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Gregor Schwenzengast 3 Marz 1646 in Martell 4 Juli 1723 in Latsch war ein Barockbildhauer aus dem Vinschgau der in Latsch eine Werkstatt unterhielt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2 1 Marienberger Schaffenszeit 2 2 Altare 2 3 Holzstatuen 2 4 Madonnenreliefs 2 5 Grabdenkmaler 2 6 Wappensteine und Marmorreliefs 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenGregor Schwenzengast war Sohn der Eheleute Paul Schwenzengast und Christina Kolerin die im Schwenzhaus in der Gand in Martell wohnten Das Haus wurde 1864 abgebrochen 1 Am 18 August 1658 wurde vom Latscher Gerichtsanwalt Blasius Polin im Beisein von Burgen und Zeugen aus Martell und aus Latsch ein Lehrvertrag aufgesetzt in dem Gregor Schwenzengast und sein Neffe Barthlmee Koler dem Bildhauer Oswald Krad aus Latsch anvertraut wurden Wahrend sich Barthlmee fur sechs Jahre verdingen musste sollte Gregor sieben Jahre lang in der Lehre bleiben weil seine Eltern nicht in der Lage waren das ubliche Lerngeld zu hinterlegen Auffallend ist der Passus in diesem Vertrag der den beiden Lehrlingen gestattete in ihrer Freizeit auf eigene Rechnung Schnitzarbeiten auszufuhren ein damals ungewohnliches Privileg Am 26 November 1664 entliess der Meister Oswald Krad Gregor Schwenzengast aus der Lehre behielt ihn als Gesellen jedoch noch bis Mitte August 1665 2 Die damals ublichen Wanderjahre um den Meistertitel zu erlangen scheint Gregor Schwenzengast nicht angetreten zu haben denn bereits am 27 Mai 1666 ist ein Werkvertrag des Klosters Marienberg mit dem Bildhauer Gregorien Schwenzengast aktenkundig dem am 10 August 1667 ein weiterer folgt in dem bereits von einem Lerner also von einem Lehrling in seinen Diensten die Rede ist Den damals streng einzuhaltenden Zunftregeln gemass muss Gregor den Meistertitel also schon besessen haben Das Kloster Marienberg war der erste grosse Auftraggeber des jungen Schwenzengast und der Abt Franz von Pach forderte den begabten Kunstler nach Kraften sein Leben lang Er brachte ihn in Kontakt mit seiner Familie fur die der Kunstler mehrere Wappen und Grabsteine schuf 3 1671 findet sich in den Raitregistern des Klosters der Vermerk aniezt zu Latsch Gregor war also nach Latsch umgezogen 1666 noch hatte er in der Gand in Martell einen Garten erworben Sein Lehrherr Oswald Krad hatte ihm in der Zwischenzeit sein weites Betatigungsfeld uberlassen weil er nach Bozen verzogen war Wann der Kunstler seine Ehefrau Maria Partin aus Kuppelwies in Ulten ehelichte ist nicht bekannt Seit dem Jahr 1667 sind Frau und Kind dabei wenn er langere Zeit auf Marienberg verweilen musste Welche Wertschatzung er in den gesellschaftlich gehobenen Kreisen von Latsch genoss davon geben die Namen der Taufpaten fur seine Kinder und die Burgen fur Vertrage mit Schwenzengast Bezug Zeugnis allen voran der Graf von Mohr auf Montani Dokumentarisch belegt sind zahlreiche Stiftungen der Eheleute Schwenzengast fur religiose Belange oder fur Bruderschaften Stiftungen und Seelgerate waren in der Barockzeit sehr gebrauchlich Von den zahlreichen Kindern scheint keines die Eltern uberlebt zu haben weil bei der Nachlassabwicklung davon nicht mehr die Rede ist Sein Sohn Johannes wurde Bildhauer der Sohn Jakob Philipp Arzt in Neumarkt Gregor Schwenzengast verstarb hochbetagt am 4 Juli 1723 Das Fehlen der engsten Verwandten seine Frau war schon