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Die Gesteinsmetamorphose altgriechisch metamorfwsis metamorphosis deutsch Verwandlung Umgestaltung ist die Umwandlung der mineralogischen Zusammensetzung eines Gesteins durch Steigerung von Temperatur und oder Druck Dabei entsteht aus dem Ausgangsgestein das auch als Protolith oder Edukt bezeichnet wird ein metamorphes Gestein Metamorphit Bei der Metamorphose kommt es zu Mineralreaktionen also zur Neu oder Umbildung von Mineralen wobei das Gestein in festem Zustand verbleibt Schmilzt dagegen Gestein so spricht man von Anatexis Die Bezeichnung stammt von Charles Lyell die Idee vertrat aber schon James Hutton im 18 Jahrhundert und einige andere 1 Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Arten 2 1 Regionalmetamorphose 2 2 Druckbetonte Metamorphose 2 3 Kontaktmetamorphose 2 4 Impaktmetamorphose 2 5 Dislokations Metamorphose 2 6 Klassifizierung der Metamorphose 3 Grenzbereiche 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksUberblick BearbeitenEine Abgrenzung der Gesteinsmetamorphose von der Diagenese den Prozessen die zur Bildung von Sedimentgesteinen aus Sedimenten fuhren kann nicht exakt gezogen werden da es auch bei der Diagenese zu Mineralneu und umbildungen kommen kann Es gibt verschiedene Definitionen nach denen von einer Metamorphose zu sprechen ist wenn bestimmte Minerale auftreten oder nicht mehr vorhanden sind bzw bestimmte Druck und Temperaturgrenzen uberschritten wurden Bei der Metamorphose bleibt die chemische Zusammensetzung des Gesteins oft unverandert man spricht dann von isochemischer Metamorphose Da an einer Metamorphose immer auch fluide Phasen beteiligt sein konnen ist diese Bedingung selten streng erfullt Wenn der Elementbestand eines Gesteins wesentlich verandert wird liegt eine Metasomatose vor Dies trifft nicht zu wenn nur H2O oder CO2 zu oder abgefuhrt werden 2 Die Metamorphose eines Gesteins wird durch Druck und Temperatur beeinflusst Man spricht von einer prograden Metamorphose wenn Druck und Temperatur wahrend der Metamorphose zunehmen und von einer retrograden Metamorphose oder Diaphthorese wenn Druck und Temperatur wahrend der Metamorphose abnehmen Prinzipiell beobachtet man zwei Arten der Umwandlung von Gesteinen Durch Phasenumwandlungen Mineralreaktionen entstehen neue Minerale aus den vorhandenen Minerale konnen nur unter bestimmten Druck und Temperaturbedingungen miteinander existieren Sind diese Bedingungen nicht mehr erfullt konnen die Minerale miteinander zu anderen Mineralen reagieren Solche Mineralreaktionen sind oft sehr komplex Manche der neu gebildeten Minerale setzen bei diesen Reaktionen andere Stoffe wie z B Wasser frei oder nehmen sie auf dadurch kommt es zu dem oben angesprochenen Phanomen der Metasomatose Bei der Kristallisation von Mineralen kommt es zu Gefugeumwandlungen im Gestein Durch die Einregelung durch Drucklosungsprozesse nach dem Rieckeschen Prinzip oder das orientierte Wachstum von Mineralen bildet sich im Gestein eine Schieferung aus die umso ausgepragter ist je mehr Schichtsilikate Glimmer im Gestein vorhanden sind Arten BearbeitenDer mogliche Verlauf einer Gesteinsmetamorphose ist abhangig von den dabei durchlaufenen Druck und Temperaturbedingungen Diese konnen sehr verschieden sein und so unterschiedliche Metamorphosetypen hervorrufen Gesteine die einen bestimmten Metamorphosetyp