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Gruorn ist eine bei Munsingen gelegene Wustung auf der Schwabischen Alb in Baden Wurttemberg Sie liegt auf einer Hohe von 790 Metern uber dem Meer im Munsinger Hardt und ist Teil des Gutsbezirks Munsingen GruornLage von Gruorn im westlichen Teil des Gutsbezirks Munsingen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Strassennetz 3 Personlichkeiten 4 Galerie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGruorn wurde erstmals um 1095 genannt 1 und gehorte ursprunglich zum Oberamt Urach ab 1934 Kreis Urach genannt 1861 lebten 469 Einwohner im Ort sie waren ausnahmslos evangelisch Noch vor der 1938 erfolgten Aufteilung des Kreises Urach fiel am 15 Februar 1937 der Beschluss die gesamte Markung Gruorn in den seit 1896 bestehenden Truppenubungsplatz Munsingen einzubeziehen um diesen wie geplant erweitern zu konnen 1938 kam Gruorn dann zum Landkreis Munsingen Im Jahr darauf wurden die damals 665 Bewohner zwangsumgesiedelt Im Mai 1939 war das Dorf weitgehend geraumt dadurch wurde Gruorn weit uber die Grenzen der Schwabischen Alb hinaus bekannt Das Gebiet um Gruorn gehort seit dem 10 April 1942 zum damals neugeschaffenen Heeresgutsbezirk Munsingen 2 und ist damit ein sogenanntes gemeindefreies Gebiet Die Gebaude des Dorfes dienten nach der Entvolkerung als Kulisse fur Hauserkampf Ubungen und wurden dem Verfall preisgegeben Nach 1953 gab die franzosische Kommandantur die Gebaude zur Materialentnahme frei dabei wurden ganze Hauser komplett abgetragen und an einem anderen Ort wieder aufgebaut Gruorn verfiel immer weiter Aus Sicherheitsgrunden mussten die Gebaude nach 1972 durch die Militarverwaltung bis auf die Grundmauern abgetragen werden 3 Nur die Stephanuskirche mit dem angeschlossenen Friedhof und dem Kriegerdenkmal das Neue Schulhaus von 1881 und wenige weitere Grundmauern blieben erhalten und erinnern bis heute an das Dorf Gruorn Seit 1968 finden dort einmal jahrlich zu Pfingsten wieder regelmassige Gottesdienste statt spater wurde den ehemaligen Bewohnern auch an Allerheiligen eine Ruckkehr nach Gruorn gestattet In den Jahren 1971 bis 1973 gelang es dem Komitee zur Erhaltung der Kirche in Gruorn die uber die Jahre stark verfallene Kirche wiederaufzubauen auch die alten Graber werden von den Mitgliedern des Vereins gepflegt Die evangelische Stephanuskirche im heutigen Kirchenbezirk Bad Urach Munsingen der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg wird 1095 erstmals genannt Fresken von 1380 1540 ubertuncht konnten bereits 1903 freigelegt werden Vor allem die Gestaltung der zehn ausdrucksstarken Kirchenfenster mit Glasgemalden von Ursula Nollau pragt den kargen Kirchenraum 4 5 6 Besonders das nordliche Chorfenster verdeutlicht die auf Gruorn einwirkenden zeitgeschichtlichen Zusammenhange mit dem Bibelzitat Wie liegt die Stadt so wuste die voll Volks war So beginnen die Klagelieder des Jeremia Klgl 1 1 LUT in denen die Zerstorung Jerusalems und des Tempels um 586 v Chr besungen wird Der Kreuzkantor Rudolf Mauersberger 1889 1971 komponierte die danach geschaffene Trauermotette unter den Eindrucken der Zerstorung Dresdens im Zweiten Weltkrieg fur den Dresdner Kreuzchor ein A cappella Werk entstanden am Karfreitag und samstag 1945 Darin verarbeitete Mauersberger das ihn besturzende Erlebnis des brennenden Dresden und der vollig zerstorten Stadt den Text entnahm er den Klageliedern Jeremias Die Urauffuhrung fand in der ausgebrannten Kreuzkirchen Ruine Dresden am 4 August 1945 statt Gerade auch mit diesen Fenstergestaltungen ist die Stephanuskirche Gruorn ein Mahnmal gegen Krieg und Zerstorung Nach der Auflosung des Truppenubungsplatzes Munsingen sind der Gutsbezirk Munsingen und damit auch das ehemalige Dorf Gruorn seit dem 13 April 2006 nach knapp 67 Jahren wieder der Offentlichkeit zuganglich Es