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Unter Glarner Gemeindereform versteht man eine radikale Vereinfachung des Gemeindewesens im Kanton Glarus Auf der Grundlage des Beschlusses der Landsgemeinde vom 7 Mai 2006 wurden zum einen die bislang 25 Ortsgemeinden Stand 1 Juli 2006 auf 3 Gemeinden 2011 reduziert und zum andern die Spezialtypen Schulgemeinde Fursorgegemeinde und Tagwen Burgergemeinde aufgehoben beziehungsweise deren Aufgaben den drei neugebildeten Gemeinden zugeordnet Neben diesen Einheitsgemeinden existieren seither allein noch die ebenfalls offentlich rechtlich anerkannten Kirchgemeinden der reformierten und der katholischen Landeskirche Gemeinden des Kantons Glarus vor der GemeindereformGemeinden des Kantons Glarus nach der Gemeindereform Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Landsgemeinde 1 3 Gerichtliches und politisches Nachspiel 1 4 Ausserordentliche Landsgemeinde 2 Die neuen Gemeinden 2 1 Glarus Sud 2 2 Glarus Nord 2 3 Glarus 3 Weblinks 4 QuellenGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Durch eine abwandernde Bevolkerung zahlreiche leerstehende Fabrikhallen und gravierende finanzielle Probleme einzelner Gemeinden sorgte der Kanton seit langerem schweizweit fur Aufsehen Beispielsweise erlitt die Gemeinde Bilten trotz ihres hervorragenden Wirtschaftsstandorts massive Steuereinbussen Dies fuhrte zu Uberlegungen die politisch unabhangigen Gemeinden zu grosseren Einheiten zu verschmelzen Gegner und Befurworter der Gemeindereform meldeten sich schon vor der Landsgemeinde mit Leserbriefen in der Lokalpresse Landsgemeinde Bearbeiten Vom Landrat und vom Regierungsrat wurde ein Modell favorisiert das die Reduktion von damals 25 Ortsgemeinden auf 10 Einheitsgemeinden vorsah Landrat Hansjorg Marti stellte einen Antrag auf die Bildung von sieben Einheitsgemeinden Ein Vorstoss von Kurt Reifler Landsgemeindeteilnehmer aus Ennenda verlangte sogar die Reduktion auf drei Einheitsgemeinden die den drei bestehenden Planungsregionen entsprachen In einer funfstufigen Abstimmung wurde uberraschenderweise Reiflers Vorschlag von der Landsgemeinde mit einer knappen Mehrheit es brauchte ein dreimaliges Ausmehren das dritte unter Beizug aller funf Regierungsratsmitglieder gutgeheissen Gerichtliches und politisches Nachspiel Bearbeiten Kurz nach der Abstimmung wurden Stimmen laut die ein Ruckgangigmachen des Entscheides forderten weil das Vorgehen aus demokratischer und politischer Sicht als fragwurdig beurteilt wurde Die angenommene aber radikalste Reformvariante die Schaffung von nur drei Einheitsgemeinden war nicht im Memorial fur die Landsgemeinde aufgefuhrt Gegen diesen Beschluss der Landsgemeinde reichte ein Stimmburger beim Verwaltungsgericht des Kantons Glarus eine Klage ein Er zweifelte die Rechtmassigkeit der Abstimmung an da der Antrag fur die Schaffung dreier Gemeinden erst wahrend der Debatte eingebracht wurde Die Klage wurde vom Verwaltungsgericht am 6 Juni 2006 abgewiesen 1 Diese Klage und eine staatsrechtliche Beschwerde wurden an das Bundesgericht weitergezogen Das Bundesgericht wies am 3 November 2006 sowohl die staatsrechtliche Beschwerde gegen den Entscheid des Verwaltungsgerichts vom 6 Juni 2006 2 als auch die staatsrechtliche Beschwerde gegen den Landsgemeindebeschluss des Kantons Glarus vom 7 Mai 2006 3 ab Die beanstandete Verletzung von Artikel 118 der Glarner Kantonsverfassung der vorsieht dass die Stimmberechtigten der betroffenen Gemeinden uber Bestand und Zusammenschlusse von Gemeinden selber entscheiden wurde durch das Bundesgericht ebenso wenig gepruft wie die Verletzungen von Artikel 34 Absatz 2 und von Artikel 65 der Bundesverfassung Das Bundesgericht vertrat lediglich den Standpunkt dass eine Verletzung von Artikel 118 der Kantonsverfassung fruher hatte gerugt werden mussen namlich im Zeitpunkt der Vorbereitung der Landsgemeinde Ob der Entscheid mit der Europaischen Charta der kommunalen Selbstverwaltung die auch von der Schweiz ratifiziert wurde zu vereinbaren ist wurde bisher nicht gepruft Ausserordentliche