durchlaufen haben tragen haufig charakteristische Merkmale zum Beispiel bestimmte Mineralparagenesen Gefugemerkmale u a davon Regionalmetamorphose Bearbeiten nbsp Metamorphes Faziesschema inclusive uberlagernd gestrichelt aufgetragen ein Druck Temperatur Diagramm der Aluminiumsilikate Abkurzungen in Rot kennzeichnen die Stabilitatsbereiche der Aluminiumsilikate Ky Kyanit And Andalusit Sil Sillimanit dessen gestrichelt dargestellte Druck Temperatur Grenzlinien als Hilfslinien einer ersten Grobeinteilung der metamorphen Prozesse dienen sollen In der mit dem Symbol Ky bezeichneten Zone liegen die druckbetonten metamorphen Prozesse in der mit dem Symbol Sil bezeichneten Zone die temperaturbetonten metamorphen Prozesse und in der mit dem Symbol And bezeichneten Zone die kontaktmetamorphen Prozesse Der markante Tripelpunkt bei 500 C und 4 kbar ist ein invarianter Punkt bei der Charakterisierung derartiger Prozesse Der Zusatz Regional besagt dass diese Art der Metamorphose uber grosse Volumina z T uber mehrere 1000 km stattfindet meistens hervorgerufen durch tektonische Senkung grosser Teile der Erdkruste Hierbei geraten Gesteine durch Versenkung etwa durch Faltung oder Subduktion an Kontinentalrandern unter hohen Druck und oder Temperatur die die Umwandlung der Minerale gleichermassen bestimmen Typische Gesteine sind zum Beispiel Glimmerschiefer Gneise Amphibolite Druckbetonte Metamorphose Bearbeiten Die druckbetonte Metamorphose ist ein typisches Kennzeichen von Subduktionszonen Hierbei wird verhaltnismassig kaltes Material ozeanischer Kruste versenkt Die dabei ablaufende Metamorphose wird daher von vergleichsweise niedrigen Temperaturen und hohen Drucken bestimmt Gesteine die die druckbetonte Metamorphose durchlaufen haben sind durch typische Minerale gekennzeichnet wie Glaukophan in Blauschiefern oder Omphazit in Eklogiten Kontaktmetamorphose Bearbeiten Die Kontaktmetamorphose ist die temperaturbetonte Metamorphose Kontaktmetamorphe Gesteine finden sich vor allem im Umfeld magmatischer Intrusionen Das heisse Magma heizt das umgebende Gestein auf und fuhrt so dessen Metamorphose herbei Der Bereich der Metamorphose heisst Kontakthof Ein typisches Merkmal kontaktmetamorpher Gesteine sind die durch Mineralreaktionen hervorgerufene Knotenbildung sowie haufig das Fehlen einer Schieferung Bei der Kontaktmetamorphose konnen Hornfelse Frucht und Knotenschiefer entstehen Impaktmetamorphose Bearbeiten Diese sehr extreme Art der Metamorphose wird durch heftige Stosswellen hervorgerufen und kann zur Zertrummerung ganzer Gesteinspartien und zur Zerstorung von Kristallgittern fuhren Sie ist auf Meteoritenkrater und auf die Orte unterirdischer Atombombenversuche beschrankt Im Bereich des Einschlagkraters werden hohe Temperaturen und Drucke erzeugt wobei Gesteine aufgeschmolzen und herausgeschleudert werden und dann zu kugeligen Glasaggregaten erstarren Tektite Typische Kennzeichen fur die Impaktmetamorphose ist das Auftreten von Hochdruckmineralen wie zum Beispiel Coesit oder bedingt durch den Kollaps von Kristallgittern von diaplektischem Glas Die Impaktmetamorphose fuhrt zur Zertrummerung von Gesteinskorpern die makroskopisch sichtbar ist z B im Suevit des Nordlinger Rieses Dislokations Metamorphose Bearbeiten Die Dislokations Metamorphose wird auch Dynamometamorphose genannt In aktiven Storungszonen wird das