seit zwei Jahren tot die Kinder ebenfalls nicht mehr am Leben mag dazu beigetragen haben dass der Kunstler bei seinen Zeitgenossen schon in seiner letzten Lebens und Schaffensperiode in Vergessenheit geraten war Vermutlich wird er zuletzt keine grossere Werkstatte mehr unterhalten sondern nur mehr Grabmaler Marienbilder und Wappensteine gefertigt haben Einer seiner Forderer in Latsch war Pfarrer Peter Heid gewesen der von 1674 bis 1718 der Pfarre Latsch vorgestanden war Fur dessen Nachfolger den Neuerer Paulus Lanpacher war der Kunstler offenbar kein Thema mehr Werke BearbeitenGregor Schwenzengast war vermutlich bereits zu seinen Lebenszeiten in seiner Hauptsparte dem Altarbau ausser Mode gekommen und schon bei seinen Zeitgenossen in Vergessenheit geraten Nachfolgenden Chronisten standen einerseits nur sehr durftige Informationen uber sein Schaffen zur Verfugung andererseits traten einige besonders namhafte Kunsthistoriker den Werken aus dieser Kunstepoche mit unverhohlener Geringschatzung gegenuber Dies gilt fur Karl Atz fur den die erwahnenswerten Kunstwerke mit der Gotik endeten ihm war nur Schwenzengasts Mitwirkung beim Bau der Tschenglser Pfarrkirche eine Erwahnung wert als auch fur Josef Weingartner 4 Erst in der Zwischenkriegszeit und in neuerer Zeit begannen lokale Autoren wie Nicolo Rasmo durch akribische Quellensammlung das ganze Schaffensreservoir dieses Latscher Kunstlers auszuleuchten und damit seinen Stellenwert ins rechte Licht zu rucken Marienberger Schaffenszeit Bearbeiten St Michaels Altar 1671 bei einigen Figuren ist nicht sicher ob sie von ihm stammen Der Marienberger Orgelkasten mit der Jahreszahl 1678 wahrend der bayrischen Besatzungszeit nach Burgeis verbracht 1812 mit Stifts und Pralatenwappen von Marienberg Eine Kreuzigungsgruppe in der hl Kreuz Kapelle neben Burgeis Ein Marienaltarchen mit der Jahreszahl 1697 das spater in der Hofkapelle zu Pramajur aufgestellt wurde Das Marienbild Maria Schnee aus der Kapelle am Fussweg nach Marienberg 1691 Diverse Statuen im Klostergebaude oder in der Sakristei von Burgeis Zierstucke fur die Stuben im Kloster andere Werkstucke die wohl nicht mehr alle vorhanden sind Altare Bearbeiten Ausser den oben genannten St Michaelsaltar und dem Marienaltarchen in Pramajur werden dem Kunstler folgende Altare zugeschrieben Schwenzengast pflegte seine Werke nicht zu signieren Marling St Felix 1671 Altar Latsch Pfarrkirche St Peter und Paul 1681 Puz Altar St Moritz in Ulten 1685 Hochaltar die Seitenstatuen wurden 1976 gestohlen Tarsch Pfarrkirche St Michael um 1694 Hochaltar Tarsch Pfarrkirche St Michael Zacher Altar Zacharias Altar Tarsch Pfarrkirche St Michael St Anna Altar St Anna und Sebastiansbruderschaft Tschengls Pfarrkirche Maria Geburt 1697 Altar der Seitenkapelle Stiftung der Fam Hendl und Hauptwerk Gregor Schwenzengasts Baumeister war Josef Delai das Altarbild Maria Himmelfahrt wurde von Matthias Pussjager gemalt Von namhaften Kunstexperten wurden ihm auch die reichen Stuckaturen zugeschrieben Das wird von anderen in Abrede gestellt weil Schwenzengast kein Stuckateur war Kortsch Pfarrkirche zum hl Johannes 1699 Altar der Seitenkapelle Stiftung Hans Strimmer Gerichtsschreiber in Schlanders Sistrans Pfarrkirche St Gertraud 1705 von dem fur diese Kirche geschaffenen Altar existiert nur mehr die Statue der KirchenpatroninHolzstatuen Bearbeiten Tarsch Pfarrkirche St Michael Schmerzensmann