Landsgemeinde Bearbeiten Das Initiativkomitee fur ein demokratisches faires und effizientes Glarnerland forderte die Einberufung einer ausserordentlichen Landsgemeinde mit dem Ziel den Strukturreformentscheid zur Schaffung von drei Gemeinden aufzuheben Mit den von ihm gesammelten und eingereichten 2279 gultigen Unterschriften kam die Initiative zustande Die ausserordentliche Landsgemeinde die erste seit 155 Jahren fand am 25 November 2007 statt und bestatigte den Beschluss fur die Gemeindereform mit grossem Mehr Einen Memorialsantrag der verlangte gleich den ganzen Kanton in einer Gemeinde zusammenzufassen empfanden die Glarner als zu radikal und lehnten ihn ab Die neuen Gemeinden BearbeitenIn der Folge wurden Namen und Umfang der neuen Gemeinden definiert und ihre Konstituierung umgesetzt Nach Abschluss aller Verfahren auf Stufe Kanton und Bund erfolgte die Publikation der Gemeindenamen im Bundesblatt Als Arbeitstitel fungierten Glarus Sud Glarus Mitte und Glarus Nord Auch die Bezeichnungen Glarus Hinterland Glarus Mittelland Glarus Unterland waren im Gesprach Glarus Sud Bearbeiten nbsp Hauptartikel Glarus Sud Glarus Sud umfasst das Glarner Hinterland und wurde damit in Bezug auf die Flache zur grossten Gemeinde der Schweiz inzwischen hat die Gemeinde Scuol im Unterengadin die grosste Flache der Schweiz 4 Dieser Gemeinde gehoren an das Sernftal mit den ehemaligen Gemeinden Engi Matt und Elm auch Kleintal genannt sowie das Grosstal das von der Linth durchflossen wird Es umfasst die zuvor bestehenden Gemeinden Betschwanden Braunwald Haslen bestehend aus den am 1 Juli 2006 fusionierten Haslen Leuggelbach und Nidfurn Linthal Luchsingen bestehend aus den schon fruher fusionierten Gemeinden Diesbach Luchsingen und Hatzingen Mitlodi Ruti Schwanden Schwandi und Sool Zum Grosstal gehort ein Teil der Glarner Alpen die teils bewirtschaftet werden Am 23 April 2009 stimmten die Stimmburger der betroffenen Gemeinden uber das Wappen ab und entschieden sich gleichzeitig fur den zukunftigen Gemeindenamen Glarus Sud Als mogliche Namen waren auch Schwanden oder Fryberg in Diskussion Glarus Nord Bearbeiten nbsp Hauptartikel Glarus Nord Glarus Nord ist der Name der politischen Gemeinde welche vor allem die Linthebene des Kantons Glarus den Kerenzerberg und einen Teil des Walensees umfasst Die neue Gemeinde erstreckt sich uber das Gebiet der bis dahin selbststandigen Gemeinden Bilten Filzbach Mollis Muhlehorn Nafels Niederurnen Oberurnen und Obstalden und zahlte zum Fusionszeitpunkt knapp 17 000 Einwohner An der Gemeindeversammlung vom 14 Januar 2009 bestimmten die Burger der bisherigen Gemeinden den Namen Glarus Nord fur die zukunftige Gemeinde als Gegenvorschlag stand der Name Linth zur Diskussion der jedoch von einer Mehrheit abgelehnt wurde Die Versammlung wahlte das Gemeindewappen und bevorzugte ein Gemeindeparlament zusatzlich zur direktdemokratischen Gemeindeversammlung Glarus Bearbeiten nbsp Hauptartikel Glarus Die Gemeinde Glarus umfasst den Kantonshauptort Glarus sowie das Klontal und die bisherigen Gemeinden Ennenda Netstal und Riedern Die Talschaft wird von der Linth durchflossen und ist umgeben von den Glarner Alpen Am 12 Dezember 2008 entschieden sich die Stimmburger fur ein gemeinsames Wappen Weblinks BearbeitenLandsgemeinde 2006 Traktandenliste und Audioarchiv Protokoll der Landsgemeinde vom 7 Mai 2006Quellen Bearbeiten Entscheid des Verwaltungsgerichtes vom 6 Juni 2006 PDF 105 kB Urteil vom 3 November 2006 der I offentlichrechtlichen Abteilung des Schweizerischen Bundesgerichts T 1 2 1P 427 2006 ggs Memento vom 18 Dezember 2007 im Internet Archive Urteil vom 3 November 2006 der I offentlichrechtlichen Abteilung des Schweizerischen Bundesgerichts T 1 2 1P 339 2006 ggs Memento vom 18 Dezember 2007 im Internet Archive Peter Jankovsky Die grosste Gemeinde muss klein anfangen In Neue Zurcher Zeitung 10 Januar 2015 Zitat Im Unterengadin liegt die grosste Gemeinde der Schweiz punkto Flache Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glarner Gemeindereform amp oldid 234405155