Park im Jahr 1999 in den Besitz des Landkreises der das Heizhaus abreissen liess Ein Jahr spater erwarb ein Galerist aus Koln das Gebaude und begann mit der Sanierung Der historische Zinnenkranz wurde dabei ebenso wiederhergestellt wie die alten Graben im Park Durch eine eigenstandige Wasserhaltung soll der Grundwasserspiegel innerhalb des Parks wieder verbessert werden Das mittlerweile eingesturzte Gartnerhaus wurde aufgebaut und mit einem Neubau erganzt Es entstanden ein Gewachshaus mit Gemuse und Obstgarten Im Park stehen einige Plastiken darunter ein Werk des Kunstlers A R Penck Baubeschreibung BearbeitenDas Gutshaus ist im Kern ein neunachsiger Putzbau mit einem flachen Walmdach das jedoch durch den Zinnenkranz verdeckt wird An der Ostseite wird die mittlere Achse durch einen Risalit hervorgehoben Dort befindet sich eine Freitreppe die zum Eingang fuhrt Das Portal ist mit senkrecht angeordneten Putzelementen verziert die optisch ein daruberliegendes dreiflugeliges Fenster mit einbeziehen Links und rechts neben dem Eingang sind im Erdgeschoss je drei hochrechteckige Fenster die mit einem gekropften Gesims verziert wurden Oberhalb sind je drei weitere schlichter und spitzbogenformig ausgefuhrte Fenster An der Westseite wurden drei Achsen in den Eingangsbereich einbezogen und ebenfalls leicht durch einen Mittelrisalit hervorgehoben Mittig ist ebenfalls ein grosses Portal daruber in einer Reliefkartusche das Wappen der Familie von Schwerin Im sudlichen Teil entstand ein halbrunder Turm der uber das Dach hinausragt Vor dem Eingang ist eine Terrasse die auf einem Soller ruht und ebenfalls mit Zinnen verziert wurde Sie umrahmt eine weitere Freitreppe mit der ein Zugang zum Park ermoglicht wird Auch an der Westseite sind die unteren Fenstergesims gekropft die im oberen Geschoss schlichter ausgefuhrt An der Nordseite befinden sich ein hoher Turm auf einem quadratischen Grundriss sowie ein weiterer kleinerer Anbau und ein halbrunder Treppenturm an der Westseite des Turms Das Bauwerk wird durch einen Eck Erker an der Sudwestseite komplettiert der uber die gesamte Hohe des Bauwerks fuhrt Gutspark BearbeitenDer Gutspark geht in seinen Ursprungen in das 18 Jahrhundert zuruck Mit dem Umbau des Gutshauses im Jahr 1801 wurde auch der Park auf etwa neun Hektar erweitert Hierzu gehorte auch ein rund zwei Hektar grosser Gemusegarten sowie ein rund 2 5 Hektar grosser Erlenbruch Im Jahr 1803 liess der Graf von Schwerin im sudostlichen Teil des Parks eine rund 2 2 m hohe Gedenksaule aufstellen die an Ilsabe Sophie von Schwerin eine geborene von Bredow erinnerte Sie war Hofdame der Mutter Friedrichs II Ostlich des Herrenhauses befand sich zu dieser Zeit eine Wiese die durch halbkreisformige Wege erschlossen wurde Die Saule wurde so platziert dass sie in einer Sichtachse zum Herrenhaus stand Anfang des 19 Jahrhunderts kam ein Gartnerhaus hinzu Nach 1873 erfolgten mehrfache Umgestaltungen durch Fritz von Schwerin Er liess aus dem ehemals barocken Garten einen Garten gestalten der sich an den Grundprinzipien von Puckler orientierte Die zuvor streng rechteckig angelegten Teiche wurden neugestaltet das geradlinige Wegenetz zu Gunsten einer geschwungenen Wegfuhrung aufgelost Fritz von Schwerin bezog bei seinen Arbeiten auch immer wieder die unmittelbare Umgebung ein So liess er im Jahr 1896 die Allee nach Thyrow mit Baumen bepflanzen die rote und weisse Bluten trugen und so seinen Wappenfarben entsprachen Ab 1901 wurde der Park durch eine Flache erweitert die vornehmlich mit Nadelholzern bewachsen war Im Jahr 1902 war der Park 18 im Jahr 1917 bereits 32 Hektar gross Nordlich des Gutshauses befand sich ein Nutzgarten