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Die Wetter sind im Bergbau alle im Grubengebaude eines Bergwerks befindlichen Gase Diese bestehen in allererster Linie aus Luft erganzt durch Beimengungen die der Grube aus dem umgebenden Gebirge zustromen 1 Eine Wettertafel in einem SteinkohlebergwerkLaufrader eines axialen zweistufigen Grubenlufters mit verstellbaren Schaufeln Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Wetterarten 3 Frischluftbedarf 4 Beschaffenheit der Wetter 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGrundlagen BearbeitenDie Bezeichnung Wetter selbst stammt aus einer Zeit in der man von der Zusammensetzung der Luft und den ihren Bewegungen zugrundeliegenden Mechanismen noch nicht viel wusste Sie entstammt damit der allgemeinen Beobachtung dass zwischen der Luftbewegung in der Grube nach Richtung und Menge und der meteorologischen Wetterlage ein gewisser Zusammenhang besteht Im Hinblick auf die Entstehung der Luftbewegung technische Verfahren zu ihrer Erzeugung sowie die Luftverteilung im Bergwerk spricht man von Bewetterung Wetterarten BearbeitenIm Bergbau unterscheidet man grundsatzlich zwischen zwei Arten von Wettern gute Wetter und schlechte Wetter Gute Wetter sind frische Wetter also die unverbrauchte frische Luft die der Bergmann atmen kann 2 Durch den Verbrauch von Sauerstoff und den Zutritt von schadlichen Gasarten konnen die guten Wetter in schlechte Wetter ubergehen 3 Die Eigenschaften der schlechten Wetter waren teilweise bereits im fruhen Bergbau bekannt Obwohl man zu der Zeit noch nicht in bedeutende Teufen vorgedrungen war machten die Bergleute bereits auch hier schon die Erfahrungen mit schlechten Wettern So erwahnte bereits Plinius die Nachteile des erstickenden Dunstes und des Rauchs die beim Feuersetzen entstanden Spater kam es dann zu einer Einteilung der schlechten Wetter in die verschiedenen Unterarten 4 Im Bergbau spricht man von matten Wettern oder schwachen Wettern wenn es sich um erstickend wirkende Luft mit verringertem Anteil an Sauerstoff und meist einem hohen Anteil an Kohlendioxid handelt 5 Bose Wetter sind giftige Wetter Sie enthalten erhohte Beimischungen giftiger Gase wie z B Kohlenmonoxid Schwefelwasserstoff oder Stickoxide 6 Als schlagende Wetter bezeichnet man im Bergbau ein Gemisch von Luft und brennbaren Gasen meistens Methan in einem explosionsgefahrlichen Mischungsverhaltnis Vor allem die schlagenden Wetter sind wegen der grossen Explosionsgefahr im Bergbau gefurchtet Katastrophal kann eine Schlagwetterexplosion dann werden wenn sie losen Kohlenstaub aufwirbelt und zundet und als Kohlenstaubexplosion weiter wirkt Zu den zerstorenden Wirkungen einer Explosion kommt auch noch die Erstickungsgefahr da zum einen ein grosser Teil des Luftsauerstoffs verbraucht und zum anderen die Luft mit Kohlenmonoxid angereichert wird und daraus dann bose Wetter entstehen 7 Als Abwetter bezeichnet man im Bergbau die aus der Grube abzufuhrende verbrauchte Luft Als Schleichwetter bezeichnet man im Bergbau kleine unkontrollierte Wetterstrome die durch abgeworfene Grubenbaue wie den Alten Mann streichen und an einer anderen Stelle wieder in den normalen Wetterstrom eintreten 1 Frischluftbedarf BearbeitenDie Versorgung mit genugend frischen Wettern ist in den entsprechenden gesetzlichen Regelwerken vorgeschrieben Die Allgemeine Bergpolizeiverordnung schreibt in Osterreich vor dass alle dem Betrieb dienenden Grubenbauen so ausreichend mit Wettern zu versorgen sind dass Ansammlungen von bosen matten oder schlagenden Wettern vermieden werden 8 Die deutsche Allgemeine Bundesbergverordnung schreibt dem Unternehmer vor dass er alle untertagigen Arbeitsstatten mit einem ausreichenden Sicherheitsspielraum so zu bewettern hat dass die in den Grubenbauen befindliche Atmosphare fur die Sicherheit und Gesundheit der Bergleute unbedenklich ist 9 Uber die erforderliche Wettermenge wurden bereits mehrere Untersuchungen