Gestein durch die Bewegung zweier Blocke gegeneinander stark verandert Reagiert das Gestein dabei auf mechanische Beanspruchung sprode das heisst es zerbricht und wird zermahlen so entstehen dabei Kataklasite Wenn das Gestein duktil auf mechanische Beanspruchung reagiert entstehen durch Neukristallisation Mylonite mit charakteristischem durch die stete Bewegung gepragtem Gefuge Bei Erdbeben tritt eine kurzzeitige und plotzliche Bewegung von Gesteinspartien auf Offnen sich dabei Hohlraume konnen darin durch die plotzliche Druckentlastung Implosionsbrekzien entstehen die den Hohlraum wieder auffullen Durch die bei einer plotzlichen Bewegung an der Bewegungsflache entstehende Reibungswarme kann dies zu kurzzeitigem Aufschmelzen von Gesteinspartien und zur Bildung von Pseudotachyliten fuhren Ebenso konnen durch den Kollaps von Kristallgittern diaplektische Glaser entstehen Klassifizierung der Metamorphose Bearbeiten Es gibt unterschiedliche Systeme zur Beschreibung des Metamorphosegrades den ein Gestein erreicht hat In Analogie zur Fazies von Sedimenten konnen metamorphe Bedingungen Druck Temperatur durch metamorphe Faziesgruppen zusammengefasst werden Eine andere Moglichkeit ist die Bestimmung des Metamorphosegrades anhand bestimmter Mineralreaktionen Der Umstand dass bestimmte Minerale aus anderen entstanden sind zeigt dabei dass bestimmte Grenztemperaturen bzw Grenzdrucke uberschritten wurden Grenzbereiche BearbeitenGegenuber der Diagenese kann die Metamorphose nicht eindeutig abgegrenzt werden da bei der diagenetischen Umwandlung eines Sedimentes in ein Gestein ahnliche Prozesse ablaufen Haufig wird eine willkurliche Abgrenzung vorgenommen wenn bestimmte Druck und Temperaturverhaltnisse uberschritten wurden Der Grenzbereich zur Diagenese wird oft als Anchimetamorphose bezeichnet Die Anatexis die zur partiellen oder vollstandigen Aufschmelzung von Gesteinen fuhrt ist ebenfalls ein Vorgang im Grenzbereich der Gesteinsmetamorphose Metamorphose findet immer im festen Zustand statt wahrend bei der Anatexis Schmelzen gebildet werden Bei der Metasomatose wird die allgemeine chemische Zusammensetzung des betreffenden Gesteins Gesteinschemismus durch Stoffaustausch verandert wahrend die eigentliche Metamorphose isochemisch ist d h die allgemeine chemische Zusammensetzung des Gesteins andert sich nicht Siehe auch BearbeitenEpizone Mesozone Katazone Ozeanbodenmetamorphose GeothermobarometrieLiteratur BearbeitenKurt Bucher Rodney Grapes Petrogenesis of metamorphic rocks 8 Auflage Springer Berlin 2011 ISBN 978 3 540 74168 8 bis 5 Aufl u d T Helmut Gustav Franz Winkler Petrogenesis of metamorphic rocks John Grotzinger Thomas H Jordan Frank Press Raymond Siever Understanding earth 5 Auflage W H Freeman amp Co New York 2007 ISBN 978 0 7167 7696 3 Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 9 Auflage Springer Spektrum Berlin 2014 ISBN 978 3 642 34659 0 Bruce W D Yardley Einfuhrung in die Petrologie metamorpher Gesteine Enke Stuttgart 1997 ISBN 3 432 27741 5Einzelnachweise Bearbeiten H Holder Kurze Geschichte der Geologie und Palaontologie Springer Berlin 1989 S 67 H G F Winkler Petrogenesis of metamorphic rocks 5 Auflage Springer 1979 ISBN 3 540 90413 1 S 16 englisch Weblinks BearbeitenMetamorphose im Mineralienatlas WiKi Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Metamorphose Geologie amp oldid 231487632