mit Blumen Stauden sowie Obst und Gemuseflachen Vermutlich nach 1912 stand im Garten eine Skulptur des Bildhauers August Gaul die einen 1 52 m hohen Eselsjungen zeigte aus Bronze gefertigt worden war und die erste erfolgreiche Grossplastik des Kunstlers darstelle Fritz von Schwerin liess im Laufe der Jahre im Park zahlreiche Landschaftsbilder entstehen Seine Leidenschaft galt jedoch den Ahornen Auf einer Geholzliste aus dem Jahr 1917 sind 350 verschiedene Ahornarten oder formen verzeichnet und war damit aus Ausdruck seines Engagements fur die Deutsche Dendrologische Gesellschaft Sein Wirken war auch dabei nicht auf den Park beschrankt So liess er die Kastanienallee am Wietstocker Weg mit Rot und Weissdorn bepflanzen Im Jahr 1928 entstand in der Verlangerung der Thyrower Allee am Kreuzungspunkt des Wietstocker Wegs und des Parkwegs ein machtiges Parktor im Stil der Neogotik Es bestand aus einer zinnenbekronten Parkeinfahrt und einem 12 m hohen Turm und wurde im Volksmund Unsinn genannt Nach 1955 wurde es abgerissen und das Material von Neubauern genutzt Nachdem der Park bereits unter Kunheim nicht mehr gepflegt wurde verwahrloste er in den folgenden Jahrzehnten zusehends Die fehlende Pflege in Verbindung mit den sinkenden Grundwasserspiegel fuhrten zu erheblichen Schaden an den Baumen sowie der Struktur Erst seit den 2000er Jahren erfolgt eine behutsame Neuanlage die auch einen Gemuse und Obstgarten beinhaltet Literatur BearbeitenHiltrud und Carsten Preuss Die Guts und Herrenhauser im Landkreis Teltow Flaming Lukas Verlag fur Kunst und Geistesgeschichte 1 Auflage 29 November 2011 ISBN 978 3 86732 100 6 S 244 Georg Dehio Bearb Gerhard Vinken u a Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 Weblinks BearbeitenEintrag zur Denkmalobjektnummer 09105436 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Postkarte mit Ansicht des Gutshauses um 1900 Zeno wbr Wikimedia Commons Einzelnachweise Bearbeiten Geschichte des Geschlechts von Schwerin 2 In L Gommert Wilhelm Graf von Schwerin Leonhard Graf von Schwerin Hrsg Genealogie Theil 2 Biographische Nachrichten Wilhelm Gronau s Buchdruckerei Berlin 1878 S 260 uni duesseldorf de abgerufen am 24 Juli 2021 Hagen Graf v Schwerin Wendisch Wilmersdorf Markisch Wilmersdorf In von Schwerinscher Familienverband Curd Christoph v Schwerin Hrsg Funfter Nachtrag zur Geschichte des Geschlechts von Schwerin 5 Auflage Degener amp Co Neustadt an der Aisch 2003 S 317 318 kit edu abgerufen am 24 Juli 2021 Paul Ellerholz E Kirstein Traug Muller W Gerland Georg Volger Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche I das Konigreich Preussen 1 Lieferung Provinz Brandenburg 3 Auflage R Stricker Nicolaische Verlags Buchhandlung Berlin 1896 S 260 261 digi hub de abgerufen am 23 Juli 2021 Landratsamt Kreis Teltow mit Sitz in Berlin Hrsg Adressbuch des Kreises Teltow 1927 Rob Rohde G m b H Berlin 1927 S 299 300 d nb info abgerufen am 23 Juli 2021 Ernst Seyfert Hans Wehner Alexander Haussknecht GF Hofgreve Niekammer s Landwirtschaftliche Guter Adressbucher Band VII Brandenburg 1929 Verzeichnis der Ritterguter Guter und Hofe uber 20 ha nach amtlichen Angaben 4 Auflage VII Reihe Brandenburg Niekammer Adressbuch G m b H Leipzig 1929 S 122 martin opitz bibliothek de abgerufen am 23 Juli 2021 Regierungsbezirk Potsdam Hrsg Amtsblatt der Regierung zu Potsdam 1942 Ausgabe A mit Offentlichen Anzeiger Nr 13 1942 Druck von Dr W u E Bronner Potsdam Babelsberg Potsdam 28 Marz 1942 S 42 google de abgerufen am 24 Juli 2021 52 244136 13 293846 Koordinaten 52 14 38 9 N 13 17 37 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gutshaus Markisch Wilmersdorf amp oldid 243013525