Inschrift 1666 Leonhard Gruber er war einer der wohlhabendsten Bauern von Tarsch Tarsch Pfarrkirche St Michael Pieta Zuschreibung unsicher Kortsch Pfarrkirche zum hl Johannes dem Taufer Schutzengelstatue spater uberarbeitet Kortsch Pfarrkirche zum hl Johannes dem Taufer Anna Selbdritt uberarbeitet Latsch St Anna Kapelle beim Ansitz Muhlrain St Anna und Joachim unter der goldenen Pforte Latsch Ansitz Muhlrain St Anna Statue Zuschreibung unsicher Martell Friedhofskapelle Pieta Goldrain St Anna in Schanzen Giebelfigur auf dem linken Seitenaltar Erzengel Michael Latsch Pfarrkirche St Peter und Paul Pieta St Pankraz in Ulten Untere Kapelle in St Sebastian am Friedhof Pieta Latsch Pfarrkirche St Peter und Paul Mutter Anna Statue wird zu einem Altar gehort haben sie wurde lange Zeit als Prozessionsstatue verwendet Latsch Pfarrkirche St Peter und Paul hl Josef Pfarrkirche Tschengls hl Katharina Meran St Barbarakapelle 1712 Verkundigungsgruppe Figuren stammen von einem Lichtmessaltar den der Kunstler fur die Pfarrkirche von Meran geschaffen hat Latsch Unsere Liebe Frau am Bichl hl Sebastian und hl Rochus Innsbruck Ferdinandeum Erzengel Michael Provenienz aus der Schlandersburg Vezzan Privatbesitz hl Erasmus angeblich aus der Moosburg in Goldrain stammend Madonnenreliefs Bearbeiten nbsp St Anna Kapelle beim Ansitz Muhlrain in Latsch nbsp Madonnenrelief am Hotel zum Grafen von MeranDie tiefe Frommigkeit der Menschen im Zeitalter des Barocks brachte die Marienverehrung in verschiedenen Auspragungen zu einer Hochblute das Wallfahrtswesen erlebte einen Aufschwung Besonders beliebte Ziele der Wallfahrer im Vinschgau waren Marienberg Unsere Frau in Schnals die Heiligen Drei Brunnen in Trafoi Jeder Ort bemuhte sich um eine Gnadenkapelle so wie es die Bewohner von Tschengls taten die eifrig die Kunde uber ihr wundertatiges Gnadenbild verbreiteten Die Maler hatten alle Hande voll zu tun Marienbilder an die Hauserwande zu malen Die Bildhauer und Steinmetze schnitzten ihre Marienmotive in Holz bzw meisselten sie in Marmor oder Stein Gregor Schwenzengast hat sich fur die Herstellung seiner medaillonsartigen Madonnenreliefs aus Vinschger Marmor sehr wahrscheinlich von einem Abbild des Wessobrunner Gnadenbildes inspirieren lassen das sich im Inventar der St Anna Kapelle in Schanzen befindet Seit 1704 wurde namlich vom Kloster Wessobrunn aus die Kunde uber dieses Gnadenbild in einer breit und geschickt angelegten Propaganda unter das Volk gebracht im Vinschgau unter anderem auch uber das Kloster Marienberg Die Madonnenreliefs von Gregor Schwenzengast sind zeitlich zwischen 1704 und 1723 einzuordnen Mals Fruhmesswidum Mutter der schonen Liebe Kortsch Luzienhof unterscheidet sich von den ubrigen in wesentlichen Stucken deswegen Zuschreibung strittig Schlanders Rathaus oder Plawennhaus Mutter der schonen Liebe kommt dem Wessobrunner Gnadenbild sehr nah Schlanders Matscherhaus das Gesicht der Muttergottes ist portratverdachtig Schlanders Gasthaus zum Widder Latsch Ansitz Muhlrain Maria Tempel des heiligen Geistes besonders prachtig gestaltet Marling Obergojenhof Auftrag der Kartause in Schnals Meran Hotel zum Grafen von Meran am Rennweg Meran Widum in der Passeirergasse Nr 3 stammt vom Thalguterhaus in den Berglauben Untermais Siegler am Turm Dorfmeisterhof oder SuppanturmEs existieren weitere ahnliche Reliefs beim Ansitz Liebeneich in Terlan sowie in Bozen die aber