wurde ein 35 Kilometer umfassendes Wegenetz freigegeben auf welchem auch Gruorn aus verschiedenen Richtungen zu erreichen ist Im Bereich der freigegebenen Wege wurden die Kampfmittelreste beseitigt sie durfen zu Fuss oder per Fahrrad benutzt werden Das ehemalige Gruorner Schulhaus beherbergt heute eine Ausstellung uber die Geschichte des Dorfes sowie eine Heimatstube genannte kleine Gaststatte mit angeschlossenem Biergarten Ferner sind das ehemalige Dorf und seine Umgebung seit Marz 2008 Teil des neu eingerichteten Biospharengebiets Schwabische Alb Strassennetz BearbeitenGruorn war ursprunglich von drei Seiten aus an das uberortliche Strassennetz angeschlossen Neben den heute noch existierenden Verbindungen aus Richtung Munsingen beziehungsweise Trailfingen einerseits und aus Richtung Zainingen andererseits gab es ursprunglich noch eine dritte Zufahrtsstrasse aus Richtung Seeburg Dieser Albaufstieg zweigte circa zwei Kilometer nordwestlich von Seeburg von der heutigen Landesstrasse 245 nach Hengen ab und heisst im Ortsbereich von Seeburg bis heute Gruorner Strasse Ferner gibt es sowohl in Munsingen als auch in Zainingen jeweils einen Gruorner Weg Daruber hinaus existiert auch im circa dreissig Kilometer entfernten Ehingen Donau eine Gruorner Strasse die jedoch in keinerlei geografischem Zusammenhang mit dem namensgebenden Ort steht Jedoch befindet sie sich in einem Viertel von Ehingen in welchem nach der Zwangsumsiedlung viele ehemalige Gruorner Burger eine neue Heimat gefunden haben Personlichkeiten BearbeitenFriedrich von Schindler 1827 1900 wurttembergischer Oberamtmann und KollegialdirektorGalerie Bearbeiten nbsp Die Wustung Gruorn auf dem ehemaligen Truppenubungsplatz nbsp Stephanuskirche und Friedhof nbsp Wetterhahn und Turmuhrwerk Stephanuskirche nbsp Fresken von ca 1380 Stephanuskirche nbsp Kriegerdenkmal auf dem Friedhof nbsp Ehemaliges Schulhaus nbsp Grundmauern eines ehemaligen Gebaudes nbsp Ein zu militarischen Ubungszwecken angelegter Betonbau nbsp Lageplan von Gruorn 1938 nbsp Lage von Gruorn im Oberamt Urach Gebietsstand zu Beginn des 19 Jahrhunderts nbsp Die Gemarkung Gruorn und seine Nachbar gemeinden um 1860 nbsp Ubernahmeprotokoll eines Ackergrundstucks auf der Gemarkung Gruorn im Jahr 1938 durch die Reichsumsiedelungsges nbsp Bekanntmachung der Ubernahme des Ackergrundstucks durch das Deutsche Reich nbsp Gruorner Strasse in Ehingen Donau Literatur BearbeitenGruorn In Johann Daniel Georg von Memminger Hrsg Beschreibung des Oberamts Urach Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 8 Cotta sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart Tubingen 1831 S 185 187 Volltext Wikisource Angelika Bischoff Luithlen Hrsg Gruorn Ein Dorf und sein Ende Baader Munsingen 1986 ISBN 3 88287 003 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gruorn Sammlung von Bildern www gruorn info Website des Komitees zur Erhaltung der Kirche in Gruorn Gruorn und der Truppenubungsplatz Munsingen Historische Abhandlung Hauptstaatsarchiv Stuttgart Zur Geschichte der Gemeinde GruornEinzelnachweise Bearbeiten Ludwig Karl Schmidt Geschichte der Grafen von Zollern Hohenberg und ihrer Grafschaft Stuttgart 1862 S IIf Ein Kuriosum Der Gutsbezirk Munsingen In Internetprasenz Landratsamt Reutlingen abgerufen am 18 November 2023 Informationstafel Willkommen in Gruorn am Eingang zur Wustung Gruorn gelesen am 16 Juli 2017 Broschure Die Kirchenfenster der Stephanuskirche in Gruorn hg Komitee zur Erhaltung der Kirche in Gruorn e V Munsingen 2013 Nollau Werkverzeichnis siehe 1 zuletzt abgerufen am 7 Juni 2020 Andreas Steidel Das Wunder von Gruorn in Ev Gemeindeblatt fur Wurttemberg Nr 24 2018 Seite 30 f48 44937 9 5038 Koordinaten 48 26 57 7 N 9 30 13 7 O Normdaten Geografikum GND 4094169 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gruorn amp oldid 239224382