durchgefuhrt Nach den Ermittlungen von Schondorff benotigt ein Mann pro Stunde 24 Liter Sauerstoff Das offene Geleucht verbraucht 28 5 Liter Sauerstoff Ein Grubenpferd benotigt 100 Liter Sauerstoff ein Grubenpferd wird bei der Wettermengenberechnung wie vier Personen gerechnet 2 Spatere Untersuchungen von Zuntz und Schumburg ergaben dass Schondorff von einem Sauerstoffbedurfnis bei massiger Bewegung ausgegangen ist Unter Belastung benotigt eine Person je nach Schwere der Belastung zwischen 52 8 und 80 8 Liter Sauerstoff Unter Berucksichtigung eines Sicherheitszuschlages wird fur eine Person 120 Liter Sauerstoff pro Stunde ohne Geleucht und mit Geleucht 148 5 Liter Sauerstoff bei der Wettermengenberechnung berucksichtigt Dies entspricht einem Luftbedarf von 707 Litern pro Person und Stunde Unter Berucksichtigung der Oxidationsvorgange und Faulnisvorgange ist ein wesentlich hoherer Wert zu berucksichtigen 10 Dadurch bedingt ist die pro Person einzuspeisende Wettermenge 17 mal so hoch Pro Person mussen somit je Minute 2 Kubikmeter Frischluft in die Grube geleitet werden Der Wert ist von Grube zu Grube unterschiedlich Einige Gruben kommen mit diesem Wert aus bei anderen Gruben ist die pro Person erforderliche Luftmenge doppelt so hoch Aus Sicherheitsgrunden werden in heutigen Gruben mehr als 10 Kubikmeter Luft pro Person und Minute berucksichtigt 2 Beschaffenheit der Wetter BearbeitenNeben einem genugend hohen Anteil von Sauerstoff ist auch die Luftfeuchtigkeit ein zu berucksichtigender Faktor Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit wird die Arbeitsfahigkeit der Bergleute herabgesetzt Ausserdem kann ein nassender Wetterstrom die Ausbreitung der gefurchteten Wurmkrankheit fordern Eine hohe Luftfeuchtigkeit machte den eingesetzten Grubenpferden korperlich noch mehr zu schaffen als dem Menschen und fuhrte dazu dass Grubenpferde bei einer Temperatur von 32 Grad schon bei geringen Anstrengungen starben Eine zu trockene Luft fordert die Austrocknung der Grube und vergrossert die Kohlenstaubgefahr Die Austrocknung der Grube ist im Winter starker als im Sommer Dies liegt daran dass die winterliche kalte Frischluft weniger Wasserdampf enthalt als die warme Luft im Sommer sodass jene mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann 6 Im heutigen Bergbau wird die Zusammensetzung der Wetter durch Wettersteiger regelmassig kontrolliert und auf einer Wettertafel in der Nahe des Abbauortes dokumentiert 1 Literatur BearbeitenHeinz Kundel Kohlengewinnung 6 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1983 ISBN 3 7739 0389 8Einzelnachweise Bearbeiten a b c Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 a b c Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde 6 verbesserte Auflage Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1903 Emil Stohr Emil Treptow Grundzuge der Bergbaukunde einschliesslich der Aufbereitung Verlagsbuchhandlung Spielhagen amp Schurich Wien 1892 Carl von Schauroth Die Grubenwetter bei J C B Mohr Heidelberg 1840 Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1871 a b Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Erster Band 10 Auflage Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1961 Franz Ritter von Rziha Schlagende Wetter Fachvortrag vom 10 Februar 1886 Allgemeine Bergpolizeiverordnung Online Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive abgerufen am 18 Mai 2012 PDF 233 kB Bergverordnung fur alle bergbaulichen Bereiche Allgemeine Bundesbergverordnung ABBBergV Online Abgerufen am 18 Mai 2012 PDF 145 kB Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Zweiter Band 4 verbesserte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1884 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Wetter Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Kohlendioxid Eine unsichtbare Gefahr im Altbergbau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wetter Bergbau amp oldid 236584612