nicht Schwenzengast zugeschrieben werden weil sie teilweise sehr grob und unsorgfaltig ausgefuhrt wurden Grabdenkmaler Bearbeiten Es sind Grabsteine deren Auftraggeber ein urkundlich belegtes Naheverhaltnis zum Kunstler hatten oder in die Ara seines Schaffens fallen und ein qualitativ hochstehendes handwerkliches Konnen anzeigen sichere Zuschreibungen gibt es aber nicht Es sind dies die Verdrosische Begrebnus in den Arkaden des Friedhofs von Latsch das Grabdenkmal fur Pfarrer Petrus Heid am Fusse des Turms der Pfarrkirche von Latsch 1718 das Kleinhans Grabmal in der Latscher Pfarrkirche der Mohr Gedenkstein in der Spitalskirche von Latsch 1695 die Grabsteine fur Peter Spechtenhauser und Johannes Veilegger in der Bichlkirche zu Latsch das Grabmal fur Pfarrer Johannes Wenter in der Pfarrkirche Naturns 1719 der Voglmayr Epitaph an der Pfarrkirche von Meran 1695 das Grabmal fur Susanna Peisserin an der alten Pfarrkirche in Algund 1700 der Grabstein fur Cordula von Pach an der Pfarrkirche von Meran 1719 der Grabstein fur Josef Storch im Friedhof von Marling 1722 das Grabdenkmal fur Ferdinand Miller von Aichholz im Friedhof von Niederlana 1709 das Grabmal fur Johann Jakob von Pach an der Pfarrkirche in Kaltern 1666Wappensteine und Marmorreliefs Bearbeiten nbsp Wappen uber dem Hoftor der Stachlburg in Partschins nbsp Allianzwappen des Ferdinand Karl v Sagburg u Maria Helena Campi von Heiligenberg am Ansitz Rosengarten in Lana SudtirolAllianzwappen beim Ansitz Heydorf in Schlanders heute Loretzhof Reliefs des Kaisers Leopold I 1657 1705 und des Kaisers Joseph I 1705 1711 in der Schlandersburg standige Leihgabe des Ferdinandeums Innsbruck Wappen des Abtes Franz von Pach im Kloster Marienberg Wappen am Hoftor der Stachlburg in Partschins Allianzwappen der Stachlburg in Partschins und der Schlandersberg in der Kallmunz am Sandplatz in Meran Ein Gedenkstein in der Kirche St Helena in Ulten 1698 Wappen am Gasthaus zum Schwarzen Adler in Lana das im Besitz der Familie Miller von Aichholz war Allianzwappen des Ferdinand Karl von Sagburg und seiner Gemahlin Maria Helena Campi von Heiligenberg und Figurengruppe beim Ansitz Rosengarten in LanaEinzelnachweise Bearbeiten Hermann Theiner Gregor Schwenzengast S 24 Hermann Theiner Gregor Schwenzengast S 22 Hermann Theiner Gregor Schwenzengast S 27 Josef Weingartner Die Kunstdenkmaler Sudtirols Bd I S 56 Von dort 2 Halfte des 17 Jhd an wird die Produktion an Altaren und damit an Holzfiguren immer zahlreicher Die barocken Formen erringen die Herrschaft die Gestalten drehen und winden sich die Kopfe zeigen pathetische Erregung die Gewander flattern und die Arme gestikulieren in der Luft An solchen Barock und Rokokoaltaren ist auch in Sudtirol kein Mangel Bedeutende Kunstwerke aber sind selten darunter Literatur BearbeitenHermann Theiner Gregor Schwenzengast Barockbildhauer in Latsch 1646 1723 Heimatpflegeverein Latsch 1996 Druck Kofel GmbH SchlandersWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Gregor Schwenzengast Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Person GND 137460449 lobid OGND AKS VIAF 81648728 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwenzengast GregorKURZBESCHREIBUNG Tiroler Bildhauer und BildschnitzerGEBURTSDATUM 3 Marz 1646GEBURTSORT MartellSTERBEDATUM 4 Juli 1723STERBEORT Latsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gregor Schwenzengast amp oldid 230846469